Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1062 — führen? Aurel dürfe immerhin annehmen, setzte Adalbert hinzu, daß keinerlei Nebenabsicht bei dieser Anfrage im Spiele sei. Ihre Rechtsangelegenheiten hätten durchaus nichts damit zu schaffen und er sowohl, wie auch Adrian seien weit entfernt, die gesuchte Dame etwa als Spion zu mißbrauchen! Aurel wunderte sich zwar über diesen Brief, indeß fand er am Ende die Frage nicht so gar ungewöhnlich. Deßhalb sprach er mit Herta darüber und als auch diese kein Bedenken trug, dem Gegner in diesem Punkte sich gefällig zu erweisen, theilte er Bianca den Antrag mit, deren wachsender Trübsinn ihn seit einiger Zeit zu beunruhigen begann. Bianca war auf der Stelle bereit, darauf einzugehen, nur wollte sie sich nicht eher verbindlich machen, als bis sie Adrian persönlich kennen gelernt und mit ihm gesprochen haben würde. Sie läugnete nicht, daß sie schon längst begierig sei, mit einem Manne zusammen zu kommen, der ihrem gerechtigkeitliebenden, großmüthigen Retter so gar nicht gleiche, und der einen so eisernen Willen zeige, daß er sich nicht scheue, allen seinen Gegnern mit kalter Stirn zu trotzen. Dieser Bereitwilligkeit freute sich Aurel Biancas wegen, und es ward festgesetzt, daß man Boberstein oder vielmehr das Dorf am See besuchen wolle, sobald die neu entdeckten Documente mit den nöthigen Angaben ihrem Anwalt überliefert sein würden.
— 1063 — Nur Einer konnte sich mit diesen Anordnungen nicht befreunden. Dies war Gilbert. Der junge lebensfrohe Matrose hatte Bianca angelegentlichst den Hof gemacht, obwohl ganz ohne Erfolg. Es schien aber gerade, als wünsche und beabsichtige er dies; denn je kecker, spitziger und trotziger die spröde Schöne seine Galanterieen beantwortete, desto beharrlicher setzte er sie fort. Es gewährte ihm unbeschreibliches Vergnügen, von den blühenden Lippen des schönen Mädchens, in der er eine büßende Magdalene in üppigster Formenpracht erblickte, die härtesten Wahrheiten anhören zu müssen. Abweisen ließ sich Gilbert durchaus nicht, so sehr Bianca auf ihrer Hut war. Verriegelte sie ihm die Thür, so unterhielt er sich mit ihr durch’s Schlüsselloch und sagte ihr die verlockendsten Schmeicheleien über ihre Schönheit. Er lobte ihre Hand, ihre Anmuth, ihr reizendes Zürnen, das schmollende Stampfen ihres zarten Fußes, kurz wie immer sich die Ärgerliche gebehrdete, der unermüdliche Gilbert fand alles reizend und entzückend an ihr. – Als ihm später Aurel seine Zudringlichkeiten verbot und Bianca dem Späher jeden Spalt verstopfte, kletterte er in Schnee und Wind an den Wänden hinan, um durchs Fenster mit seiner Angebeteten zu conversiren, und so brachte er Bianca fast zur Verzweiflung. Weil sie sah, daß Zürnen, heftige und beleidigende Worte bei dem jungen Tollkopf nichts furchteten, ließ sie endlich geschehen, was sie nicht hindern konnte,
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Nur Einer konnte sich mit diesen Anordnungen nicht<br />
befreunden. <strong>Die</strong>s war Gilbert. Der junge lebensfrohe<br />
Matrose hatte Bianca angelegentlichst den Hof gemacht,<br />
obwohl ganz ohne Erfolg. Es schien aber gerade,<br />
als wünsche und beabsichtige er dies; denn je<br />
kecker, spitziger und trotziger die spröde Schöne seine<br />
Galanterieen beantwortete, <strong>des</strong>to beharrlicher setzte<br />
er sie fort. Es gewährte ihm unbeschreibliches Vergnügen,<br />
von den blühenden Lippen <strong>des</strong> schönen Mädchens,<br />
in der er eine büßende Magdalene in üppigster<br />
Formenpracht erblickte, die härtesten Wahrheiten anhören<br />
zu müssen. Abweisen ließ sich Gilbert durchaus<br />
nicht, so sehr Bianca auf ihrer Hut war. Verriegelte<br />
sie ihm die Thür, so unterhielt er sich mit ihr<br />
durch’s Schlüsselloch und sagte ihr die verlockendsten<br />
Schmeicheleien über ihre Schönheit. Er lobte ihre<br />
Hand, ihre Anmuth, ihr reizen<strong>des</strong> Zürnen, das schmollende<br />
Stampfen ihres zarten Fußes, kurz wie immer<br />
sich die Ärgerliche gebehrdete, der unermüdliche Gilbert<br />
fand alles reizend und entzückend an ihr. –<br />
Als ihm später Aurel seine Zudringlichkeiten verbot<br />
und Bianca dem Späher jeden Spalt verstopfte, kletterte<br />
er in Schnee und Wind an den Wänden hinan,<br />
um durchs Fenster mit seiner Angebeteten zu conversiren,<br />
und so brachte er Bianca fast zur Verzweiflung.<br />
Weil sie sah, daß Zürnen, heftige und beleidigende<br />
Worte bei dem jungen Tollkopf nichts furchteten, ließ<br />
sie endlich geschehen, was sie nicht hindern konnte,