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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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leicht ein Gespräch mit ihnen anknüpfen ließ, weßhalb<br />

der Graf in scherzhaftem Tone sprach:<br />

»Röschen, Röschen, Du läßt mich frühzeitig die spitzen<br />

Dornen fühlen, die Deine Schönheit birgt! Das ist<br />

lieblos von Dir und eigentlich sollte ich Dich dafür strafen.<br />

Doch ich weiß, daß alle schönen Mädchen kleine<br />

anmuthige Launen haben, die sie uns Männern nur<br />

begehrenswerther machen. Darum soll Dir verziehen<br />

sein, wenn Du mir jetzt mit Deiner thörichten Furcht<br />

nicht die Geduld raubst. Hier ist meine Hand. Schlag’<br />

ein! Auf Ritterwort, es soll Dir kein Leid geschehen!«<br />

Obwohl der junge Herr eine geraume Zeit seine vom<br />

Reithandschuh freie, weiße und schlanke Hand vom<br />

Pferde herab der Wendin entgegenstreckte, rührte diese<br />

doch keinen Finger. Gesenkten Hauptes, die Hände<br />

unter der Schürze lose verschlungen, stand sie da<br />

gleich einer Verbrecherin, die ihr Urtheil erwartet. Da<br />

trat ihr Begleiter vor, beugte sich tief vor dem Reiter<br />

und <strong>des</strong>sen Hand mit seinen Lippen streifend, sagte er<br />

ehrfurchtsvoll:<br />

»Gnädigster Herr Graf, ich bitte Sie fußfällig, lassen<br />

Sie mir die arme Kleine nur noch ein Jahr, dann will<br />

ich sie Ihnen, wenn Sie darauf bestehen, selbst auf’s<br />

Schloß bringen, und sie wird gewiß gern ihre Pflicht<br />

thun. Es ist meine einzige Tochter, Ew. Gnaden, ihre<br />

Muhme, daß Gott erbarm’, ward im Walde erschlagen<br />

von einem Baume, den Ew. Gnaden Holzschläger fällten.<br />

Das schlimme Unglück zog sich mein Sohn, ihr

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