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No. 02/2019 Februar

EM in Minsk Das Top-Thema unserer Februarausgabe und wahrscheinlich kamen noch nie so viele Zuschauer zu einer EM wie in die Minsk Arena. Lesen Sie unseren umfassenden neunseitigen Bericht. Mit dabei war auch Javier Fernandez, der seinen Rücktritt bekannt gab. Warum und wie es weitergeht erzählt er in einem Intterview. Dreimal Synchronlauf in diesem Heft: Deutsche Synchronmeisterschaften, Mozartcup und Leon Lurje Trophy. … Topthemen: · Europameisterschaften · Deutsche Meisterschaften Jugend und Synchron Weiteres aus dem Inhalt: · Interview: Javier Fernandez · Interview: Shari Koch & Christian Nüchtern · Interview: Stefanie Pesendorfer · Deutsche Meisterschaften Synchron und Jugend · Diverse Wettbewerbe: Mentor Torun Cup, EduSport Trophy, Chinesischer Meisterschaft, Koreanische Meisterschaft, Skate Helena · Kanadische Meisterschaften: Comebacks von Weaver/Poje, Nguyen und Chartrand · Europameisterschaften: Gold für James/Ciprès, Hase/Seegert überzeugten, Letztes Gold für Fernandez · US-Meisterschaften: Dreizehnjährige Alysa Liu wurde US-Meisterin, Nathan Chen weltmeisterlich · Buch-Rezension: Soulmates On Ice - Eine Autobiografie von Meagan Duhamel und Eric Radford · Nachruf: John Coughlin · Eislaufgeschichte: Erster Damenwettbewerb · Eislaufgeschichte: Jackson Haines · Synchron: Lurje Trophy · Synchron: Mozartcup Titelbild: Minerva Fabienne Hase & Nolan Seegert Foto: Petra und Martin Kazcmarek Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2019.html (Erscheinungstermin 8.2.2019)

EM in Minsk
Das Top-Thema unserer Februarausgabe und wahrscheinlich kamen noch nie so viele Zuschauer zu einer EM wie in die Minsk Arena. Lesen Sie unseren umfassenden neunseitigen Bericht. Mit dabei war auch Javier Fernandez, der seinen Rücktritt bekannt gab. Warum und wie es weitergeht erzählt er in einem Intterview. Dreimal Synchronlauf in diesem Heft: Deutsche Synchronmeisterschaften, Mozartcup und Leon Lurje Trophy. …

Topthemen:
· Europameisterschaften
· Deutsche Meisterschaften Jugend und Synchron

Weiteres aus dem Inhalt:
· Interview: Javier Fernandez
· Interview: Shari Koch & Christian Nüchtern
· Interview: Stefanie Pesendorfer
· Deutsche Meisterschaften Synchron und Jugend
· Diverse Wettbewerbe: Mentor Torun Cup, EduSport Trophy, Chinesischer Meisterschaft, Koreanische Meisterschaft, Skate Helena
· Kanadische Meisterschaften: Comebacks von Weaver/Poje, Nguyen und Chartrand
· Europameisterschaften: Gold für James/Ciprès, Hase/Seegert überzeugten, Letztes Gold für Fernandez
· US-Meisterschaften: Dreizehnjährige Alysa Liu wurde US-Meisterin, Nathan Chen weltmeisterlich
· Buch-Rezension: Soulmates On Ice - Eine Autobiografie von Meagan Duhamel und Eric Radford
· Nachruf: John Coughlin
· Eislaufgeschichte: Erster Damenwettbewerb
· Eislaufgeschichte: Jackson Haines
· Synchron: Lurje Trophy
· Synchron: Mozartcup

Titelbild: Minerva Fabienne Hase & Nolan Seegert
Foto: Petra und Martin Kazcmarek

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2019.html (Erscheinungstermin 8.2.2019)

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Pirouette Nr. 2 | <strong>Februar</strong> <strong>2019</strong> Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 52. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Minerva Fabienne Hase & <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Europameisterschaften<br />

Deutsche<br />

Meisterschaften<br />

Jugend und<br />

Synchron<br />

Pirouette-Online<br />

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Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Einzelheft: 5,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

Deutschland: 55 EUR, EU: 61 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo: 28 EUR, EU: 31 EUR inkl. Versand<br />

Bankverbindungen:<br />

GLS Gemeinschaftsbank eG<br />

IBAN DE34430609677014380800,<br />

BIC GENODEM1GLS<br />

USt.-ID DE 178391062<br />

Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite 105,- EUR.<br />

Download unter www.pirouette-online.de/info/<br />

anzeigenpreise<br />

Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der Schriftform.<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

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Unser Webshop<br />

Javier Fernandez erzählt über seinen Abschied von der<br />

Wettkampfbühne im Interview auf Seite 4<br />

Foto: Flade<br />

Inhalt<br />

Interview: Javier Fernandez 4<br />

Interview: Shari Koch & Christian Nüchtern 6<br />

Interview: Stefanie Pesendorfer 7<br />

DM Synchron und Jugend 9<br />

Diverse Wettbewerbe 12<br />

Kanadische Meisterschaften 14<br />

Europameisterschaften 15<br />

US-Meisterschaften 24<br />

Buch-Rezension: Soulmates On Ice 27<br />

Nachruf: John Coughlin 28<br />

Eislaufgeschichte: Erster Damenwettbewerb 29<br />

Eislaufgeschichte: Jackson Haines 30<br />

Synchron: Lurje Trophy 32<br />

Synchron: Mozartcup 33<br />

Titel: Minerva Fabienne Hase & <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Foto: Kazcmarek<br />

Die <strong>Februar</strong>-Pirouette<br />

erscheint am 12.3.<strong>2019</strong><br />

Termine<br />

von Mitte <strong>Februar</strong> bis Mitte März<br />

Eiskunstlauf<br />

08.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Winterspiele für Kinder<br />

Asiens in Yuzhnosakhalinsk<br />

(Russland)<br />

09.<strong>02</strong>. – 16.<strong>02</strong>. Europäisches olympisches<br />

Winterjugendfestival in<br />

Sarajevo (Bosnien-Herceg.)<br />

15.<strong>02</strong>. Hamburger Landesmeisterschaften<br />

/ Mini Hummel<br />

15.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Jegvirag Cup in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

15.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. <strong>No</strong>rdrhein-Westfälische<br />

Landesmeisterschaften in<br />

Dortmund<br />

15.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Kleiner Berliner Bär<br />

20.<strong>02</strong>. – 23.<strong>02</strong>. Ice Mall Cup in Eilat (Israel)<br />

20.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

21.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Challenge Cup in Den Haag<br />

(Niederlande)<br />

22.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Heiko Fischer Pokal in<br />

Stuttgart<br />

25.<strong>02</strong>. – 03.03. Cup of Tyrol in Innsbruck<br />

28.<strong>02</strong>. – 03.03. Deutschland-Pokal in<br />

Oberstdorf<br />

01.03. – 03.03. Skate Berlin Adult<br />

<strong>02</strong>.03. – 12.03. Winter-Universiade in<br />

Krasnojarsk (Russland)<br />

04.03. – 10.03. Junioren-WM in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

09.03. Wiesbadener Eislilien Cup<br />

15.03. – 17.03. Coupe du Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

17.03. Bitburger Pokal<br />

18.03. – 24.03. WM in Saitama (Japan)<br />

nahe Tokio<br />

Synchronwettbewerbe<br />

15.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

23.<strong>02</strong>. Cup of Dresden<br />

28.<strong>02</strong>. – 03.03. Budapest Cup (Ungarn)<br />

<strong>02</strong>.03. – 12.03. Winter Universiade in<br />

Krasnojarsk (Russland)<br />

15.03. – 16.03. Junioren-WM in Neuchâtel<br />

(Schweiz)


4<br />

Javier Fernandez<br />

Interview<br />

Javier Fernandez<br />

Javier Fernandez (27) hat Eiskunstlaufgeschichte geschrieben. Er ist nicht nur der<br />

erste Spanier, der Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften gewinnen konnte,<br />

sondern holte sogar den EM-Titel sieben Mal in Folge. Das war bisher nur dem<br />

Österreicher Karl Schäfer gelungen, der von 1929 bis 1936 achtmal hintereinander<br />

Europameister wurde. Aber das waren noch ganz andere Zeiten. <strong>No</strong>ch früher gewann<br />

Ulrich Salchow aus Schweden insgesamt neun EM-Titel, allerdings nicht in<br />

Folge. In Minsk nahm Fernandez nun seinen Abschied. Mit ihm verlässt ein sympathischer<br />

Star die Wettkampfbühne, aber sein inspirierendes Erbe bleibt dem Eiskunstlauf<br />

erhalten. Sein Beispiel und Vorbild motiviert viele junge Läufer, gerade<br />

auch aus Ländern, in denen der Eiskunstlauf keine große Rolle spielt. Auch Fernandez<br />

hat klein angefangen, bei seiner ersten EM 2007 verpasste er als 28. das Finale,<br />

dann arbeitete er sich Schritt für Schritt vor, bis er 2013 in Zagreb seinen ersten Titel<br />

