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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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menschenfreundlich die Stricke, womit den Unglücklichen<br />

die Hände auf den Rücken gebunden waren.<br />

So konnten denn die beiden Verbrecher nach Belieben<br />

in ihrem gemeinsamen Kerker umhergehen, sich<br />

nach Herzenslust unterhalten und treiben, was ihnen<br />

gefiel. Täglich drei Mal brachte ein Bedienter <strong>des</strong> Grafen<br />

den Gefangenen Speise und Trank in Fülle und<br />

weit besser zubereitet, als sie es erwarten durften.<br />

Selbst auf ihre schlechten Gewohnheiten nahm Vollbrecht<br />

Rücksicht, indem er den Elenden täglich eine<br />

halbe Kanne Branntwein verabreichen ließ.<br />

Anfangs beobachteten Beide ein finsteres Stillschweigen.<br />

Jeder schien über die mißliche Lage nachzudenken,<br />

in welche sie rohe Gewinnsucht und unüberlegtes<br />

Handeln gebracht hatte. Keiner sprach mit dem Andern.<br />

Wie grimmige Bestien gingen sie mürrisch, bisweilen<br />

wüthende Blicke sich zuwerfend, an einander<br />

vorüber.<br />

<strong>Die</strong>s Schweigen dauerte den ganzen ersten Tag ihrer<br />

Gefangenschaft. Am nächsten Morgen aber fühlte sich<br />

Blutrüssel doch gar zu sehr gelangweilt und so hielt<br />

er es für klüger, seinen Unglücksgenossen anzureden.<br />

Sich mit halbem Körper von seiner Matratze erhebend<br />

ließ er unter häßlichem Rollen seiner vorspringenden,<br />

immer entzündeten Augen die Blicke durch die dämmrige<br />

Helle <strong>des</strong> Gewölbes schweifen, heftete sie dann<br />

fest auf Herta’s unglücklichen Sohn und sagte mit mürrischem<br />

Humor:

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