Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 1002 — Mit ungestümer Hast bemächtigte sich Paul des Kastens, dessen Deckel seinen Faustschlägen nicht lange widerstehen konnte. Er enthielt das Taufzeugniß von Haideröschens Tochter. »Also doch eine Tochter!« sagte der Maulwurffänger. »Eine Tochter, wie die Sage ging unter dem Volke. Sie hat ein Mal?« »Einen purpurnen Stern an der – linken Schläfe – von der Größe eines Hirsekorns!« »Jan Sloboda, Deines Kindes Tochter ist gefunden!« rief der Maulwurffänger. »Sie lebt, in tiefem Weh, aber bald, bald soll sie jauchzen vor Freude, weil der Allmächtige Gericht zu halten beginnt über die Gottlosen!« – »Und ich, ich soll meine Schwester finden!« lallte Paul schluchzend, während er das Taufzeugniß der Verstoßenen Aurel überreichte. Maja schloß jetzt die Augen, ihr Athem ging langsamer, zuweilen röchelte und stöhnte sie und die Lippen bewegten sich wieder in leisem Gesange. »Sie stirbt!« rief Jürge, dem salzige Thränen schon längst die Augen füllten. »Sie stirbt, ohne mir die Hand zu drücken, ohne mir Adje zu sagen! – Die gute, alte Mutter!« »Horch, sie singt!« sagte der Maulwurffänger und bedeutete den Übrigen, sich schweigend zu verhalten. Sloboda erhob wieder sein auf die Brust gesunkenes Haupt und wendete sich der Sterbenden zu. Diese hielt
— 1003 — die Augen fortwährend geschlossen, bewegte wie im Tacte die mageren Hände und sang in langsamen melancholischen Weisen folgende Strophen: »Helf Gott, altes Mütterlein! Wo ist Euer Ännelein? Didlomdajom didlomdai, Wo ist Euer Ännelein? Nicht zu Haus ist Ännelein, Scharrten in das Grab sie ein. Didlomdajom didlomdai, Scharrten in das Grab sie ein.« Nach diesem Verse riß die Sterbende nochmals die Augen weit auf und blickte sich wie erstaunt um. An dem Ausdruck ihres Gesichtes sah man, daß sie Niemand erkannte. Ihr Geist war wieder umnachtet, wie seit zehn Jahren. Sie lächelte blödsinnig, nickte Allen zu, schlug von Neuem den Tact auf der Decke ihres Lagers und sang abermals, nur matter und immer langsamer: »Hanka sage, was das ist, Daß Du mir gestorben bist? Didlomdajom didlomdai, Daß Du mir gestorben bist? Was sollt’ ich auf dieser Welt, Wo mir Alles nachgestellt? Didlomdajom didlomdai, Wo mir Alles nachgestellt? Immer dacht’ ich dieses doch,
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die Augen fortwährend geschlossen, bewegte wie im<br />
Tacte die mageren Hände und sang in langsamen melancholischen<br />
Weisen folgende Strophen:<br />
»Helf Gott, altes Mütterlein!<br />
Wo ist Euer Ännelein?<br />
Didlomdajom didlomdai,<br />
Wo ist Euer Ännelein?<br />
Nicht zu Haus ist Ännelein,<br />
Scharrten in das Grab sie ein.<br />
Didlomdajom didlomdai,<br />
Scharrten in das Grab sie ein.«<br />
Nach diesem Verse riß die Sterbende nochmals die<br />
Augen weit auf und blickte sich wie erstaunt um. An<br />
dem Ausdruck ihres Gesichtes sah man, daß sie Niemand<br />
erkannte. Ihr Geist war wieder umnachtet, wie<br />
seit zehn Jahren. Sie lächelte blödsinnig, nickte Allen<br />
zu, schlug von Neuem den Tact auf der Decke ihres Lagers<br />
und sang abermals, nur matter und immer langsamer:<br />
»Hanka sage, was das ist,<br />
Daß Du mir gestorben bist?<br />
Didlomdajom didlomdai,<br />
Daß Du mir gestorben bist?<br />
Was sollt’ ich auf dieser Welt,<br />
Wo mir Alles nachgestellt?<br />
Didlomdajom didlomdai,<br />
Wo mir Alles nachgestellt?<br />
Immer dacht’ ich dieses doch,