Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1254 — Beide Männer traten jetzt in den Kerker. Blutrüssel, den die entsetzliche Wucht des eben verübten Verbrechens fast zu Boden drückte stöhnte in unarticulirten Tönen und schüttelte sein wüstes, blutbeflecktes Haupt wie ein wildes Thier. »Tritt zurück, Kannibale!« befahl Aurel, seinen Arm mit Abscheu gegen den Unmenschen ausstreckend. »Wo ist Dein Gefährte?« »Er . . . schläft, murmelte der Mörder.« »Wo aber? Das Lager ist ja leer?« »Dort . . . hinter . . . dem Ofen,« stotterte Blutrüssel, indem er sich wieder auf den Tisch setzte, der unter seiner Körperlast knackte. »Dort?« wiederholte der Kapitän, schnell gegen den Ofen vorschreitend. »Ist ihm etwas zugestoßen?« »Beim Teufel ja!« schrie Blutrüssel in einem Anfalle wahnsinnigen Humors auf und brach in ein schallendes Gelächter aus. »Es ist ihm so viel zugestoßen, daß er sich verblutet hat.« Diese scharf und gellend ausgestoßenen Worte vernahm Herta. Sogleich folgte sie den vorangegangenen Männern in den Kerker, stützte sich auf Vollbrechts Arm und sagte leise zu dem Geschäftsführer: »Kommen Sie, kommen Sie, ehe er stirbt!« Aurel stieß an die Füße des Getödteten. Er kniete nieder, ergriff seine Hand, sah die Blutlache, die ihn
— 1255 — umgab und wie ein dunkelrother Saum die tiefe Wandseite umfing; er entdeckte die zahllosen Wundenmale, die blutigen, tiefen, schrecklichen Augenhöhlen des grausam Gemordeten. »O Gott!« rief er aus, mit schnellem Griff eine der Matratzen erfassend und sie mitleidig über den Verstümmelten werfend. »Seine Leiden sind vorüber, man hat ihn getödtet!« Obwohl Aurel nur leise sprach, konnte Herta doch den Sinn seiner Worte erfassen, und mit dem jammernden Weheruf »getödtet?« stand sie an Aurel’s Seite neben dem entseelten Schlachtopfer der Mordlust Blutrüssels. »Lassen Sie uns gehen, theuerste Tante!« bat der Kapitän, indem er die unglückliche, vor Entsetzen bebende Mutter sanft umfaßte. »Dieser Anblick ist nicht für Frauen, denn hier hat die Hölle selbst eine ihrer gräßlichsten Thaten vollbracht.« Allein Herta ließ sich nicht zurückhalten. Ohne auf die Bitten Aurel’s zu hören, sank sie in die Knie, streckte ihre magern weißen Hände nach der Matratze aus, hob sie langsam empor und heftete ihre in Thränen schwimmenden Augen auf das blutbedeckte, von Mörderhand zerfetzte, Antlitz des Mannes, in dem sie ihren Sohn wieder erkennen wollte. Lange betrachtete sie den verstümmelten, in schmutzige Kleider gehüllten Leichnam; die Thränen versiegten, ihre Augen brannten. – Dann faltete sie die Hände, als wolle sie beten,
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umgab und wie ein dunkelrother Saum die tiefe Wandseite<br />
umfing; er entdeckte die zahllosen Wundenmale,<br />
die blutigen, tiefen, schrecklichen Augenhöhlen <strong>des</strong><br />
grausam Gemordeten.<br />
»O Gott!« rief er aus, mit schnellem Griff eine der<br />
Matratzen erfassend und sie mitleidig über den Verstümmelten<br />
werfend. »Seine <strong>Leiden</strong> sind vorüber, man<br />
hat ihn getödtet!«<br />
Obwohl Aurel nur leise sprach, konnte Herta doch<br />
den Sinn seiner Worte erfassen, und mit dem jammernden<br />
Weheruf »getödtet?« stand sie an Aurel’s Seite neben<br />
dem entseelten Schlachtopfer der Mordlust Blutrüssels.<br />
»Lassen Sie uns gehen, theuerste Tante!« bat der Kapitän,<br />
indem er die unglückliche, vor Entsetzen bebende<br />
Mutter sanft umfaßte. »<strong>Die</strong>ser Anblick ist nicht für<br />
Frauen, denn hier hat die Hölle selbst eine ihrer gräßlichsten<br />
Thaten vollbracht.«<br />
Allein Herta ließ sich nicht zurückhalten. Ohne auf<br />
die Bitten Aurel’s zu hören, sank sie in die Knie, streckte<br />
ihre magern weißen Hände nach der Matratze aus,<br />
hob sie langsam empor und heftete ihre in Thränen<br />
schwimmenden Augen auf das blutbedeckte, von Mörderhand<br />
zerfetzte, Antlitz <strong>des</strong> Mannes, in dem sie ihren<br />
Sohn wieder erkennen wollte. Lange betrachtete sie<br />
den verstümmelten, in schmutzige Kleider gehüllten<br />
Leichnam; die Thränen versiegten, ihre Augen brannten.<br />
– Dann faltete sie die Hände, als wolle sie beten,