Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 158 — bin, werdet Ihr mich hoffentlich eine halbe Stunde bei Euch ausruhen lassen. Da können wir das Nähere besprechen. Wichtiger ist es, dem Junker sogleich beizukommen, und da ich mich so tief in die Sache eingelassen habe, möchte ich am liebsten selber mit ihm reden, vorausgesetzt, daß es Euch recht ist.« »Ihr wolltet, Heinrich?« rief Sloboda erfreut und erstaunt zu gleicher Zeit aus. »Habt Ihr auch den Zorn des jungen Herrn überlegt? Er vergieebt Euch nie mehr, wenn Ihr seine Wege kreuzt, und wird Euch auf Schritt und Tritt verfolgen, denn in ihm wohnt eine böse, tückische, verwahrloste Seele!« »Aus Blauhut’s Zorne mache ich mir nicht so viel!« sprach der Maulwurffänger lächelnd, indem er mit aufgeworfener Lippe über die Spitzen seiner Finger hinblies. »Ich bin ein freier Mann, dem er nichts zu befehlen hat. Bisher fing ich ihm redlich das blinde Gewürm von seinen Äckern, wofür er mich immer pünktlich bezahlt hat. Will er mir fernerhin die Kundschaft entziehen und sich die Felder von dem Ungeziefer ruiniren lassen, so steht ihm das frei. Mich soll die Ungnade des Grafen Magnus wenig kümmern, wenn ich um so geringen Preis einem Armen helfen und ein schreiendes Unrecht verhüten oder hintertreiben kann.« Gerührt über ein so uneigennütziges Anerbieten ergriff Sloboda Heinrich’s beide Hände, drückte sie mit Inbrunst und umarmte ihn, seine Stirn küssend.

— 159 — »Vergieb,« sagte er, »daß ein Leibeigener einen freien Mann des Volkes zu umarmen und Bruder zu nennen wagt! Ich kann nicht anders, mein Herz treibt mich dazu. – Hast Du doch selbst gesagt, daß die Kette, die noch an meinen Händen klirrt, gebrochen zu werden verdiente. Nimm an, ich sei frei, wie Du, ich brauchte nicht mehr blindlings den Winken eines launenhaften Herrn zu folgen, und die Schmach, die auf der Person eines Leibeigenen haftet, wird Deine freie Seele nicht beflecken!« »Ich bin Dein Bruder, Jan Sloboda,« erwiederte Heinrich ernst, Händedruck und Kuß erwiedernd. »Und nun noch eine Bitte,« sagte Ehrhold. »Tretet als Gast in meine Hütte! Sie ist zwar ärmlich, aber rein und unentweiht von jeder Frevelthat!« »Ich will die Abendmahlzeit mit Euch und Eurem Freunde theilen,« versetzte der Maulwurffänger, denn wenn ich ehrlich sein soll, so muß ich gestehen, daß ich einen recht gesunden Appetit verspüre. Verspätigen wir uns auch beim Gespräch und bricht die Nacht herein, ehe ich meinen Stab weiter setze, so soll mich das wenig verschlagen. Mir sind alle Wege und Stege im Gebirge, in Ebene und Haide genau bekannt. Die Wanderer hatten auf verschiedenen zwischen den Teichen hinlaufenden Dämmen die fischreichen Weiher durchschritten und erreichten jetzt das Dorf, wo Ehrhold wohnte. Zwischen Wald und sanft ansteigenden Wiesen in breitem Thalgrunde gelegen, den

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bin, werdet Ihr mich hoffentlich eine halbe Stunde bei<br />

Euch ausruhen lassen. Da können wir das Nähere besprechen.<br />

Wichtiger ist es, dem Junker sogleich beizukommen,<br />

und da ich mich so tief in die Sache eingelassen<br />

habe, möchte ich am liebsten selber mit ihm reden,<br />

vorausgesetzt, daß es Euch recht ist.«<br />

»Ihr wolltet, Heinrich?« rief Sloboda erfreut und erstaunt<br />

zu gleicher Zeit aus. »Habt Ihr auch den Zorn<br />

<strong>des</strong> jungen Herrn überlegt? Er vergieebt Euch nie<br />

mehr, wenn Ihr seine Wege kreuzt, und wird Euch auf<br />

Schritt und Tritt verfolgen, denn in ihm wohnt eine böse,<br />

tückische, verwahrloste Seele!«<br />

»Aus Blauhut’s Zorne mache ich mir nicht so viel!«<br />

sprach der Maulwurffänger lächelnd, indem er mit aufgeworfener<br />

Lippe über die Spitzen seiner Finger hinblies.<br />

»Ich bin ein freier Mann, dem er nichts zu befehlen<br />

hat. Bisher fing ich ihm redlich das blinde Gewürm<br />

von seinen Äckern, wofür er mich immer pünktlich bezahlt<br />

hat. Will er mir fernerhin die Kundschaft entziehen<br />

und sich die Felder von dem Ungeziefer ruiniren<br />

lassen, so steht ihm das frei. Mich soll die Ungnade <strong>des</strong><br />

Grafen Magnus wenig kümmern, wenn ich um so geringen<br />

Preis einem Armen helfen und ein schreien<strong>des</strong><br />

Unrecht verhüten <strong>oder</strong> hintertreiben kann.«<br />

Gerührt über ein so uneigennütziges Anerbieten ergriff<br />

Sloboda Heinrich’s beide Hände, drückte sie mit<br />

Inbrunst und umarmte ihn, seine Stirn küssend.

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