Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1252 — »Nun so empfangt von mir die Sargnägel!« tobte Blutrüssel in der Raserei des Mordens und schlug mit zwei furchtbaren Schlägen das spitze Glas dem jahrelangen Genossen in beide Augenhöhlen. Die Stöße waren so gewaltig daß ihm das Blut in’s Gesicht spritzte. Klütken-Hannes zuckte noch einige Male und verschied. Jetzt erst kehrte dem blutbesudelten Mörder die Besinnung zurück. Er entsetzte sich vor seiner gräßlichen That und die Angst der Verzweiflung kam über ihn. Die innere Qual zu betäuben, trank er rasch den noch vorräthigen Rest des Branntweins aus, setzte sich dann, den Rücken gegen den Ermordeten gewendet, auf den Tisch und starrte, in dumpfes Hinbrüten verloren, das vergitterte Fenster an, um dessen steinernes Kreuz sich dann und wann der Schatten einer Rauchwolke schlang, die von den hohen Schornsteinen in den hellblauen Himmel emporwirbelte. Der verzweifelte Mörder hatte noch kaum zehn Minuten in dieser Stellung verharrt, da nahten sich Tritte und er hörte das Klirren von Schlüsseln. Zusammenschaudernd sprang er von dem Tische, trat zurück und lehnte sich im äußersten Winkel des Gewölbes an die kalte, trockene Steinwand. In diesem Augenblicke knarrte der Schlüssel im Schloß und die Thür ward geöffnet.
— 1253 — 65. DER BESUCH. Der Eintretende war Vollbrecht. Er blieb unter der Thüre stehen und wunderte sich über die Ruhe der beiden Gefangenen, von denen er keinen erblickte. »Klütken-Hannes!« rief er nach kurzer Pause. »Wo bist Du? Man will Dich besuchen.« Keine Antwort. Vollbrecht ließ jetzt seine Augen nochmals durch den etwas düstern Kerker schweifen und bemerkte die unsichern Umrisse von Blutrüssels Gestalt, der regungslos an der Wand lehnte. »Es ist sehr ungezogen von Euch,« fuhr er fort, »daß Ihr für die gute Behandlung, die Euch zu Theil wird, nicht einmal so viel Erkenntlichkeit habt, um auf eine Frage Antwort zu geben. Wer steht dort an der Wand? Und wohin hat sich der andere Schelm verkrochen?« Jetzt erhob sich der Mörder und ging mit wankenden Schritten nach der Thür. Zugleich trat Aurel neben Vollbrecht. Man konnte das Schluchzen Herta’s, die hinter ihm stand, hören. »Klütken-Hannes! Unglücklicher Bruder!« sagte der Kapitän gerührt und mit weicher Stimme. »Tritt hervor aus der Dunkelheit und reiche mir Deine Hand! Ich möchte Dich gern einem Wesen zuführen, das Dir theuer sein muß das Dich noch einmal umarmen und, wenn auch unter bittern Schmerzensthränen, verzeihend, sühnend, segnend seine zitternde Hand auf Dein sündiges Haupt legen will! Armer beklagenswerther Mann, Deine Mutter – will Dich sehen!«
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»Nun so empfangt von mir die Sargnägel!« tobte<br />
Blutrüssel in der Raserei <strong>des</strong> Mordens und schlug mit<br />
zwei furchtbaren Schlägen das spitze Glas dem jahrelangen<br />
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Jetzt erst kehrte dem blutbesudelten Mörder die Besinnung<br />
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noch vorräthigen Rest <strong>des</strong> Branntweins aus, setzte sich<br />
dann, den Rücken gegen den Ermordeten gewendet,<br />
auf den Tisch und starrte, in dumpfes Hinbrüten verloren,<br />
das vergitterte Fenster an, um <strong>des</strong>sen steinernes<br />
Kreuz sich dann und wann der Schatten einer Rauchwolke<br />
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den hellblauen Himmel emporwirbelte.<br />
Der verzweifelte Mörder hatte noch kaum zehn Minuten<br />
in dieser Stellung verharrt, da nahten sich Tritte<br />
und er hörte das Klirren von Schlüsseln. Zusammenschaudernd<br />
sprang er von dem Tische, trat zurück und<br />
lehnte sich im äußersten Winkel <strong>des</strong> Gewölbes an die<br />
kalte, trockene Steinwand.<br />
In diesem Augenblicke knarrte der Schlüssel im<br />
Schloß und die Thür ward geöffnet.