Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1086 — diesem großmüthigen Anerbieten hartnäckig. Ich will spinnen und für ihn, der meinen Sohn gemordet hat, arbeiten, sagte er, so lange mich das Gericht nicht frei spricht und ihm, dem ich diene, gleichstellt. Kommt dereinst diese Zeit – und Gott lasse mich sie erleben – dann werde ich als freier, ihm ebenbürtiger Mann Abrechnung mit ihm halten! – Und darin, find’ ich, hat der tief gekränkte Mann vollkommen Recht!« »Arbeitet auch Maja gleich ihrem Halbbruder?« »Sie ehrt seine Gründe und will dem unglücklichen Bruder nicht nachstehen. Auch ist dies unter den jetzigen Verhältnissen unerläßlich. Durch ein stillschweigendes Übereinkommen hat man, wie Ihr wißt, die zuletzt gemachte Entdeckung von Maja’s Abstammung dem Herrn am Stein verheimlicht. Er weiß jetzt noch nicht, wem mein Aufruf in den Blättern galt und daß die Aufgefundene gleichsam unter seinen Augen wandelt. Dies Geheimniß so lange wie möglich ungelüftet zu lassen, ist unser wohlerwogener Plan, der später seine Früchte tragen wird. Bei der feindseligen Stimmung aller Arbeiter gegen ihren Herren ist es leicht, dies Schweigen Monate lang fortzusetzen. Die Fabrik betritt Adrian mit keinem Fuße mehr, seit er in Martell einen unwillkommenen Bruder gefunden hat, und da Vollbrecht uns blind ergeben ist und Herr am Stein mit diesem ganz allein Alles verhandelt, was Geschäftsangelegenheiten betrifft, so haben wir keinerlei Verrath zu fürchten.«
— 1087 — »Nichts desto weniger lebe ich doch immer in Sorgen, trage ich mich stets mit düstern Gedanken, die mir Tag und Nacht die Ruhe rauben!« »Aber wozu, Freund Jan? Ist es denn nicht genug, daß Du in so kurzer Zeit zwei Enkelkinder wieder gefunden hast? Du bist undankbar, Jan, gegen Gott und seine Barmherzigkeit!« »Nein, alter Freund, undankbar bin ich nicht, aber mich ängstigt ein unheildrohendes Vorgefühl!« »Immer noch abergläubisch?« sagte gutmüthig lächelnd der Maulwurffänger. »Dein altwendisches Blut bricht doch überall heraus. Nun, was schwant Dir denn wieder?« »Ein Unglück Martell’s!« »Natürlich! Natürlich!« rief Gregor feierlich und drehte seinen langen Rohrstock. »Martell’s?« wiederholte fragend der Maulwurffänger, indem er seine breite Stirn nachdenklich runzelte. »Zu so böser Ahnung sehe ich keine Veranlassung.« »Aber ich, Freund Heinrich, ich sehe sie deutlich, sehe sie in drohender Nähe! Erinnere Dich des Briefes von Paul, den ich gestern empfing! Aber Du hast ihn nicht gelesen, fällt mir ein! Höre also, was er enthält! Martell scheint sich mit energischer Leidenschaft dem Trunke zu ergeben,« schreibt der gute Junge niedergeschlagen. »Ich habe ihn mehrmals in diesen Tagen in einem Zustande künstlicher Aufregung getroffen,
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spinnen und für ihn, der meinen Sohn gemordet hat,<br />
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mit ihm halten! – Und darin, find’ ich, hat<br />
der tief gekränkte Mann vollkommen Recht!«<br />
»Arbeitet auch Maja gleich ihrem Halbbruder?«<br />
»Sie ehrt seine Gründe und will dem unglücklichen<br />
Bruder nicht nachstehen. Auch ist dies unter den jetzigen<br />
Verhältnissen unerläßlich. Durch ein stillschweigen<strong>des</strong><br />
Übereinkommen hat man, wie Ihr wißt, die zuletzt<br />
gemachte Entdeckung von Maja’s Abstammung<br />
dem Herrn am Stein verheimlicht. Er weiß jetzt noch<br />
nicht, wem mein Aufruf in den Blättern galt und daß<br />
die Aufgefundene gleichsam unter seinen Augen wandelt.<br />
<strong>Die</strong>s Geheimniß so lange wie möglich ungelüftet<br />
zu lassen, ist unser wohlerwogener Plan, der später<br />
seine Früchte tragen wird. Bei der feindseligen Stimmung<br />
aller Arbeiter gegen ihren Herren ist es leicht,<br />
dies Schweigen Monate lang fortzusetzen. <strong>Die</strong> Fabrik<br />
betritt Adrian mit keinem Fuße mehr, seit er in Martell<br />
einen unwillkommenen Bruder gefunden hat, und da<br />
Vollbrecht uns blind ergeben ist und Herr am Stein mit<br />
diesem ganz allein Alles verhandelt, was Geschäftsangelegenheiten<br />
betrifft, so haben wir keinerlei Verrath<br />
zu fürchten.«