Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1200 — »Ich weiß nicht,« versetzte er mit schneidender Höflichkeit, »ob mein Herr Bruder vielleicht vorher die Güte haben wird, dem neuen Verwandten, dessen Anerkennung das Gericht uns aufzwingen will, zu bedeuten, daß er Schmutz und Kleid der Gemeinheit erst ablege, ehe er Ansprüche macht, in die Gesellschaft anständiger und vornehmer Menschen aufgenommen zu werden. Was mich betrifft, so muß ich entschieden alle Gemeinschaft mit Leuten abläugnen, die, so lange ich denken kann, in meinem Lohn standen und deren Existenz nur von meiner Großmuth abhing. Kann mich das Gericht zwingen, solch’ einen Menschen Bruder zu nennen, so mag es den Versuch machen; laut aber muß ich hiermit erklären, daß ich nur der Gewalt weichen werde!« Aurel antwortete blos durch eine stumme Verbeugung. Dann kehrte er sich um und winkte den Umstehenden, daß sie zurücktreten möchten. Dies geschah so schnell, als sei Jedermann darauf vorbereitet. Zugleich wurden die beiden Gefangenen, von Gilbert, Paul und dem Maulwurffänger bewacht, sichtbar. Adrian trat einen Schritt zurück und erbleichte, als hätte er Geister gesehen. Der Kapitän fixirte ihn unverwandt und erkannte schaudernd die Schuld auf den fahlen Zügen des Bruders. »Was ist das für Gesindel?« rief Adrian heftig und befehlshaberisch. »Ich will, daß man alle Landstreicher, die auf meinen Besitzungen eingefangen werden, nicht
— 1201 — zu mir bringe, sondern an die betreffenden Gerichte abliefere.« »Tretet vor!« befahl Aurel. Die Gefesselten gehorchten und näherten sich bis auf wenige Schritte dem bestürzten Grafen. Der Kapitän flüsterte Klütken-Hannes in’s Ohr: »Ist dieser Mann derselbe, von dem Du in Sold genommen und mit jenem verbrecherischen Befehle beauftragt wurdest?« »Er ist es!« sagte kalt und fest der Gefangene. »Mein Herr Bruder wird erlauben,« wandte sich darauf Aurel zu Adrian, »daß man diesen beiden Übelthätern ein festes Gefängniß einräume. Man hat sie ergriffen in dem Augenblicke, wo sie einen Schuldlosen vergiften wollten. Das Corpus delicti ist in unsern Händen. Sie waren frech genug, sich nur für Werkzeuge eines höher Gestellten auszugeben und wagten sogar den Namen eines Mannes zu nennen, den wir einer solchen Frevelthat nicht für fähig halten können. Schon aus diesem Grunde muß es wünschenswerth sein, die Verbrecher in festes Gewahrsam zu bringen. Die spätere Untersuchung wird das Übrige enthüllen. Dürfen wir also hoffen –?« Aurel stand jetzt an Adrian’s Seite. Hinter ihm lehnte der Maulwurffänger auf seinem Stabe. Seine kleinen grauen Augen magnetisirten den entlarvten Verbrecher, der nur mit Mühe seine Ruhe zu behaupten wußte. Mit lallender, matter Stimme antwortete er:
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ein festes Gefängniß einräume. Man hat sie ergriffen<br />
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vergiften wollten. Das Corpus delicti ist in unsern Händen.<br />
Sie waren frech genug, sich nur für Werkzeuge<br />
eines höher Gestellten auszugeben und wagten sogar<br />
den Namen eines Mannes zu nennen, den wir einer solchen<br />
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grauen Augen magnetisirten den entlarvten Verbrecher,<br />
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wußte. Mit lallender, matter Stimme antwortete er: