Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1028 — In hohen Schneewehen mehr als zur Hälfte begraben, ragen vier schwarze rissige starke Mauern mit zerborstenen Fenstern hinter breitem Erdwall in die Luft. Die schräg liegenden Balken eines niedrigen Wetterdaches geben dem wüsten Gemäuer einigermaßen ein gastliches Ansehen und eine Breterhütte auf der Südseite, von ziemlich hoher Planke umgeben und mit über einander geschichteten Ästen und jungen Stämmen, wie die Windbrüche des Herbstes sie niederwerfen in dichten Wäldern, geschützt, zeigen an, daß dieser entlegene Ort trotz seiner schauerlichen Einsamkeit doch bewohnt ist. Ein breiter und tiefer Fluß, jetzt mit dickem Eis und Schnee bedeckt, krümmt sich in weitem Halbkreis um Hütte und Mauertrümmer. Auf dem hohen Uferrande desselben am Anfang der Waldwiese, die sich gegen Norden ausbreitete, sieht man abermals eine der erwähnten Stangen mit beschriebener Tafel. Wir befinden uns in der Nähe des »Raubhauses«, jener verfallenen alten Burg, welche ehedem dem »Fürsten der Haide«, Herta’s Vater, zum Schlupfwinkel diente. Die größere Cultur der Forste und die vermehrten Kohlenbrennereien und Theerhütten, die neuerdings unter Adrian’s Herrschaft entstanden waren, hatten auch diesen versteckten und geflohenen Winkel der Haide bekannter und besuchter gemacht, und im Schutz der Mauertrümmer ein Schenkhaus für Köhler, Kien-, Span- und Rußhändler entstehen lassen, dessen genügsamer Wirth sich leidlich nährte. Seit Jahresfrist
— 1029 — gehörte Raubhaus und damit verbundene Köhlerkneipe zu den Besitzungen Adrian’s. Der Wirth dieser traurigen Waldschenke hatte in den früheren Jahren als Reitknecht in Adrian’s Diensten gestanden, durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde aber beide Hände gebrochen und war dadurch unbrauchbar zu jedem Geschäft geworden. Der Graf ließ ihn heilen, gab ihm ein geringes Jahrgeld und setzte ihn als Schenkhalter endlich in diese Haidekneipe. Für diese gräfliche Huld war der nunmehr Versorgte seinem großmüthigen Gebieter sehr dankbar. Adrian konnte ihm blindlings vertrauen und Jussuff – so hatte ihn der Graf seines gewaltigen Bartes wegen, den er nach türkischem Schnitt zu tragen pflegte, getauft – Jussuff freute sich, dem gnädigen Herrn gefällig sein zu können. Vor drei Tagen hatte Jussuff in einem mehrere Stunden entfernt gelegenen Kretscham, wie Adrian ihm brieflich gemeldet, einen fremden Mann gefunden, dessen Signalement ihn nicht täuschen konnte. Nur sein widerlicher Begleiter machte ihn anfangs stutzig; da ihn jedoch der Fremde für seinen alten treuen Knecht ausgab, ließ er ihn unbedenklich den mitgebrachten Bauerschlitten besteigen und brachte beide nichts weniger als freundlich aussehende Männer in seine abgelegene betretene Behausung. Als dies geschehen war, that er Adrian vorschriftsmäßig Meldung und ließ es den Fremden an nichts fehlen.
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In hohen Schneewehen mehr als zur Hälfte begraben,<br />
ragen vier schwarze rissige starke Mauern mit<br />
zerborstenen Fenstern hinter breitem Erdwall in die<br />
Luft. <strong>Die</strong> schräg liegenden Balken eines niedrigen Wetterdaches<br />
geben dem wüsten Gemäuer einigermaßen<br />
ein gastliches Ansehen und eine Breterhütte auf der<br />
Südseite, von ziemlich hoher Planke umgeben und mit<br />
über einander geschichteten Ästen und jungen Stämmen,<br />
wie die Windbrüche <strong>des</strong> Herbstes sie niederwerfen<br />
in dichten Wäldern, geschützt, zeigen an, daß dieser<br />
entlegene Ort trotz seiner schauerlichen Einsamkeit<br />
doch bewohnt ist. Ein breiter und tiefer Fluß, jetzt mit<br />
dickem Eis und Schnee bedeckt, krümmt sich in weitem<br />
Halbkreis um Hütte und Mauertrümmer. Auf dem<br />
hohen Uferrande <strong>des</strong>selben am Anfang der Waldwiese,<br />
die sich gegen Norden ausbreitete, sieht man abermals<br />
eine der erwähnten Stangen mit beschriebener Tafel.<br />
Wir befinden uns in der Nähe <strong>des</strong> »Raubhauses«, jener<br />
verfallenen alten Burg, welche ehedem dem »Fürsten<br />
der Haide«, Herta’s Vater, zum Schlupfwinkel<br />
diente. <strong>Die</strong> größere Cultur der Forste und die vermehrten<br />
Kohlenbrennereien und Theerhütten, die neuerdings<br />
unter Adrian’s Herrschaft entstanden waren, hatten<br />
auch diesen versteckten und geflohenen Winkel<br />
der Haide bekannter und besuchter gemacht, und im<br />
Schutz der Mauertrümmer ein Schenkhaus für Köhler,<br />
Kien-, Span- und Rußhändler entstehen lassen, <strong>des</strong>sen<br />
genügsamer Wirth sich leidlich nährte. Seit Jahresfrist