Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1140 — Und Adrian preßte seinen Mund wie ein Rasender auf den klopfenden Busen Biancas. Satanischer Freudenglanz strahlte in diesem Moment aus den Augen der schönen Sünderin. Secundenlang ließ sie den vor Liebe und Wollust zitternden Grafen in ihren Reizen schwelgen, dann entriß sie ihm die festgehaltene Locke und sprang, ihn von sich stoßend, zurück. Adrian wollte ihr folgen. »Keinen Schritt, mein Herr, oder ich muß nach Hilfe rufen!« sagte Bianca mit einer Stimme, die vor Entrüstung zitterte und von Thränen des Zorns gedämpft ward. »Es ist abscheulich, ein schwaches Mädchen auf so hinterlistige Weise festzuhalten und mit Küssen fast zu ersticken. – Ich werde Ihnen nicht mehr Gesellschaft leisten, bis Sie sich gebessert und mir durch einen Schwur gelobt haben, nie wieder meine Freundschaft so unwürdig zu mißbrauchen. Schlafen Sie wohl, gnädigster Herr, und verzeihen Sie Ihrer armen Dienerin, daß Sie Worte an Sie richten muß, die ihrer Stellung nicht zukommen! Allein Nothwehr kennt keine Grenzen! Gute Nacht!« Dies »gute Nacht!« klang bereits wieder so verlockend, so sanft und süß, daß Adrian bei diesem Sirenentone wüthend aufsprang und die zürnende Schöne um Vergebung flehend abermals in seine Arme schließen wollte. Allein Bianca war schon hinter
— 1141 — der Thür verschwunden und das Vorschieben des Riegels verhinderte wenigstens im Augenblick jede Verfolgung. Adrian war sehr unzufrieden mit sich. Er beehrte sich mit allen möglichen Ehrennamen, die ihm einfielen, und ging dabei aufgeregt im Zimmer auf und nieder. Sein Blut kochte, seine Adern hämmerten, die Aufreizung seiner Nerven hatte den höchsten Grad erreicht. »Dies Mädchen ist ein Dämon, eine Zauberin, die mir atomweise Herz und Seele zerpflückt! Und ich liebe sie! . . . Ich liebe sie wie ein Wahnsinniger! – Wenn ich sie gehen, sie sprechen höre, stockt mein Blut in den Adern; wenn ich sie sehe, habe ich keinen andern Gedanken, als nur sie, nur ihren Besitz! . . . Wenn sie lächelt, wie unendlich liebreizend ist sie dann! Wenn sie spricht, wie scherzen alle Grazien um die Liebliche, Anbetungswürdige! – O es ist seliger Genuß, um sie zu sein, aber auch Höllenqual, in ihrem Blick sich sonnen und diese Wunderaugen nicht küssen zu dürfen! – – Nicht lieben können. – Welch’ Mädchen von ihrem Alter, mit solchem Körper begabt, fühlte nicht die Regungen der Liebe in der Nähe eines Mannes, der sie anbetet! – Aber gewiß, Bianca liebt mich, muß mich lieben, nur mag sie es mir nicht gestehen! – Sie ist klug und will sich gesichert sehen, ehe sie meine Leidenschaft erwiedert! Sie wird an Magnus und Herta denken – und den Sohn gleicher Handlungen für fähig halten!
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Adrian war sehr unzufrieden mit sich. Er beehrte<br />
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»<strong>Die</strong>s Mädchen ist ein Dämon, eine Zauberin, die mir<br />
atomweise Herz und Seele zerpflückt! Und ich liebe<br />
sie! . . . Ich liebe sie wie ein Wahnsinniger! – Wenn<br />
ich sie gehen, sie sprechen höre, stockt mein Blut in<br />
den Adern; wenn ich sie sehe, habe ich keinen andern<br />
Gedanken, als nur sie, nur ihren Besitz! . . . Wenn sie<br />
lächelt, wie unendlich liebreizend ist sie dann! Wenn<br />
sie spricht, wie scherzen alle Grazien um die Liebliche,<br />
Anbetungswürdige! – O es ist seliger Genuß, um sie zu<br />
sein, aber auch Höllenqual, in ihrem Blick sich sonnen<br />
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Nicht lieben können. – Welch’ Mädchen von ihrem Alter,<br />
mit solchem Körper begabt, fühlte nicht die Regungen<br />
der Liebe in der Nähe eines Mannes, der sie anbetet!<br />
– Aber gewiß, Bianca liebt mich, muß mich lieben,<br />
nur mag sie es mir nicht gestehen! – Sie ist klug und<br />
will sich gesichert sehen, ehe sie meine <strong>Leiden</strong>schaft<br />
erwiedert! Sie wird an Magnus und Herta denken –<br />
und den Sohn gleicher Handlungen für fähig halten!