Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 132 — Form einer menschlichen Gestalt auf der Plattform des Felsens ausgehauene Vertiefung stand wahrscheinlich in irgend einem geheimnißvollen Zusammenhange mit jenen heidnischen Opfergebräuchen. – Unserm Freunde mit den Drähten war diese Festlichkeit nichts Neues. Er hatte ihr schon häufig beigewohnt und fand sie eigentlich lächerlich. Sie konnte ihn deßhalb auch nicht fesseln und er hätte sich vielleicht, wäre ihm der Gedanke eingefallen, daß heut’ der Todtensonntag vieles Volk um den Stein versammeln würde, eine andere Ruhestätte ausgesucht. Da er nun aber doch einmal durch Zufall am Orte war, machte es ihm Vergnügen, von seinem Versteck herab die wogende, bunte, fröhliche, so lebhaften Antheil nehmende Menschenmenge zu beobachten. Diese bot wirklich ein unterhaltendes, schönes Bild dar, indem sich deutsches und wendisches Volk heiter mischte. Die Wenden, mehr als die Deutschen ihren uralten Sitten treu, zeichneten sich durch ihre eigenthümliche, nichts weniger als unschöne Tracht aus, und weil die Wenden der Lausitz noch bis heut’ für einen schönen Menschenschlag gelten können, war es in der That eine Lust, die vielen kräftigen jungen Männer und die schlanken, fein gegliederten Mädchen mit den edlen, häufig wahrhaft vornehmen, vor Freude strahlenden Gesichtern ungestört bewundern zu können.
— 133 — Besonders zog seine Blicke ein Trupp junger wendischer Burschen und Mädchen auf sich, die fest zusammen hielten und ein und demselben Orte anzugehören schienen. Unter ihnen zeichnete sich vor Allen ein Mädchen durch Schlankheit der Formen und zierliche, obwohl nicht feine Kleidung aus. Ein schneeweißes Häubchen von gestreifter Leinewand, an den Kanten mit Spitzen umsäumt, umschloß ihr zartes, ovales Gesichtchen und verlieh ihm einen bezaubernden Ausdruck von Kindlichkeit und Unschuld. Zwei ebenfalls weiße Bandschleifen befestigten das einfache Häubchen unter dem runden Kinn, das ein allerliebstes Grübchen reizend verschönte. Das Mädchen, indem unsere Leser gewiß Röschen schon erkannt haben, sah mit ihren großen, kornblumenblauen Augen, die lange goldige Wimpern wie mit sonnigen Franzen schirmten, seelenvergnügt aus und bewegte sich in ihrem braunen kurzen Rocke, ihren blendend weißen, mit roth und blauen Zwickeln versehenen Strümpfen und den kleinen Schuhen unter den übrigen Wendinnen wie eine verkleidete Fee. Unter dem rechten Arme trug sie ihr weißes Regentuch, sauber und faltenlos zusammengerollt, um es im Fall eines sich entladenden Unwetters nach wendischer Sitte als Mantel gebrauchen zu können. Mit unbeschreiblich süßem Lächeln hatte Röschen dem Verbrennen der Strohpuppe und dem Fackeltanze zugesehen, indem sie sich auf die Schulter eines
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Besonders zog seine Blicke ein Trupp junger wendischer<br />
Burschen und Mädchen auf sich, die fest zusammen<br />
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zierliche, obwohl nicht feine Kleidung aus. Ein schneeweißes<br />
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ovales Gesichtchen und verlieh ihm einen bezaubernden<br />
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ebenfalls weiße Bandschleifen befestigten das einfache<br />
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Grübchen reizend verschönte. Das Mädchen,<br />
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sah mit ihren großen, kornblumenblauen Augen,<br />
die lange goldige Wimpern wie mit sonnigen Franzen<br />
schirmten, seelenvergnügt aus und bewegte sich in ihrem<br />
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wie eine verkleidete Fee. Unter dem rechten Arme<br />
trug sie ihr weißes Regentuch, sauber und faltenlos zusammengerollt,<br />
um es im Fall eines sich entladenden<br />
Unwetters nach wendischer Sitte als Mantel gebrauchen<br />
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Mit unbeschreiblich süßem Lächeln hatte Röschen<br />
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zugesehen, indem sie sich auf die Schulter eines