Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1312 — die Hände zur Versöhnung. Auch der Maulwurffänger, der gleich den Übrigen dem Leichenconduct beiwohnte, erhielt von Adalbert und Beatrice den versöhnenden Handschlag. Nach der Beerdigung reisten Adalbert und seine Gattin sogleich wieder ab. Er versprach Aurel, recht bald zu schreiben und ihm seine Gedanken über Theilung der zugefallenen Erbschaft mitzutheilen. Man trennte sich mit der Überzeugung, daß die Vergehungen des alten Geschlechts zugleich mit den sterblichen Überresten Adrian’s und Johannes Klütken’s gesühnt und für immer in die Gruft gesenkt worden seien. – In derselben Nacht trugen zwei Spinner, von Aurel und Gilbert begleitet, die Leiche des Mörders nach der Torfhütte und vergruben sie in den tiefsten Moor. Über den schlammigen Hügel sprachen die beiden Seemänner ein stilles, andächtiges Gebet. 69. BESCHLÜSSE. Es ist stiller Sonnabend, jener Tag vor Ostern, den der Landmann fromm und ernst zu verleben pflegt. Alle noch lebenden Glieder der Familie Boberstein mit Ausschluß von Adalbert und Beatrice sind auf der ehemaligen alten Stammburg versammelt. Aurel hat den verheißenen Brief von seinem Bruder erhalten, dessen Inhalt er den Versammelten mittheilt. Dieser Brief lautete:

— 1313 — »Mein theurer Bruder, Durch den schnellen Hintritt unseres Bruders Adrian sind der Familie eine beträchtliche Anzahl Güter zugefallen, über deren Vertheilung wir uns in jener schönen Eintracht berathen wollen, die ferner unter uns obwalten soll. Als dem Nächstältesten in der Familie fällt Dir Boberstein nach Recht und Gesetz zu und mit Freuden sehe ich es in Deine Hände übergehen. Damit aber nicht in späterer Zeit wieder ein unglücklicher unser Geschlecht in Zank und Streit und Feindschaft verwickelnder Proceß darüber entstehen möge, wünsche ich, daß unsere lieben Halbgeschwister von Dir entschädigt werden. Ich meines Theils verzichte auf alle Theilnahme an der Erbschaft. Ich besitze genug, um zufrieden und glücklich leben zu können. Da man Dir von jeher ein großes Zutrauen bewiesen hat, wird es für Dich nicht schwer sein, die verschiedenen gesetzlichen Miterben zu befriedigen. Wie Du dies thun willst, bleibe Dir ganz allein überlassen! »Adrian’s Tod hat mich so heftig angegriffen, daß ich mich durch eine Reise zerstreuen muß. Ich werde nach dem Orient gehen, dessen hohe Eigenthümlichkeit, dessen mysteriöse Überreste alter Kunst mich immer wunderbar angezogen haben. Beatrice begleitet mich. So genußreich, belehrend und bildend unstreitig eine solche Reise ist, so viele Gefahren bietet sie auch dar. Wer dergleichen unternimmt, muß zuvor mit dem Leben abschließen, muß auf ewig von seinen Lieben

— 1313 —<br />

»Mein theurer Bruder,<br />

Durch den schnellen Hintritt unseres Bruders Adrian<br />

sind der Familie eine beträchtliche Anzahl Güter zugefallen,<br />

über deren Vertheilung wir uns in jener schönen<br />

Eintracht berathen wollen, die ferner unter uns<br />

obwalten soll. Als dem Nächstältesten in der Familie<br />

fällt Dir Boberstein nach Recht und Gesetz zu und mit<br />

Freuden sehe ich es in Deine Hände übergehen. Damit<br />

aber nicht in späterer Zeit wieder ein unglücklicher unser<br />

Geschlecht in Zank und Streit und Feindschaft verwickelnder<br />

Proceß darüber entstehen möge, wünsche<br />

ich, daß unsere lieben Halbgeschwister von Dir entschädigt<br />

werden. Ich meines Theils verzichte auf alle<br />

Theilnahme an der Erbschaft. Ich besitze genug, um<br />

zufrieden und glücklich leben zu können. Da man Dir<br />

von jeher ein großes Zutrauen bewiesen hat, wird es<br />

für Dich nicht schwer sein, die verschiedenen gesetzlichen<br />

Miterben zu befriedigen. Wie Du dies thun willst,<br />

bleibe Dir ganz allein überlassen!<br />

»Adrian’s Tod hat mich so heftig angegriffen, daß<br />

ich mich durch eine Reise zerstreuen muß. Ich werde<br />

nach dem Orient gehen, <strong>des</strong>sen hohe Eigenthümlichkeit,<br />

<strong>des</strong>sen mysteriöse Überreste alter Kunst mich<br />

immer wunderbar angezogen haben. Beatrice begleitet<br />

mich. So genußreich, belehrend und bildend unstreitig<br />

eine solche Reise ist, so viele Gefahren bietet sie auch<br />

dar. Wer dergleichen unternimmt, muß zuvor mit dem<br />

Leben abschließen, muß auf ewig von seinen Lieben

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