Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1216 — »Bianca,« rief er, die Hände flehend gegen sie ausstreckend, »Bianca, vergieb mir! . . . Sei barmherzig! Sei ein mildes, sanftes Weib!« »Ha, ha, ha!« lachte die Rachedurstige. »Erbarmen, Sanftmuth, Vergebung, weibliche Milde suchst Du bei der, deren Schwester Du herzlos in den Tod gejagt hast?« Todtenblässe lag auf Adrian’s eingefallenen Zügen. Die vor Seelenangst zitternden Hände gegen das zürnende Mädchen ausstreckend, lallte er: »Wer . . . wer . . . bist Du?« »Ich bin die Schwester Theresens, des armen Dienstmädchens, das ob Deiner grausamen, kalten Treulosigkeit ihrem Leben in den Fluthen der Saale ein Ende machte! Kennst Du dies?« Und die Rächerin ihrer Schwester hielt dem Grafen jene höhnischen Zeilen vor, die der stolze Edelmann der armen Verführten kurz vor ihrem Tode geschrieben hatte. »Gerechter Gott, ich bin gerichtet!« schrie Adrian und stürzte Bianca zu Füßen. »Gerichtet und verdammt!« sagte die Unerbittliche streng und kalt. »Winsele, bis der letzte Kieselstein dieser Welt Empfindung bekommt; krümme Dich Millionen Jahre hier und dort vor meinen Füßen, um Vergebung von mir zu erlangen; ich werde nur höhnende Worte, tödtende Blicke, verachtendes Lächeln für Dich haben, denn ich will Rache, Rache für meine schuldlos

— 1217 — hingeopferte Schwester! Als Weib habe ich keine andere Waffe, als die Lust der Rache, die aus Hohn und Spott und Verachtung ihren Honig saugt; wär’ ich ein Mann, so würde ich Dich vor die Mündung einer Pistole oder die Spitze eines Degens fordern, um Deine schwarze Seele möglichst früh zur Hölle zu senden! Da ich dies nicht kann, will ich mich wenigstens weiden an der feigen Angst Deiner frechen Seele, an der Qual, die jede Minute Deines unseligen Lebens vergiftet! O könnte ich noch tausend Jahre leben und Dich in meiner Nähe tausend Jahre leiden sehen, – dann wollte ich meine arme Schwester für hinreichend gerächt halten!« »Ist es möglich, Bianca!« wimmerte der zu Boden geschmetterte Graf. »So schön, so voll süßer Reize und so erbarmungslos?« »Es ist mein Amt. Gott will es, daß ich es treu und redlich übe!« »O und ich, ich liebte Dich, ich liebe Dich noch!« »Die Strafe des Himmels! Das Verhängniß, das richtend über uns waltet!« »Finsterer Wahnsinn packt mich, wenn Du von mir gehst, wenn ich Dich nicht mehr um mich sehen kann!« »Zur Steigerung Deiner Seelenqualen will ich nicht von Deiner Seite weichen.« »O diese Nächte! Diese endlosen, einsamen, gräßlichen Nächte!« jammerte Adrian. Bianca sah dämonisch lächelnd auf ihn herab.

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»Bianca,« rief er, die Hände flehend gegen sie ausstreckend,<br />

»Bianca, vergieb mir! . . . Sei barmherzig!<br />

Sei ein mil<strong>des</strong>, sanftes Weib!«<br />

»Ha, ha, ha!« lachte die Rachedurstige. »Erbarmen,<br />

Sanftmuth, Vergebung, weibliche Milde suchst Du bei<br />

der, deren Schwester Du herzlos in den Tod gejagt<br />

hast?«<br />

Todtenblässe lag auf Adrian’s eingefallenen Zügen.<br />

<strong>Die</strong> vor Seelenangst zitternden Hände gegen das zürnende<br />

Mädchen ausstreckend, lallte er:<br />

»Wer . . . wer . . . bist Du?«<br />

»Ich bin die Schwester Theresens, <strong>des</strong> armen <strong>Die</strong>nstmädchens,<br />

das ob Deiner grausamen, kalten Treulosigkeit<br />

ihrem Leben in den Fluthen der Saale ein Ende<br />

machte! Kennst Du dies?«<br />

Und die Rächerin ihrer Schwester hielt dem Grafen<br />

jene höhnischen Zeilen vor, die der stolze Edelmann<br />

der armen Verführten kurz vor ihrem Tode geschrieben<br />

hatte.<br />

»Gerechter Gott, ich bin gerichtet!« schrie Adrian<br />

und stürzte Bianca zu Füßen.<br />

»Gerichtet und verdammt!« sagte die Unerbittliche<br />

streng und kalt. »Winsele, bis der letzte Kieselstein dieser<br />

Welt Empfindung bekommt; krümme Dich Millionen<br />

Jahre hier und dort vor meinen Füßen, um Vergebung<br />

von mir zu erlangen; ich werde nur höhnende<br />

Worte, tödtende Blicke, verachten<strong>des</strong> Lächeln für Dich<br />

haben, denn ich will Rache, Rache für meine schuldlos

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