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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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kaum achtjähriger Kinder, die zum Auszupfen der Wollenflocken<br />

aus den Rädern und Haken der Spinnmaschinen,<br />

so wie zum Auflesen verstreuter Wollbüschel<br />

unter den arbeitenden Maschinen verwendet wurden.<br />

Alle diese Kinder sahen krank und blaß aus, gingen<br />

in elenden, zerrissenen und geflickten Kleidern einher<br />

und hatten meistentheils aufgedunsene Gesichter, starke<br />

Leiber und krumme Beine, eine Folge der ungesunden<br />

Luft und <strong>des</strong> alltäglichen eilfstündigen Hockens<br />

unter den stählernen Rechen und Zangen, Walzen und<br />

Rädern, die ihre zarten Glieder mit den furchtbarsten<br />

Verstümmelungen bedrohten. Einen heitern Anblick<br />

dagegen bot der blaue See dar, der jetzt in hellem<br />

Sonnenschein wie eine Fläche geschliffenen Stahles<br />

unbeweglich dalag und mit hundert und mehr Kähnen<br />

bedeckt war, in denen die in den nahen Haidehütten<br />

wohnenden Arbeiter sich selbst zur Insel herüberruderten,<br />

auf <strong>des</strong>sen Granitgestein die glänzende<br />

Zwangsanstalt lag, die ihnen ein spärliches Brod gab<br />

und jetzt mit ihren hohen weißen Wänden und vielen<br />

hundert Fenstern wie ein Feenschloß schimmerte.<br />

<strong>Die</strong> schon bereit stehende Mittagstafel hinderte den<br />

Grafen, die Fremden sogleich mit weiteren Fragen zu<br />

bestürmen. Vornehm höflich lud er sie ein, sein Mahl<br />

mit ihm zu theilen, das keineswegs lucullisch genannt<br />

werden konnte; denn Adrian war ein eben so großer<br />

Anhänger der Sparsamkeit, als sein Vater ein Freund

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