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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1025 —<br />

»Barmherziger Gott!« schrie Leberecht und ließ die<br />

Lampe fallen, daß der brennende Docht einige Garnflocken<br />

erfaßte, die Funken glimmend über die Stube<br />

bis unter die Webstühle liefen und in wenigen Augenblicken<br />

die Werften in helle Flammen setzten.<br />

»Also blind!« jammerte Marie. »Blind geworden von<br />

der nächtlichen Arbeit, bei der wir doch fast verhungert<br />

sind.«<br />

»Feuer! <strong>Die</strong> Stühle brennen!« schrie Eduard, der<br />

die aufschlagenden Flammen zuerst gewahrte. In der<br />

Angst stürzte er sich mit Ungestüm auf die Gewebe,<br />

schlug mit beiden Händen in die Flammen, um sie<br />

zu dämpfen, verschaffte ihnen aber dadurch nur noch<br />

mehr Nahrung. Er fühlte nicht, daß er sich furchtbar<br />

verbrannte, daß ihm die Haare auf dem Kopfe absengten<br />

und die leckende Flamme schon durch die Fensterritze<br />

an den Wänden hinaufschlug.<br />

»Es ist keine Rettung,« sprach Leberecht in verzweifelter<br />

Ruhe. »Laß brennen, was mag! Komm, hilf uns<br />

die blinde Mutter retten!«<br />

Eduard vermochte aber vor Schmerz keine Hand<br />

mehr zu rühren. Er stieß nur die Thür auf, um den Vater<br />

mit der theuern Last hinaus zu lassen. Dann stürzte<br />

er nach in’s Freie und warf sich heulend in den kalten<br />

flimmernden Schnee.<br />

<strong>Die</strong> Glocken stürmten, die Nachbarn eilten zum Löschen<br />

herbei, aber Niemand, Niemand gedachte im<br />

Moment der Bestürzung der Unglücklichen! Auf der

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