holte. Er gewann zweimal WM-Gold (2015 und 2016) sowie zweimal WM-Bronze<br />

(2013 und 2014) und Bronze bei den Olympischen Spielen 2018.<br />

Javier Fernandez‘ Programme<br />

2006/2007<br />

KP: Dragon – The Bruce Lee Story (soundtrack)<br />

Kür: El Padrino von Ennio Morricone<br />

2007/2008<br />

KP: Requiem for a Dream (soundtrack)<br />

Kür: The Mission von Ennio Morricone<br />

2008/2009<br />

KP: Entre dos Aguas von Paco Lucia<br />

Kür: Matrix (soundtrack)<br />

2009/2010<br />

KP: Matrix (soundtrack)<br />

Kür: Piraten der Karibik (soundtrack)<br />

2010/2011<br />

KP: I Love Paris, Petite Fleur<br />

Kür: Rigoletto von Guiseppe Verdi<br />

» Jetzt stehen alle Türen offen«<br />

Pirouette: Javier, wie haben Sie sich bei ihrer<br />

letzten EM gefühlt?<br />

Javier: Ich wusste, dass es meine letzte sein würde.<br />

Als Sportler und Wettkämpfer versuchen wir<br />

natürlich immer, für die beste Position zu kämpfen.<br />

Vor diesem Wettkampf hatte ich sechsmal in<br />

Folge gewonnen und natürlich wollte ich auch<br />

ein siebtes Mal siegen, aber das war nicht das<br />

Hauptziel. Mein Hauptziel war, einfach zu laufen,<br />

eine gute Leistung zu zeigen und mich von meiner<br />

Wettkampfkarriere zu verabschieden. Daher<br />

war ich am Anfang etwas nervös, aber als der<br />

Wettkampf begann, hatte ich mehr und mehr<br />

Selbstvertrauen und fühlte mich sicherer. Natürlich<br />

ist es ein bisschen traurig, denn ich habe 21<br />

Jahre lang für Wettbewerbe trainiert, aber es war<br />

Zeit aufzuhören. Gleichzeitig bin ich froh, dass<br />

ich eine großartige Karriere hatte und viel erreicht<br />

habe, viel mehr, als ich gedacht hatte.<br />

Wissen Sie noch, welchen Platz Sie hatten?<br />

Javier: Ich bin ziemlich sicher, dass ich nicht die<br />

Kür gelaufen bin. War ich in den 30ern?<br />

Nein, 28. Aber Ihr Beispiel zeigt, dass man<br />

sich auch von hinten nach ganz vorne arbeiten<br />

kann. Welche Momente in Ihrer Karriere<br />

ragen für Sie besonders heraus?<br />

Javier: Alles. Es ist so schwer, eine bestimmte<br />

Zeit, ein bestimmtes Gefühl oder einen bestimmten<br />

Wettbewerb zu wählen. Ich habe im<br />

Eislaufen so viel erfahren, dass ich dadurch zu<br />

der Person wurde, die ich jetzt bin. Ich habe so<br />

viele Ziele erreicht, so viele Wettbewerbe gemacht,<br />

so viele Menschen getroffen, bin zu vielen<br />

Orten gereist. Was soll ich da auswählen?<br />

Das ist fast unmöglich.<br />

Ihren ersten Sieg in einem internationalen<br />

Wettbewerb haben Sie bei Skate Canada<br />

2012 gefeiert, wissen Sie das noch?<br />

Javier: Ja, daran erinnere ich mich. Aber was<br />

soll ich bevorzugen – diesen ersten Grand Prix<br />

(Sieg) in Kanada, die erste EM, die ich gewonnen<br />

habe, die erste WM-Medaille, die olympische<br />

Medaille, den siebten Europameistertitel?<br />

Was ist besser? Ich denke nicht, dass etwas<br />

besser oder schlechter ist, ich denke nur, dass<br />

das alles ein Teil von mir ist. Es gibt so viele besondere<br />

Emotionen. Es ist dasselbe, wenn wir<br />

über die Programme sprechen. Jedes Programm,<br />

jedes Kostüm ist nur ein kleiner Teil von mir.<br />

Da fällt mir „Piraten der Karibik“ ein, das<br />

war ein sehr besonderes Programm.<br />

2011/2012<br />

KP: I Love Pairs, Petite Fleur<br />

Kür: La Traviata und Die sizilianische Vesper<br />

von Guiseppe Verdi<br />

2012/2013<br />

KP: The Mask of Zorro (soundtrack)<br />

Kür: Charlie Chaplin Medley<br />

2013/2014<br />

KP: Satan Takes a Holiday von Larry Clinton<br />

Kür: Peter Gunn, Harlem <strong>No</strong>cturne<br />

2014/2015<br />

KP: Black Betty von Ram Jam<br />

Kür: Der Barbier von Sevilla von Giacchino<br />

Rossini<br />

2015/2016<br />

KP: Malaguena von Ernesto Lecuona<br />

Kür: Guys and Dolls von Frank Sinatra<br />

2016/2017<br />

KP: Malaguena von Ernesto Lecuona<br />

Kür: Elvis Presley Medley<br />

2017/2018<br />

KP: Modern Times (Charlie Chaplin)<br />

Kür: Man of La Mancha<br />

Als Sie nach der Kür das Eis verließen, hoben<br />

Sie etwas Eis auf und warfen es wieder<br />

zurück. Was bedeutete diese Geste?<br />

Javier: Ich hatte das Gefühl, dass ich mich auch<br />

von der Eishalle verabschieden müsste. Nicht,<br />

weil ich nie mehr in meinem Leben Eis laufen<br />

werde, aber ich bin so viele Wettkämpfe gelaufen<br />

und wenn ich nun damit aufhöre, muss ich<br />

mich von allem verabschieden. Ich denke, das<br />

war einfach nur für mich selbst, um zu sagen,<br />

‚auf Wiedersehen. Es war eine gute Zeit und<br />

nun wartet die Zukunft auf mich.‘<br />

Wenn Sie auf Ihre lange Karriere zurückblicken<br />

– was wissen Sie noch von Ihrer ersten<br />

EM 2007?<br />

Javier: Oh, ich erinnere mich nicht an viel! Ich<br />

war so jung und ein anderer Mensch. Ich war<br />

nicht so erfahren, wie ich es jetzt bin. Ich hoffte<br />

nicht auf eine Medaille oder auf ein gutes Ergebnis.<br />

Ich habe mich verändert, als ich merkte,<br />

dass ich an der Spitze sein kann. Damals war es<br />

einfach nur eine Erfahrung, ich wollte von den<br />

Wettbewerben lernen. Für mich war die EM eine<br />

große Sache.<br />

Javier: Ja, das war eines der ersten Highlight-<br />

Programme in meiner Karriere. Es waren so viele<br />

Programme und jedes davon hatte etwas Besonderes.<br />

Den Leuten wird das eine besser gefallen<br />

als das andere, denn jeder hat einen anderen<br />

Geschmack. Aber jedes Programm war toll<br />

auf seine Weise. Ich habe meine eigenen Lieblingsprogramme,<br />

die ich gern laufe. Ich mochte<br />

„I Love Paris“ und die Programme, die ich in<br />

diesem Wettbewerb gelaufen bin. Mir gefiel Elvis<br />

Presley sehr gut.<br />

Wie haben Sie Ihre Programme für Ihren<br />

letzten Wettbewerb ausgesucht – „Malaguena“<br />

und „Man of la Mancha“?<br />

Javier: Ich denke, es waren gute Programme für<br />

diesen Wettbewerb, um etwas Spanisches auf<br />

das Eis zu bringen. Aber einer der Hauptgründe,<br />

die Kür „Man of La Mancha“ zu wählen, war<br />

natürlich, dass ich sie bei den Olympischen<br />

Spielen gelaufen bin. Es war also noch ziemlich<br />

neu und ein Programm, das ich zehn Monate<br />

lang sehr oft gelaufen bin. Ich wollte keine Kür<br />

nehmen, die ich vor langer Zeit hatte oder eine<br />

neue Choreographie machen, weil wir nicht so<br />

viel Zeit hatten. Das gilt auch für das Kurzpro-


5<br />

gramm. Wir haben es genommen, weil wir es<br />

mögen und weil wir denken, dass es etwas Besonderes<br />

ist, aber auch, weil wir keine Zeit hatten,<br />

etwas Neues zu machen.<br />

Sie sagten gerade, Sie wollten etwas Spanisches<br />

auf das Eis bringen. Das haben Sie schon<br />

allein dadurch erreicht, dass Sie dabei waren<br />

und ein prominenter Läufer wurden. Wie können<br />

Sie andere Läufer aus den so genannten<br />

„kleinen“ Eislaufländern inspirieren?<br />

Javier: Meiner Meinung nach ist der beste Weg,<br />

ihnen einfach eine Chance zu geben, den Eiskunstlauf<br />

in verschiedener Weise zu genießen.<br />

Wettbewerbe und Shows helfen ihnen, das erste<br />

Mal zu laufen oder eine Eishalle in ihrer Stadt zu<br />

haben. Das ist der erste Schritt. Alles, was ich<br />

tun kann, ist jedem in meinem Land zu helfen,<br />

vom Eiskunstlauf zu erfahren. Zu versuchen, ihnen<br />

dabei zu helfen, Eiskunstlauf zu verstehen<br />

und in der Lage zu sein, Eiskunstlauf zu machen.<br />

Wir veranstalten Shows. Wir schaffen für den<br />

Moment Wintereisbahnen. Vielleicht können wir<br />

eines Tages eine eigene Eishalle bauen. Unser<br />

Ziel ist es – mehr Eiskunstlauf zu ermöglichen.<br />

Und Eislaufen bedeutet Eissport insgesamt. Wir<br />

können auch Hockey, Eisschnelllauf und Curling<br />

haben, so viele Sportarten. Wir haben jetzt mehr<br />

Hallen in verschiedenen Städten. Wenn du mehr<br />

Wettkämpfe hast, hast du mehr Eishallen, mehr<br />

Läufer und dann steigt die Chance Leute zu haben,<br />

die morgen bei dem Wettkampf dabei sind.<br />

Wenn du nicht genug Eishallen hast, hast du<br />

nicht genug Läufer. Wenn du nicht genug Läufer<br />

hast, hast du nicht genügend Talente.<br />

Was sind nun Ihre Pläne nach Ihrem Rücktritt?<br />

Javier: Es ist mein Leben. Das ist eigentlich alles,<br />

was ich gemacht habe und ich mochte es.<br />

Ich habe gern trainiert. Manchmal denkst du<br />

vielleicht, es ist der schlimmste Teil, aber mir<br />

gefiel es. Ich mochte den Plan, dass ich jeden<br />

Tag zum Training ging und mich auf Wettbewerbe<br />

vorbereitete. Ja, du bist nervös, aber es<br />

hat auch seine gute Seite und es ist eine Erleichterung<br />

von dem Stress. Ich habe viele<br />

Wettbewerbe bestritten und viele Ziele erreicht<br />

und ich wollte weitermachen, um noch mehr<br />

Ziele zu schaffen, bis ich entschied aufzuhören.<br />

Was ist Ihr Ritual im Wettkampf, falls Sie<br />

eines haben?<br />

Javier: Ich habe eigentlich kein Ritual. Ich<br />

habe mehr Dinge, die ich einfach tue, aber<br />

wenn ich sie nicht mache, werde ich nicht<br />

verrückt. Wir haben immer den gleichen Plan<br />

für jeden Wettbewerb und versuchen jeden<br />

Wettbewerb gleich anzugehen. Bevor ich zur<br />

Halle fahre, dusche ich. Ist das ein Ritual?<br />

Nein, aber ich dusche. Ich komme normalerweise<br />

eine Stunde vorher zur Halle, bevor ich<br />

auf dem Eis sein muss. Ich wärme mich für<br />

etwa 30 bis 35 Minuten auf, 50 Minuten bevor<br />

ich auf dem Eis sein muss. Aber ich ziehe<br />

nicht erst immer den einen und dann den anderen<br />

Schlittschuh an. Ich massiere meine<br />

Füße, bevor ich mein Programm laufe, bevor<br />

ich die Schlittschuhe anziehe. Ich denke, das<br />

ist kein Ritual, aber das ist etwas, was ich mache,<br />

seit ich ein Kind war.<br />

Sie haben einige Jahre in Toronto gelebt<br />

und nun sind Sie wieder in Spanien. Was<br />

vermissen Sie von Toronto?<br />

Aber als Eiskunstläufer können Sie gar nicht<br />

so viel essen!<br />

Javier: Ich esse viel und ich esse für mein Leben<br />

gern. Ich habe keine strenge Diät, ich kann essen,<br />

was ich möchte – ich kontrolliere mich<br />

selbst.<br />

Was ist Ihr Motto?<br />

Javier: Ich sage immer – „Wettkampf ist Training<br />

und Training ist Wettkampf“. Das Training<br />

ist dein Wettkampf, um dich jeden Tag zu pushen<br />

und dann ist der Wettkampf dein Training,<br />

weil du einen Wettkampf läufst – du läufst gut<br />

oder du läufst schlecht. Das habe ich seit vielen<br />

Jahren gesagt und ich denke, es stimmt.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Zukunft.<br />

Mit Javier Fernandez sprach Tatjana Flade. • • •<br />

Javier Fernandez<br />

Interview<br />

Javier: Alle Türen stehen jetzt offen. Wir haben<br />

in Spanien eine Show gegründet, die wir schon<br />

zwei Jahre lang gemacht haben. Wir wollen<br />

diese Show in den kommenden Jahren fortsetzen<br />

und sie größer machen. Ich laufe noch in<br />

vielen Shows in aller Welt und ich gebe Seminare<br />

und unterrichte in Sommercamps in Spanien<br />

und in der Welt. Irgendwann will ich Trainer<br />

sein, aber bevor ich nicht mit den vielen Shows<br />

aufhöre, kann ich nicht jeden Tag in der Eishalle<br />

stehen.<br />

Javier: Ich vermisse die Menschen dort. Sie<br />

haben mich so gut behandelt. Ich werde den<br />

Club, die Läufer und die Menschen, die dort<br />

arbeiten, vermissen. Ich hatte eine gute Zeit in<br />

den acht Jahren, in denen ich in Toronto war.<br />

Ich werde die Restaurants vermissen, die Toronto<br />

hat. Es gibt sehr viel Gastronomie aus<br />

verschiedenen Ländern, ich liebe das.<br />

Sie haben Ihre Show „Revolutions on Ice“<br />

erwähnt, die sehr erfolgreich war. Wie geht<br />

es damit weiter?<br />

Javier: Wir wollen sie im nächsten Jahr, 2<strong>02</strong>0, im<br />

Ausland zeigen. Wir haben außerdem noch ein<br />

anderes Projekt, eine Flamenco-Show. Da werden<br />

Sänger, Tänzer, Gastronomie dabei sein – wir<br />

werden ein komplettes spanisches Flamenco-<br />

Programm auf die Beine stellen. Diese zwei Projekte<br />

wollen wir in die Welt bringen – nach Europa,<br />

Asien und, wenn möglich, nach <strong>No</strong>rd- und<br />

Südamerika. Es ist leicht gesagt, aber wir müssen<br />

daran arbeiten und bevor es nicht zu 100<br />

Prozent fertig ist, machen wir es nicht. Aber ich<br />

denke, es sieht gut aus und 2<strong>02</strong>0 könnten wir<br />

eine Show außerhalb von Spanien zeigen.<br />

Foto: Flade<br />

Was hat Sie in Ihrer langen Karriere dazu<br />

motiviert weiterzumachen?


6<br />

Shari Koch & Christian Nüchtern<br />

Shari Koch &<br />

Christian Nüchtern<br />

» Wir sind mit mehr Selbstbewusstsein<br />

in die Saison gestartet«<br />

Shari Koch (25) und Christian Nüchtern (27) haben bei ihrem EM-Debüt in Minsk mit<br />

fehlerfreien Programmen Platz 15 erreicht. Foto: Flade<br />

Interview<br />

Pirouette: Wie fällt Ihr Gesamtfazit zur<br />

EM aus?<br />

Christian: Wir sind ziemlich zufrieden mit dem,<br />

was wir gemacht haben. Ich denke, der 15. Platz<br />

ist ein gutes Resultat für den Standpunkt, an<br />

dem wir gerade sind, und jetzt müssen wir uns<br />

weiter nach vorne arbeiten. Es ist einfach ein anderes<br />

Gefühl, bei so einer Veranstaltung auf dem<br />

Eis zu stehen. Es ist ein anderes Licht, eine andere<br />

Atmosphäre, das Publikum ist ganz anders, es<br />

ist größer. Diese ganzen Impressionen nehmen<br />

wir mit und auch so etwas wie das Bankett.<br />

Hat Ihre Erkältung Sie im Wettbewerb sehr<br />

beeinträchtigt?<br />

Shari: Im Rhythm Dance nein, in der Kür würde<br />

ich eigentlich auch sagen, sind wir ganz gut<br />

durchgekommen, aber vielleicht haben doch<br />

noch mal zehn Prozent meiner Kraft gefehlt. Ich<br />

hatte die vergangenen zwei Tage Fieber. Vor der<br />

Kür war es schlimmer als vor dem Rhythm<br />

Dance, aber es stand nicht zur Debatte, dass ich<br />

nicht antrete. Am Sonntag ging es mir deutlich<br />

schlechter, deshalb bin ich froh, dass es in der<br />

Kür einigermaßen geklappt hat.<br />

Haben Sie am Anfang der Saison damit<br />

gerechnet, dass Sie Deutsche Meister werden<br />

und zur EM fahren?<br />

Christian: Alles andere wäre eine bittere Enttäuschung<br />

gewesen.<br />

Shari: Ich will nicht sagen, wir haben zu 100<br />

Prozent damit gerechnet, aber es war unser Ziel.<br />

Wir sind mit mehr Selbstbewusstsein in die Saison<br />

gestartet als die letzten Jahre.<br />

Christian: Es waren mehrere Schritte, die uns<br />

dorthin geführt haben, wo wir jetzt sind. Zum<br />

einen war es die Aufnahme in die Sportfördergruppe<br />

für uns, das war unglaublich wichtig.<br />

Zum anderen war das die Einladung zu dem<br />

Grand Prix in Finnland, die uns einfach eine riesige<br />

Motivation gegeben hat, noch härter zu arbeiten.<br />

Wir sind Schritt für Schritt vorangegangen.<br />

Wer hat die Musik für die Programme in dieser<br />

Saison ausgesucht?<br />

Christian: Barbara hat die Musik für den<br />

Rhythm Dance gefunden. Wir waren direkt damit<br />

einverstanden. Zuerst waren wir nicht sicher,<br />

was wir im zweiten Teil machen, aber<br />

dann haben wir gesagt, wir wollen etwas in<br />

Richtung Swing oder Quickstep nehmen, weil<br />

der Tango, den wir gewählt haben, etwas weicher<br />

ist und dazu passt kein Flamenco. Swing<br />

und Jazz waren eigentlich schon immer unser<br />

Thema. Das macht sehr viel Spaß und ist auch<br />

für das Publikum angenehm. Ich finde, der Tango<br />

(Romantica) ist so lang, da muss noch was<br />

Spannenderes für das Publikum kommen.<br />

Shari: Die Kürmusik <strong>No</strong>tre Dame de Paris kam<br />

von uns. Wir waren uns zuerst nur nicht sicher,<br />

ob es das Richtige ist und ob es nicht zu abgedroschen<br />

ist, weil schon viele Paare darauf gelaufen<br />

sind. Aber dann haben wir uns gesagt, wir<br />

mögen die Musik und das Musical, warum nicht.<br />

Christian: Wir haben einen eigenen Weg gefunden,<br />

das zu interpretieren und auf dem Eis darzustellen.<br />

Es gab viele Leute, die in der Vergangenheit<br />

gesagt haben, ich muss unbedingt mal<br />

Quasimodo sein, wegen meiner Haltung (lacht).<br />

Das Programm ist teilweise aggressiv und wir<br />

versuchen es so darzustellen, wie es auch in<br />

dem Musical ist, mit einem rüden Quasimodo<br />

mit dem Buckel und Shari in leichter Trance in<br />

dem ganzen Programm. Das hat ja in der Kür in<br />

Minsk sehr gut geklappt, dank Delirium.<br />

In welchen Bereichen haben Sie in dieser<br />

Saison die größten Fortschritte gemacht?<br />

Christian: Das Gefühl füreinander. Wir sind uns<br />

vor jedem Durchlauf in den Wettbewerben bewusst,<br />

dass es nur funktioniert, wenn wir immer<br />

auf den anderen hören, mit der Körpersprache.<br />

Ich spüre sie, sie spürt mich, jede Kleinigkeit und<br />

das ist gut, denn dann kann man sich so während<br />

des Laufens unterhalten ohne zu sprechen,<br />

und das macht alles viel einfacher. Ich glaube,<br />

das wirkt für die Zuschauer harmonischer.<br />

Laut der Richtlinien der DEU kann über den<br />

WM-Startplatz neu entschieden werden,<br />

wenn der 12. Platz nicht erreicht wurde.<br />

Wissen Sie schon sicher, dass Sie für die WM<br />

nominiert werden?<br />

Christian: Wir haben von der DEU ein sehr gutes<br />

Feedback bekommen, sie waren sehr zufrieden.<br />

Es muss das Paar zur WM fahren, das am wahrscheinlichsten<br />

in die Kür kommt und das sind in<br />

diesem Jahr nun mal wir, denn wir haben uns in<br />

den Herbstwettbewerben immer durchgesetzt.<br />

Abgesehen von dem Sommerwettbewerb in Dortmund<br />

gab es keinen Wettbewerb, in dem wir gegen<br />

ein anderes deutsches Paar verloren haben.<br />

Ich denke, es wäre am smartesten für Deutschland,<br />

uns zu schicken – in dieser Saison. In der<br />

nächsten Saison kann alles anders kommen.<br />

Wie sehen Sie die Konkurrenz in<br />

Deutschland?<br />

Christian: In der Meisterklasse haben wir mit<br />

drei aktiven Paaren eine gute Auswahl. Um die<br />

aktuellen Eistanzpaare mache ich mir eigentlich<br />

weniger Sorgen, eher um den Nachwuchs. Es<br />

gibt viele kleine Läufer, viele Nachwuchspaare,<br />

die heranwachsen, aber es klafft eine Lücke<br />

zwischen uns, den aktuellen Läufern, und den<br />

Kleinen. Diese Lücke muss irgendwie gefüllt<br />

werden, da muss was nachkommen, denn sonst<br />

sieht es schlecht aus.<br />

Wie geht es weiter bis zur WM?<br />

Christian: Es gibt ein paar kleinere Wettbewerbe<br />

und ich denke, wir werden noch einen davon<br />

laufen. Ich hatte das letztes Jahr bei den Kollegen<br />

in Italien gesehen, die hatten sehr lange<br />

zwischen Olympia und WM und waren bei der<br />

WM einfach nur noch müde vom Training. Deswegen<br />

ist es ganz gut, wenn man noch so einen<br />

kleinen Wettbewerb als Muntermacher mitnimmt.<br />

Wir werden vor allem in Mailand trainieren,<br />

aber auch bestimmt mal mit Herrn Skotnicky<br />

arbeiten, damit wir so viel Feedback wie<br />

möglich bekommen und damit wir gut mit der<br />

DEU zusammenarbeiten.<br />

Was ist das Ziel für die WM?<br />

Christian: Das Ziel für ein deutsches Paar ist es<br />

auf jeden Fall, sich für die Kür zu qualifizieren.<br />

Das Niveau ist noch mal anders bei der WM, die<br />

besten Paare kommen momentan aus Übersee.<br />

Shari: Das Ziel ist auch, dass wir uns weiter verbessern<br />

und dass wir vor allem mehr Schwung<br />

in die Kür bekommen. Ich glaube, das ist immer<br />

noch unser Manko. Und mein Ziel ist es, gesund<br />

zu bleiben.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Shari Koch und Christian Nüchtern sprach<br />

