Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 142 — Mann, zu Gemüthe, bis daß ihm die Gedanken vergingen und er, so zu sagen, ein Narr wurde! Das arme Ding hat nun eigentlich keine Menschenseele außer mir und ihrem Pathen, bei dem sie den Winter über die Wirthschaft erlernt hat, und ich hab’ sie gepflegt und erzogen, so gut ich konnte, was sie mir Dank weiß, Ew. Gnaden, denn es ist ein recht wackeres und frommes Mädchen! Aber sie möchte mir nun auch gern einen Beweis ihrer Kenntnisse aus Dankbarkeit geben, wornach mein Vaterherz sich sehnt, und seh’n Sie, gnädigster Herr, grade deßhalb hätte ich’s gern, wenn Sie mir die liebe kleine Unruh’ noch ein Jährchen ließen. Sie würde mein Herz erquicken mit ihrem süßen Lächeln und mir die kleine Wirthschaft redlich führen helfen. Es ist ja doch Alles zu Ew. Gnaden eigenem Besten!« Der Wende sah den jungen Gebieter mit seinen offenen Augen so flehentlich an, daß gewissermaßen schon im Ausdruck des Blickes eine Gewährung seiner Bitte hätte liegen müssen. Dennoch erwiederte der Graf kühl und unfreundlich: »Ich sehe es nicht gern, Jan Sloboda, daß Du so oft bittest. Es verbirgt sich dahinter ein aufsätziges Gemüth, wie ich gar wohl weiß, und weil Du hoffst, meinen Vater auf Deiner Seite zu haben, meinst Du, es sei Dir erlaubt, alle meine Befehle durch höfliche Gegenreden zu beseitigen. Ich bin dieser bittenden Widersetzlichkeit müde und will derselben ein Ende machen. Was aber Deinen Familienkummer anlangt, den Du mir auch auf Schritt und Tritt

— 143 — erzählst, so wisse, daß ich mich gar nichts um ihn kümmere und ihn nicht eines einzigen Wortes werth halte. Deine Schnur erschlug ein fallender Baum, wahrscheinlich zur Strafe, weil sie Zweige brach, wo es verboten ist, oder zur unrechten Zeit Streu machte. Was ist’s weiter! Du bist zwei hungrige Mäuler auf einmal los geworden, was Ihr ja stets für eine besondere Gnade Gottes haltet. Deinem Sohne geht nichts ab im Gemeindehause. Er hat müßige Zeit und wird auf Anderer Unkosten gefüttert. Meine ich es denn nicht gut, wenn ich Dir auch noch die dritte Esserin abnehmen will? Wozu brauchst Du eine Gehilfin? Du bist noch rüstig und kannst immerhin allein arbeiten. Das Faullenzen taugt nichts für Euch Leute. Müßige Zeit macht Euch nur unzufrieden. Röschen aber will ich, weil sie mir gefällt, in’s Schloß nehmen und ihr eine gute Erziehung geben. Sie soll nicht, wie ihre Ältern, eine elende Bettlerin werden und nach fremdem Gut ihre schöne Hand ausstrecken.« »O Herr,« versetzte Sloboda, ohne seine gebückte Stellung zu verändern, »Ihre Worte fallen wie Feuerflocken auf mein Herz und brennen darin so tiefe Wunden, daß sie wohl nie mehr vernarben und ich sie immer fühlen werde. Möchten Sie durch die Worte eines Andern nie ähnliche Schmerzen empfinden!« Nach diesen Worten trat er einen Schritt zurück, denn er wußte nicht, was er dem herzlosen Gebieter noch sagen sollte. Röschen weinte, daß ihr die Thränen

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Mann, zu Gemüthe, bis daß ihm die Gedanken vergingen<br />

und er, so zu sagen, ein Narr wurde! Das arme<br />

Ding hat nun eigentlich keine Menschenseele außer<br />

mir und ihrem Pathen, bei dem sie den Winter über die<br />

Wirthschaft erlernt hat, und ich hab’ sie gepflegt und<br />

erzogen, so gut ich konnte, was sie mir Dank weiß, Ew.<br />

Gnaden, denn es ist ein recht wackeres und frommes<br />

Mädchen! Aber sie möchte mir nun auch gern einen<br />

Beweis ihrer Kenntnisse aus Dankbarkeit geben, wornach<br />

mein Vaterherz sich sehnt, und seh’n Sie, gnädigster<br />

Herr, grade deßhalb hätte ich’s gern, wenn Sie mir<br />

die liebe kleine Unruh’ noch ein Jährchen ließen. Sie<br />

würde mein Herz erquicken mit ihrem süßen Lächeln<br />

und mir die kleine Wirthschaft redlich führen helfen.<br />

Es ist ja doch Alles zu Ew. Gnaden eigenem Besten!«<br />

Der Wende sah den jungen Gebieter mit seinen offenen<br />

Augen so flehentlich an, daß gewissermaßen<br />

schon im Ausdruck <strong>des</strong> Blickes eine Gewährung seiner<br />

Bitte hätte liegen müssen. Dennoch erwiederte der<br />

Graf kühl und unfreundlich: »Ich sehe es nicht gern,<br />

Jan Sloboda, daß Du so oft bittest. Es verbirgt sich dahinter<br />

ein aufsätziges Gemüth, wie ich gar wohl weiß,<br />

und weil Du hoffst, meinen Vater auf Deiner Seite zu<br />

haben, meinst Du, es sei Dir erlaubt, alle meine Befehle<br />

durch höfliche Gegenreden zu beseitigen. Ich bin<br />

dieser bittenden Widersetzlichkeit müde und will derselben<br />

ein Ende machen. Was aber Deinen Familienkummer<br />

anlangt, den Du mir auch auf Schritt und Tritt

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