Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 182 — »Seid Ihr fertig?« fragte Magnus ungeduldig. »Wenn Ew. Gnaden befehlen, können wir aufbrechen.« »Das arme Kind!« klagte die Pachterin. Der gnädige Herr Graf würden Ihre Menschenfreundlichkeit verdoppeln, wollten Sie mir erlauben, daß ich unterthänigst meinen ›Lebensgeist‹ oder auch den ›schmerzstillenden Spiritus‹ –« »Schweigt!« unterbrach sie Magnus, einen blanken Thaler in ihre Hand schiebend. »Dies für Eure Mühe und jetzt packt Euch!« »Tausend Dank, gnädigster Herr! Aber Sie werden mir doch erlauben, daß ich das liebe Ding auf meinen Armen in den Wagen trage?« »Ich werde Euch die unnützen Arme mit meiner Peitsche zerklopfen,« fuhr Magnus die dienstfertige Frau an, »wenn Ihr Euch nicht auf der Stelle fortpackt! Zu lange schon hat mein Schützling in Eurer Nähe verweilt. Ich werde Sorge tragen, daß sie Euch nie wieder sieht.« Obwohl die Pachterin über die letztere Bemerkung sehr bestürzt wurde, da sie durchaus nicht begreifen konnte, was den Grafen dazu veranlassen mochte, mußte sie doch lächeln, denn sie besaß hinlänglichen Mutterwitz, um das Sinnlose in des Grafen Drohung sogleich einzusehen. »Ach Du lieber Gott!« rief sie wehmüthig die Hände faltend. »Das wird gar nicht in des gnädigen Herrn
— 183 — Gewalt stehen! Das arme Ding hat ja keine einzige Secunde ihre gewiß sternenhellen Augen aufgeschlagen, noch ein kurzes Sterbenswörtchen gesprochen! Wie soll mich die niedliche kleine Wendin da wiedersehen! Möge sie der liebe Gott nur so treulich behüten, wie Ew. Gnaden sich ihrer liebevoll annehmen!« Magnus hatte inzwischen Haideröschen behutsam von ihrem Lager aufgehoben und nach dem vor der Hausthür haltenden Planwagen getragen. Die schwatzende Frau folgte ihm, immerfort sprechend, auf dem Fuße, obwohl ihr Mann finster genug drein sah und ihr mehrmals winkte, daß sie endlich einmal ihren Herzensergießungen ein Ziel setzen solle. Nachdem der Graf seine schöne Beute auf dem für sie im Wagen bereiteten Heulager niedergelegt und mit Decken und Matratzen so verhüllt hatte, daß ihr die Stöße des Fuhrwerkes auf dem schlechten steinigten Feldwege keine Contusionen oder andere Verletzungen zufügen konnten, bestieg er wieder sein rüstiges Thier und trabte an der Seite der zugezogenen Plane, welche der Pachter selbst leitete, dem entfernten Edelhofe zu, ohne sich weiter um die Lamentationen und Bitten der Pachtfrau zu bekümmern, die sie mit unermüdlicher Zunge bald ihrem Eheherrn, bald dem Grafen nachrief. Trotz der Ungeduld, die ihn zu größter Eile anspornte, mußte sich Magnus doch entschließen, einen sehr langsamen Trab zu reiten, da der Pachter kurz und bündig erklärte, daß es durchaus unmöglich sei,
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»Seid Ihr fertig?« fragte Magnus ungeduldig.<br />
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Obwohl die Pachterin über die letztere Bemerkung<br />
sehr bestürzt wurde, da sie durchaus nicht begreifen<br />
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mußte sie doch lächeln, denn sie besaß hinlänglichen<br />
Mutterwitz, um das Sinnlose in <strong>des</strong> Grafen Drohung<br />
sogleich einzusehen.<br />
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faltend. »Das wird gar nicht in <strong>des</strong> gnädigen Herrn