Tatjana Flade.<br />

• • •


Stefanie<br />

Pesendorfer<br />

»Ich bin auf einem<br />

guten Weg zurück«<br />

Stefanie Pesendorfer, 15, hatte 2017/18<br />

eine tolle Saison. Unter anderem gewann<br />

sie die österreichischen Juniorenmeisterschaften<br />

und wurde daraufhin zur Juniorenweltmeisterschaft<br />

entsandt, wo sie<br />

mit sehr guten und stabilen Auftritten einen<br />

sensationellen zwölften Rang belegte.<br />

Das beste Ergebnis einer Österreicherin<br />

seit über 20 Jahren bei diesem Bewerb,<br />

wie man einen Wettbewerb in Österreich<br />

nennt. Doch diese Saison konnte<br />

sie wegen Hüftproblemen nicht am Junioren<br />

Grand Prix teilnehmen. Erstes<br />

Comeback auf größerer Bühne waren die<br />

Juniorenstaatsmeisterschaften, wo sie<br />

trotz guter Leistung den Titel nicht verteidigen<br />

konnte und sich mit Rang zwei<br />

hinter Olga Mikutina begnügen musste.<br />

Die Pirouette hat nach der Meisterschaft<br />

in Gmunden mit der Oberösterreicherin<br />

gesprochen.<br />

Pirouette: Wie bewerten Sie Ihre Leistung bei<br />

diesen Staatsmeisterschaften?<br />

Stefanie: Ich laufe jetzt schon viel besser. Ich<br />

bin nicht gut in die Bewerbssaison gestartet,<br />

weil ich den ganzen Sommer verletzt war. Das<br />

war jetzt der erste Bewerb, wo ich wieder recht<br />

gut gelaufen bin. Deshalb bin ich schon ziemlich<br />

stolz auf mich.<br />

Würden Sie sagen, dass Sie wieder auf dem<br />

technischen Niveau vor der Verletzung sind?<br />

<strong>No</strong>ch nicht ganz, ich habe schon ein bisschen<br />

mehr gekonnt, als ich hier zeigen konnte. Und<br />

es fehlt noch ein wenig die Sicherheit. Aber im<br />

Training bin ich auf einem guten Weg zurück.<br />

An welchen Elementen möchten Sie in<br />

nächster Zeit arbeiten?<br />

Ich war echt zufrieden. Ich hätte nie gedacht,<br />

dass ich Zwölfte werden kann. Ich habe gehofft,<br />

dass ich ins Finale kommen kann. Das war das<br />

Ziel, das Kurzprogramm gut zu laufen, um ins<br />

Finale der besten 24 zu kommen. Darauf haben<br />

wir uns fokussiert, denn eigentlich war ich davor<br />

im Training nicht so gut drauf.<br />

Eine Ihrer Stärken ist, dass Sie sehr wettkampfstark<br />

sind. Wie haben Sie sich das<br />

erarbeitet?<br />

Ja, ich bin sehr wettkampfstark. Aber ich habe<br />

nicht speziell daran gearbeitet, gar nicht. Ich<br />

habe das einfach von Natur aus in mir.<br />

Wie sind Sie zum Eislaufen gekommen?<br />

Begonnen habe ich mit vier Jahren im Kindergarten<br />

bei einem Eislaufkurs. Erst bin ich in<br />

Marchtrenk (Redaktion: etwa 25 km südwestlich<br />

von Linz) gelaufen, dann wurde mir gesagt, ich<br />

soll mal nach Linz kommen, wo ich seit Dezember<br />

2017 trainiere.<br />

Das heißt, Sie müssen täglich von Marchtrenk<br />

nach Linz und dann zurück pendeln?<br />

Ja, aber eine Fahrt dauert etwa 25 Minuten, das<br />

ist ganz ok.<br />

Foto: Tonegutti<br />

Frühtraining, da ist es gut zu vereinbaren.<br />

Sie sind noch sehr jung, aber gibt es vielleicht<br />

schon Pläne, was nach der aktiven<br />

Karriere kommen könnte?<br />

Ich möchte einmal Trainerin werden, in Linz<br />

bleiben und für meinen Verein, Union Eissportklub<br />

Linz, arbeiten. Das ist mein späterer<br />

Wunschberuf.<br />

Gibt es Eiskunstläufer, die Sie als Vorbilder<br />

für sich sehen?<br />

Ich habe zwei Vorbilder. Eines ist Evgenia Medvedeva.<br />

Sie hat jetzt einen Trainerwechsel und<br />

eine Verletzung hinter sich und arbeitet daran,<br />

zurückzukommen. Auch wenn es bei ihr vielleicht<br />

länger dauert. Ich bin sicher, dass sie zurückkommen<br />

und wieder Erfolg haben wird. Das<br />

ist für mich ein Vorbild, bei dem ich mir denke,<br />

das kann ich auch. Ein großes Vorbild ist für<br />

mich noch Javier Fernandez.<br />

Wie sehen Ihre Saisonziele für heuer<br />

noch aus?<br />

Ich möchte einfach jeden Bewerb gut abschließen,<br />

denn ich bin jetzt bei zwei Bewerben nicht<br />

so gut gelaufen. Ziel ist es, bei Wettkämpfen<br />

immer mehr Punkte zu erreichen. Ich hoffe, dass<br />

ich zum Europäischen Olympischen Jugendfestival<br />

fahren darf, dass ich dort einen Saisonhöhepunkt<br />

haben darf. (Redaktion: inzwischen ist sie<br />

nominiert).<br />

Gibt es langfristige Ziele?<br />

Die gibt es natürlich. Ich möchte gerne als Senior<br />

bei Europa- und Weltmeisterschaften laufen. Und<br />

natürlich an Olympischen Spielen teilnehmen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

