Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1228 — das Tageslicht oder schreckt Sie die blanke Waffe die drohende Öffnung einer geladenen Pistole?« Martell verfärbte sich, doch blieb er gelassen und antwortete ruhig: »Das Zusammentreffen selbst wird Ihnen beweisen, daß ich keine Furcht kenne! Übrigens soll es an dem erforderlichen Licht nicht fehlen.« »Nun so sei es! Und der Ort, wenn ich fragen darf?« »Der Saal in der Fabrik, wo ich unter Kummer, Sorge und Angst Ihnen arbeitete, damit Sie ein reicher Mann werden konnten.« »Sie haben seltsame Gelüste, mein Herr! Indeß, wenn man sich auf Tod und Leben schlägt, kommt es nicht auf den Ort an, wo man zum letzten Mal sein Auge schließt. Ich bin also auch damit einverstanden.« »Um nicht gestört zu sein, werde ich Herrn Vollbrecht beauftragen, in dieser Nacht die Arbeiter jenes Saales zu beurlauben.« »Es sei! – Nun aber die Waffen. – Vermuthlich verstehen Sie den Degen nicht zu führen und wünschen deßhalb Pistolen?« »Nein, Herr am Stein! Weder Degen noch Pistolen vermögen mir Genugthuung zu verschaffen, das vermag einzig und allein Gott, der als Zeuge unserm gerechten Kampfe beiwohnen wird!« »Ah, jetzt verstehe ich,« sagte Adrian mit verächtlichem Zucken der Lippen. »Sie haben es auf einen Faustkampf, auf eine Rauferei abgesehen, und weil Sie

— 1229 — in solchen Fechterkünsten natürlich sehr geübt sein müssen als geborener und erzogener Proletarier, so hoffen Sie mich auf die leichteste Weise besiegen und zum Krüppel schlagen zu können! – Sie sind sehr großmüthig, mein Herr, indeß mein Grafenwort darauf, zu solcher Gemeinheit reiche ich Ihnen nicht die Hand.« Martell schoß das Blut in’s Gesicht. Den Grafen verächtlich anblickend erwiederte der Spinner: »Stünden Sie auf meinem Platze, Herr am Stein, dann würden Sie vielleicht dies Auskunftsmittel ergriffen haben, ich, bei Gott dem Herrn sei es geschworen, ich habe nie daran gedacht! Nur Gleichheit der Waffen wünsche, fordere ich, und da ich nun weder ein Fechter noch ein Schütze bin, weil die Noth des Lebens mir keine Zeit zu Spiel und Lust gestattete, so verwerfe ich auch diese Waffen. – Herr am Stein, wir werden uns schlagen, ohne daß Einer die Hand gegen den Andern erhebt! Es würde dies Brüdern übel anstehen, und ich meines Theils mag das Kainszeichen nicht auf der Stirn mit mir herumtragen!« Adrian setzte sich und sah den Spinner halb erstaunt, halb ungläubig an. Der Gedanke, Martell möge in Folge des genossenen Giftes an seinem Verstande gelitten haben, gewann bei ihm die Oberhand. »Das ist Alles recht schön, Herr Martell,« entgegnete er, »und zeugt von einem ungewöhnlich zarten Schicklichkeitsgefühl, allein, da es auf Ihr eigenes Verlangen zwischen uns denn doch zum Blutvergießen kommen

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das Tageslicht <strong>oder</strong> schreckt Sie die blanke Waffe die<br />

drohende Öffnung einer geladenen Pistole?«<br />

Martell verfärbte sich, doch blieb er gelassen und<br />

antwortete ruhig:<br />

»Das Zusammentreffen selbst wird Ihnen beweisen,<br />

daß ich keine Furcht kenne! Übrigens soll es an dem<br />

erforderlichen Licht nicht fehlen.«<br />

»Nun so sei es! Und der Ort, wenn ich fragen darf?«<br />

»Der Saal in der Fabrik, wo ich unter Kummer, Sorge<br />

und Angst Ihnen arbeitete, damit Sie ein reicher Mann<br />

werden konnten.«<br />

»Sie haben seltsame Gelüste, mein Herr! Indeß,<br />

wenn man sich auf Tod und Leben schlägt, kommt es<br />

nicht auf den Ort an, wo man zum letzten Mal sein<br />

Auge schließt. Ich bin also auch damit einverstanden.«<br />

»Um nicht gestört zu sein, werde ich Herrn Vollbrecht<br />

beauftragen, in dieser Nacht die Arbeiter jenes<br />

Saales zu beurlauben.«<br />

»Es sei! – Nun aber die Waffen. – Vermuthlich verstehen<br />

Sie den Degen nicht zu führen und wünschen<br />

deßhalb Pistolen?«<br />

»Nein, Herr am Stein! Weder Degen noch Pistolen<br />

vermögen mir Genugthuung zu verschaffen, das vermag<br />

einzig und allein Gott, der als Zeuge unserm gerechten<br />

Kampfe beiwohnen wird!«<br />

»Ah, jetzt verstehe ich,« sagte Adrian mit verächtlichem<br />

Zucken der Lippen. »Sie haben es auf einen<br />

Faustkampf, auf eine Rauferei abgesehen, und weil Sie

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