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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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erzählst, so wisse, daß ich mich gar nichts um ihn kümmere<br />

und ihn nicht eines einzigen Wortes werth halte.<br />

Deine Schnur erschlug ein fallender Baum, wahrscheinlich<br />

zur Strafe, weil sie Zweige brach, wo es verboten<br />

ist, <strong>oder</strong> zur unrechten Zeit Streu machte. Was<br />

ist’s weiter! Du bist zwei hungrige Mäuler auf einmal<br />

los geworden, was Ihr ja stets für eine besondere Gnade<br />

Gottes haltet. Deinem Sohne geht nichts ab im Gemeindehause.<br />

Er hat müßige Zeit und wird auf Anderer<br />

Unkosten gefüttert. Meine ich es denn nicht gut,<br />

wenn ich Dir auch noch die dritte Esserin abnehmen<br />

will? Wozu brauchst Du eine Gehilfin? Du bist noch<br />

rüstig und kannst immerhin allein arbeiten. Das Faullenzen<br />

taugt nichts für Euch Leute. Müßige Zeit macht<br />

Euch nur unzufrieden. Röschen aber will ich, weil sie<br />

mir gefällt, in’s Schloß nehmen und ihr eine gute Erziehung<br />

geben. Sie soll nicht, wie ihre Ältern, eine elende<br />

Bettlerin werden und nach fremdem Gut ihre schöne<br />

Hand ausstrecken.«<br />

»O Herr,« versetzte Sloboda, ohne seine gebückte<br />

Stellung zu verändern, »Ihre Worte fallen wie Feuerflocken<br />

auf mein Herz und brennen darin so tiefe Wunden,<br />

daß sie wohl nie mehr vernarben und ich sie immer<br />

fühlen werde. Möchten Sie durch die Worte eines<br />

Andern nie ähnliche Schmerzen empfinden!«<br />

Nach diesen Worten trat er einen Schritt zurück,<br />

denn er wußte nicht, was er dem herzlosen Gebieter<br />

noch sagen sollte. Röschen weinte, daß ihr die Thränen

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