7<br />

Stefanie Pesendorfer<br />

Interview<br />

Ich möchte an der Lutz-Toeloop-Kombination<br />

arbeiten, dass sie so stabil wird, dass ich sie<br />

auch im Bewerb zeigen kann. Auch an Rittberger-Kombinationen<br />

möchte ich vielleicht zu arbeiten<br />

beginnen. Ein bisschen habe ich es schon<br />

probiert, aber der Rittberger ist so ein Sprung.<br />

Ich habe ihn jetzt fast ein halbes Jahr nicht geübt,<br />

da muss ich erst wieder reinkommen.<br />

Wie sehen Sie Ihren Erfolg bei der Juniorenweltmeisterschaft<br />

letztes Jahr?<br />

Wie verbinden Sie die Schule mit dem Sport?<br />

Ich gehe in eine<br />

Leistungssportschule,<br />

die Handelsschule<br />

Linz für Leistungssport.<br />

Dort werde ich<br />

für jeden Bewerb<br />

freigestellt. Außerdem<br />

habe ich dreimal<br />

in der Woche<br />

Mit Stefanie Pesendorfer sprach Katrin Flaschka.<br />

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8<br />

News<br />

13 Jahre alte Russin löst<br />

Skandal um Doping aus<br />

Eine 13 Jahre alte russische Eiskunstläuferin hat<br />

mit Aussagen über angebliches Doping einen<br />

Skandal ausgelöst. Anastasia Shabotova sagte<br />

russischen Presseberichten zufolge in einem Instagram-Post:<br />

„Wie kann man stabil laufen? Du<br />

nimmst viel Doping und läufst stabil. Das ist alles.<br />

Du musst nur das ‚richtige‘ Doping nehmen.“<br />

Auf Nachfrage behauptete das Mädchen,<br />

dass im Club von Eteri Tutberidze „alle“ dopen<br />

würden. Shabatova trainiert in der Schule von<br />

Svetlana Panova in Moskau. Später entschuldigte<br />

sich die Läuferin für ihre „dummen“ Aussagen,<br />

die sie aus Ärger gemacht habe, nachdem<br />

sie bei einem Wettkampf gegen Konkurrentinnen<br />

aus Tutberidzes Schule verloren hatte. Der<br />

Skandal kam zur Unzeit, da die Welt-Anti-Doping-Agentur<br />

WADA aktuell über eine erneute<br />

Zulassung der russischen Anti-Doping-Agentur<br />

RUSADA berät. In anderen Zeiten und ohne den<br />

Dopingskandal im russischen Spitzensport hätte<br />

wahrscheinlich niemand den unüberlegten Äußerungen<br />

eines frustrierten Kindes Beachtung<br />

geschenkt, so aber zogen sie weite Kreise. Die<br />

entsetzten Eltern nahmen der Tochter das Handy<br />

weg und die Moskauer Sportbehörde lud die<br />

Familie zu einem Gespräch vor. Der russische<br />

Verbandspräsident Alexander Gorshkov bezeichnete<br />

die Aussagen von Shabotova als „Blödsinn“.<br />

Tatsächlich muss wohl erst noch ein Dopingmittel<br />

erfunden werden, das stabile Leistungen im<br />

Eiskunstlauf ermöglicht.<br />

Gamelin gegen Min<br />

Der amerikanisch-koreanische Eistänzer Alexander<br />

Gamelin hat seine Ex-Partnerin Yura Min bei<br />

der ISU-Ethikkommission angezeigt. Er warf ihr<br />

vor, ihn im Juli 2018 nach der unschönen Trennung<br />

im Internet diffamiert zu haben. Die<br />

Ethikkommission wies Gamelin allerdings ab, da<br />

er eine Frist versäumt habe. Er hätte Mins angebliche<br />

Verstöße gegen den ISU-Ethikcode innerhalb<br />

von 60 Tagen ab dem 8. August gerechnet<br />

melden müssen, tat dies aber erst am 27.<br />

<strong>No</strong>vember. Min, eine US-Amerikanerin koreanischer<br />

Abstammung, und der Amerikaner Gamelin<br />

vertraten Südkorea bei den Olympischen<br />

Winterspielen in PyeongChang und anderen<br />

Wettbewerben von 2015 bis 2018. Gamelin<br />

lernte Koreanisch und erhielt die Staatsbürgerschaft<br />

des asiatischen Landes. Die genauen<br />

Gründe für die Trennung sind unklar, die Ex-<br />

Partner gaben sich gegenseitig die Schuld und<br />

es gab offenbar auch Streit um Geld.<br />

Denis Tens Mörder<br />

zu 18 Jahren verurteilt<br />

Ein Gericht in Almaty hat am 17. Januar zwei<br />

Männer wegen des Mordes an Denis Ten zu 18<br />

Jahren Arbeitslager verurteilt. Eine mitangeklagte<br />

Komplizin erhielt eine vierjährige Haftstrafe.<br />

Die als Kleinkriminelle polizeibekannten Arman<br />

Kudaibergenov und Nuraly Kiasov wollten am<br />

19. Juli 2018 die Außenspiegel von Tens Auto<br />

stehlen, um zu Geld zu kommen. Der Sportler<br />

ertappte sie auf frischer Tat, es kam zu einem<br />

Handgemenge, in dessen Verlauf Kiasov mit<br />

dem Messer zustach und Ten tödlich verletzte.<br />

Der Olympia-Dritte von 2014 verblutete. Kudaibergenovs<br />

mittlerweile im siebten Monat<br />

schwangere Freundin Zhanar Tolybaeva behauptete,<br />

sie habe in einiger Entfernung gewartet<br />

und von der Tat nichts mitbekommen. Die<br />

Staatsanwaltschaft hatte die Höchststrafe in<br />

Höhe von 20 Jahren für die Männer gefordert,<br />

das Gericht blieb nur knapp darunter. Außer<br />

wegen des Mordes wurden sie wegen Diebstahls<br />

und Raubs verurteilt, Tolybaeva wegen Diebstahls<br />

und Vertuschung einer Straftat. Die Täter<br />

entschuldigten sich im Laufe des Prozesses bei<br />

Tens Familie und zeigten Reue. Kiasov gestand<br />

zugestochen zu haben, bestritt jedoch eine Tötungsabsicht.<br />

Tens Mutter Oksana trat als Nebenklägerin auf.<br />

Sie glaubt, ihr Sohn sei einem Auftragsmord<br />

zum Opfer gefallen und nannte einige Merkwürdigkeiten.<br />

Sie will herausgefunden haben,<br />

dass die Familie des Messerstechers plötzlich<br />

mehr Geld habe als früher und Tolybaeva habe<br />

Anrufe aus dem europäischen Ausland auf ihrem<br />

Handy erhalten. Die Beschuldigte bestritt<br />

dies. Oksana Ten kritisierte auch, dass in der<br />

Nähe befindliche Polizisten zunächst nicht eingegriffen<br />

und dann erst die fliehenden Täter<br />

verfolgt hätten, anstatt Erste Hilfe zu leisten.<br />

Kudaibergenov und Kiasov wurden schnell nach<br />

der Tat gefasst. Der Mord an dem beliebten Eisläufer<br />

und Nationalhelden Ten erschütterte<br />

nicht nur Kasachstan, sondern die weltweite<br />

Eislaufgemeinde. Tausende Menschen nahmen<br />

Anteil, kamen zu der Trauerfeier oder trugen<br />

sich in Kondolenzbücher in den kasachischen<br />

Botschaften im Ausland ein.<br />

Tens Eltern haben eine Stiftung gegründet, um<br />

das Andenken an ihren Sohn zu wahren. Sie<br />

wollen eine Eislaufschule eröffnen, eine Sache,<br />

die dem Läufer sehr am Herzen lag, sowie künftig<br />

einen internationalen Wettbewerb in Almaty<br />

organisieren. Desweiteren sollen eine CD mit<br />

den selbst geschriebenen Liedern des vielseitig<br />

begabten Sportlers, ein Buch über sein Leben<br />

sowie eines mit seinen Texten erscheinen.<br />

Freunde und Fans von Ten starteten unterdessen<br />

eine Petition, um die Halyk Eishalle in Almaty<br />

zu seinen Ehren in Denis Ten Arena umzubenennen.<br />

Die Petition ist unter www.gopetition.com<br />

zu finden.<br />

Plushenko an Bandscheibe<br />

operiert<br />

Evgeni Plushenko ist im Januar erneut an der<br />

Bandscheibe operiert worden. Der Olympiasieger<br />

von 2006 (Einzel) und 2014 (Team) war in mehreren<br />

großen Shows aufgetreten, vor allem in<br />

seinen Produktionen „Schwanensee auf dem<br />

Eis“ und „Nussknacker auf dem Eis“. „Ja, es gab<br />

Probleme, weil Evgeni 30 Shows in Moskau und<br />

St. Petersburg gelaufen ist und er hatte<br />

Schmerzen in der Halswirbelsäule, weil er in allen<br />

Shows Dreifache gesprungen ist“, sagte Plushenkos<br />

Ehefrau Jana Rudkovskaia der russischen<br />

Presse. Plushenko kritisierte in einer<br />

Nachricht auf Instagram Journalisten des Senders<br />

„Ren-TV“, die unter dem Vorwand, sie seien<br />

Verwandte des Eiskunstläufers, in sein Krankenzimmer<br />

eindrangen, um ihn zu filmen. „Ich<br />

möchte dem Kanal Ren-TV und persönlich seinem<br />

Leiter Vladimir Tiulin meine Verachtung<br />

aussprechen, dessen Journalisten heute tagsüber<br />

in mein Zimmer eingedrungen sind (…) und<br />

angefangen haben, mich zu filmen, während ich<br />

schlief, und dann, nachdem sie mich geweckt<br />

hatten, nach meiner Gesundheit gefragt haben.<br />

Ich schäme mich für Ihren Kanal (…)“, schrieb<br />

Plushenko.<br />

Der Eiskunstlauf-Star ist weiterhin auch Cheftrainer<br />

seiner eigenen Eiskunstlaufschule, in der<br />

er mehrere Assistenztrainer beschäftigt. Auch<br />

sein Sohn Alexander, der im Januar sechs Jahre<br />

alt wurde und mit seinem Vater in den Shows<br />

auftrat, trainiert dort. Außerdem gehören einige<br />

Junioren wie Anastasia Tarakanova, Teilnehmerin<br />

im Juniorenfinale, zu den Schülern. Allerdings<br />

verfügt die Schule aktuell nicht über eine<br />

Eisfläche in Standardgröße.<br />

tat<br />

Bavarian Open zählt mit<br />

Das Präsidium der DEU hat beschlossen, dass<br />

die Bavarian Open vom 5. bis 10. <strong>Februar</strong>, wenn<br />

dieses Heft gerade erscheint, noch zu den Qualifikationswettbewerben<br />

für die Junioren-WM<br />

hinzgefügt wurden. Der Grund ist sicherlich,<br />

dass die Leistungen der JuniorenläuferInnen im<br />

Herbst überwiegend so schwach waren, dass<br />

man kaum eine Auswahl treffen konnte, denn in<br />

jeder Kategorie hat Deutschland zwei Startplätze.<br />

Außerdem macht es Sinn, die Form kurz vor<br />

der Junioren-WM stärker zu berücksichtigen als<br />

die Leistungen Monate zuvor. Im Eistanzen hat<br />

sich außerdem das Juniorenpaar Lara Luft/Asaf<br />

Kazimov wegen zwischenmenschlicher Differenzen<br />

getrennt, so dass hier neu entschieden werden<br />

muss, wer neben Charise Matthaei und Maximilian<br />

Pfisterer für Zagreb nominiert wird. Kazimov<br />

sucht auf der internationalen Partnersuch-Website<br />

www.icepartnersearch.com eine<br />

neue Partnerin. Auch Luft will weitermachen.<br />

Grand Prix für Herbst <strong>2019</strong><br />

Die französischen Sicherheitsbehörden haben<br />

wegen Terrorgefahr und knappem Personal für<br />

Polizei und Sicherheit dem nationalen Eislaufverband<br />

endgültig keine Genehmigung gegeben,<br />

das Grand Prix Finale im Dezember <strong>2019</strong> in<br />

Frankreich abzuhalten, weder in Straßburg noch<br />

in Metz oder Grenoble. Daraufhin hat die ISU<br />

das Finale vorläufig vom 5. bis 8. Dezember<br />

nach Italien in die Olympiahalle von Turin vergeben.<br />

Der Grand Prix in Grenoble soll dagegen<br />

ohne Probleme stattfinden. Skate America wird<br />

in diesem Herbst vom 17. bis 20. Oktober in Las<br />

Vegas abgehalten. Der Cup of China soll nach<br />

China zurückkehren und zwar in die riesige,<br />

aber im Westen recht unbekannte Industriestadt<br />

Chongqing in Südwest-China, die als Stadt im<br />

engeren Sinn 6,6 Millionen Einwohner hat und<br />

mit Vorstädten 32 Millionen Einwohner, also<br />

doppelt so viele wie die sechs östlichen Bundesländer<br />

in Deutschland zusammen. krk


Synchron- und<br />

Jugendmeisterschaften<br />

in Berlin<br />

Synchronmeisterschaften<br />

Wie von der DEU beschlossen, werden die<br />

verschiedenen Deutschen Meisterschaften<br />

in dieser Saison an mehreren Terminen<br />

abgehalten, damit alle Wettbewerbe<br />

am Wochenende stattfinden, frühestens<br />

am Freitagabend. Denn die meisten Eltern<br />

und Preisrichter sind während der Woche<br />

voll berufstätig und haben oft Probleme,<br />

Urlaub zu bekommen oder möchten ihn<br />

für andere Gelegenheiten aufheben. Die<br />

recht gut organisierten und auch gut besuchten<br />

Nachwuchs- und Juniorenmeisterschaften<br />

der Einzelläufer fanden Anfang<br />

Dezember in Dortmund statt, die der<br />

Paare und Tanzpaare zusammen mit denen<br />

der Meisterklasse kurz vor Weihnachten<br />

in Stuttgart. Die Jugendmeisterschaften<br />

und die der Synchronteams wurden<br />

am ersten Januarwochenende im Erika-<br />

Hess-Eisstadion in Berlin-Wedding abgehalten.<br />

SportDeutschland übertrug wieder<br />

im Livestream, der nach Aussage von Zuschauern<br />

zunächst in guter Qualität, sogar<br />

mit Zeitlupe, zu sehen war, aber zwischendurch<br />

auch mal für längere Zeit<br />

ausfiel oder nur in ruckelnder Tonqualität<br />

hörbar war. Die Wege zur Professionalität<br />

sind auch sonst noch weit. Die Programme<br />

wurden nicht einzeln auf Youtube gestellt<br />

und sind daher kaum auffindbar. Die<br />

Dortmunder Verantwortlichen bei der<br />

NRW Trophy schaffen dies schon seit zehn<br />

Jahren. Die Berliner Verantwortlichen<br />

sollten sich kein Beispiel am unendlichen<br />

Desaster BER-Flughafen nehmen,<br />

sondern es besser machen.<br />

Die Synchronmeisterschaften fanden in den<br />

drei ISU-Kategorien Meister, Junioren und<br />

Nachwuchs sowie den vier weiteren Kategorien<br />

Adult (Erwachsene), Mixed Age, Juvenile<br />

(Minis) und Basic <strong>No</strong>vice statt. Damit war in<br />

diesem Jahr die gesamte Synchronfamilie zusammen,<br />

was nicht immer so war. Wieder einmal<br />

Deutsche Meister wurde das Team Berlin<br />

1, das mehr Punkte als in früheren Jahren erhielt<br />

und damit die Hoffnung auf eine bessere<br />

WM-Platzierung weckt. Ohne ein schwedisches<br />

Team (Surprise und das zweitbeste Team<br />

hatten sich aufgelöst) könnten die Berliner<br />

statt sechsbeste diesmal fünftbeste Nation<br />

werden, wenn kein anderes Team die Berliner<br />

überholt. Dies würde bei der WM 2<strong>02</strong>0 zwei<br />

deutschen Teams ein WM-Start ermöglichen.<br />

Daher werden auch die anderen Meisterklasse-Teams<br />

bei der WM den Berlinern noch<br />

mehr Daumen drücken als sonst. Das KP zu einem<br />

Stück von Big Bad Voodoo Daddy war dynamisch<br />

und von Gert Hofmann und Ida Hellström<br />

gut choreografiert. Eine kleine Unsauberkeit<br />

beim Kreuzen fiel kaum ins Gewicht<br />

und immerhin erhielten drei der sechs Elemente<br />

Level 4. Auch die dynamische Kür zu<br />

einem Ninja-Medley gelang ohne größere Fehler,<br />

allerdings blieben die Levels hier überwiegend<br />

auf mittlerem Niveau. Highlight war hier<br />

das Paarelement mit Level 4 und Bewertungen<br />

von +3 und +4. Allerdings vernachlässigt das<br />

Meisterklasse | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Team Berlin 1 BTSC 1 1 188.93<br />

2 Skating Graces CEC 2 2 142.65<br />

3 United Angels TUSS 3 3 114.83<br />

Junioren | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Team Berlin Juniors BTSC 1 1 125.48<br />

Nachwuchs | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Skating Graces <strong>No</strong>vice CEC 1 51.63<br />

2 Team Berlin <strong>No</strong>vice BTSC 2 50.32<br />

Jugendliche | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Skating Graces Juvenile USGC 1 23.45<br />

2 Team Berlin Minis BTSC 2 18.38<br />

3 Munich Fantasy ERCM 3 16.13<br />

Neulinge | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Saxony Ice Pearls <strong>No</strong>vice DREC 1 26.01<br />

2 Munich Destiny ERCM 2 12.30<br />

Mixed Age | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Saxony Ice Pearls Mixed Age DREC 1 54.69<br />

2 Team Butterfl‘ice NSK 2 52.20<br />

3 Munich Synergy ERCM 3 49.64<br />

4 New Horizons Mannheim MERC 4 44.29<br />

5 Silk City Stars EVKR 5 36.42<br />

6 Cool Sensation ESCE 6 27.83<br />

7 Moon Dancer BWEKV 7 24.20<br />

Adult | DM Synchron<br />

Club KP Kür Pkt<br />

1 Red Sunshine ERCM 1 24.47<br />

2 Skating Graces Adult USGC 2 14.79<br />

Team die Öffentlichkeitsarbeit und braucht sich<br />

nicht zu wundern, wenn die großen Medien<br />

nichts schreiben. Die Website ist zum Beispiel<br />

offensichtlich seit fast vier Jahren nicht mehr<br />

Die Skating Graces<br />

Foto: Höppner<br />

9<br />

Deutsche Meisterschaften Synchron und Jugend


10<br />

Deutsche Meisterschaften Synchron und Jugend<br />

aktualisiert worden. Die Homepage<br />

zeigt die Teamzusammenstellung<br />

der Saison 2014/15. 16 der 21 genannten<br />

Läuferinnen sind in der DEU-<br />

Kaderliste vom Mai 2018 schon nicht<br />

mehr dabei. Es fehlen aktuelle Musikangaben<br />

oder Hinweise, wo das Team in<br />

der Saison starten wird. Gerade weil es<br />

beim Synchronlaufen keine ISU-Bios wie<br />

in den vier anderen Kategorien gibt, müssen die<br />

Team hier selbst aktiv werden.<br />

Team Berlin Juniors<br />

Team Berlin 1, Fotos: Höppner<br />

Eindeutige Vizemeister wurden die Skating Graces<br />

aus Chemnitz, die ebenfalls etwas stärker<br />

und kreativer liefen als im Vorjahr. Allerdings<br />

hielten sich die Levels sehr in Grenzen. In der<br />

klassisch-eleganten Kür gab es beim Paarelement<br />

einen Sturz, ansonsten klappte alles mehr<br />

oder weniger sauber. Die United Angels aus<br />

Stuttgart waren jahrelang als Mixed Age-Team<br />

gestartet, weil sie nicht genügend Läufer im<br />

Meisterklassealter gefunden hatten. Aber in<br />

dieser Saison sind genügend zusammengekommen,<br />

darunter zwei Männer, auch mit Blick auf<br />

den eventuellen zweiten WM-Startplatz im<br />

nächsten Jahr. Im KP gab es allerdings zwei<br />

Stürze, in der Kür einen und sie erhielten keine<br />

Punkte für das Kreativ-Element. Interessant war<br />

ein Rotationselement zu Beginn der Kür. Mit<br />

längerem gemeinsamem Training könnten sie<br />

sicherlich erheblich besser werden.<br />

Traurig, dass es mit den Berlin Juniors nur ein<br />

einziges Juniorenteam gibt. Sie zeigten zwei<br />

schwungvolle und sturzfreie Programme, vor allem<br />

im KP mit relativ guten Levels. Hier gab es<br />

allerdings Probleme bei den Twizzles. In der Kür<br />

zur Musik des Disneyfilms Aladin erhielt das<br />

Kreativelement die meisten Pluspunkte. Den<br />

Nachwuchstitel knapp verteidigt haben die Skating<br />

Graces <strong>No</strong>vice von Trainerin Denis Renker<br />

trotz eines Sturzes beim Kreuzen, weil die Levels<br />

zur Musik des Königs der Löwen etwas höher<br />

waren, insbesondere beim Blockelement.<br />

Die Saxony Ice Pearls Mixed Age aus Dresden<br />

mussten immerhin sechs andere Teams schlagen,<br />

um ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.<br />

Dies gelang in einer Aerobic-Kür, weil<br />

sechs der sieben Elemente keine Minuspunkte<br />

erhielten und auch die Levels höher waren als<br />

die der Konkurrentinnen. Die höchsten Komponenten<br />

gab es für die emotionale Kür der zweitplatzierten<br />

Butterfl’ice aus Neuss. Dresden<br />

konnte sich über einen zweiten Sieg freuen,<br />

denn auch das ganz jungen Basic <strong>No</strong>vice Team<br />

der Saxony Ice Pearls gewann seine Konkurrenz.<br />

Saxony Ice Pearls Mixed Age


11<br />

Jugendmeisterschaften<br />

Die Jugendmeisterschaften sind in erster Linie<br />

für Einzelläuferinnen und -läufer im Juniorenalter<br />

gedacht, die zwar etwas Leistungssport<br />

machen möchten, aber wenig oder keine Ambitionen<br />

auf eine internationale Karriere haben.<br />

Zwar gelten ansonsten die ISU-Regeln für Junioren,<br />

aber im Kurzprogramm sind weder Doppelaxel<br />

noch Dreifachsprung erlaubt. Dass es in<br />

Deutschland (anders als in den meisten anderen<br />

Ländern) Bedarf für Wettbewerbe dieser Kategorie<br />

gibt, beweist die hohe Teilnehmerzahl von<br />

36 Damen und immerhin sieben Herren. Im KP<br />

waren also eine Kombination aus zwei Doppelsprüngen,<br />

der 2F, der 1A, die drei Juniorenpirouetten<br />

und eine Schrittfolge vorgeschrieben, die<br />

die Mehrzahl der Läufer(innen) mehr oder weniger<br />

fehlerlos zeigte. Die Siegerin Anna Matilda<br />

Fellinger aus Essen meisterte diese Elemente im<br />

KP so gut wie fehlerfrei, nur die Himmelspirouette<br />

war nicht optimal und erhielt nur Level 1.<br />

Schon hier lag sie vor allem wegen der besten<br />

Komponenten (bis 5,5) knapp vorne. In der Kür<br />

gab es keinen einzigen Minuspunkt für die neun<br />

Doppel- und zwei einfachen Sprünge, die drei<br />

Pirouetten und die Schrittfolge. Auch hier erhielt<br />

sie die höchsten Komponenten.<br />

Lydia Meneikis aus Berlin-Charlottenburg landete<br />

mit sehr ähnlichem Repertoire, etwas höheren<br />

Sprüngen, aber geringfügig schwächeren Komponenten<br />

ebenso auf dem Treppchen wie die<br />

zweitbeste Berlinerin Victoria Maria Gronem, die<br />

in der Kür einen 2A versuchte, der aber abgewertet<br />

wurde. Auch die drei anderen Läuferinnen,<br />

die in der Kür einen 2A versuchten, konnten<br />

ihn nicht regelgerecht landen. Den weitesten<br />

Weg nach Berlin hatte die 17-jährige Haley Jostes,<br />

die aus Stillwater, einem Vorort der amerikanischen<br />

Doppelstadt Minneapolis-St. Paul, mit<br />

ihrer prominenten und in Berlin zu jedermann<br />

sehr freundlichen Trainerin Surya Bonaly gekommen<br />

war. Die fünfmalige Europameisterin der<br />

Jahre 1991 – 1995 und Vizeweltmeisterin von<br />

1994 lebt seit einigen Jahren nicht mehr in Las<br />

Vegas, sondern ist zu ihrem Lebensgefährten<br />

Pete Biver in den Staat Minnesota gezogen, der<br />

dort schon lange als Trainer tätig ist. Jostes ist<br />

in den USA geboren, hat aber deutsche Eltern,<br />

also beide Staatsbürgerschaften und spricht gut<br />

Deutsch. Sie trainiert schon seit dem 7. Lebensjahr<br />

bei Biver, seit vier Jahren auch bei Bonaly<br />

und ist stolz, eine so prominente Trainerin zu<br />

haben. Im KP war eine Pirouette nicht sauber<br />

und auch in der Kür lief nicht alles nach<br />

Wunsch, so dass sie nur im Mittelfeld landete.<br />

Kyrill Hoffmann<br />

Fotos: Höppner<br />

nen regelgerechten 2A, erhielt aber relativ<br />

niedrige Komponenten. Ebenfalls noch auf das<br />

Treppchen kam der Oberstdorfer Nikita Remeshevskyi<br />

mit recht guten Komponenten, aber<br />

Kantenfehler beim 2F im KP und drei unsauberen<br />

Kürsprüngen. Klaus-Reinhold Kany<br />

Lydia Meneikis<br />

Herren | DM Jugend<br />

Club KT Kür Pkt<br />

1 Kyrill Hoffmann BTSC 1 1 115.27<br />

2 Ron Scherhaufer TECW 2 2 112.93<br />

3 Nikita Remeshevskiy ECO 3 3 101.<strong>02</strong><br />

4 Valentin Schellenberger SERC 5 4 96.74<br />

5 Hans-Alfons Vogel USGC 4 5 96.52<br />

6 Robin Rücker ERCD 6 6 88.70<br />

7 Jan Loibl DSC 7 7 70.35<br />

Herren | DM Jugend<br />

Club KT Kür Pkt<br />

1 Anna Matilda Fellinger EJE 1 1 104.43<br />

2 Lydia Meneikis SCC 2 2 103.54<br />

3 Victoria Maria Gronem BSV92 9 3 100.69<br />

4 Anna Wehrheim MERC 12 5 99.29<br />

5 Michelle Minor EJE 10 6 98.60<br />

6 Sandra Gamböck ECO 7 8 98.50<br />

7 Anna Schlesinger ESGE 6 10 98.24<br />

8 Maria Rogozina BSV92 8 7 98.16<br />

9 Elena Papadopoulou DEG 3 11 98.15<br />

10 Julia Zenner USGC 5 14 97.10<br />

11 Chiara Höhensteiger SVP 21 4 96.80<br />

12 Elisa Cuviello 1.EVW 11 12 96.78<br />

13 Annika Görler USGC 15 13 94.99<br />

14 Philine Heinze ESCW 23 9 94.46<br />

15 Louisa Lenz BTSC 4 19 94.29<br />

16 Lena-Deborah Dittmann TECW 14 15 93.67<br />

17 Kira Gutzat 1.EVW 17 16 92.28<br />

18 Laura Paffen DEG 16 21 91.48<br />

19 Anastasia Hartmann EVA 20 17 91.20<br />

20 Anna-Maria Kistner ESCE 18 22 90.86<br />

21 Mariella Wallner MEV 13 24 90.43<br />

22 Haley Jostes ERCW 22 23 88.22<br />

23 Fabienne Meve ESCW 27 20 86.94<br />

24 Alexandra Alscher ERCBA 19 29 84.87<br />

25 Jasmin Wiertz DEG 33 18 82.58<br />

26 Sarah Fuchs EVA 26 28 82.28<br />

27 Kimberley Hammerschmidt EJE 28 25 82.22<br />

28 Sidney Hase HSV 30 26 80.53<br />

29 Laura Schmidbauer MEV 31 27 80.04<br />

30 Margareta Olosova MEV 25 31 79.49<br />

31 Antonie Hochmuth ESCE 29 30 77.66<br />

32 Svenja Ebert MERC 24 34 76.04<br />

33 Olivia Sorg MEV 32 32 72.<strong>02</strong><br />

34 Kateryna Shevko MEV 34 33 69.89<br />

35 Carola Kirchhofer ERSCO 35 36 56.90<br />

36 Anna Maria Maksimenko HSV 36 35 56.21<br />

Deutsche Meisterschaften Synchron und Jugend<br />

Der männliche Jugendmeister Kyrill Hoffmann<br />

aus Berlin lag schon im KP vorne, obwohl sein<br />

2L unsauber war und einen Kantenabzug erhielt<br />

und die Levels nur durchschnittlich waren. Aber<br />

er hatte den besten Laufstil des Feldes. In der<br />

Kür erhielt er sogar mit Abstand die höchsten<br />

Komponenten, so dass er trotz dreier Sprungfehler<br />

klar gewann, unter anderem auch, weil<br />

er für den ersten 2A Pluspunkte erhielt. Der gerade<br />

16 Jahre alt gewordene Zweitplatzierte,<br />

der Stuttgarter Ron Scherhaufer lief ein annähernd<br />

fehlerloses KP, machte auch in der Kür<br />

keine größeren Fehler und zeigte ebenfalls ei-<br />

Anna Mathilda Fellinger


12<br />

Diverse Wettbewerbe<br />

Mentor Torun Cup in Polen<br />

Wie schon seit Jahren fand auch in diesem Januar in der TorTor-Arena im nordpolnischen<br />

Torun zwischen Danzig und Warschau, in der das Ehepaar Siudek arbeitet, ein<br />

größerer Wettbewerb für Einzelläufer sowie Eistänzer von den Neulingen bis zur Meisterklasse<br />

statt. Einige Jahre lang hieß er Nestle oder Nesquik Cup, jetzt Mentor Torun<br />

