Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1166 — elektrischen Schlägen fortwährend in Bewegung gesetzt. Seine Stimme lallte blos, denn auch die Zunge des Unglücklichen gehorchte nicht mehr seinem Willen. »Ich habe Feuer . . . im Herzen,« stammelte Martell. »Gebt mir . . . Wasser, daß ich . . . die Gluthen . . . auslösche! Hu! Wie mich friert! . . . Als ob . . . die Hand . . . des Todes auf . . . meiner Stirn . . . ruhte!« »Er hat das Fieber,« lachte Blutrüssel. »Wie wär’s, wackrer Kumpan, wenn Du noch ein Gläschen oder ein halbes aufgössest? Feuer muß man mit Feuer löschen, das ist probat!« »Ja, ja, . . . einen Schluck . . . Himmel wie’s mich wirft!« »Du hast Dich erkältet, armer Bursche,« sagte Klütken- Hannes. »Der Abend ist auch wirklich noch zu kühl für Deine Kleidung. Du hättest den Mantel umwerfen sollen.« »Mantel!« schrie Martell wie rasend und riß sich mit gewaltiger Anstrengung aus den Armen der beiden falschen Freunde. »Ich zermalme Euch wie ein paar Regenwürmer, wenn Ihr . . . davon sprecht! Ein elender Spinner . . . einen . . . Mantel!« Die Kraft verließ den Unglücklichen abermals und ermattet fiel er wieder in die Arme seiner Genossen.

— 1167 — »Also noch ein Schlückchen Halbwarmen, wie? . . . Zur Stärkung für den Heimweg. Denn es ist, Gott verdamm’ mich, schon in der eilften Stunde! Vor Mitternacht erreichen wir den See nicht!« Mit diesen Worten reichte Klütken-Hannes dem zum Tode Verurtheilten von Neuem das gefüllte Glas, geleitete die zitternde Hand des Unglücklichen zum Munde und ließ nicht ab, bis er es ganz geleert hatte. »Nicht wahr, das wärmt?« »Es brennt . . . aber . . . das thut nichts . . . Wenn nur ihn der Teufel holt! . . . Wie ist’s . . . Morgen?« »Übermorgen, Freund! Wir müssen in die Haide Geschäfte halber.« »Dann geht’s wieder volle acht Tage, wie heut’!« setzte Blutrüssel hinzu. »Wie heut’? Hu! . . . dann ging’s . . . schlecht! – Ich brenne und . . . erfriere zu gleicher Zeit! . . . O, das ist . . . gräßlich!« Martell warf sich an die Erde und wälzte sich convulsivisch auf dem Boden. »Er macht’s aus,« flüsterte Klütken-Hannes seinem verbrecherischen Genossen zu. »Morgen, stellt uns der Teufel kein Bein, können wir unser Geld einstreichen und fröhlich von dannen ziehn!« »Noch nicht! – Er wird schon wieder ruhig.« »Sieh, wie er zuckt! – Das ist der Todeskampf!« »Lassen wir ihn liegen? – Das Vieh mag ohne uns himmeln.«

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»Also noch ein Schlückchen Halbwarmen, wie? . . .<br />

Zur Stärkung für den Heimweg. Denn es ist, Gott verdamm’<br />

mich, schon in der eilften Stunde! Vor Mitternacht<br />

erreichen wir den See nicht!«<br />

Mit diesen Worten reichte Klütken-Hannes dem zum<br />

Tode Verurtheilten von Neuem das gefüllte Glas, geleitete<br />

die zitternde Hand <strong>des</strong> Unglücklichen zum Munde<br />

und ließ nicht ab, bis er es ganz geleert hatte.<br />

»Nicht wahr, das wärmt?«<br />

»Es brennt . . . aber . . . das thut nichts . . . Wenn nur<br />

ihn der Teufel holt! . . . Wie ist’s . . . Morgen?«<br />

»Übermorgen, Freund! Wir müssen in die Haide Geschäfte<br />

halber.«<br />

»Dann geht’s wieder volle acht Tage, wie heut’!« setzte<br />

Blutrüssel hinzu.<br />

»Wie heut’? Hu! . . . dann ging’s . . . schlecht! – Ich<br />

brenne und . . . erfriere zu gleicher Zeit! . . . O, das ist<br />

. . . gräßlich!«<br />

Martell warf sich an die Erde und wälzte sich convulsivisch<br />

auf dem Boden.<br />

»Er macht’s aus,« flüsterte Klütken-Hannes seinem<br />

verbrecherischen Genossen zu. »Morgen, stellt uns der<br />

Teufel kein Bein, können wir unser Geld einstreichen<br />

und fröhlich von dannen ziehn!«<br />

»Noch nicht! – Er wird schon wieder ruhig.«<br />

»Sieh, wie er zuckt! – Das ist der To<strong>des</strong>kampf!«<br />

»Lassen wir ihn liegen? – Das Vieh mag ohne uns<br />

himmeln.«

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