Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1138 — reichte ihm die gefüllte Tasse, stäubte mit ihren gestickten Taschentuche einige Krumen feinen Weißbrodes aus den Falten des Kleides, und setzte sich zutrauensvoll wieder neben den leidenschaftlich aufgeregten Grafen. »Wenn ich nun thörigt genug wäre, Ihre in einem Moment der Aufregung gesprochenen Worte für wahr zu halten,« sagte Bianca, indem sie ihren Kopf so gegen den Grafen beugte, daß eine ihrer glänzenden Locken fast dessen Lippen berührte, »wenn ich solch’ eine Thörin wäre, dann würde ich mich wahrscheinlich in Ihre Arme werfen und, wenn ich im Herzen auch nichts für Sie fühlte, Ihnen eine glühende Leidenschaft heucheln. Ich bin aber weder so albern noch so eingebildet, und deßhalb erlaube ich mir denn, Ihnen auf das Freundschaftlichste für die mir zugedachte Ehre zu danken und sich vor der Hand noch mit meiner vollkommensten Achtung und innigsten Freundschaft zu begnügen! Sind der gnädigste Herr damit zufrieden?« Wieder ruhten Biancas Augen mit unbeschreiblichem Liebeszauber auf Adrian, während jeder Zug ihres lieblichen Gesichtes nur dankbare Ergebenheit ausdrückte. Der wunderbaren Macht dieses Blickes erlag der Graf. Die lange schwarze Locke erfassend rief er mit gepreßter Stimme: »Bianca! Geliebte Bianca, habe Mitleid mit einem Unglücklichen!«
— 1139 — Bianca lächelte noch reizender und beugte sich, da sie das tändelnde Zupfen Adrian’s an ihrer Locke schmerzlich empfand, so über ihn, daß der Graf ihren nur halb bedeckten wallenden Busen erblicken mußte. »Haben Sie lieber Mitleid mit mir, Sie raufen mich ja!« »Ich sterbe, Bianca!« »Vor Liebe? Behüte Gott! Man sagt ja immer, die Liebe belebe, das Auge der Geliebten sei die Sonne, in deren Licht der Liebende die Seligkeiten und Wonnen des ewigen Lebens empfinde! Nun, ich dächte, dieses Auge wäre Ihnen doch jetzt nahe genug? Oder muß ich Sie mit meinen Blicken versengen?« »Könnt’ ich sterben in Deinen Armen, Grausame!« stammelte der Graf, die erfaßte Locke des schönen Mädchens immer fester um seine Finger schlingend. »Jahrtausende des verheißenen jenseitigen Lebens wollte ich dafür opfern!« »Pfui, gnädigster Herr, wer wird einem sterblichen Geschöpfe zu Liebe solche Lästerungen ausstoßen! Aber bitte, entlassen Sie die arme Gefangene, die mich noch zwingen wird, mein Gesicht mit dem Ihrigen in Verbindung zu bringen! Sie thun mir wahrhaftig weh, Herr Graf!« »Sprich, daß Du mich lieben willst, Bianca! Versprich, meine Geliebte, mein Weib zu werden! Alles was ich besitze, soll Dein sein! . . . Nur verstoße, verschmähe mich nicht!«
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reichte ihm die gefüllte Tasse, stäubte mit ihren gestickten<br />
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wieder neben den leidenschaftlich aufgeregten<br />
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Moment der Aufregung gesprochenen Worte für wahr<br />
zu halten,« sagte Bianca, indem sie ihren Kopf so gegen<br />
den Grafen beugte, daß eine ihrer glänzenden Locken<br />
fast <strong>des</strong>sen Lippen berührte, »wenn ich solch’ eine Thörin<br />
wäre, dann würde ich mich wahrscheinlich in Ihre<br />
Arme werfen und, wenn ich im Herzen auch nichts für<br />
Sie fühlte, Ihnen eine glühende <strong>Leiden</strong>schaft heucheln.<br />
Ich bin aber weder so albern noch so eingebildet, und<br />
deßhalb erlaube ich mir denn, Ihnen auf das Freundschaftlichste<br />
für die mir zugedachte Ehre zu danken<br />
und sich vor der Hand noch mit meiner vollkommensten<br />
Achtung und innigsten Freundschaft zu begnügen!<br />
Sind der gnädigste Herr damit zufrieden?«<br />
Wieder ruhten Biancas Augen mit unbeschreiblichem<br />
Liebeszauber auf Adrian, während jeder Zug ihres<br />
lieblichen Gesichtes nur dankbare Ergebenheit ausdrückte.<br />
Der wunderbaren Macht dieses Blickes erlag<br />
der Graf. <strong>Die</strong> lange schwarze Locke erfassend rief er<br />
mit gepreßter Stimme:<br />
»Bianca! Geliebte Bianca, habe Mitleid mit einem<br />
Unglücklichen!«