Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1148 — »Halten Sie sich nur fest an meine Hand! Im Zimmer waltet spärliche Dämmerung.« Geführt von dem rachedurstigen Mädchen trat Martell in das Schlafgemach seines gräflichen Bruders. Die nur halb geschlossenen Jalousien ließen gerade so viel Licht eindringen, daß man nach einiger Zeit alle Gegenstände des mittelgroßen Zimmers wie von leichtem Nebel verschleiert erkennen konnte. Auf breitem, mit seidenen Decken und schwellenden Kissen reich erfüllten Bett lag Adrian in tiefem Schlummer. Er ruhte auf dem Rücken, die linke Hand war überrücks geworfen und schmiegte sich fest geballt an seinen mit dünnem Haar bedecken Scheitel. Das feine weiße Hemd entblößte zur Hälfte den Arm und war auch auf der stark behaarten Brust weit gelüftet. Vor dem Bett breitete sich ein purpurrother Teppich aus. Zu Füßen des Lagers stand ein sehr bequemer Polsterstuhl. Auf diesen deutete Bianca, indem sie Martell zuflüsterte: »Setzen Sie sich und geben Sie Acht, ohne einen Laut hören zu lassen!« Nun stellte sich das schöne Mädchen dicht neben Martell, legte ihre Hände gefaltet über den Busen und richtete ihre beiden dunkeln Augen unverwandt auf den schlummernden schwer athmenden Grafen. Es ist bekannt, daß der Blick des Menschen, fest auf einen Schlummernden geheftet, eine geheimnißvolle magnetische Kraft ausübt. Diese Kraft steigert sich bis
— 1149 — zum Wunderbaren, wenn dem Magnetiseur ein starker Wille zu Gebote steht. Noch gewaltiger und überraschender ist die Wirkung, wenn zwischen zwei auf solche Weise mit einander in Rapport tretende Personen Bande der Verwandtschaft oder leidenschaftliche Zuneigung obwalten. Bianca kannte Adrian’s leidenschaftliche Liebe zu ihr, sie wußte, daß er Tag und Nacht nur an sie dachte, von ihr träumte, und sie hatte das grausame Experiment, das sie mit kaltblütiger Überlegung jetzt zu Martell’s Genugthuung wiederholen wollte, schon mehrmals mit gutem Erfolge versucht. Bianca wollte Adrian nicht aus seinem unruhigen Schlummer wecken, sie wollte ihn durch ihre starren Blicke und die starke Kraft ihres Willens nur im Schlafe magnetisiren und ihr Bild in seiner geängstigten Seele aufsteigen lassen, um diesem sodann ein anderes, entsetzlicheres unterzuschieben. Dieses grausame Experiment gelang ihr bewunderungswürdig. Schon nach wenigen Minuten hob sich die Brust des Schlummernden unter schmerzlichem Stöhnen. Er bewegte das bleiche, schweißtriefende Haupt und die Lippen öffneten sich zu flüsterndem Gespräch. »Grausame!« stöhnte Adrian. »Warum diese Dolchspitzen in Deinen Blicken? . . . Sie verwunden . . . mein Herz . . . sie schneiden tief . . . tief in das Mark . . . meiner Gebeine! . . . Sieh . . . Du kannst lächeln . . . o wie
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»Halten Sie sich nur fest an meine Hand! Im Zimmer<br />
waltet spärliche Dämmerung.«<br />
Geführt von dem rachedurstigen Mädchen trat Martell<br />
in das Schlafgemach seines gräflichen Bruders. <strong>Die</strong><br />
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Haar bedecken Scheitel. Das feine weiße Hemd entblößte<br />
zur Hälfte den Arm und war auch auf der stark<br />
behaarten Brust weit gelüftet. Vor dem Bett breitete<br />
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stand ein sehr bequemer Polsterstuhl. Auf diesen<br />
deutete Bianca, indem sie Martell zuflüsterte:<br />
»Setzen Sie sich und geben Sie Acht, ohne einen Laut<br />
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Nun stellte sich das schöne Mädchen dicht neben<br />
Martell, legte ihre Hände gefaltet über den Busen und<br />
richtete ihre beiden dunkeln Augen unverwandt auf<br />
den schlummernden schwer athmenden Grafen.<br />
Es ist bekannt, daß der Blick <strong>des</strong> Menschen, fest auf<br />
einen Schlummernden geheftet, eine geheimnißvolle<br />
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