Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1172 — »Weil sie heut’ in Geschäften, wie ich aus ihrem eigenen Munde gehört habe, in der Haide herumlaufen.« »Sind sie bewaffnet?« »Mit langen Messern.« »Dann müssen wir die Torfhütte umstellen, sie einschließen und überrumpeln!« »Damit die beiden Teufel dem armen Martell die Kehle abschneiden?« warf der Maulwurffänger ein. »Wenn Sie erlauben, mein Herr Kapitän, so möchte ich mich diesem Feldzugsplane widersetzen. Ich habe einen andern Gedanken.« »Laßt hören, braver Alter!« sagte Aurel. »Aus der Beschreibung des flinken Matrosen kann ich mir abnehmen,« erwiederte der Maulwurffänger, »daß die verruchten Satanskinder Ihren Herrn Halbbruder nach jener Torfgrube gelockt haben, die in der Haide unter dem Namen des Binsenloches bekannt ist. Ich kenne die alte Wächterhütte ganz gut, denn sie hat mir manche Nacht zum Obdach gedient. Groß ist das Breterhäusel freilich nicht, aber um sich drin zu verstecken, hat es doch Raum genug. Es besteht aus zwei ungleichen Hälften und einem Verschlage, um Lebensmittel drin zu verschließen.« Die Gauner sind im eigentlichen Wohnzimmer gewesen, hör’ ich, die Kammer daneben, scheint mir, hat Keiner von ihnen betreten. Wer weiß, ob sie sie gar kennen! Wie dem aber auch sei, es thut nichts zur Sache! »Wer vorkommt, mäht vor,« ist ein altes gutes Sprichwort, auf das sich
— 1173 — alle Deutschen verlassen können bis zum jüngsten Tage! Aus diesem Grunde mein’ ich, meine Herren, wir schlichen uns alle vier mit Stricken wohl versehen bei Zeiten nach dem Binsenloche und verkröchen uns schönstens in der Kammer des Wächterhauses. Kommen dann später die Mordkerle mit ihrem vergifteten Gesöff, um unserm unglücklichen Freunde vollends das Garaus zu machen, so packen wir die Sackermenter risch 1 bei der Kehle und binden sie, daß sie die Engel im Himmel singen hören, als stünden sie wie die Ostersänger dicht vor der Hütte! Was hernach weiter geschehen soll, das mag der Herr Kapitän und das Gericht bestimmen. Aurel fand diesen Vorschlag so annehmbar, daß er sich dankend dafür entschied und den Maulwurffänger beauftragte, für alles Nöthige zu sorgen. Am frühen Morgen des nächsten Tages ging Aurel sehr zeitig mit Gilbert aus, um die Torfgrube zu besichtigen und sich mit den Örtlichkeiten bekannt zu machen. Sie fanden die Thür der Hütte unverschlossen, in dem Verschlag einen großen Vorrath von Branntwein und Rum, ein Kohlenbecken nebst Feuerzeug und mehrere Gläser und Kannen. Die Kammer war bis auf einige von Ratten und Mäusen zernagte Strohsäcke ganz leer. Sie eignete sich vortrefflich zu einem Versteck, da an der Thür ein schmales Schiebefenster angebracht war, das man nach Belieben öffnen und 1 Geschwind.
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Aus diesem Grunde mein’ ich, meine Herren, wir<br />
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bei Zeiten nach dem Binsenloche und verkröchen uns<br />
schönstens in der Kammer <strong>des</strong> Wächterhauses. Kommen<br />
dann später die Mordkerle mit ihrem vergifteten<br />
Gesöff, um unserm unglücklichen Freunde vollends<br />
das Garaus zu machen, so packen wir die Sackermenter<br />
risch 1 bei der Kehle und binden sie, daß sie die Engel<br />
im Himmel singen hören, als stünden sie wie die<br />
Ostersänger dicht vor der Hütte! Was hernach weiter<br />
geschehen soll, das mag der Herr Kapitän und das Gericht<br />
bestimmen.<br />
Aurel fand diesen Vorschlag so annehmbar, daß er<br />
sich dankend dafür entschied und den Maulwurffänger<br />
beauftragte, für alles Nöthige zu sorgen.<br />
Am frühen Morgen <strong>des</strong> nächsten Tages ging Aurel<br />
sehr zeitig mit Gilbert aus, um die Torfgrube zu besichtigen<br />
und sich mit den Örtlichkeiten bekannt zu machen.<br />
Sie fanden die Thür der Hütte unverschlossen,<br />
in dem Verschlag einen großen Vorrath von Branntwein<br />
und Rum, ein Kohlenbecken nebst Feuerzeug und<br />
mehrere Gläser und Kannen. <strong>Die</strong> Kammer war bis auf<br />
einige von Ratten und Mäusen zernagte Strohsäcke<br />
ganz leer. Sie eignete sich vortrefflich zu einem Versteck,<br />
da an der Thür ein schmales Schiebefenster<br />
angebracht war, das man nach Belieben öffnen und<br />
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