Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1302 — Begierde sich zu rächen. Der Anblick des grausam Zerrissenen erschütterte sie, das starre Herz brach ihr im Busen und weinend beugte sie sich über den Todten, um ihm vergebend die Hand zu drücken. »Ich verzeihe Dir, Unglücklicher!« sagte sie. »Ich verzeihe Dir im Namen meiner Schwester. Du hast gefrevelt, aber Du hast auch gebüßt. Friede Deiner Asche! –« Die Leiche ward in’s Haus getragen und hier in jenem prachtvollen Speisesaale, wo Adrian die bittenden Arbeiter so schnöde abgewiesen und Lore ihr Kind in brennendem Mutterschmerz von ihm zurückgefordert hatte, auf reiche Teppiche niedergelegt. Hier kniete Bianca nochmals neben dem Todten an die Erde, ein Strom heißer Thränen entfloß ihren Augen und Reue über ihr unbarmherziges, unglaublich hartes und sündiges Verfahren versetzte sie in tiefe Traurigkeit. Da trat Vollbrecht an sie heran, hob sie liebevoll auf und sagte: »Lassen Sie ihn ruhen! Wir können die Geschicke nicht ändern. Sie aber, meine Freundin, werden vor Gott gerechtfertigt erscheinen, denn Sie waren in seiner Hand ein Werkzeug der Strafe! Ein Leben voll Milde, Sanftmuth und Liebe wird auch Sie vergessen lassen, was Ihnen geschah und was Sie verübten! Kommen Sie!« Der gutmüthige Geschäftsführer zog die nur schwach Widerstrebende mit sich fort. Herta und Elwire folgten.
— 1303 — Die Männer aber gingen zusammen in Adrian’s Wohnzimmer, um sich über die Schritte zu einigen, die zu thun man jetzt für nöthig halten würde. – In dieser Unterredung erfuhr der Maulwurffänger erst die Ermordung des unglücklichen Klütken- Hannes, dessen Leichnam auf der Tenne der Scheuer lag. Eine unerklärbare Unruhe hatte den Maulwurffänger vom Hause fortgetrieben. Er war trotz seines hohen Alters rastlos fortgewandert, hatte erst nach Mitternacht das Dorf am See erreicht und bei Martell den Rest der Nacht zubringen wollen. Von Lore benachrichtigt, daß ihr Mann in dieser Nacht eine Zusammenkunft mit seinem Halbbruder habe, um Abrechnung mit ihm zu halten, trieb es ihn ruhelos fort nach der Felseninsel. Leider fand er keinen Fährmann; er mußte sich also mit eigener Hand über die Gewässer rudern, was ein Wagstück für ihn war, da er keine Übung in der Schifferkunst besaß. Er brauchte daher auch verhältnißmäßig lange Zeit, ehe er die Insel erreichen konnte, denn mehr als einmal trieb er seinen Kahn rückwärts anstatt vorwärts. Daher kam er erst nach der schrecklichen Katastrophe an, die durch sein früheres Auftreten vielleicht verhindert worden wäre. Indeß leuchtete seinem hellen Verstande sehr wohl ein, daß vielleicht gerade dieser Ausgang die besten und segenbringendsten Folgen haben könne.
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Hannes, <strong>des</strong>sen Leichnam auf der Tenne der Scheuer<br />
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mit ihm zu halten, trieb es ihn ruhelos fort nach der<br />
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