Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1264 — »Er starb an Gift,« warf Gilbert ein. »Kredenzte er Ihnen doch wiederholt den vergifteten Trank, wie ich mit eigenen Augen schaudernd sah.« »O nein,« sagte Aurel betrübt, »er starb eines fürchterlichen, qualvollen Todes durch Mörderhand.« »Blutrüssel erschlug ihn!« rief Gilbert. »Mein Gott, welche Gräuel!« sagte Lore. »Und das heißt eine christliche Welt!« »Betet, betet,« flehte der greise Traugott, »damit die Seele des unvorbereitet Dahingegangenen Gnade finde vor dem Herrn!« »Ich habe Auftrag gegeben,« fuhr Aurel fort, »den gräßlich verstümmelten Leichnam aus dem Kerker, wo er jetzt noch liegt, zu entfernen. Sein Tod sühnt seine Verbrechen. Wir wollen dem Irrenden, dem Verführten von Herzen verzeihen und seine Gebeine ehrenvoll bestatten. Obwohl ein tiefgesunkener Mensch, war er doch unser Bruder, und sein Zwist mit dem Ungeheuer Blutrüssel, dem er mit Recht und in harten Ausdrücken seine moralische Verwilderung Schuld gab, beweist, daß er im Herzen sein sündhaftes Leben bereute und auf dem Wege war, sich zu bekehren. Darum Friede seiner Asche und keinen Groll seinem Andenken!« »Ist Adrian von dieser Mordthat unterrichtet?« fragte Martell. »Vollbrecht überbrachte ihm die Nachricht.« »Wie nahm er sie auf?«

— 1265 — »Mit gewohnter Ruhe, nur wollte der Geschäftsführer ein seltsames Glänzen seiner kleinen Augen bemerkt haben.« »Wohl denkbar, der Tod des Bruders freut ihn,« sagte Gilbert. »Er kommt ihm wenigstens gelegen,« versetzte Martell. »Mit dem letzten Athemzuge dieses Unglücklichen verschwindet auch der letzte Zeuge gegen ihn, denn Blutrüssel ist ein unschädlicher Mensch, ja wer weiß –« »Du ziehst die Stirn in Falten? Welch’ ein Gedanke foltert Dich?« »O nichts, nichts! Ich überlegte nur, wie ich mich bei meinem Abschiede von Adrian benehmen soll.« »Bestehst Du noch immer darauf?« sagte Lore. »Wozu diese fortwährende Qual? Bleib fern vor der Insel und überlasse den, der uns so viel Übles zugefügt hat, der Strafe seines Gewissens! – Ich kenne Dich, Martell, ich weiß, daß Du Dich in bittern Ärger hineinredest, wenn Du eine geheime Zusammenkunft mit ihm hältst; darum also, ich bitte Dich, stehe davon ab und bleibe bei uns! Noch vor Ostern verlassen wir Dorf und Haide, und siedeln uns über zu unserm treuen guten Bruder und Schwager.« »Ich muß zuvor Abrechnung halten,« versetzte Martell trocken. »Abrechnung! Was hast Du denn noch zu fordern? Es ist kein Lohn mehr rückständig.«

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»Er starb an Gift,« warf Gilbert ein. »Kredenzte er<br />

Ihnen doch wiederholt den vergifteten Trank, wie ich<br />

mit eigenen Augen schaudernd sah.«<br />

»O nein,« sagte Aurel betrübt, »er starb eines fürchterlichen,<br />

qualvollen To<strong>des</strong> durch Mörderhand.«<br />

»Blutrüssel erschlug ihn!« rief Gilbert.<br />

»Mein Gott, welche Gräuel!« sagte Lore. »Und das<br />

heißt eine christliche Welt!«<br />

»Betet, betet,« flehte der greise Traugott, »damit die<br />

Seele <strong>des</strong> unvorbereitet Dahingegangenen Gnade finde<br />

vor dem Herrn!«<br />

»Ich habe Auftrag gegeben,« fuhr Aurel fort, »den<br />

gräßlich verstümmelten Leichnam aus dem Kerker, wo<br />

er jetzt noch liegt, zu entfernen. Sein Tod sühnt seine<br />

Verbrechen. Wir wollen dem Irrenden, dem Verführten<br />

von Herzen verzeihen und seine Gebeine ehrenvoll<br />

bestatten. Obwohl ein tiefgesunkener Mensch, war er<br />

doch unser Bruder, und sein Zwist mit dem Ungeheuer<br />

Blutrüssel, dem er mit Recht und in harten Ausdrücken<br />

seine moralische Verwilderung Schuld gab, beweist,<br />

daß er im Herzen sein sündhaftes Leben bereute und<br />

auf dem Wege war, sich zu bekehren. Darum Friede<br />

seiner Asche und keinen Groll seinem Andenken!«<br />

»Ist Adrian von dieser Mordthat unterrichtet?« fragte<br />

Martell.<br />

»Vollbrecht überbrachte ihm die Nachricht.«<br />

»Wie nahm er sie auf?«

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