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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 1018 —<br />

schauerlichem Stöberwetter, <strong>oder</strong> bei einem Kältegrade,<br />

der das Blut in den Adern gerinnen machte, um in<br />

zugiger Scheune mit leerem Magen bis in die sinkende<br />

Nacht hinein zu dreschen! Und für so schwere Arbeit<br />

ward noch dazu kein Pfennig Geld verabreicht! <strong>Die</strong> Arbeiter<br />

erhielten Korn, je nach dem Belieben <strong>des</strong> Herrn<br />

bald aller acht, bald auch aller vierzehn Tage! In dieses<br />

Korn, das für ein ausgedroschenes Schock aus einem<br />

Viertelscheffel dresdner Maß bestand, hatten sich<br />

sämmtliche Drescher zu theilen. Kamen nun auf Leberecht<br />

einige Metzen, so mußte er sich diesen schwer<br />

verdienten Lohn nicht nur selbst den weiten Weg bei<br />

Nacht und Sturm nach Hause tragen, er hatte auch außerdem<br />

noch die Mühe, entweder das Getreide in Geld<br />

zu verwandeln, <strong>oder</strong> es mahlen zu lassen, um das tägliche<br />

Brod davon zu gewinnen. Hatte er nicht Zeit <strong>oder</strong><br />

konnte er die Nächte nicht opfern, um in die Mühle zu<br />

wandern und es selbst aufzuschütten, so zog auch der<br />

Müller noch sein bescheiden <strong>oder</strong> unbescheiden Theil<br />

ab, und was zu guter Letzt übrigblieb, glich nur noch<br />

einem Almosen!<br />

Maria und Eduard, ihr Sohn, führten kein beneidenswertheres<br />

Leben. Sie schafften von früh vier Uhr bis<br />

häufig nach Mitternacht hinter ihren Webstühlen und<br />

mußten in dieser Zeit mehr als sechzigtausendmal die<br />

Trittbreter niedertreten, um ihren täglichen Arbeitsziel

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