Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1170 — Allein und auf seine Verantwortung hin mochte er nicht handeln. Deßhalb schrieb er wenige dringende Zeilen an Aurel, worin er ihm meldete, daß er Entdeckungen von der größten Wichtigkeit gemacht habe. Der Kapitän möge daher unmittelbar nach Empfang dieser Zeilen nach Boberstein aufbrechen und wo möglich den Maulwurffänger mitbringen! Dann weckte er Vollbrecht, bat diesen inständigst, er möge ihm einen zuverlässigen Boten nennen, dem die Besorgung eines wichtigen Briefes anzuvertrauen sei, und beruhigte sich erst, als ein solcher gefunden und mit der wichtigen Meldung nach Boberstein abgeschickt worden war. Vollbrechts Fragen ließ Gilbert unbeantwortet, indem er ihn auf die Vorgänge der nächsten Tage verwies. So kam der Morgen heran, ohne daß unser junger Freund ein Auge geschlossen hatte. Um sich zu zerstreuen, eilte er in die Fabrik. Hier fand er Martell schon an der Arbeit, zitternder als gewöhnlich und mit fahlem eingefallenen Todtengesicht. Der Spinner reichte ihm die Hand; sie war heiß und trocken und ein schneller, harter Puls klopfte in den blutstrotzenden Adern. Von einem Rausche konnte man übrigens nichts bemerken, nur ein trockener Husten, ein pfeifendes Athemholen und zuweilen tiefes Stöhnen ließen den Ausbruch einer Krankheit vermuthen, die bereits in den Eingeweiden des Unglücklichen wühlte.
— 1171 — Schon gegen Abend trafen Aurel, der Maulwurffänger und Paul Sloboda, Haideröschens jüngster Sohn, auf raschem Fuhrwerk in Boberstein ein. Gilbert war ihnen eine Strecke Wegs entgegen gegangen, um sie zu verhindern, in der Wohnung Martell’s einen Besuch zu machen. Er wünschte, daß ihre Ankunft ganz verborgen bleibe. Deßhalb bat er auch den Kapitän, er möchte erst im Schutz der Nacht die Insel heimlich betreten. Aurel mußte diese Vorsichtsmaßregeln billigen. Die mündlichen Mittheilungen Gilbert’s entsetzten sowohl ihn als den Maulwurffänger und es dauerte geraume Zeit, ehe sie daran glauben konnten. »Es wäre doch zu entsetzlich,« rief der Kapitän wiederholt aus, »wenn sich alles so verhielte, wie Du behauptest! – Arme Herta! Unglückliche Elwire! – Und dieser Blutrüssel –!« »Ich täusche mich nicht, Kapitän! Die Nacht in der Mohrentaverne ist meinem Gedächtniß zu tief eingeprägt. Kein Anderer, als jener scheußliche Musikant, von dem Sie Kunde erhielten, daß Ihre gnädige Tante noch am Leben sei, war gestern Nacht des Trödlers Gefährte!« »Weißt Du seinen Aufenthalt? Wir müssen ihn unschädlich machen.« »Nein, Kapitän! Gedulden Sie sich aber bis morgen Nacht, so können wir die beiden Unholde gefangen nehmen.« »Weßhalb so lange zögern?«
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Allein und auf seine Verantwortung hin mochte er<br />
nicht handeln. Deßhalb schrieb er wenige dringende<br />
Zeilen an Aurel, worin er ihm meldete, daß er Entdeckungen<br />
von der größten Wichtigkeit gemacht habe.<br />
Der Kapitän möge daher unmittelbar nach Empfang<br />
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möglich den Maulwurffänger mitbringen!<br />
Dann weckte er Vollbrecht, bat diesen inständigst,<br />
er möge ihm einen zuverlässigen Boten nennen, dem<br />
die Besorgung eines wichtigen Briefes anzuvertrauen<br />
sei, und beruhigte sich erst, als ein solcher gefunden<br />
und mit der wichtigen Meldung nach Boberstein abgeschickt<br />
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Vollbrechts Fragen ließ Gilbert unbeantwortet, indem<br />
er ihn auf die Vorgänge der nächsten Tage verwies.<br />
So kam der Morgen heran, ohne daß unser junger<br />
Freund ein Auge geschlossen hatte. Um sich zu zerstreuen,<br />
eilte er in die Fabrik. Hier fand er Martell<br />
schon an der Arbeit, zitternder als gewöhnlich und<br />
mit fahlem eingefallenen Todtengesicht. Der Spinner<br />
reichte ihm die Hand; sie war heiß und trocken und<br />
ein schneller, harter Puls klopfte in den blutstrotzenden<br />
Adern. Von einem Rausche konnte man übrigens<br />
nichts bemerken, nur ein trockener Husten, ein pfeifen<strong>des</strong><br />
Athemholen und zuweilen tiefes Stöhnen ließen<br />
den Ausbruch einer Krankheit vermuthen, die bereits<br />
in den Eingeweiden <strong>des</strong> Unglücklichen wühlte.