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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 139 —<br />

»Das liebe Kind ist so schwach, Ew. Gnaden!«<br />

»Zu den <strong>Die</strong>nsten, die ich von ihr verlange, besitzt sie<br />

Kraft genug,« sagte der Reiter mit spöttisch aufgeworfener<br />

Lippe. »Sie soll weder das Haus scheuern, noch<br />

Stallmagd werden, ich will sie unterrichten und ihr<br />

was lernen lassen, damit sie in freien Stunden mir die<br />

Zeit durch heitere und gebildete Unterhaltung vertreibe.<br />

Aber Euch dummem Volk ist nicht beizukommen.<br />

Will man Euch auch helfen und aus Eurem Elende herausheben,<br />

so habt Ihr stets tausenderlei Bedenken, und<br />

gebraucht diese so lange als Waffe, bis man mit Gewalt<br />

erzwingt, was Milde nicht erreichen kann. Dann<br />

habt Ihr freilich gut über Willkür und Ungerechtigkeit<br />

schreien! Nochmals also, schaffe mir die Widerspänstige<br />

herbei, damit ich gleich hier mit ihr abschließe!«<br />

Ehrhold wollte abermals Einwendungen machen,<br />

aber <strong>des</strong> sehr grimmig blickenden Reiters neuerdings<br />

geschwungene Peitsche machte ihn verstummen. »Eile<br />

Dich,« rief der junge Graf dem langsam Fortgehenden<br />

nach, »ich werde Dich hier erwarten!« Und sorglos ließ<br />

er die Zügel auf dem Nacken <strong>des</strong> feurigen Thieres ruhen<br />

und sah stolz und verächtlich auf die vor ihm vorübergehende<br />

Menge, von welcher bei weitem die Meisten<br />

ihn äußerst demüthig grüßten. Der Reiter dankte<br />

nur selten, und that er es wirklich ein Mal, so bestand<br />

sein Dank in einem kaum merklichen kurzen Zucken<br />

<strong>des</strong> Kopfes.

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