Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1136 — den ein feiner durchbrochener Strumpf kaum bedeckte. Diesen reizenden Fuß stellte sie jetzt absichtlich auf ein niedriges Tabourett, das Adrian immer neben sich stehen hatte, um ebenfalls bisweilen seine Füße, in denen er oft Anfälle podagrischer Schmerzen fühlte, darauf ruhen zu lassen. Sie bewegte das zierlich gebildete Füßchen so kokett in dem schmalen Atlasschuh, daß Adrian’s Herz heftiger zu schlagen begann. Die unmittelbare Nähe des schönen, von dem feinsten Spitzengewebe umflatterten Armes wirkte so verführerisch auf ihn, daß er ihn bebend mit brennenden Lippen küßte. »O bitte, gnädigster Herr!« sagte Bianca, den Arm zurückziehend. »Eine solche Huldigung könnte mich ja eitel machen! Man küßt, so viel ich aus Büchern und Erzählungen weiß, nur vornehmen Damen, Gräfinnen und Prinzessinnen die schönen Hände. Arme Mädchen, wie ich, müssen sich solche Aufmerksamkeiten verbitten.« »Von der Hand zum Munde ist nicht aus der Welt, Sie lieber Schalk!« erwiederte Herr am Stein. »Und da Sie nach Ihrem eigenen Geständniß noch gar nicht wissen, wie man liebt, so will ich Ihnen für Ihre kleine Bosheit die Ahnung dieser Empfindung beibringen!« Und mit gewandtem Arm umschlang Adrian Bianca’s vollen Körper, zog sie an sich und drückte heiße, flammende Küsse auf ihren Mund.

— 1137 — Zitternd und erröthend entwand sich das reizende Mädchen der heftigen Umarmung des Grafen, indem sie ihn zürnend anblickte. »Gnädigster Herr,« sagte sie, die klare Stirn kraus zusammenziehend, »wäre ich Ihnen nicht Dank schuldig, so würde ich Ihnen ernsthaft zürnen. Es ist nicht recht von Ihnen, meine Unerfahrenheit so arglistig zu benutzen!« Sie stand auf und schenkte in einer wo möglich noch koketteren Stellung abermals Thee ein. Dabei kehrte sie dem Grafen halb den Rücken zu, so daß die Flamme der Astrallampe ihren vollen Schein über sie ausgoß und die anmuthigen Rundungen ihrer classischen Formen durch die leichte Gewandung deutlich erkennen ließ. »Aber Bianca!« rief Adrian aufgeregt. »Sie befehlen, Herr Graf?« sagte die Schöne und wendete, schon wieder schelmisch lächelnd, ihr volles Gesicht mit den tanzenden schwarzen Locken gegen ihn. »Schelten Sie mich, lachen Sie mich aus, nennen Sie mich einen Thoren, ja mißhandeln Sie mich, wenn Sie wollen, nur dulden Sie es, daß ich Sie lieben darf, Bianca!« rief Adrian leidenschaftlich, indem er den Sessel, welchen Bianca inne hatte, näher an seinen Sitz zog. Diese sah ihn mit großen Augen verwundert an, nur auf ihren Lippen spielte ein schalkhaftes Lächeln. Sie

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Zitternd und erröthend entwand sich das reizende<br />

Mädchen der heftigen Umarmung <strong>des</strong> Grafen, indem<br />

sie ihn zürnend anblickte.<br />

»Gnädigster Herr,« sagte sie, die klare Stirn kraus zusammenziehend,<br />

»wäre ich Ihnen nicht Dank schuldig,<br />

so würde ich Ihnen ernsthaft zürnen. Es ist nicht recht<br />

von Ihnen, meine Unerfahrenheit so arglistig zu benutzen!«<br />

Sie stand auf und schenkte in einer wo möglich noch<br />

koketteren Stellung abermals Thee ein. Dabei kehrte<br />

sie dem Grafen halb den Rücken zu, so daß die Flamme<br />

der Astrallampe ihren vollen Schein über sie ausgoß<br />

und die anmuthigen Rundungen ihrer classischen<br />

Formen durch die leichte Gewandung deutlich erkennen<br />

ließ.<br />

»Aber Bianca!« rief Adrian aufgeregt.<br />

»Sie befehlen, Herr Graf?« sagte die Schöne und<br />

wendete, schon wieder schelmisch lächelnd, ihr volles<br />

Gesicht mit den tanzenden schwarzen Locken gegen<br />

ihn.<br />

»Schelten Sie mich, lachen Sie mich aus, nennen Sie<br />

mich einen Thoren, ja mißhandeln Sie mich, wenn Sie<br />

wollen, nur dulden Sie es, daß ich Sie lieben darf, Bianca!«<br />

rief Adrian leidenschaftlich, indem er den Sessel,<br />

welchen Bianca inne hatte, näher an seinen Sitz zog.<br />

<strong>Die</strong>se sah ihn mit großen Augen verwundert an, nur<br />

auf ihren Lippen spielte ein schalkhaftes Lächeln. Sie

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