Cup. Immerhin gibt es einen Titelsponsor, der einige Kosten trägt.<br />

Prominenteste Teilnehmer waren diesmal die<br />

amerikanischen Eistänzer Madison Chock und<br />

Evan Bates, WM-Zweite von 2015, WM-Fünfte<br />

von 2018 und seit dem Sommer in Montreal.<br />

Wegen Trainingsrückstand nach einer Knöcheloperation<br />

von Chock waren sie den ganzen<br />

Herbst keine Wettbewerbe gelaufen. Zwei Wochen<br />

vor der US-Meisterschaft (siehe Seite 25)<br />

testeten sie erstmals ihre neuen Programme vor<br />

einer Jury, zu der als Schiedsrichterin auch die<br />

ISU-Tanzkomitee-Chefin Halina Gordon-Poltorak<br />

und als Controller das Komitee-Mitglied<br />

Shawn Rettstatt zählten. Mit 197 Punkten gewannen<br />

sie recht überlegen, nachdem sie im<br />

Rhythmustanz ziemlich hohe Levels, Elementebewertungen<br />

von überwiegend +2 und +3 sowie<br />

Komponenten von etwa 8,9 erhalten hatten.<br />

Die Kür zu Michael Bublés „Fever“ und seiner<br />

Version von Elvis Presley’s „Burning Love“ lief<br />

noch besser, hier gab es fast optimale Levels,<br />

Bewertungen von +3 und +4 sowie Komponenten<br />

von etwa 9,2. Silber mit 186 Punkten ging<br />

an die Lokalmatadoren und Olympia-14. Natalia<br />

Kaliszek und Maksym Spodyriev, Bronze mit 165<br />

Zählern an die Montrealer Chinesen und Olympia-22.<br />

Shiyue Wang und Xinyu Liu. Auf Platz<br />

vier mit 156 Zählern kamen die Weißrussen<br />

Anna Kublikova und der zukünftige Eistanz-<br />

Athletensprecher Yuri Hulitski (siehe Seite 21)<br />

aus der Schule von Alexander Zhulin. Auf Rang<br />

sieben unter 13 Paaren mit 143 Punkten landeten<br />

die Schweizer Meister Victoria Manni und<br />

Carol Röthlisberger. Im Rhythmustanz wurden<br />

nur zwei der acht Schlüsselstellen positiv entschieden,<br />

aber die anderen Levels waren sehr<br />

gut. In der Kür waren die Levels gemischt.<br />

Juniorensieger im Eistanzen mit 157 Punkten<br />

wurden die US-Geschwister Carolina und Gordon<br />

Green aus der Schule von Alexei Kiliakov<br />

vor den Franzosen Loicia Demougeot und Théo<br />

Le Mercier (145,41) aus Villard de Lans bei Grenoble<br />

und den Russen Sonia Kamyshanova und<br />

Dmitri Bovin (145,12). Auf Platz zehn unter 26<br />

Duos mit 123 Zählern kamen Lara Luft und<br />

Asam Kazimov aus Dortmund. Im Rhythmustanz<br />

wurden zwei der acht Schlüsselstellen anerkannt<br />

und Luft wackelte bei den Twizzles. Die<br />

Kür war so gut wie fehlerfrei. Anne Marie Wolf<br />

und Max Liebers aus Chemnitz wurden 14. mit<br />

115 Punkten, ihre Trainingskameraden Lilia<br />

Schubert und Kieren Wagner 21. mit 1<strong>02</strong> Zählern<br />

und Diana Kist mit Sergej Gross aus Dortmund<br />

24. mit 93 Punkten. Beim Fortgeschrittenen<br />

Nachwuchs lagen zwei Paare aus Zypern<br />

mit russischer Herkunft klar in Front. Hier entsteht<br />

wohl eine neue russische Kolonie.<br />

EduSport Trophy<br />

in Rumänien<br />

Der kleinere Einzellaufwettbewerb EduSport<br />

Trophy, immerhin im ISU-Kalender, fand zum<br />

dritten Mal Mitte Januar in der Tiriac Telekom<br />

Arena des nördlichen Vorortes Otopeni der rumänischen<br />

Hauptstadt Bukarest statt, ganz<br />

nahe am Flughafen. Überlegene Siegerin mit<br />

156 Punkten wurde die Tschechin Eliska Brezinova<br />

nach einem KP mit umgestiegenem zweiten<br />

3T in der 3T-3T-Kombination und unsauberem<br />

3L, aber guten weiteren Elementen. In der<br />

Kür glückten vier der fünf versuchten Dreifachen.<br />

Auf Platz zwei kam die in der Schweiz lebende<br />

Philippinin Alisson Krystle Perticheto mit<br />

139 Zählern, Dritte mit 136 Punkten wurde unter<br />

acht gestarteten Läuferinnen die Italienerin<br />

Chenny Paolucci. Bei den Juniorinnen hatte die<br />

italienische Meisterklassen-Vizemeisterin Lukrezia<br />

Beccari die Nase mit 158 Punkten vorne.<br />

Brendan Kerry<br />

Foto: Höppner<br />

Herrensieger wurde der Australier Brendan Kerry<br />

mit 207 Punkten. Im fehlerfreien KP glückten<br />

4T-3T, 3S und 3A sowie eine mit überwiegend<br />

+3 bewertete Level 4-Schrittfolge. In der drittbesten<br />

Kür stürzte er beim 4T, aber fünf Dreifache<br />

stand er. Auf Rang zwei mit 198 Zählern<br />

kam der italienische Junior Gabriele Frangipani<br />

aus der Schule von Lorenzo Magri. Im KP gelangen<br />

3L-3T, 3F sehr gut und 3A knapp. In der<br />

besten Kür des Tages zeigte er sieben saubere<br />

Dreifache, darunter zwei 3A, nur eine Pirouette<br />

war verwackelt. Dritter mit 186 Punkten unter<br />

elf Läufern wurde der Brite Graham Newberry.<br />

Als Siegerin konnte sich die italienische Juniorenmeisterin<br />

Marina Piredda mit 158 Zählern<br />

feiern lassen. Das KP blieb mit 3L-2T, 3F und<br />

sehr gutem 2A makellos, in der Kür gelangen<br />

fünf Dreifache, nur ein aufgerissener Lutz war<br />

missglückt. Silber mit 147 Punkten ging an die<br />

in den USA lebende Brasilianerin Isadora Williams,<br />

Bronze (146 Punkte) unter 16 Läuferinnen<br />

an die Finnin Linnea Ceder. Julie Froetscher<br />

aus Frankreich gewann die Konkurrenz der Junioreninnen<br />

mit 133 Zählern. Elodie Eudine aus<br />

Oberstdorf wurde hier Vierte mit 113 Punkten.<br />

Im KP glückten 3S-2T, 2A und vier weitere Elemente,<br />

der 3F war allerdings unterdreht und<br />

verwackelt. In der Kür blieb eine 3T-2T-Kombination<br />

das einzige geplante Sprungelement<br />

ohne Minuspunkte. Elfte unter 18 Läuferinnen<br />

mit 92 Punkten wurde Romy Schallert. • • •<br />

Allisson Krystle Perticheto und Christopher Caluza<br />

in Bukarest, Fotoquelle: Facebook<br />

Herrensieger mit 175 Punkten wurde der 28<br />

Jahre alte Filippino-Amerikaner Christopher Caluza<br />

aus der südkalifornischen Millionenstadt<br />

San Diego, der nach Platz 19 bei der WM 2014<br />

eine viereinhalbjährige Wettbewerbspause eingelegt<br />

hatte und bei vielen Shows vor allem auf<br />

Schiffen in Asien aufgetreten war. Im Dezember<br />

begann er wieder mit Wettbewerbstraining und<br />

wollte bei seinem erneuten Debüt in Rumänien<br />

die Mindestnorm von 28 technischen Punkten<br />

für die Vier-Kontinente-Meisterschaften (dieselbe<br />

<strong>No</strong>rm wie für die EM) schaffen. Aber im<br />

KP unterdrehte er bei der 3R-3R-Kombination<br />

den zweiten Rittberger und später auch den 3L,<br />

so dass er trotz gelungener anderer Elemente<br />

dieses Ziel um 0,08 Punkten verpasste. In der<br />

Kür übertraf er locker die relativ milde <strong>No</strong>rm<br />

von 46 technischen Punkten dank vier gelungener<br />

und zwei unsauberer Dreifacher plus zwei<br />

guter 2A. Zweiter mit 173 Punkten wurde der<br />

in Schweden lebende Bulgare Nicky Obreykov,<br />

der die EM-<strong>No</strong>rm in beiden Programmen<br />

schaffte, vor allem weil er in beiden Programmen<br />

einen sauberen 3A stand. Auf Platz drei<br />

mit schwachen 133 Punkten kam der ebenfalls<br />

in Schweden beheimatete Slowake Michael<br />

Neuman. Weitere Läufer waren nicht am Start,<br />

so dass es keine Weltranglistenpunkte gab. krk


Jin, Sui/Han, Yu/Zhang<br />

bei Chinesischer Meisterschaft<br />

Wenjing Sui/Cong Han sind bei der Chinesischen Meisterschaft im nordchinesischen<br />

Harbin Ende Dezember erstmals seit ihrer Silbermedaille bei den Olympischen Spielen<br />

wieder in einem Wettbewerb an den Start gegangen. Allerdings zeigte das Paar nur das<br />

neue Kurzprogramm zu „<strong>No</strong> One Like You“ mit 2T.<br />

anderem Yu/Zhang, zu arbeiten. Auch andere<br />

internationale Spitzenläufer waren zu Trainingscamps<br />

eingeladen. Der chinesische Verband<br />

will für die Olympischen Spiele im eigenen<br />

Land das Niveau steigern und setzt auf<br />

ausländisches Know-how und Umstrukturierungen.<br />

So hat der frühere Paarläufer Jian Tong ein<br />

eigenes Team als Alternative zu Cheftrainer<br />

Hongbo Zhao aufgebaut, unter anderem trainieren<br />

Yu/Zhang bei ihm.<br />

tat<br />

13<br />

Diverse Wettbewerbe<br />

In einem Interview mit der chinesischen Nachrichtenagentur<br />

Xinhua sagten die Läufer später,<br />

dass sie nach Verletzungsproblemen, insbesondere<br />

Suis Ermüdungsbruch, noch nicht so weit<br />

waren, um ihre Kür zu zeigen. Bei der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />

