Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1038 — »Sie sind gegenwärtig ohne Beschäftigung, Ihr eigener Herr?« »Mein Geschäft ist gut essen und trinken, nichts weiter!« »Sie würden also gern und mit Eifer ein Geschäft für mich ausführen, immer vorausgesetzt, daß man Sie reich dafür bezahlt?« »Bin nicht heikel, mein sehr verehrter Herr. Was es auch sei, für Geld thu’ ich Alles.« »Demnach würden Sie auch Verrath üben für Geld?« »Verrath? Vielleicht, wenn man mich königlich belohnte.« Bei dieser Wendung des seltsamen Gesprächs zeigten sich die Augen Blutrüssels, den Jussuff in einen Verschlag neben der Kammer geführt hatte, an einem zersprungenen Kieferbret. Stier und blutgierig funkelnd hafteten sie auf der vornehmen Gestalt des Grafen. »Sie haben dies nicht zu befürchten, Herr Klütken,« erwiederte Adrian lächelnd auf diese Bemerkung. »Ich betrachte Sie vorläufig als in meine Dienste getreten, und da ich weder ein König noch ein Fürst bin, sondern blos ein vermögender Mann, der von zahllosen Feinden umringt ist und schmachvoll verfolgt wird, so bin ich im Begriff, Sie mit Überwachung derer, die ich Ihnen als meine erbittertsten Feinde bezeichnen werde, zu beauftragen. Dünkt Ihnen dies ein Amt, das Ihre Kräfte übersteigen wird?«

— 1039 — »Ich halte mich dessen im Gegentheil vollkommen gewachsen.« »Zur Bestreitung aller dabei vorkommenden nöthigen Ausgaben, etwaiger Reisen, Traktamente usw. biete ich Ihnen einen monatlichen Gehalt von zwei hundert Thalern an. Glauben Sie damit zu reichen?« »Zwei hundert Thaler!« murmelte mit schlecht verborgener Freude, welche dem Grafen nicht entging, der überraschte Trödler. »Ich – ich will es – wenigstens damit versuchen. Geht es nicht –« »So erhalten Sie Zuschuß, das versteht sich! Wir sind also einig?« »Vollkommen, vollkommen!« sagte Klütken-Hannes sehr eilig. »Aber das Geschäft?« Adrian kehrte sich um und ließ seine scharfen Blicke rund um die Breterwände laufen. Blutrüssels glotzende Augen verschwanden an dem gespaltenen Bret. Zufrieden mit seiner Musterung wendete sich der Graf wieder zu seinem angeworbenen Helfershelfer und beugte sich über den Tisch. »Dämpfen wir unsere Stimmen etwas,« sagte er bedeutungsvoll lächelnd. »Dünne Wände pflegen Ohren zu haben, und ich möchte nicht gern, daß unser intimes Gespräch zur Kenntniß Vieler käme. – Empfangen Sie vor Allem,« fuhr er flüsternd fort, indem er ein Packet aus seinem Pelze zog, die Vorausbezahlung für den ersten Monat, und nun merken Sie wohl auf! Von morgen an haben Sie zu Fuß oder zu Schlitten, wie

— 1038 —<br />

»Sie sind gegenwärtig ohne Beschäftigung, Ihr eigener<br />

Herr?«<br />

»Mein Geschäft ist gut essen und trinken, nichts weiter!«<br />

»Sie würden also gern und mit Eifer ein Geschäft<br />

für mich ausführen, immer vorausgesetzt, daß man Sie<br />

reich dafür bezahlt?«<br />

»Bin nicht heikel, mein sehr verehrter Herr. Was es<br />

auch sei, für Geld thu’ ich Alles.«<br />

»Demnach würden Sie auch Verrath üben für Geld?«<br />

»Verrath? Vielleicht, wenn man mich königlich belohnte.«<br />

Bei dieser Wendung <strong>des</strong> seltsamen Gesprächs zeigten<br />

sich die Augen Blutrüssels, den Jussuff in einen<br />

Verschlag neben der Kammer geführt hatte, an einem<br />

zersprungenen Kieferbret. Stier und blutgierig funkelnd<br />

hafteten sie auf der vornehmen Gestalt <strong>des</strong> Grafen.<br />

»Sie haben dies nicht zu befürchten, Herr Klütken,«<br />

erwiederte Adrian lächelnd auf diese Bemerkung. »Ich<br />

betrachte Sie vorläufig als in meine <strong>Die</strong>nste getreten,<br />

und da ich weder ein König noch ein Fürst bin, sondern<br />

blos ein vermögender Mann, der von zahllosen<br />

Feinden umringt ist und schmachvoll verfolgt wird, so<br />

bin ich im Begriff, Sie mit Überwachung derer, die ich<br />

Ihnen als meine erbittertsten Feinde bezeichnen werde,<br />

zu beauftragen. Dünkt Ihnen dies ein Amt, das Ihre<br />

Kräfte übersteigen wird?«

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