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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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Es brannten eine Menge dünner Pfenniglichter in<br />

der niedrigen Stube, die vom rauchenden Ofen kohlschwarz<br />

gefärbt und durch einen Webstuhl nebst Treibrad<br />

und dem übrigen unentbehrlichen Hausrath so<br />

verengt war, daß kaum sechs bis acht Menschen stehend<br />

bequem darin Platz hatten. Dennoch befanden<br />

sich mehr als ein Dutzend Neugieriger in der ärmlichen<br />

Hütte. Man hatte außerdem noch die Stubenthür aus<br />

den Angeln gehoben, um auch den draußen Stehenden<br />

Gelegenheit zu geben, einen Blick in das Zimmer zu<br />

werfen. Frost und Kälte fühlte Niemand, achtete Keiner!<br />

Ein wunderlicher Anblick bot sich unserm alten<br />

Freunde dar, als er unter dem sich häufig wiederholenden<br />

Triumphgeschrei: »Da ist der Maulwurffänger!« –<br />

»Der kluge Maulwurffänger kommt!« – »Platz dem Vater<br />

der Armen!« usw. in die von Menschen überfüllte<br />

Stube fast gewaltsam gedrängt ward.<br />

Auf dem fichtenen Tische, der vor Zeiten mit blauen<br />

und rothen Blumen bemalt gewesen war, wie sie<br />

in der Phantasie <strong>des</strong> Dorfschreiners erblühten, saß auf<br />

niedrigem Treibebänkchen Simsons Frau, vor Frost,<br />

Angst, Bestürzung und Erwartung zitternd. Sie war<br />

sehr bleich und elend anzusehen in der dürftigen<br />

schwarzen Trauerkleidung, die sie seit dem Tode ihres<br />

Mädchens trug. Neugierig lauschend und beide Händchen<br />

fest an die Platte <strong>des</strong> Tisches geklammert, sah ihr<br />

zweites Kind, ein neunjähriges Mädchen, mit klarem

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