Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1064 — und ertrug die wunderlichen Aufmerksamkeiten des verliebten Jünglings mit heroischem Gleichmuth. Sie that, als spräche, flehte und girrte der tolle Mensch gar nicht, mochte er nun vor der Thür ihre Augen in einem Sonett besingen oder vor dem Fenster ihres Zimmers klappern, um den Umriß des schönen Mädchens durch die Gardinen mit Seufzen zu betrachten. Gilbert amusirte sich bei dieser originellen Art, eine hübsche Widerspänstige andauernd zu verfolgen und auf alle Malicen nur süße Liebesworte zu erwiedern, über alle Maßen. Es verging ihm die Zeit dabei und außerdem konnte man ja doch nicht wissen, ob die neue Magdalene nicht zuletzt von der wandellosen Treue ihres Verehrers gerührt werden und ihm dieselbe auf das Anmuthigste belohnen würde. Gilbert hatte Erfahrung genug, um zu wissen, daß oft die sprödesten und widerspänstigsten Mädchen nach einiger Zeit die freundlichsten und hingebendsten werden und daß gerade eine so erzwungene Liebe die genußreichste ist. Darum fiel es ihm nicht ein, seine Nachstellungen aufzugeben und die Vorschriften des Kapitäns zu befolgen. Als er den Beschluß Biancas hörte, schimpfte er ganz lästerlich, setzte seinen bebänderten Hut schief auf den Kopf und rannte in den Garten, um an dem Rutschberge zu arbeiten, dessen Erbauung ihm Aurel erlaubt hatte. »Erst soll die verdammte Hexe doch noch Arm und Beine brechen!« rief er aus. »Ja das soll sie oder – ich
— 1065 — gehe wieder zu Schiffe. Verdammtes Landrattenleben! ’s ist langweilig zum Sterben!« Und wüthend, als säßen ihm Schweißhunde auf den Fersen, häufte er Schnee auf Schnee, schleppte Wasser und arbeitete sich so matt und müde, daß er an diesem Abende nicht einmal das Spalier erklettern und vor dem Fenster seiner grausamen Schönen eine verliebte Serenade ächzen konnte. – Inzwischen kam der Tag heran, auf welchen Aurel seine Reise nach Boberstein in Begleitung Bianca’s festgesetzt hatte. Es war derselbe Tag, an dem Leberechts Haus im Gebirge von den Flammen verzehrt wurde. Zuvor hatte der Kapitän seinem Bruder freundlich geantwortet und ihm gemeldet, daß die jugendliche Bianca, eine seiner Dienerinnen, nach Boberstein abreisen werde, um sich Adrian vorzustellen. Bereitwillig setzte Adalbert den Fabrikherrn von seinen Bemühungen in Kenntniß und zeigte ihm den baldigst zu erwartenden Besuch an. Auf diesem Ausfluge begleitete nur Paul noch seinen gräflichen Freund. Sloboda war mit dem Maulwurffänger in dessen Heimath zurückgekehrt und Gilbert mußte zum Schutz der Damen auf dem Zeiselhofe bleiben. Paul wollte seine Schwester, Maja Simson, kennen lernen und ihr von der verstorbenen theuern Mutter, von seinen im Kampfe für Polens Freiheit gefallenen Brüdern erzählen. Und Aurel, der nunmehr ebenfalls in ein halbgeschwisterliches Verhältniß zu Paul getreten
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hübsche Widerspänstige andauernd zu verfolgen und<br />
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konnte man ja doch nicht wissen, ob die neue<br />
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Verehrers gerührt werden und ihm dieselbe auf das<br />
Anmuthigste belohnen würde. Gilbert hatte Erfahrung<br />
genug, um zu wissen, daß oft die sprö<strong>des</strong>ten und widerspänstigsten<br />
Mädchen nach einiger Zeit die freundlichsten<br />
und hingebendsten werden und daß gerade eine<br />
so erzwungene Liebe die genußreichste ist. Darum<br />
fiel es ihm nicht ein, seine Nachstellungen aufzugeben<br />
und die Vorschriften <strong>des</strong> Kapitäns zu befolgen.<br />
Als er den Beschluß Biancas hörte, schimpfte er ganz<br />
lästerlich, setzte seinen bebänderten Hut schief auf den<br />
Kopf und rannte in den Garten, um an dem Rutschberge<br />
zu arbeiten, <strong>des</strong>sen Erbauung ihm Aurel erlaubt<br />
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Beine brechen!« rief er aus. »Ja das soll sie <strong>oder</strong> – ich