Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1212 — daß sie mich bei Aurel und dem Maulwurffänger angeschwärzt haben, um ihre verbrecherischen Handlungen zu bemänteln. Eine Klage steht bevor, wenn sie ihre Aussagen frech zu Protocoll erklären und eine endlose, meinen Namen befleckende Untersuchung wird die besten Jahre meines Lebens vergiften. Dem muß man zuvorkommen, dem müssen und können wir vereint steuern!« »Wie?« fragte Bianca und erhob ihren Kopf, das dunkelflammende Auge fragend und neugierig auf den Grafen heftend. »Wie stünde das in unserer, namentlich in meiner Macht? Ich weiß ja von nichts, ich kann nicht einmal Zeuge sein!« »Kleine Thörin, wie du Dich einfältig stellst! Hörst Du nicht, daß es gar nicht bis zum Verhör kommen darf, wenn ich nicht compromittirt werden soll?« »Also?« »Sie müssen beseitigt, heimlich entlassen werden!« »Man soll ihnen demnach zur Flucht behilflich sein?« »Daß ist mein Plan, indeß –« »Indeß?« erwiederte Bianca, strich sich die aufgegangenen Locken zurück und legte beide Hände auf ihren Busen. »Der Vorsicht wegen müßte noch etwas Anderes geschehen –« »Etwas Anderes! Und worin soll dies bestehen?«

— 1213 — »Wozu mir die kluge, schlaue, treue und verschwiegene Bundesgenossin, deren Wort ich besitze, behilflich sein wird!« Bianca neigte ernst und schweigend den Kopf und entschlüpfte dem Schooße des Grafen. Adrian ergriff ihre Hand. »Schelmen, wie es jene beiden sind, ist nie zu trauen. Läßt man sie also entfliehen, so können sie mir immer noch einen Streich spielen, denn es sind von Grund aus verworfene und dem Henker anheim gefallene Menschen. Jedes Gericht muß sie zum Tode verurtheilen, den sie mehr als ein Mal verdient haben. Es wäre deßhalb ein Verdienst, sie unschädlich zu machen – sie unmerklich, ohne vorhergegangene langweilige Untersuchung – sterben zu lassen! Wer dazu die Hand reichte, würde sich verdient machen um Staat und Gesellschaft!« »Bitte, sprechen Sie weiter!« lispelte Bianca. »Ich bin entschlossen, mir dieses Verdienst zu erwerben, allein ich bedarf eines Gehilfen, der mich versteht, der mich dabei unterstützt und – verschwiegen ist!« »Das begreife ich. Nur weiter, Herr Graf!« »Du hast Dich mir verbündet, Bianca – Du kennst, Du verstehst, Du liebst mich – Deine Hand –« »Soll die verfluchte Hand einer Mörderin werden?« »Bianca! Welche Schlußfolgerung! Welche Verwandlung Deines Wesens! – Was geht in Dir vor?«

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»Wozu mir die kluge, schlaue, treue und verschwiegene<br />

Bun<strong>des</strong>genossin, deren Wort ich besitze, behilflich<br />

sein wird!«<br />

Bianca neigte ernst und schweigend den Kopf und<br />

entschlüpfte dem Schooße <strong>des</strong> Grafen. Adrian ergriff<br />

ihre Hand.<br />

»Schelmen, wie es jene beiden sind, ist nie zu trauen.<br />

Läßt man sie also entfliehen, so können sie mir<br />

immer noch einen Streich spielen, denn es sind von<br />

Grund aus verworfene und dem Henker anheim gefallene<br />

Menschen. Je<strong>des</strong> Gericht muß sie zum Tode verurtheilen,<br />

den sie mehr als ein Mal verdient haben. Es<br />

wäre deßhalb ein Verdienst, sie unschädlich zu machen<br />

– sie unmerklich, ohne vorhergegangene langweilige<br />

Untersuchung – sterben zu lassen! Wer dazu die Hand<br />

reichte, würde sich verdient machen um Staat und Gesellschaft!«<br />

»Bitte, sprechen Sie weiter!« lispelte Bianca.<br />

»Ich bin entschlossen, mir dieses Verdienst zu erwerben,<br />

allein ich bedarf eines Gehilfen, der mich versteht,<br />

der mich dabei unterstützt und – verschwiegen ist!«<br />

»Das begreife ich. Nur weiter, Herr Graf!«<br />

»Du hast Dich mir verbündet, Bianca – Du kennst,<br />

Du verstehst, Du liebst mich – Deine Hand –«<br />

»Soll die verfluchte Hand einer Mörderin werden?«<br />

»Bianca! Welche Schlußfolgerung! Welche Verwandlung<br />

Deines Wesens! – Was geht in Dir vor?«

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