Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1006 — Schon nach einer Viertelstunde jagten die beiden Schlitten wieder der Haide entgegen auf einem Wege, der sich in der Richtung nach Boberstein im kristallbehangenen Dickicht verlor. 51. DIE WEBERIN. An dem nämlichen Tage erhielt Graf Adalbert von seinem Bruder ein inhaltreiches Schreiben. Dieses Schreiben lautete wörtlich, wie folgt: »Mein theurer Bruder. »Seit acht Tagen hat sich unsere Familie vermehrt. Wir sind nämlich jetzt der Brüder Boberstein vier und möglicherweise finden sich in Kurzem noch einige bisher unbekannte Geschwister zu uns, angelockt von dem reichen Erbe, das wir besitzen. Du wirst mich vollkommen verstehen, wenn ich Dir mittheile, daß in der That ein wilder Sprößling unsers hochseligen Herrn Vaters gerichtlich aufgefunden worden ist. Mein Sachwalter behauptet, es fehle nicht ein Jota zur vollkommensten Beglaubigung der Ächtheit des neu entdeckten Boberstein, und zuckt bedenklich die Achseln, wenn ich ihn frage, wessen Wagschale steigen, wessen fallen werde? Ich gestehe, lieber Bruder, daß mich diese widerwärtige Angelegenheit, je länger sie sich hinzieht, desto gleichgiltiger macht. Der Besitzende bleibt doch immer im Recht, unser Grafenthum kann man
— 1007 — uns nicht nehmen, wir sind außerdem legitim im Besitz der Güter unseres Vaters und wenn bei so bewandten Umständen überhaupt etwas für uns Nachtheiliges erzielt werden sollte, so kann es sich schließlich doch blos um eine Abfindungssumme handeln. Unter jetzigen prosperirenden Verhältnissen können wir uns gern dazu verstehen. Will außerdem die Gerechtigkeitsliebe des Staates noch ein Übriges thun und unsern frisch ausgegrabenen Bruder in den Grafen- oder Freiherrnstand erheben, so können wir dabei ruhig zusehen. Es giebt eben eine neue Linie Boberstein, von der die ursprünglichen, von dem Glanze ihres erlauchten Namens durchdrungenen Erben des alten Geschlechtes schwerlich Notiz nehmen werden. »Aber nicht wahr, Du bist begierig zu hören, wer denn unser Bruder ist? Wo er lebt? Wie er sich im Leben nimmt? Was er treibt und besitzt? – Nun, das ist ein wahrhaft kostbarer Spaß, ein Spaß, wie ihn kein Hofnarr zur Zeit, wo diese göttlichen Witz- und Possenreißer an fürstlichen Hoflagern noch Sitte waren, besser hätte erfinden können! Du erinnerst Dich doch des Spectakels, von dem ich Dir bei Deinem letzten Besuche Einiges erzählte. Damals bezeichnete ich Dir den Fabrikarbeiter Martell als den gefährlichsten Menschen unter all’ meinen Knechten. Und gerade dieser ungebildete, wüste, leidenschaftliche Bengel ist unser älterer Herr Bruder! Als ehrlicher Mann gestehe ich, daß mich diese Entdeckung unangenehm berührt hat,
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Schon nach einer Viertelstunde jagten die beiden<br />
Schlitten wieder der Haide entgegen auf einem Wege,<br />
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Dickicht verlor.<br />
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An dem nämlichen Tage erhielt Graf Adalbert von<br />
seinem Bruder ein inhaltreiches Schreiben. <strong>Die</strong>ses<br />
Schreiben lautete wörtlich, wie folgt:<br />
»Mein theurer Bruder.<br />
»Seit acht Tagen hat sich unsere Familie vermehrt.<br />
Wir sind nämlich jetzt der Brüder Boberstein vier und<br />
möglicherweise finden sich in Kurzem noch einige bisher<br />
unbekannte Geschwister zu uns, angelockt von<br />
dem reichen Erbe, das wir besitzen. Du wirst mich<br />
vollkommen verstehen, wenn ich Dir mittheile, daß<br />
in der That ein wilder Sprößling unsers hochseligen<br />
Herrn Vaters gerichtlich aufgefunden worden ist. Mein<br />
Sachwalter behauptet, es fehle nicht ein Jota zur vollkommensten<br />
Beglaubigung der Ächtheit <strong>des</strong> neu entdeckten<br />
Boberstein, und zuckt bedenklich die Achseln,<br />
wenn ich ihn frage, wessen Wagschale steigen, wessen<br />
fallen werde? Ich gestehe, lieber Bruder, daß mich diese<br />
widerwärtige Angelegenheit, je länger sie sich hinzieht,<br />
<strong>des</strong>to gleichgiltiger macht. Der Besitzende bleibt<br />
doch immer im Recht, unser Grafenthum kann man