26.12.2012 Aufrufe

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 181 —<br />

Engelsbild. <strong>Die</strong> böse Brut der Welt wird Dir nachgestellt<br />

haben, und um ihr zu entgehen, bist Du sicherlich<br />

in Deiner Herzensangst auf und davon gelaufen<br />

und vor Ermattung liegen geblieben. – O ich hab’ ein<br />

gar feines Auge, das Vornehm und Gering auf den ersten<br />

Blick unterscheiden kann, wenn sie sich auch noch<br />

so wunderlich verpacken! Das kommt daher, weil ich<br />

in meiner Jugend bei einer gar reichen Herrschaft in<br />

Dresden Amme gewesen bin, ehe ich meinen jetzigen<br />

Mann kennen lernte. Es ist eine recht gute Seele, gnädigster<br />

Herr, mein Mann; er hat mir’s nicht ein einziges<br />

Mal vorgeworfen, daß ich vor ihm schon zwei Andere<br />

recht von Herzen lieb gehabt hatte. <strong>Die</strong> armen Teufel!<br />

– Ich wäre ihnen wohl treu geblieben, aber sie waren<br />

ja alle beide geborne Bettelleute! – Und nun sitzt einer<br />

schon seit vier Jahren auf dem Baue! – Ja, sehen<br />

Sie, gnädigster Herr Graf, der Mensch könnte mir jetzt<br />

wieder vor die Augen kommen, nicht ansehen thäte ich<br />

ihn, den schlechten Kerl! Spitzbuben und Schufte sollte<br />

man verhungern lassen, das sag’ ich immer. Es ist<br />

nicht anders aufzuräumen unter diesem abscheulichen<br />

Unkraut! –«<br />

<strong>Die</strong> redselige Frau, deren gemeine Denkungsart<br />

deutlich genug aus ihrem Geschwätz zu ersehen war,<br />

hätte den Grafen wahrscheinlich noch lange mit Entwickelung<br />

ihrer Lebensansichten und Erfahrungen unterhalten,<br />

wäre sie durch die Zurückkunft ihres Mannes<br />

nicht daran verhindert worden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!