Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1224 — »Sie haben mich geistig beinahe getödtet,« sagte tief erschüttert der ehemalige Fabrikarbeiter, »und körperlich mich zum Krüppel gemacht! – Aus elendem, niedrigen Geiz, aus schmutziger Hab- und Gewinnsucht, aus gemeinem Haß gegen Alles, was nicht Ihrer Ansicht war, nicht hochadliger Abkunft sich rühmen konnte, dungen Sie – Meuchelmörder, ließen mir vergiftete Getränke reichen und untergruben meine so starke, nie von einer Krankheit angefochtene Gesundheit! – Es stünde mir frei, Sie deßhalb bei dem weltlichen Gericht zu denunciren, allein ich kann und will das nicht! Ein Etwas, das ich nicht näher bezeichnen kann, ein unklares Gefühl hält mich davon zurück. Es dünkt mir unsittlich, wenn ein Bruder den Bruder – habe er es auch hundertmal verdient – angiebt! Und sodann wäre mir auch damit nicht gedient, wäre mein Groll, mein Durst nach Rache nicht gelöscht, wenn auch das Gericht den Mann, der mich mit teuflischer List elend machte auf Erden, zum entehrenden Tode verdammte! – Eben darum komme ich vor dieser Zeit und – fordere Genugthuung!« »Ist Herr Martell zu Ende?« »Sogleich. Ich habe blos noch zu fragen, ob Herr am Stein mir diese Genugthuung geben will?« »Man muß Euch etwas zu Gute halten, Herr Martell,« erwiederte Adrian. »In Eurer bisherigen Lage und Stellung zur Welt konntet Ihr Euch wenig gediegene Bildung aneignen; es darf mich deßhalb auch nicht

— 1225 — wundern, daß Ihr Euch klar auszudrücken nicht gelernt habt.« »Wollte ich mich verständlicher ausdrücken, so müßte ich Ihnen den schurkischen Hals umdrehen,« rief Martell, dessen erkünstelte Ruhe der angeborenen Lebhaftigkeit des Temperamentes zu weichen drohte. »Das ist schon deutlicher,« erwiederte Adrian. »Ich fange an, den Sinn Ihrer Worte ahnungsweise zu begreifen. Aber was wollen Sie, Herr Martell, daß ich thun soll?« »Herr, mir Genugthuung geben! Ist das deutlich?« »Ihre Stimme ist laut, ich habe die Worte vollkommen verstanden. Doch lassen Sie hören! Auf welche Weise verlangen Sie von mir Genugthuung?« »Ich wünsche Sie dieselben Qualen empfinden zu lassen, die mir seit Jahren das Herz zerrissen haben,« raunte Martell seinem kalt lächelnden Halbbruder zu, indem er dicht an seine Seite trat. »Ja,« fuhr er fort, »ich habe unter tausend Seufzern diese Stunde herangefleht vom ewigen Richter der Welt, und ich beklage nur, daß es nicht in meiner Macht steht, Auge um Auge, Zahn um Zahn mit Ihnen abzurechnen! Es peinigt mich, daß Sie keine Kinder haben. Ich würde mich ihrer bemächtigen und mit ihnen verfahren, wie Sie mit meinem armen Hans. Ich würde Ihre Gemahlin peinigen, erschrecken, durch Truggebilde in wahnsinnige

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wundern, daß Ihr Euch klar auszudrücken nicht gelernt<br />

habt.«<br />

»Wollte ich mich verständlicher ausdrücken, so müßte<br />

ich Ihnen den schurkischen Hals umdrehen,« rief<br />

Martell, <strong>des</strong>sen erkünstelte Ruhe der angeborenen Lebhaftigkeit<br />

<strong>des</strong> Temperamentes zu weichen drohte.<br />

»Das ist schon deutlicher,« erwiederte Adrian. »Ich<br />

fange an, den Sinn Ihrer Worte ahnungsweise zu begreifen.<br />

Aber was wollen Sie, Herr Martell, daß ich<br />

thun soll?«<br />

»Herr, mir Genugthuung geben! Ist das deutlich?«<br />

»Ihre Stimme ist laut, ich habe die Worte vollkommen<br />

verstanden. Doch lassen Sie hören! Auf welche<br />

Weise verlangen Sie von mir Genugthuung?«<br />

»Ich wünsche Sie dieselben Qualen empfinden zu<br />

lassen, die mir seit Jahren das Herz zerrissen haben,«<br />

raunte Martell seinem kalt lächelnden Halbbruder zu,<br />

indem er dicht an seine Seite trat. »Ja,« fuhr er fort,<br />

»ich habe unter tausend Seufzern diese Stunde herangefleht<br />

vom ewigen Richter der Welt, und ich beklage<br />

nur, daß es nicht in meiner Macht steht, Auge um Auge,<br />

Zahn um Zahn mit Ihnen abzurechnen! Es peinigt<br />

mich, daß Sie keine Kinder haben. Ich würde mich ihrer<br />

bemächtigen und mit ihnen verfahren, wie Sie mit<br />

meinem armen Hans. Ich würde Ihre Gemahlin peinigen,<br />

erschrecken, durch Truggebilde in wahnsinnige

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