Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1250 — »Nun so sei verflucht!« erwiederte Blutrüssel, sprang auf, ergriff sein Branntweinglas schlug den Rand desselben an der Tischkante ab und stürzte brüllend wie ein wüthender Tiger auf ihn zu. Herta’s Sohn hatte einen so ungestümen Angriff nicht erwartet. Ohne Waffe, ungeübt im Ring- und Faustkampfe, überdies von dem häufigen Genuß starken Branntweins geschwächt, vermochte er dem Anstürmen des wüthend gemachten Mörders kaum zu begegnen. Er empfing rasch hinter einander mehrere empfindliche Stöße mit dem scharfen Fuß des zerbrochenen Glases und sah Hände, Arme und Gesicht alsbald von heißem Blute überströmt. In der Angst ergriff er zwar einen Schemel und wehrte sich tapfer gegen den Blut- und Rachedurstigen. Auch rief er mehrmals laut schreiend um Hilfe. Wenn aber auch Jemand in der Nähe gewesen wäre, den wimmernden Ruf würde er kaum gehört haben, da das Rauschen der Maschine im Erdgeschoß und das dumpfe Gesurr der Spindeln in den obern Stockwerken jeden andern Laut übertäubten. Blutrüssel, erhitzt bis zu sinnloser Wuth, gewandter als sein unglücklicher Gegner und von diabolischer Mordlust erhitzt, hetzte unter wildem Lachen, unter Fluchen und Lästern den Geängsteten aus einem Winkel in den andern, entriß ihm den Schemel, da schon sein erster Stoß eine Flechse an der rechten Hand Klütkens zerschnitten hatte, und trieb nun mit raffinirter
— 1251 — Grausamkeit sein wehrloses Opfer in den äußersten Winkel des Kerkers. Ohn’ Aufhören versetzte er dem Jammernden rasche Stöße mit dem scharfen Glase auf Schenkel, Arme, Brust und Kopf, so daß er aus hundert Wunden blutete und kaum mehr einen Schatten seines wüthenden Gegners sah. In die Ecke gedrängt, stürzte er erschöpft zu Boden. Blutrüssel warf sich auf ihn, kniete dem Halbbewußtlosen auf die Brust und fletschte thierartig lachend die Zähne. »Recht so, mein Honigpüppchen,« sagte der Schreckliche, indem er ihm mit furchtbarem Stoße die Lippen abschnitt, »das wird Dich satt machen für immer und Dich verhindern, honetten Leuten wieder in’s Gesicht zu speien. – So! – Du hattest ja die Spitzgläser lieb, gieb ihm noch einen innigen Kuß! – Ha, wie das rieselt! – Das hilft fürs Ausplaudern! . . . « Blutrüssel zerriß dem Vater Elwirens die Zunge. – Der Unglückliche röchelte nur noch, aber seine Hände wischten das Blut von den Augen, die mit vorwurfsvollem, entsetzlichen Ausdruck den Mörder anstierten. Dieser erbebte vor diesem kalten, glänzenden, wie aus einer andern Welt aufleuchtenden Blick. »Ha!« rief er aus. »Willst Du gleich die Deckel schließen, Satanskind? Willst Du?« Der Sterbende hörte ihn nicht mehr. Die Augen stierten weit geöffnet und regungslos den Entmentschten an.
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auf, ergriff sein Branntweinglas schlug den Rand <strong>des</strong>selben<br />
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ein wüthender Tiger auf ihn zu.<br />
Herta’s Sohn hatte einen so ungestümen Angriff<br />
nicht erwartet. Ohne Waffe, ungeübt im Ring- und<br />
Faustkampfe, überdies von dem häufigen Genuß starken<br />
Branntweins geschwächt, vermochte er dem Anstürmen<br />
<strong>des</strong> wüthend gemachten Mörders kaum zu<br />
begegnen. Er empfing rasch hinter einander mehrere<br />
empfindliche Stöße mit dem scharfen Fuß <strong>des</strong> zerbrochenen<br />
Glases und sah Hände, Arme und Gesicht alsbald<br />
von heißem Blute überströmt. In der Angst ergriff<br />
er zwar einen Schemel und wehrte sich tapfer gegen<br />
den Blut- und Rachedurstigen. Auch rief er mehrmals<br />
laut schreiend um Hilfe. Wenn aber auch Jemand in<br />
der Nähe gewesen wäre, den wimmernden Ruf würde<br />
er kaum gehört haben, da das Rauschen der Maschine<br />
im Erdgeschoß und das dumpfe Gesurr der Spindeln in<br />
den obern Stockwerken jeden andern Laut übertäubten.<br />
Blutrüssel, erhitzt bis zu sinnloser Wuth, gewandter<br />
als sein unglücklicher Gegner und von diabolischer<br />
Mordlust erhitzt, hetzte unter wildem Lachen, unter<br />
Fluchen und Lästern den Geängsteten aus einem Winkel<br />
in den andern, entriß ihm den Schemel, da schon<br />
sein erster Stoß eine Flechse an der rechten Hand Klütkens<br />
zerschnitten hatte, und trieb nun mit raffinirter