Anfang <strong>Februar</strong> wollten<br />

sie erstmals wieder international starten. Xiaoyu<br />

Yu/Hao Zhang, über die im Herbst Trennungsgerüchte<br />

kursierten, liefen ebenfalls nur das KP in<br />

Harbin. Sie ging beim Wurfrittberger zu Boden.<br />

Auch dieses Paar hatte den Grand Prix aufgrund<br />

von gesundheitlichen Problemen ausgelassen,<br />

außerdem war Zhang mit seinem Studium beschäftigt.<br />

Den Titel gewannen Cheng Peng/Yang<br />

Jin, die im Grand Prix Finale Silber geholt hat-<br />

Boyang Yin, Fotos: Flade<br />

ten, mit 211,51 Punkten. Im KP war Peng beim<br />

3T gestürzt. In der Kür riskierten sie die Solosprünge<br />

nur doppelt. Silber ging an Xueting<br />

Wang/Lei Wang (186,81) vor Feiyao Tang/<br />

Yongchao Yang (165,74).<br />

Nach schwachen Leistungen im Grand Prix lief<br />

Boyang Jin in Harbin viel besser, stand den 4L<br />

in KP und Kür und machte nur beim 3A im KP<br />

einen Fehler. Dafür kassierte er insgesamt national<br />

überhöhte 3<strong>02</strong>,59 Punkte, ist in dieser<br />

Form aber wieder ein Medaillenkandidat. Mit<br />

großem Abstand dahinter landete He Zhang<br />

auf Rang zwei (211,51) vor Runqi Liu (165,67).<br />

Han Yan hat in dieser Saison eine Pause eingelegt,<br />

plant aber angeblich eine Rückkehr.<br />

Den Damentitel sicherte sich die für Hong<br />

Kong startende Yi Christy Leung mit 190,17<br />

Zählern. Die erst zwölf Jahre alte Xiangyi An<br />

gewann Silber mit 180,61 Zählern und Bronze<br />

sicherte sich Hongyi Chen (160,21). Beverly<br />

Zhu, eine chinesischstämmige US-Amerikanerin,<br />

landete auf Rang vier mit 146,07 Punkten.<br />

Im Eistanz siegten klar die in Montreal trainierenden<br />

Shiyue Wang/Xinyu Liu mit 185,87<br />

Punkten vor Hong Chen/Zhuoming Sun<br />

(169,95) und Wanqi Ning/Chao Wang<br />

(142,30).<br />

Aljona Savchenko war im Herbst in Peking,<br />

um mit einigen chinesischen Läufern, unter<br />

Skate Helena<br />

in Belgrad<br />

Der kleine Einzellauf-Wettbewerb Skate Helena<br />

in der serbischen Hauptstadt Belgrad wird<br />

in erster Linie für Nachwuchsläufer veranstaltet<br />

und ist Teil der Serie „European Criterium“.<br />

Aber es fanden auch Wettbewerbe für Größere<br />

statt, jedoch mit so wenigen Teilnehmern,<br />

dass es keine Weltranglistenpunkte gab. Herrensieger<br />

der Meisterklasse wurde der Russe<br />

Petr Gumennik mit 189 Punkten, der im Dezember<br />

2018 Zweiter im ISU Juniorenfinale<br />

geworden war. In beiden Programmen ging<br />

der 4S daneben und einige andere Sprünge<br />

waren nicht ganz sauber, aber in der Kür gelangen<br />

sechs Dreifache gut, darunter zwei 3A.<br />

Siegerin mit 129 Punkten wurde die Serbin<br />

Antonina Dubinina, die aus Russland stammt,<br />

aber dort keine Chance sah, international herauszukommen.<br />

Auf Platz drei mit 114 Punkten<br />

kam die Österreicherin Victoria Hübler.<br />

Besser waren die besten Junioren. Bei den<br />

männlichen von ihnen hatte der Russe Mikhail<br />

Polianiskii die Nase mit 203 Zählern vorne,<br />

bei den Juniorinnen die Georgerin Alina<br />

Urushadze mit 146 Punkten.<br />

krk<br />

You und Cha Koreanische Meister<br />

Bei der südkoreanischen Meisterschaft Mitte<br />

Januar in Seoul haben sich Young You und Junhwan<br />

Cha durchgesetzt. Der Damen-Wettbewerb<br />

hatte ein gutes Niveau. Titelverteidigerin<br />

You zeigte zwei gute Programme und sammelte<br />

198,64 Punkte. Silber ging an Eunsoo Lim mit<br />

194,20 Zählern vor Haein Lee (187,73). So Youn<br />

Park kam auf Rang vier und war sehr emotional<br />

am Ende (176,74). Junioren-Finalteilnehmerin<br />

Yelim Kim landete auf Platz fünf (172,90).<br />

Der in Toronto trainierende Cha lief bis auf einige<br />

Wackler ebenfalls solide und holte seinen<br />

dritten Titel mit 254,52 Punkten. Der Abstand<br />

zum zweitplatzierten June Hyoung Lee (194,33)<br />

und dem Dritten Sihyeong Lee (190,92) war<br />

deutlich. Mit Jeongeun Jeon/Seongmin Choi war<br />

nur ein Junioren-Eistanzpaar am Start, das<br />

107,33 Punkte erreichte. Weitere Eistanz- oder<br />

Paarlaufwettbewerbe gab es nicht.<br />

You ist erst 14 und damit für die WM zu jung.<br />

Sie wurde zusammen mit Lee für die JWM no-<br />

Junhwan Cha, im Hintergrund: Dmitri Aliev<br />

miniert. Lim fährt zur WM nach Saitama. Kim<br />

geht zur Vier-Kontinente-Meisterschaft, Park<br />

zur Universiade.<br />

tat<br />

Die EM 2<strong>02</strong>0 in Graz<br />

Erstmals nach Jahren findet 2<strong>02</strong>0 wieder eine<br />

EM im deutschsprachigen Raum statt, in Österreichs<br />

zweitgrößter Stadt Graz. Die vor drei Jahren<br />

gründlich renovierte Haupthalle etwa drei<br />

Kilometer südlich des Zentrums mit den Hotels<br />

ist mit einer durchgehenden Straßenbahnlinie in<br />

10 – 15 Minuten erreichbar. Sie hat etwa 4.000<br />

Zuschauerplätze, daher sollte man Eintrittskarten<br />

rechtzeitig reservieren. Die Trainingshalle<br />

liegt etwa 15 Bus-Minuten östlich von Graz im<br />

kleinen Ort Hart, in der normalerweise der Eishockeyclub<br />

Rattlesnakes spielt. Eine Grazerin,<br />

die noch nicht einmal nebenan wohnt, hatte<br />

mit Erfolg dagegen prozessiert, dass eine Trainingshalle<br />

neben die Haupthalle gebaut wird.<br />

Graz ist aus Deutschland mit der Bahn ab München<br />

teilweise ohne Umsteigen oder mit einmal<br />

Umsteigen in etwa sechs Stunden oder auch<br />

über Linz gut erreichbar. Ab Zürich kann man in<br />

zehn Stunden ohne Umsteigen nach Graz fahren,<br />

ab Berlin fährt man über München zehn bis<br />

elf Stunden. Ab Frankfurt, München, Düsseldorf<br />

und Zürich gibt es mehrere Flüge pro Tag, ab<br />

Stuttgart und ab Amsterdam einen. krk


14<br />

Kanadische Meisterschaften<br />

Kanadische<br />

Meisterschaft<br />

Comebacks von Weaver/Poje, Nguyen und Chartrand<br />

Nguyen war bisher nicht so erfolgreich in der<br />

Saison und von daher kein Favorit, doch nach<br />

Platz drei im KP lief der 20-Jährige mit einer gelungenen<br />

Kür noch ganz nach vorn. Der erste 4S<br />

war wacklig, aber er legte mit einem weiterem<br />

4S und zwei 3A nach. „Ich war überrascht, dass<br />

ich (beim ersten 4S) stehen geblieben bin, aber<br />

danach war ich in ‚Spiellaune‘ und habe gepusht<br />

und gepusht, bis zum Ende“, kommentierte<br />

Kaitlyn Weaver<br />

und Andrew Poje<br />

Nam Nguyen<br />

Fotos: Carmichael<br />

Nam<br />

Ngyuen, Kaitlyn Weaver/Andrew Poje und Alaine Chartrand haben<br />

bei der Kanadischen Meisterschaft in Saint John im Bundesstaat New<br />

Brunswick ein Comeback gefeiert. Nach dem Abtritt der Stars Patrick Chan,<br />

Tessa Virtue/Scott Moir, Kaetlyn Osmond und Meagan Duhamel/Eric Radford<br />

gab es neue Titelträger – die aber alle schon früher einmal Meister waren.<br />

Nguyen, der 258,01 Punkte holte. Nach seinem<br />

Sieg beim Juniorenfinale galt der erst 14 Jahre<br />

alte Stephen Gogolev vielen als Titelanwärter und<br />

er führte nach dem KP mit 4S-3T, 3A und 3L. In<br />

der Kür geriet der geplante 4L nur doppelt, mit 4T<br />

und 4S zeigte das „Wunderkind“ immerhin noch<br />

zwei Vierfache (253,56 Punkte). Keegan Messing,<br />

der im Herbst die besten Leistungen der kanadischen<br />

Herren in der Meisterklasse erzielt hatte,<br />

musste sich mit Bronze begnügen, nachdem im<br />

KP der 4T danebenging und auch in der Kür ein<br />

3A im Sturz endete und ein 3L und 4T verstolpert<br />

waren (247,44 Punkte). Joseph Phan landete auf<br />

Platz vier (230,07) vor Conrad Orzel (224,15). Beide<br />

trainieren bei Brian Orser und sind international<br />

noch Junioren. Der großgewachsene Nicolas<br />

Nadeau wurde Siebter (223,90).<br />

Weaver/Poje hatten in dieser Saison den Grand<br />

Prix ausgelassen, weil sie nach ihrem Sieg bei<br />

den Autumn Classics an der Schaulauftournee<br />

der kanadischen Goldmannschaft von Pyeong-<br />

Chang teilgenommen hatten. Doch sie hatten<br />

von Anfang an vor, bei den ISU-Meisterschaften<br />

wieder dabei zu sein. Ihren dritten Titel sicherten<br />

sie sich knapp vor den Dauerkonkurrenten Piper<br />

Gilles/Paul Poirier mit 213,78 zu 212,31 Zählern.<br />

Weaver/Poje überzeugten im Rhythmustanz mit<br />

starken Leveln und auch in der Kür „S.O.S d’un<br />

terrien en detresse“, die sie Denis Ten gewidmet<br />

haben. „Es gab einige Momente, in denen wir<br />

erschöpft waren, aber wir kamen immer wieder<br />

auf den Gedanken zurück – wir tun dies alles<br />

aus dem Grund, dass wir aus allem etwas lernen<br />

können“, sagte Weaver über ihre Wettkampfpause.<br />

Die Kanadische Meisterschaft wollten sie vor<br />

allem genießen. „Wir sind nicht wegen der Medaillen<br />

hier,“ erklärte Poje. „Wir sind hier, weil<br />

wir im Herzen und im Geist gewinnen und zeigen<br />

wollen, was wir erarbeitet haben und um<br />

unsere Liebe für diese Programme zu zeigen.“<br />

Gilles/Poirier verloren wichtige Punkte im Tango<br />

Romantica im Rhythmustanz und die beste Kürwertung<br />

für ihren Tanz zu „Starry, Starry Night“<br />

über Vincent van Gogh reichte nicht mehr aus,<br />

um Weaver/Poje zu überholen. „Ich denke, wir<br />

beide hatten das Gefühl, dass wir genug getan<br />

haben, um diesen Wettbewerb zu gewinnen“,<br />

sagte die etwas enttäuschte Gilles. „Unser Ziel<br />

für diese Saison ist das Podium bei der WM –<br />

dass wir hier kein Gold gewonnen haben, ändert<br />

unseren Focus nicht.“ Bronze ging an die ehemaligen<br />

Dänen Laurence Fournier Beaudry/Nikolaj<br />

Sörensen, die sich dazu entschlossen, für<br />

Kanada zu laufen, weil die Tänzerin aufgrund<br />

strenger Bestimmungen keine Chance hatte, die<br />

dänische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Der<br />

Wechsel hat sich nun für das Paar gelohnt<br />

(198,41). Haley Sales/Nikolas Wamsteeker aus<br />

Vancouver landeten auf Platz vier mit 167,60<br />

Punkten und überholten in der Kür Carolane<br />

Soucisse/Shane Firus, die nicht an die Erfolge<br />

der vergangenen Saison anknüpfen konnten. Es<br />

half nicht, dass sie zu ihrer Lady Gaga/Tony<br />

Bennett-Kür aus dem Vorjahr zurückkehrten,<br />

nachdem Soucisse mit den Twizzles kämpfte<br />

und am Ende der Kür stürzte (163,48).<br />

Immerhin acht Duos gingen im Paarlauf an den<br />

Start, aber ein echtes Spitzenpaar sind nur die<br />

Meister Kirsten Moore-Towers/Michael Marinaro.<br />

Das KP war bis auf einen Fehler bei der Todesspirale<br />

gut und auch in der Kür leisteten sie sich nur<br />

einen kleinen Fehler, als ein 2T in der Kombination<br />

einfach war (2<strong>02</strong>,75). Evelyn Walsh/Trennt<br />

Michaud steigerten sich erheblich im Vergleich<br />

zur Nebelhorn Trophy und Skate America und sicherten<br />

sich Silber mit Programmen ohne grobe<br />

Patzer (189,87). Der Abstand zu den drittplatzierten<br />

Camille Ruest/Andrew Wolfe war deutlich,<br />

denn die erlaubten sich mehrere Fehler wie einen<br />

Sturz bei einer Hebung (166,84). Die letztjährigen<br />

Juniorenmeister Lori-Ann Matte/Thierry Ferland<br />

kamen auf Rang vier (163,28) vor der Nichte von<br />

Isabelle Brasseur, Justine Brasseur, mit ihrem<br />

neuen ukrainischen Partner Mark Bardei (162,26).<br />

Bei den Damen hat Osmond eine große Lücke<br />

hinterlassen. Alaine Chartrand holte sich zwar<br />

ihren zweiten Titel, aber ihre Leistungen sind<br />

nicht stabil. Im KP patzte sie beim Lutz und war<br />

Fünfte, in der Kür waren drei Sprünge unterdreht<br />

(185,91). Auora Cotop, die bei Osmonds<br />

Trainer Ravi Walia in Edmonton trainiert, kam<br />

vom sechsten Platz und gewann Silber mit rund<br />

16 Punkten Rückstand (169,35). Veronik Mallet<br />

aus Quebec, die wegen Verletzung bei Skate Canada<br />

noch vor dem KP aufgeben musste, wurde<br />

Dritte (168,53). Larkyn Austman, die im Herbst<br />

an Knöchelverletzungen litt, rutschte von Platz<br />

zwei auf Rang vier ab (168,13). Gabrielle Daleman<br />

hatte ebenfalls den Grand Prix ausgelassen,<br />

nachdem sie an Depressionen als Folge einer<br />

zunächst nicht erkannten Gehirnerschütterung<br />

erkrankte. Die WM-Dritte von 2017 glänzte<br />

im KP mit fehlerfreier Leistung, aber die Kür<br />

geriet mit drei Stürzen und unterdrehten Sprüngen<br />

zum Desaster und sie landete am Ende auf<br />

Rang fünf mit 166,92 Punkten. „Das war ehrlich<br />

gesagt Mist. Das entsprach nicht meinem Training<br />

und ich bin sehr enttäuscht“, kommentierte<br />

Daleman. „Es war ein Sieg für mich, dass ich<br />

da draußen auf dem Eis war. Aber es wirft mich<br />

definitiv ein paar Schritte zurück, weil ich gerade<br />

dabei war, Selbstvertrauen aufzubauen. Ich<br />

habe noch einen langen Weg vor mir.“<br />

Bei den Junioren siegten die Tänzer Majorie Lajoie/Zachary<br />

Lagha zum dritten Mal in Folge.<br />

Die anderen Junioren-Titel gingen an Aleksa Rakic,<br />

Hannah Dawson und Chloe Choinard/Mathieu<br />

Ostiguy.<br />

Tatjana Flade


Gold für vier französische Favoriten,<br />

Fernandez und Samodurova<br />

Bei den EM in Minsk dabei: Klaus-Reinhold Kany<br />

Wie schon vorher prophezeiht, kamen wohl noch nie zu einer EM so viele Zuschauer<br />

wie in die Minsk Arena. Jeden Tag war die moderne Halle mit gut 13.000 sehr beifallsfreudigen<br />

und begeisterten Zuschauern ausverkauft. Das weitere Training in der Mitte<br />

der noch komfortableren Schnelllaufhalle direkt nebenan klappte ebenfalls sehr gut.<br />

15<br />

Europameisterschaften<br />

Das Läuferhotel lag nur einen Kilometer entfernt,<br />

so dass alle auch zu Fuß kommen konnten,<br />

zumal die Gehwege stets gut und schnell<br />

vom Schnee geräumt waren. Die vor allem<br />

weißrussischen und russischen Zuschauer sind<br />

hungrig nach Spitzenläufern und die Eintrittspreise<br />

waren für westliche Verhältnisse spottbillig.<br />

Mitglieder von Sportvereinen sollen nur 20 -<br />

50 Euro für eine Dauerkarte gezahlt haben, andere<br />

zahlten zwischen 40 und 90 Euro. Ein paar<br />

kleine Pannen gab es mit der Vergabe der offiziellen<br />

Hotelzimmer, denn hier wurde manchmal<br />

nicht zwischen einem Doppelbett und zwei Einzelbetten<br />

unterschieden. Das Internet funktionierte<br />

ab dem zweiten Trainingstag meistens<br />

sehr zuverlässig, aber ausgerechnet bei den Offiziellen<br />

in den Katakomben gab es zu Beginn<br />

Probleme. Ein harmloser Feueralarm im Läuferhotel<br />

kurz vor den besten Gruppen der Herrenkür<br />

und der Eistanzkür störte einige Läufer in<br />

ihrer Ruhephase vor dem Wettbewerb. Insgesamt<br />

war die Meisterschaft aber sehr gelungen.<br />

Daher kündigte der weißrussische Präsident<br />

Alexander Lukashenko höchstpersönlich beim<br />

Schaulaufen an, dass sich sein Land auch um<br />

eine WM an gleicher Stelle bewerben wird. Der<br />

64-Jährige spielt noch gegentlich Eishockey in<br />

einer Altherrenmannschaft und kam in Hockeyschlittschuhen<br />

und Baseballmütze auf das Eis.<br />

Er hielt eine längere Ansprache, während die<br />

frierenden Schauläufer noch Spalier standen,<br />

beglückwünschte alle Läufer und Preisrichter für<br />

ihre Leistungen und gab allen Läufern die Hand.<br />

Man mag über ihn politisch denken, was man<br />

will, aber immerhin drückte er die Wertschätzung<br />

des Staates für das Eiskunstlaufen aus. In<br />

Deutschland kommen hohe Politiker nur für den<br />

Fußball in Sportstätten.<br />

Die zweitgrößte österreichische Stadt Graz gab<br />

einen Empfang für die nächsten Europameisterschaften<br />

vom 20. bis 26. Januar 2<strong>02</strong>0, bei dem<br />

das Kommen schmackhaft gemacht wurde.<br />

Zwar gewann Russland sechs der zwölf Medaillen,<br />

aber der eigentliche Gewinner der EM ist<br />

Frankeich mit zweimal Gold und guten vierten,<br />

fünften und siebten Plätzen. Auch Italien<br />

schnitt mit zwei nicht unbedingt erwarteten<br />

Bronzemedaillen gut ab. Im deutschen Team erreichten<br />

nur Hase/Seegert die Top Ten und sind<br />

daher auch auf dem Titel dieses Heftes. Shari<br />

Koch und Christian Nüchtern brachten immerhin<br />

ihre Leistung. Die Misere der Einzelläufer<br />

samt Unterbau wird dagegen immer größer.<br />

Gold für Javier Fernandez<br />

Vanessa James und Morgan Ciprès freuen sich über<br />

„ihr“ Pirouette-Titelbild<br />

Die Minsk Arena links und die Eisschnellaufhalle<br />

rechts bei Nacht, Foto: Bureiko<br />

Selfie mit Weißrusslands Präsidenten Lukaschenko, Fotos: Flade<br />

Das französische Team


16<br />

Europameisterschaften<br />

Gold für James/Ciprès<br />

Nach dem Sieg beim Grand Prix Finale waren Vanessa James und Morgan Ciprès<br />

für die EM favorisiert und bewiesen gute Nerven, um die erste Goldmedaille für<br />

den französischen Paarlauf seit 1932 sicher einzufahren. Dabei hatte ihr Aufenthalt<br />

in Minsk nicht erfreulich begonnen: In der Nacht nach ihrer Ankunft konnten sie wegen<br />

der Zeitumstellung erst um 3 Uhr einschlafen und wurden um 6 Uhr morgens unsanft<br />

von Dopingkontrolleuren geweckt. Damit muss zwar jeder Spitzensportler Tag<br />

und Nacht rechnen, aber dieser Termin wirkte dennoch so, als ob jemand einen Sieg<br />

