Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1054 — nach B. . . aufzubrechen, um dort in der Behausung des Maulwurffängers die Folgen des Aufrufes gelassen abzuwarten. – Über den Schornsteinen der Fabrik lag eine breite Schicht schwarzen Rauches, als sie aus dem Hochwald in die niedrige Haide kamen, wo vor zwei und vierzig Jahren der furchtbare Brand gewüthet hatte. Die Lichter des Dorfes flimmerten trüb durch das hängende Gezweig, während über den leis schwankenden Wipfeln die breiten flammenden Fensterreihen der colossalen Fabrik gleich einem prachtvollen Feenschloß aufleuchteten. Der Luftzug wehte bisweilen das dumpfe Surren der tausend und aber tausend Räder herüber über See und Wald. In unmittelbarer Nähe des Dorfes bemerkten die Reisenden eine ungewöhnliche Bewegung unter den Einwohnern desselben. Truppweise eilten die Männer dem Hauptverbindungswege zu, nach welchem auch der Schlitten unserer Freunde einbog, um den Kretscham zu erreichen, wo sie übernachten wollten. Nicht gar fern von diesem in einer schmalen Seitengasse, wenn man einen unebenen gewundenen Weg so nennen darf, lag Martell’s Hütte und drei Häuser weiter die noch ärmlichere Wohnung des Spinners Simson, dessen Kind am Sylvesterabend aus Mangel an Nahrung gestorben war. Nach dieser schmalen, jetzt spiegelglatten Gasse drängte sich ein Haufen durcheinander sprechender
— 1055 — Menschen. Unsere Freunde besorgten, es möge sich abermals ein Unglück, vielleicht wohl gar ein Selbstmord zugetragen haben, und trieben ihr schnaubendes Pferd grade darauf zu. Die Einwohner des Dorfes waren übrigens so ungewöhnlich aufgeregt, daß sie bisher durchaus nicht auf den heranschellenden Schlitten geachtet hatten. An der Gasse angekommen fanden unsere Freunde dieselbe von Menschen verstopft. Sie mußten nothgedrungen halten und der Maulwurffänger stieg aus. »Aber so sagt mir doch, Kinder,« rief er zutraulich ein paar junge Bursche an, die sich auf die Zehen hoben und mit langen Hälsen gaffend über die unruhig brausende Menge wogender Köpfe hinwegschielten, »sagt mir doch, was zum Henker hier geschehen ist? Es hat sich doch Niemand ein Leides gethan? Etwa Martell –« »Da ist er! Heda, Ihr dort vorn, der Maulwurffänger ist da!« – »Hurrah, Platz für Pink-Heinrich!« – »Macht eine Gasse, daß sie ungestoßen durchschreiten können, er selbst, der kluge Vater, und sein Freund, der wackere alte Wende!« So ließen sich mehrere Stimmen vernehmen, und ehe noch der Maulwurffänger Zeit gewann, sich nach der Ursache dieses frohen Jubels zu erkundigen, sah er sich halb geschoben, halb getragen vor der weit offen stehenden Hausthür Simson’s, aus der Menschen wie in einem schwärmenden Bienenkorbe aus- und eingingen.
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nach B. . . aufzubrechen, um dort in der Behausung <strong>des</strong><br />
Maulwurffängers die Folgen <strong>des</strong> Aufrufes gelassen abzuwarten.<br />
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Über den Schornsteinen der Fabrik lag eine breite<br />
Schicht schwarzen Rauches, als sie aus dem Hochwald<br />
in die niedrige Haide kamen, wo vor zwei und vierzig<br />
Jahren der furchtbare Brand gewüthet hatte. <strong>Die</strong> Lichter<br />
<strong>des</strong> Dorfes flimmerten trüb durch das hängende Gezweig,<br />
während über den leis schwankenden Wipfeln<br />
die breiten flammenden Fensterreihen der colossalen<br />
Fabrik gleich einem prachtvollen Feenschloß aufleuchteten.<br />
Der Luftzug wehte bisweilen das dumpfe Surren<br />
der tausend und aber tausend Räder herüber über See<br />
und Wald.<br />
In unmittelbarer Nähe <strong>des</strong> Dorfes bemerkten die<br />
Reisenden eine ungewöhnliche Bewegung unter den<br />
Einwohnern <strong>des</strong>selben. Truppweise eilten die Männer<br />
dem Hauptverbindungswege zu, nach welchem<br />
auch der Schlitten unserer Freunde einbog, um den<br />
Kretscham zu erreichen, wo sie übernachten wollten.<br />
Nicht gar fern von diesem in einer schmalen Seitengasse,<br />
wenn man einen unebenen gewundenen Weg so<br />
nennen darf, lag Martell’s Hütte und drei Häuser weiter<br />
die noch ärmlichere Wohnung <strong>des</strong> Spinners Simson,<br />
<strong>des</strong>sen Kind am Sylvesterabend aus Mangel an<br />
Nahrung gestorben war.<br />
Nach dieser schmalen, jetzt spiegelglatten Gasse<br />
drängte sich ein Haufen durcheinander sprechender