Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1188 — er dem schwer geprüften Halbbruder die Hand und sprach: »Muth, Martell, und Selbstbeherrschung, und ich hoffe noch auf dieser düstern Stirn das Lächeln der Freude glänzen zu sehen! Dein unversöhnlicher Feind wird seine verbrecherischen Absichten nicht erreichen; Du wirst leben und glücklich sein.« Martell schüttelte das Haupt und schlug die krankhaft blitzenden Augen zu dem Kapitän auf. »Wie kann ich glücklich werden, selbst wenn ich am Leben bleibe?« sagte er. »Mein Vertrauen zu den Menschen ist dahin, mein Glaube an das gerechte Walten eines höchsten Wesens hat den wildesten Zweifeln weichen müssen. Ich kann nicht mehr lieben, ich möchte nur hassen. Sündige ich, nun so möge Gott mir in Gnaden vergeben und diejenigen zur Verantwortung ziehen, die mich zu einem so unglücklichen Menschen gemacht haben!« »Zeit und sanfte Umgebungen werden Dir andere Gefühle einflößen, armer Gedrückter. Komm jetzt, wenn Du Dich stark genug fühlst. Begleite mich auf einem Gange durch die Haide. Der Anblick dieser Unglücklichen taugt nicht für Dich. Sobald wir sie morgen der Gerechtigkeit überliefert haben, gehst Du mit mir auf den Zeiselhof, mit Weib und Kind!« »Nicht um die Welt, Kapitän!« unterbrach ihn Martell heftig und ungestüm. »Ich mag meine baufällige
— 1189 — Hütte nicht verlassen, ich will ein Bettler, ein verachteter Lohnarbeiter bleiben, bis die Stimme des Gerichtes gesprochen hat. Ist dies geschehen, so – wandere ich vielleicht aus, vielleicht lege ich mich hin und sterbe! Denn nütz bin ich auf dieser Welt doch einmal nichts mehr!« Aurel wollte den Erbitterten, von dem genossenen Gift noch krankhaft Erregten durch Widerspruch nicht noch mehr reizen und ließ deßhalb die Zukunft des Spinners einstweilen auf sich beruhen. Ein bittender Blick auf den Maulwurffänger genügte, diesen als Wächter in der Hütte zurückzuhalten. Ihm gesellten sich Gilbert und Paul zu, der Kapitän aber und Martell verließen den Schauplatz eines mit so ausgesuchter Bosheit vorbereiteten Verbrechens. »Gebt mir Wasser!« kreischte Blutrüssel, als sich die beiden Halbbrüder entfernt hatten. »Meine Eingeweide brennen.« Pink-Heinrich öffnete den Verschlag, fand einen Krug Brunnenwasser darin und reichte ihn dem scheußlichen Mörder. Nachdem dieser getrunken hatte, sah ihn der Maulwurffänger mit seinen grauen durchdringenden Augen forschend an. »Du kennst mich wohl nicht mehr, alter Knochen?« redete er den Gefesselten an. »Vor langen Jahren hielten wir einmal eine verwunderliche Zwiesprach mit einander, an einem Orte, der just auch nicht zu den apart schönen Palästen gehörte.«
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Leben bleibe?« sagte er. »Mein Vertrauen zu den Menschen<br />
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müssen. Ich kann nicht mehr lieben, ich möchte<br />
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Gnaden vergeben und diejenigen zur Verantwortung<br />
ziehen, die mich zu einem so unglücklichen Menschen<br />
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»Zeit und sanfte Umgebungen werden Dir andere<br />
Gefühle einflößen, armer Gedrückter. Komm jetzt,<br />
wenn Du Dich stark genug fühlst. Begleite mich auf<br />
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