der Konkurrenz erleichtern wollte. Beweisen kann man das natürlich nicht.<br />

»<br />

Vanessa James und Morgan Ciprès:<br />

„Für uns ist ein Traum wahr geworden.<br />

«<br />

Wir<br />

sind so froh, dass wir uns entschlossen haben,<br />

unsere Karriere noch nicht zu beenden.“<br />

Ciprès fügte hinzu: „Wir machen weiter und<br />

werden hoffentlich noch mehr Titel gewinnen.<br />

Ich konnte wegen der Zeitumstellung<br />

nicht gut schlafen und hatte daher mehr<br />

Zeit, über alles nachzudenken.“<br />

Nach dem Morgentraining gingen sie noch<br />

einmal schlafen und überließen die Auslosung<br />

der Startreihenfolge ihrer Sportdirektorin Katia<br />

Krier. Bis zum KP, das Guillaume Cizeron<br />

choreorafiert hatte, waren sie wieder einigermaßen<br />

fit. Hier gelangen sämtliche sieben<br />

Elemente in sehr guter Qualität, auch wenn<br />

vier „nur“ Level 3 hatten und sie daher nur 76<br />

statt knapp 80 Punkte erhielten. Stilistisch<br />

sind sie ohnehin besser als die Konkurrenten.<br />

Auch in der emotionalen Kür unterlief ihnen<br />

kein großer Fehler, nur die Einzelsprünge von<br />

James waren nicht ganz einwandfrei, Hebungen<br />

und Würfe jedoch Weltklasse. Die<br />

Komponenten lagen bei durchschnittlich<br />

9,2 und der italienische Preisrichter<br />

Marco Buttarelli gab dem bei John<br />

Zimmerman in Florida trainierenden<br />

Paar für die Zusammenstellung<br />

des Programms sogar eine 10,0.<br />

Aleksandra Boikova<br />

und Dmitrii Kozlovskii<br />

Fotos: Höppner<br />

Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov hatten<br />

ihr modernes KP aus dem Herbst fallengelassen,<br />

weil es nicht gut zu ihrem klassischen<br />

Laufstil passt. Stattdessen haben sie wieder das<br />

Rachmaninov-KP (2. Klavierkonzert) der olympischen<br />

Saison hervorgekramt. Sechs KP-Elemente<br />

glückten erstklassig, aber den 3T landete<br />

Tarasova vorwärts, was etwa fünf Punkte kostete.<br />

Auch in der Kür gab es für fast alle Elemente<br />

überwiegend +4 und relativ viele +5,<br />

denn sie sind meistens sauberer als die der<br />

Franzosen. Aber erneut patzte Tarasova beim<br />

3T, so dass keine Sprungkombination gewertet<br />

werden konnte. Seit dem Sommer ist Maxim<br />

Trankov ihr Haupttrainer, für den man Robin<br />

Szolkowy den Laufpass gegeben hat. Aber Trankov<br />

äußerte jetzt, er sei nicht auf Dauer am<br />

Trainerberuf interessiert, sondern wohl mehr<br />

am Glamour eines Showläufers und TV-Kommentators.<br />

Zu welchem Trainer sie dann gehen<br />

wollen, finanziell können und verbandsmäßig<br />

dürfen, ist noch offen. Zu einem anderen<br />

Russen oder womöglich zu Aljona Savchenko<br />

nach Deutschland, zu Robin<br />

Szolkowy in die USA oder zu Bruno<br />

Massot in die Schweiz?<br />

Sehr vielversprechend sind die Bronzemedaillengewinner<br />

Aleksandra Boikova und Dmitrii<br />

Kozlovskii aus St. Petersburg, die mit 17 und 19<br />

Jahren Protagonisten der nächsten Generation<br />

sind. Haupttrainer ist Artur Minchuk, aber Tamara<br />

Moskvina wirkt noch als Beraterin. Das<br />

KP (Choreografie: Eistanz-Olympiasiegerin Natalia<br />

Bestemianova und Ehemann Igor Bobrin)<br />

gelang ganz fehlerfrei. In der Nussknacker-Kür<br />

war ein Patzer von Kozlovskii beim 3T der einzige<br />

Fehler, alles andere gelang technisch wie<br />

stilistisch in guter Meisterklasse-Qualität. Bei<br />

der Pressekonferenz gab er einige gekonnte<br />

Sprüche zum Besten und brachte die Zuhörer<br />

»<br />

mehrfach zum Lachen.<br />

Dmitrii Kozlovskii:<br />

„Ich spiele zum Zigeuner-Evergreen „Schwarze<br />

Augen“ keinen Zigeuner, sondern einen<br />

Adligen. Ich führe ein gutes Leben, wie auch<br />

in der Wirklichkeit, ich muss mir um nichts<br />

Sorgen machen und habe jede Art von Spaß,<br />

auch auf einer Party. Im ganzen Programm<br />

verführt mich meine Partnerin Sasha (Alexandra<br />

Boikova) und ich leiste ihr nicht viel<br />

Widerstand.“ Dabei sah er sie so schmachtend<br />

an wie Romeo seine Julia. Nach der Kür<br />

meinte er: „Das Schicksal hat mir heute vergeben,<br />

es erschreckte mich, weil ich ja einen<br />

Fehler gemacht habe, und hat mich dann<br />

wieder gerettet. Vielleicht weil der<br />

«<br />

Wettbewerb<br />

kurz nach Neujahr stattfand. Bei unserem<br />

Debüt auf dem Treppchen zu stehen ist<br />

schon cool.“ Boikova fügte hinzu: „Unsere<br />

Nussknacker-Kür wurde von Peter Tchernyshev<br />

choreographiert, Ich spiele die Maria,<br />

Dmitri ist der Prinz, Wir spielen das Ende,<br />

wenn er schon zum Prinz geworden ist und<br />

alles gut ist, wie im Märchen.“<br />

Nicole Della Monica und Matteo Guarise verpassten<br />

eine Medaille um 14 Hundertstelpunkte.<br />

Das KP gelang gut, nur der Twist war etwas<br />

mickrig. Aber in der Kür machten sie drei kleinere<br />

Fehler, von denen jeder Platz drei kostete.<br />

<strong>No</strong>ch etwas juniorenhaft, wenn auch kraftvoll<br />

liefen dagegen die aktuellen Juniorenweltmeister<br />

Daria Pavliuchenko und Denis Khodykin. Der<br />

sehr selten gezeigte parallele 3F gelang, aber<br />

Pavliuchenko stürzte beim Wurfrittberger. Sie<br />

waren Ersatz für Zabiiako/Enbert, die schon kurz<br />

nach der russischen Meisterschaft ankündigten,<br />

die EM wegen einer medizinischen Behandlung<br />

von Enbert auslassen zu müssen. Was sein Problem<br />

war, wollte auch Sportdirektor Alexander<br />

Kogan der Pirouette nicht sagen.<br />

Hase/Seegert überzeugten<br />

Größter Lichtblick aus deutscher Sicht waren<br />

Minerva Fabienne Hase und <strong>No</strong>lan Seegert,<br />

die Monat für Monat besser werden<br />

und deren Elemente spektakulär<br />

zu beginnen werden. Ihr Co-<br />

Trainer Dmitri Savin aus<br />

der Schule von Nina<br />

Mozer hat dazu maßgeblich<br />

beigetragen, aber natürlich<br />

auch die Berliner, in erster


Linie Romy Oesterreich. Mit ihrem stilvollen KP<br />

„Say Something“ waren sie schon bei Skate<br />

America mit vorne gelegen. Diesmal glückten<br />

sechs Elemente gut, für den Wurfsalchow gab<br />

es sogar dreimal +4, weil Hase sehr souverän<br />

landete. Aber bei der Schrittfolge ruschte sie<br />

weg und riss ihn mit, so dass beide hart fielen.<br />

Das kostete mehr als fünf Punkte und minderte<br />

auch die Performance, aber trotzdem erhielten<br />

sie noch über 60 Punkte und sehr viel Beifall<br />

der 12.000 Zuschauer. Die Kür gelang bis auf<br />

eine beidfüßge Landung beim Wurfrittberger<br />

fehlerfrei, hier landeten sie sogar vor<br />

dem dritten russischen Paar. Annika Hocke<br />

und Ruben Blommaert sagten zum dritten<br />

Mal in dieser Saison ihre Teilnahme<br />

an einem Wettbewerb ab, diesmal weil<br />

bei Blommaert drei Tage vor der Abreise<br />

eine Angina ausbrach. Die<br />

Mutter von Blommaert war in<br />

Minsk, weil Flug und Hotel<br />

schon gebucht waren, und bestritt<br />

energisch gegenüber<br />

der Pirouette<br />

aufgekommene Gerüchte,<br />

das Paar<br />

habe Krach miteinander<br />

und sei nicht<br />

mehr motiviert.<br />

Relativ solide wirkten die Spanier Laura Barquero<br />

und Aritz Maestu, die in Bergamo trainieren.<br />

Lana Petranovic und Antonio Souza-Kordeiru<br />

liefen stabiler als im Herbst. Rebecca Ghilardi<br />

und Filippo Ambrosini verpatzten vor allem ihre<br />

Kür. Zoe Jones und Christopher Boyadji waren<br />

im Herbst länger verletzt und haben eigentlich<br />

kein echtes EM-Niveau. Aber dass Jones, Mutter<br />

von drei Kindern und nicht mit viel Geld gesegnet,<br />

die Strapazen einer Leistungssportkarriere<br />

auch mit 39 Jahren noch auf sich nimmt, ist<br />

trotzdem sehr anerkennenswert.<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer lagen nach<br />

dem KP, das sie als Letzte in der besten Gruppe<br />

laufen durften, mit einem Sturz von Ziegler beim<br />

3T und zwei anderen Wacklern auf Rang sieben.<br />

Ziegler weinte in der Tränenecke, aber nicht wegen<br />

ihres Sturzes, sondern weil ihr während des<br />

Programms plötzlich wieder schmerzhaft bewusst<br />

wurde, dass Jean-François Ballester, ihr<br />

Co-Trainer der letzten beiden Saisons, nicht<br />

mehr dabei war. Direkt nach dem KP kündigte<br />

Kiefer noch an, sie wollten in der Kür so gut laufen<br />

wie beim Grand Prix in Moskau. Aber beim<br />

Morgentraining fühlte sich vor allem Ziegler<br />

emotional so gehandicapt, dass beide das dadurch<br />

gestiegene Risiko von gefährlichen Stürzen<br />

nicht eingehen wollten und zur Kür nicht<br />

antraten. Dies muss man akzeptieren, denn niemand<br />

kann in sie hineinblicken und nur sie<br />

selbst können das einschätzen. Aber man hörte<br />

auch Stimmen, dass sie sechs Wochen nach Ballesters<br />

Tod den Schmerz im Griff haben müssten,<br />

zumal durch ihre Absage der zweite Startplatz<br />

für Österreich in Graz verloren ging, der vielleicht<br />

an die Geschwister Pipal gegangen wäre.<br />

Kein zweites französisches Paar war dabei, weil<br />

die beiden Kandidaten die nicht sehr anspruchsvolle<br />

Mindestpunktzahl nicht schafften. Das israelische<br />

Paar fehlte wegen Verletzung. Daher<br />

beendeten den Wettbewerb am Ende nur noch<br />

zehn Duos, deren Verbände somit allesamt 2<strong>02</strong>0<br />

mindestens zwei EM-Startplätze haben, Frankreich,<br />

Russland und Italien sogar drei.<br />

Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov, Fotos: Flade<br />

17<br />

Europameisterschaften<br />

Paare | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Vanessa James / Morgan Cipres<br />

Frankreich 1 1 225.66<br />

2 Evgenia Tarasova / Vladimir Morozov<br />

Russland 2 2 218.82<br />

3 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii<br />

Russland 4 3 205.28<br />

4 Nicole Della Monica / Matteo Guarise<br />

Italien 3 4 205.14<br />

5 Daria Pavliuchenko / Denis Khodykin<br />

Russland 5 6 185.92<br />

6 Minerva Fabienne Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Deutschland 6 5 180.56<br />

7 Laura Barquero / Aritz Maestu<br />

Spanien 9 7 160.16<br />

8 Lana Petranovic / Antonio Souza-Kordeiru<br />

Kroatien 10 8 151.89<br />

9 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />

Italien 8 10 147.75<br />

10 Zoe Jones / Christopher Boyadji<br />

Großbritannien 11 9 138.85<br />

Ausgeschieden:<br />

– Miriam Ziegler / Severin Kiefer<br />

– Österreich 7 – – Minerva Fabienne Hase und <strong>No</strong>lan Seegert


18<br />

Europameisterschaften<br />

Die Nächste, bitte!<br />

Der Sieg von Sofia Samodurova bei den Damen verdeutlicht ein grundsätzliches<br />

Problem: Russland hat so viele ganz junge Supertalente, dass in jeder Saison eine<br />

neue Läuferin kommt, die alles gewinnt, den Star des Vorjahres in den Schatten stellt<br />

und dann bald wieder von der nächsten abgelöst wird, weil sie dieselben pubertäten<br />

Probleme wie die westlichen Mädchen bekommt, keine Lust oder keine Nerven mehr<br />

hat oder außer Form gerät.<br />

Das war mit Lipnitskaia und Sotnikova so,<br />

dann mit Radionova, Pogorilaya, Sotskova und<br />

nun wohl auch Medvedeva und Zagitova. Und<br />

abzusehen ist, dass zwei oder drei Läuferinnen<br />

dieser EM im nächsten Jahr nicht mehr dabei<br />

sind, wenn die Generation der Vierfachspringerinnen<br />

kommt. Eine Ausnahme ist Elizaveta<br />

Tuktamysheva, der schon mehrfach ein exzellentes<br />

Comeback nach einer Formschwäche<br />

glückte. Aber niemand kann sich wirklich etablieren<br />

und auch eine langfristige Identifikationsfigur<br />

für die Zuschauer werden, so wie zum<br />

Beispiel Carolina Kostner oder Javier Fernandez<br />

bei den Männern.<br />

Die Farce bei den Russischen Meisterschaften,<br />

bei denen alle drei Medaillengewinnerinnen zu<br />

jung für die EM waren, hat das Problem noch<br />

verstärkt. Eine Anhebung der Altersgrenze für<br />

die Meisterklasse auf 16 oder gar 18 Jahre wäre<br />

ebenfalls nicht fair, weil dann die Besten nicht<br />

am Start wären. Eine Ursache für manche nervliche<br />

Probleme sind die in Russland besonders<br />

bösartigen Hasskommentare in den sozialen<br />

Medien gegen Läuferinnen, die nicht der Liebling<br />

der fast immer anonymen Autoren sind.<br />

Das zehrt an den Nerven der Teenager, auch<br />

wenn sie versuchen, sie nicht zu lesen. Zagitova<br />

erzählte zum Beispiel, dass ihre Eltern ihr das<br />

Handy nach den russischen Meisterschaften abgenommen<br />

haben. Medvedeva, ebenfalls noch<br />

immer sehr populär, hat einen Agenten engagiert,<br />

der ihre sozialen Medien bearbeitet und<br />

ist nicht nur, aber unter anderem deshalb nach<br />

Kanada geflüchtet. Eteri Tutberidze gab in<br />

Minsk keine Interviews mehr, weil sie stark unter<br />

Druck steht. Aber das Internet lässt sich auf<br />

die Dauer nicht wegsperren.<br />

Mishin-Schülerin gewann<br />

Star des Monats Januar <strong>2019</strong> war in Minsk die<br />

neue Europameisterin Sofia Samodurova aus der<br />

Schule des mittlerweile 77-jährigen Alexei Mishin<br />

in St. Petersburg. Der Sieg der 16-jährigen<br />

war hochverdient, weil sie sowohl gut springen<br />

kann als auch im Augenblick noch gute Nerven<br />

und einen attraktiven Laufstil hat. Allerdings ist<br />

die Musikwahl von „Burlesque“ in der Kür für<br />

eine 16-Jährige sehr fragwürdig, aber das ist bei<br />

Carmen von Zagitova, bei Anna Karenina oder<br />

bei Big Spender nicht anders. Mädchen spielen<br />

hier sexy Frauenrollen und andererseits ist man<br />

viel empfindlicher gegenüber sexueller Belästigung<br />

als früher. Irgendwie passt das nicht zusammen.<br />

Samodurova zeigte zwei fehlerfreie<br />

Programme mit erstklassigen Sprüngen, jedoch<br />

keinem 3A oder Vierfachen. Sie hat Showtalent<br />

und motivierte in der letzten Kürminute<br />

die Zuschauer noch zum Mitklatschen.<br />

Damen | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Sofia Samodurova – Russland 2 1 213.84<br />

2 Alina Zagitova – Russland 1 4 198.34<br />

3 Viveca Lindfors – Finnland 4 3 194.40<br />

4 Stanislava Konstantinova – Russland 11 2 189.72<br />

5 Laurine Lecavelier – Frankreich 6 6 180.05<br />

6 Alexia Paganini – Schweiz 3 7 179.90<br />

7 Maé Bérénice Méité – Frankreich 8 5 177.10<br />

8 Emmi Peltonen – Finnland 10 8 170.03<br />

9 Nicole Rajicova – Slowakei 5 12 169.03<br />

10 Eliska Brezinova – Tschechien 12 9 166.77<br />

11 Alexandra Feigin – Bulgarien 9 11 164.20<br />

12 Ekaterina Ryabova – Aserbaidschan 7 13 163.17<br />

13 Ivett Toth – Ungarn 13 10 160.83<br />

14 Julia Sauter – Rumänien 14 15 153.15<br />

15 Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 18 14 151.12<br />

16 Nicole Schott – Deutschland 19 16 149.26<br />

17 Dasa Grm – Slowenien 15 17 147.29<br />

18 Anita Östlund – Schweden 17 18 144.66<br />

19 Lucrezia Gennaro – Italien 16 20 143.10<br />

20 Natasha Mckay – Großbritannien 22 19 140.08<br />

21 Nathalie Weinzierl – Deutschland 24 21 134.58<br />

22 Anastasiya Galustyan – Armenien 21 22 132.63<br />

23 Pernille Sörensen – Dänemark 20 23 131.78<br />

24 Antonina Dubinina – Serbien 23 24 120.25<br />

Ausgeschieden:<br />

– Elzbieta Gabryszak – Polen 25 – 45.77<br />

– Sophia Schaller – Österreich 26 – 44.20<br />

– Gerli Liinamäe – Estland 27 – 44.08<br />

– Kyarha Van Tiel – Niederlande 28 – 44.00<br />

– Lara Naki Gutmann – Italien 29 – 43.96<br />

– Silvia Hugec – Slowakei 30 – 43.33<br />

– Valentina Matos – Spanien 31 – 42.86<br />

– Paulina Ramanauskaite – Litauen 32 – 42.31<br />

– Camilla Gjersem – <strong>No</strong>rwegen 33 – 39.81<br />

– Hana Cvijanovic – Kroatien 34 – 38.00<br />

– Elizabete Jubkane – Lettland 35 – 37.75<br />

– Anastasia Gozhva – Ukraine 36 – 35.51<br />

Alina Zagitova mit Alexandra Stepanova<br />

beim Bankett, Fotos: Flade<br />

Viveca Lindfors, Foto: Carmichael<br />

Olympiasiegerin Alina Zagitova hat<br />

durch das Wachstum der letzten zwölf<br />

Monate und die Erwartungen der Öffentlichkeit<br />

an Stabilität und Nervenstärke<br />

verloren. Zwar klappte das KP<br />

noch recht gut, aber in der Kür machte<br />

sie ähnlich wie bei den russischhen<br />

Meisterschaften mehrere Fehler und<br />

hat dem Bonus einer Olympiasiegerin<br />

zu verdanken, dass sie noch auf dem<br />

Treppchen landete. Stanislava Konstantinova<br />

verpatzte die Kombination<br />

im KP und dann auch den<br />

Versuch, sie noch nachzuholen.<br />

Dadurch lag sie neun Punkte<br />

Eliska Brezinova, Jozef Sabovcik und Brezinovas Vater<br />

hinter den Medaillenplätzen und konnte den<br />

Rückstand auch mit einer guten Kür nicht mehr<br />

wettmachen. Sie kommt voraussichtlich nicht<br />

zur WM, sondern ihr zweiter Saisonhöhepunkt<br />

soll die Universiade Anfang März werden.


