Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1112 — Auch das Leid Anderer rührt mich nicht, denn ich sehe ja nicht ihr Elend! O ich sage Dir, Pink-Heinrich, eine größere Wohlthat als Blindheit kann es für den gefühlvollen Armen nicht geben! Ihn quält nichts und doch hat Jeder Erbarmen mit ihm! Unaufgefordert empfängt der Blinde Gaben, während andere elendiglich Darbende hart angelassen und unbeschenkt fortgewiesen werden! Darum danke Gott, alter Freund, daß er mir das Licht der Augen genommen hat, als es Zeit war. Ich kann nun ruhig sein wegen meiner Zukunft und geduldig der Stunde harren, wo der Ewige mich rufen wird.« »Hat Euch Paul mein Schreiben eingehändigt?« fragte jetzt Aurel, um diesen schmerzlichen Auftritt zu beendigen. »Ich bin dann begierig, Eure Meinung zu hören.« »Um uns mit Ihnen zu berathen, Herr Kapitän, sind wir Beide, Sloboda und ich, unverweilt mit Paul hierher gekommen. Es steht nicht Alles gut um Boberstein!« »Von meinem Enkel erfuhren wir die Verirrung Martell’s,« sagte der alte Wende. »Wir vermuthen, daß eine böse List dahinter verborgen liegt.« »Dieser Ansicht bin ich ebenfalls, wackere Freunde, doch macht sie mir wenig Sorge. Martell ist ein sehr kräftiger Mann, den sein geistiger Stolz schon nicht untergehen läßt. Er schmachtet nach Vergeltung, und
— 1113 — weil er diese nicht in der Art üben kann, wie er es vielleicht wünscht, geräth er auf Abwege. Mehr bekümmert mich das Verschwinden des Hamburger Trödlers! Ihn müssen wir auskundschaften, sonst laufen wir Gefahr, unsere Absicht nur zur Hälfte zu erreichen. Habt Ihr eine Vermuthung, Heinrich?« »Blos unbestimmte, Herr Kapitän.« »Laßt hören!« »Bewahre mich der Himmel! Was ich denke, erfährt gegenwärtig kein Mensch! Aber ich bin der Meinung, Spione nach Boberstein zu schicken.« »Wollt Ihr selbst einen so schwierigen Posten übernehmen?« »Hätte ich nur zwanzig Jahre weniger auf dem Rücken, so machte ich mir wohl den Spaß, aber jetzt, Herr Kapitän, jetzt bin ich doch etwas zu unzuverlässig geworden. Ein flinker Junge wie der Gilbert ist der rechte Mann dazu.« »Er ist zu leichtsinnig, zu verliebt!« »Desto mehr wagt er, und einen Wagehals brauchen wir. Kann er auch zechen?« »Wie ein Bacchus!« »So ist er wie geschaffen zu dem Posten, den ich ihm zugedacht habe.« »Ihr wollt Martell einen Gefährten geben, nicht wahr?«
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doch macht sie mir wenig Sorge. Martell ist ein sehr<br />
kräftiger Mann, den sein geistiger Stolz schon nicht<br />
untergehen läßt. Er schmachtet nach Vergeltung, und