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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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rechts mit seiner langen Reitpeitsche in die Volksmenge<br />

hineinzuhauen, um seinem Thiere Platz zu verschaffen,<br />

und während er dies, wie es schien, mit vielem<br />

Behagen that, versäumte er nicht, durch entehrende<br />

Schimpfworte die unschuldigen Menschen zu schmähen<br />

und zu beleidigen. Wahrscheinlich hatte der anmaßende<br />

Mann ein Recht zu solchem Verfahren, denn der<br />

Menschenstrom theilte sich sofort freiwillig und die<br />

Meisten zogen überdies noch ehrerbietig <strong>oder</strong> scheu<br />

ihre Mützen und Hüte. Selbst diejenigen, welche die<br />

schwer niederfallende Peitsche schmerzhaft getroffen<br />

hatte, murrten nicht, sondern wichen nur um so ehrerbietiger<br />

zurück.<br />

Nicht so geduldig nahmen dies brutale Betragen einige<br />

wohlhabende Bürger aus Görlitz hin. Sie waren<br />

mit Recht über das tyrannische Verfahren <strong>des</strong> fremden<br />

Reiters empört und erwiederten seine Schmähreden<br />

mit drohend erhobenen Stöcken. Ein Tuchmacher,<br />

heftiger als die Andern, wollte sogar dem Pferde in die<br />

Zügel fallen und den herrischen Reiter mit seinem gewichtigen<br />

Rohrstocke gut bürgerlich bearbeiten.<br />

»So ein reicher Taugenichts,« rief er aus, »dem’s<br />

Geld durch den Schornstein in’s Haus fliegt und der<br />

doch ehrlichen Handwerksleuten keinen wohlverdienten<br />

Böhmen gönnt, den soll ja gleich der Teu –«<br />

»Pst!« fiel dem Aufbrausenden ein wendischer Bauerbursche<br />

in’s Wort, »machen Sie doch keinen unnützen<br />

Lärm! Der Herr hat Sie gar nicht gemeint, denn

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