Alexia Paganini lag nach einem fehlerfreien<br />

KP mit 3L-3T sogar auf einem Medaillenplatz.<br />

Aber in der Kür lief sie etwas zu brav<br />

für hohe Komponenten. Trotz mehrerer<br />

Fehler kam die von Stéphane Lambiel betreute<br />

zweite Finnin Emmi Peltonen noch<br />

unter die besten zehn, auch Finnland<br />

hat daher 2<strong>02</strong>0 drei EM-Startplätze.<br />

Die in Hackensack bei New York lebende<br />

Nicole Rajicova wollte eigentlich<br />

nach der olympischen Saison<br />

aufhören, aber der Verband motivierte<br />

sie im Herbst, doch wieder anzufangen.<br />

Yasmine Kimiko Yamada aus der Schweiz<br />

patzte beim 3L im KP und der zweite 3T war<br />

unterdreht. Nach drei Patzern zu Beginn der Kür<br />

klappten noch vier Dreifache.<br />

Sauter beste Deutsche<br />

Sofia Samodurova, Fotos: Carmichael<br />

19<br />

Europameisterschaften<br />

Julia Sauter<br />

Den freien Bronzeplatz konnte daher Viveca<br />

Lindfors aus Finnland besetzen, die wie schon<br />

gelegentlich im Herbst mit elegantem, frischem<br />

Laufstil und erstklassigen Pirouetten gefiel. Die<br />

Französin Laurine Lecavelier muss nach dem Tod<br />

ihres erst kurz zuvor gewählten neuen Trainers<br />

Jean-François Ballester schon wieder einen<br />

neuen suchen. Sie wurde in Minsk provisorisch<br />

von Brian Joubert betreut und wollte anschließend<br />

entscheiden, ob sie zurück in die USA zu<br />

Kori Ade geht oder in Frankreich bleibt. Angesichts<br />

dieser Belastung lief sie recht stabil. Einigermaßen<br />

überzeugen konnte auch Maé-Bérénice<br />

Méité, die mit ihren Trainern Silvia Fontana<br />

und John Zimmerman in Florida sehr zufrieden<br />

ist und auch gerne zusammen mit ihren Landsleuten<br />

Kevin Aymoz und James/Ciprès trainiert.<br />

Dank der Plätze fünf und sieben darf Frankreich<br />

im nächsten Jahr wie Russland sogar drei Damen<br />

zur EM nach Graz schicken.<br />

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Julia Sauter aus Ravensburg, erstmals im<br />

Finale, wurde beste Deutsche, auch<br />

wenn sie für Rumänien startet. Das KP<br />

blieb ganz fehlerfrei, wenn auch nur mit<br />

3T-2T und 3R. In der Kür blieben ein umgestiegener<br />

2A und ein aufgerissener Salchow die einzigen<br />

Fehler, allerdings hat sie 3L und 3F gar<br />

nicht im Repertoire. Aber sie zeigte fast alles,<br />

was sie kann und sagte später, in Deutschland<br />

würde man immer auf sie herabschauen, erst<br />

jetzt würde sie endlich respektiert. Das Abschneiden<br />

der beiden anderen Deutschen war<br />

nicht zufriedenstellend, auch wenn sie, vor allem<br />

Nicole Schott, im Herbst wegen Verletzungen<br />

wenig trainieren konnten. Aber nach der Deutschen<br />

Meisterschaft war fast einen Monat Zeit,<br />

wieder in Form zu kommen. Schott gefiel im KP<br />

wieder durch einen eleganten Laufstil, aber ihr<br />

Tempo war in beiden Programmen recht niedrig.<br />

Beim ersten 3T der eigentlich geplanten Kombination<br />

stieg sie um und beim 2A landete sie auf<br />

dem Hosenboden. Dass solche Fehler unter ihrem<br />

Niveau seien, gab sie später selbst zu.<br />

Pluspunkte brachten die Pirouetten, die<br />

Schrittfolge und der 3R. In der Kür waren nur<br />

drei Dreifache einwandfrei, aber das genügte,<br />

um bessere Deutsche zu werden und sich<br />

für die WM zu qualifizieren. Bis dahin will<br />

sie wieder in guter Form sein.<br />

Am Schlittschuh von Nathalie Weinzierl<br />

war beim ersten Training die oberste Öse<br />

abgebrochen, was sie sehr störte und auch<br />

nervlich durcheinanderbrachte. Sie tapte es<br />

fest, aber wurde es auch professionell behoben?<br />

Beim Morgentraining vor dem KP sagte<br />

sie, sie habe keine Probleme mehr, aber im<br />

Wettbewerb am selben Tag gingen alle drei<br />

Sprünge daneben. Mit drei Zehntelpunkten Vorsprung<br />

erreichte sie noch das Finale, aber auch<br />

dort klappten vier Sprünge nicht. Diesmal war<br />

der Grund, sie sei beim Warmlaufen mit einer<br />

anderen Läuferin zusammengestoßen (was<br />

sichtbar war) und mit dadurch verursachten<br />

Schmerzen in Rücken und Hüfte gelaufen. Der<br />

zweite deutsche Startplatz für 2<strong>02</strong>0 ging jedenfalls<br />

mit Pauken und Trompeten verloren.<br />

Sophia Schaller aus Österreich verpasste<br />

das Finale, weil sie beim 3S beinahe<br />

stürzte und eine Pirouette nur den Basislevel<br />

erhielt.<br />

krk


20<br />

Europameisterschaften<br />

Hohes<br />

Eistanzniveau<br />

Das Niveau im Eistanzen war wieder<br />

einmal sehr hoch, weil es in Europa<br />

nicht nur zwei oder drei, sondern fast ein<br />

Dutzend erstklassiger Paare gibt. Die<br />

Montrealer Tanzschule war mit sechs<br />

Duos dabei.<br />

Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron wurden<br />

mit der erwarteten Überlegenheit zum<br />

fünften Mal in Folge Europameister, dabei liefen<br />

sie erst ihren zweiten vollständigen Wettbewerb.<br />

Niemand sonst erreicht eine so hervorragende<br />

Qualität der Elemente, ist so flexibel und<br />

kann die Kanten so tief laufen. Im Rhythmustanz<br />

wurden allerdings sogar bei ihnen nur<br />

sechs der acht Schlüsselstellen anerkannt. Cizeron<br />

erklärte das damit, dass man sich im Wettbewerb<br />

mehr auf das emotionale Laufen konzentriere<br />

und daher vor allem bei hohem Tempo<br />

nicht so sehr auf die kleinen Pflichtdetails achte.<br />

Die Ausführung war aber so gut, dass die<br />

Eistanz | Europameisterschaften<br />

Jury zwölf (von 45 möglichen) Komponenten<br />

von 10,0 vergab. In der Kür zu den beiden Liedern<br />

„Duet“ und Sunday Afternoon“ von Rachael<br />

Yamagata erhielten sie Level 4 für sämtliche<br />

Level-Elemente, überwiegend +5 für die<br />

Ausführung der Elemente und 20 mal 10,0. Bei<br />

ihnen fließen die Elemente ansatzlos ineinander<br />

über und manchmal scheinen sie schwerelos<br />

über das Eis zu gleiten, die Kür ist einfach<br />

ein Gesamtkunstwerk. Cizeon sagte, durch seine<br />

Choreographiearbeit für James/Ciprès habe<br />

er auch mehr Achtung vor der mühsamen Arbeit<br />

der Trainer und Choreografen als früher.<br />

Anders als beim Grand Prix Finale waren diesmal<br />

Alexandra Stepanova und Ivan Bukin das bessere<br />

der beiden russischen Spitzenpaare. Ihr Rhythmustanz<br />

zu einem Paso Doble und zwei Tangos<br />

war ebenso Weltklasse wie die Blues-Kür, auch<br />

wenn sie die Magie der Franzosen nicht erreichen.<br />

Sie freuten sich, dass sie im Rhythmustanz<br />

erstmals international mehr als 80 Punkte erhielten,<br />

obwohl auch bei ihnen nur sechs der<br />

acht Schlüsselstellen anerkannt wurden. Anders<br />

als die Franzosen erinnerten sie sich noch an die<br />

Junioren-WM 2012 an gleicher Stelle. Für die<br />

schritttechnisch anspruchsvolle Kür mit viel Sex-<br />

Appeal erhielten sie erstmals in ihrer Karriere<br />

eine Komponente von 10,0 - von dem Briten und<br />

früheren Synchronkomiteechef Christopher<br />

Buchanan. Stepanova betonte, dass Sinnlichkeit<br />

und das Knistern zwischen beiden Partnern wesentliche<br />

Merkmale einer guten Eistanzkür seien.<br />

Gabriella Papadakis<br />

und Guillaume Cizeron<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Gabriella Papadakis / Guillaume Cizeron<br />

Frankreich 1 1 217.98<br />

2 Alexandra Stepanova / Ivan Bukin<br />

Russland 2 2 206.41<br />

3 Charlène Guignard / Marco Fabbri<br />

Italien 3 4 199.84<br />

4 Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov<br />

Russland 5 3 193.95<br />

5 Natalia Kaliszek / Maksym Spodyriev<br />

Polen 4 5 185.35<br />

6 Lilah Fear / Lewis Gibson<br />

Großbritannien 7 6 182.05<br />

7 Sara Hurtado / Kirill Khaliavin<br />

Spanien 8 7 180.67<br />

8 Olivia Smart / Adrian Diaz<br />

Spanien 6 9 176.84<br />

9 Sofia Evdokimova / Egor Bazin<br />

Russland 11 8 175.62<br />

10 Marie-Jade Lauriault / Romain Le Gac<br />

Frankreich 9 11 172.33<br />

11 Juulia Turkkila / Matthias Versluis<br />

Finnland 10 12 168.34<br />

12 Adelina Galyavieva / Louis Thauron<br />

Frankreich 13 10 168.<strong>02</strong><br />

13 Allison Reed / Saulius Ambrulevicius<br />

Litauen 12 14 164.11<br />

14 Jasmine Tessari / Francesco Fioretti<br />

Italien 15 13 162.94<br />

15 Shari Koch / Christian Nüchtern<br />

Deutschland 14 15 159.81<br />

16 Darya Popova / Volodymyr Byelikov<br />

Ukraine 16 17 152.01<br />

17 Robynne Tweedale / Joseph Buckland<br />

Großbritannien 18 16 149.66<br />

18 Anna Kublikova / Yuri Hulitski<br />

Weißrussland 19 18 147.51<br />

19 Anna Yanovskaya / Adam Lukacs<br />

Ungarn 17 19 147.32<br />

20 Shira Ichilov / Vadim Davidovich<br />

Israel 20 20 142.12<br />

Ausgeschieden:<br />

– Carolina Moscheni / Andrea Fabbri<br />

Italien 21 – 54.20<br />

– Justyna Plutowska / Jérémie Flémin<br />

Polen 22 – 52.08<br />

– Teodora Markova / Simon Daze<br />

Bulgarien 23 – 52.07<br />

– Victoria Manni / Carlo Röthlisberger<br />

Schweiz 24 – 50.63<br />

– Katerina Bunina / German Frolov<br />

Estland 25 – 44.82


21<br />

Keine Medaille wegen Sturz<br />

Mit einer Medaille gerechnet hatten nach Rang<br />

zwei beim Finale sicherlich auch Victoria Sinitsina<br />

und Nikita Katsalapov. Aber nach weniger als<br />

30 Sekunden beim Rhythmustanz wurden sie<br />

aus allen Träumen gerissen, denn Katsalapov<br />

stürzte am Ende der zweiten Twizzle-Sequenz<br />

und riss Sinitsina mit zu Boden, weil er beim<br />

Fallen ihre Kufe streifte. Neun Punkte Rückstand<br />

auf die Italiener waren auch mit der besseren<br />

Kür nicht mehr aufzuholen. Ihr Frust war groß,<br />

und Katsalapov vermutete, dass er in eine Rille<br />

geraten war. Das Publikum motivierte sie mit<br />

sehr viel Trostbeifall in hoher Qualität weiterzumachen,<br />

alles andere gelang gut. Auch die Bach-<br />

Kür war sehr gut, wenngleich sie selbst sagten,<br />

sie seien konzentrierter und weniger extrovertiert<br />

als sonst gelaufen, weil sie einen zweiten<br />

Sturz unter allen Umständen vermeiden wollten.<br />

Charlène Guignard und Marco Fabbri liefen einen<br />

fehlerlosen Rhythmustanz, erhielten exzellente<br />

Bewertungen in beiden Programmen und gewannen<br />

daher ihre erste Medaille bei ihrer achten<br />

EM-Teilnahme. Sie laufen interessanter als früher,<br />

erreichen aber nicht ganz die Klasse und das<br />

Feuer der Franzosen und der beiden russischen<br />

Paare. Sie freuen sich, dass sie nach dem Rücktritt<br />

von Cappellini/Lanotte in dieser Saison endlich<br />

belohnt werden. Ein kleiner Wackler bei der<br />

choeografischen Schlusshebung fiel nicht ins Gewicht.<br />

Fabbri erwähnte, dass er zehn Tage nach<br />

der EM ein Universitätsexamen in Englisch vor<br />

sich hatte. Ein großer Erfolg war der fünfte Platz<br />

für die trotz aller Bemühungen etwas biederen<br />

Polen Natalia Kaliszek und Maksym Spodyriev.<br />

Aber sie haben auch Stärken: Als einzigem Paar<br />

im Wettbewerb wurden bei ihnen alle acht<br />

Schlüsselstellen im Rhythmustanz anerkannt.<br />

Den längst erwarteten Sprung nach vorne haben<br />

die Montrealer Briten Lilah Fear und Lewis<br />

Gibson gemacht, die bei der WM 2018 noch<br />

Rang 24 belegt hatten und nicht einmal ihre Kür<br />

zeigen konnten. Das Duell der beiden spanischen<br />

Paare gewannen die in Moskau trainierenden<br />

Sara Hurtado und Kirill Khaliavin. Ähnlich attraktiv<br />

für die Zuschauer wie die Briten laufen<br />

die zweiten Franzosen Marie-Jade Lauriault und<br />

Romain Le Gac. Stark im Aufwind sind auch die<br />

Finnen Juulia Turkkila und Matthias Versluis, vor<br />

allem ihr Rhythmustanz war ein Highlight.<br />

Die Eistänzer bei der Pressekonferenz, Foto: Flade<br />

Mit dem zwar nicht als<br />

Ziel benannten, aber<br />

insgeheim doch erhofften<br />

zehnten Platz für<br />

die EM-Debütanten Shari<br />

Koch und Christian Nüchtern<br />

wurde es nichts, weil die Leistungsdichte<br />

in Europa zu groß<br />

ist. Die überwiegend in<br />

Oberstdorf trainierenden Litauer<br />

Reed/Ambrulevicius<br />

und die beiden weiteren<br />

französischen Paare zogen<br />

ebenso vorbei wie die eigentlich<br />

weniger talentierten<br />

Mailänder Trainingskameraden.<br />

Aber auch<br />

die Deutschen haben in<br />

den letzten Monaten<br />

deutliche Fortschritte<br />

gemacht und erreichten<br />

eine neue persönliche<br />

Höchstpunktzahl.<br />

Sieben Schlüsselstellen<br />

wurden anerkannt, kein<br />

Fehler war sichtbar,<br />

aber das Tempo war<br />

wieder etwas niedrig.<br />

Sie erinnerten sich<br />

gut, dass in derselben<br />

Halle vor sieben<br />

Jahren ihre<br />

erste Junioren-<br />

WM stattfand<br />

(siehe Interview<br />

Seite 6).<br />

Ihr EM-Debüt gaben auch<br />

die Weißrussen Anna Kublikova<br />

und der 22 Jahre alte<br />

Yuri Hulitski. Letzterer hat<br />

sich für die während der<br />

WM stattfindende Neuwahl<br />

als Läufersprecher<br />

für Eistanzen und damit<br />

als Nachfolger für Alper<br />

Ucar beworben. Da er der<br />

einzige Kandidat ist (auch Luca Lanotte ist<br />

nicht angetreten), ist er schon gewählt, womit<br />

er gar nicht gerechnet hatte. Sein Englisch ist<br />

noch etwas mühsam und er setzte sich während<br />

der EM länger mit Ucar zusammen, um<br />

sich über seine zukünftige Arbeit zu informieren.<br />

Im Kurzinterview mit der Pirouette sagte<br />

Charlene Guignard und Marco Fabbri<br />

Fotos Höppner<br />

er, er wolle zunächst von allen Läufern Informationen<br />

darüber sammeln, was ihre größten<br />

Probleme seien, und generell daran mitarbeiten,<br />

dass der Eislauf in den kleineren Ländern populärer<br />

wird. Pech hatten die Bulgaren Teodora<br />

Markova und Simon Daze, denn sein Koffer mit<br />

den Schlittschuhen ging auf dem Weg von<br />

Montreal über Toronto und Frankfurt nach<br />

Minsk sogar zweimal verloren. Er traf erst in<br />

der Nacht vor dem Rhythmustanz ein, nachdem<br />

Dazes Mutter im Flughafen von Toronto interveniert<br />

hatte. Daher fehlten ihnen vier Trainingstage<br />

und sie verpassten die Kür vor allem,<br />

weil die Tangoteile nicht sauber waren. Insbesondere<br />

deshalb nicht ins Finale kamen auch<br />

die Mailänder Schweizer Victoria Manni und<br />

Carlo Röthlisberger. Sie hätten 4,3 Punkte mehr<br />

holen müssen, was bei sonst gleichen Punktzahlen<br />

zum Beispiel sieben statt null anerkannte<br />

Schlüsselstellen erfordert hätte. krk<br />

Europameisterschaften


22<br />

Europameisterschaften<br />

Letztes Gold für Fernandez<br />

Javier Fernandez<br />

Fotos Carmichael<br />

Das Niveau der Herrenkonkurenz war<br />

wieder einmal ziemlich durchwachsen.<br />

Während man relativ viele gute<br />

Kurzprogramme sah, häuften sich in der<br />

Kür wieder Patzer. Ein Ziel der Punktereform<br />

von 2018 wurde dagegen erreicht:<br />

Läufer mit guten Elementen und kaum<br />

Fehlern wurden belohnt, Läufer mit mehreren<br />

großen Patzern wurden bestraft.<br />

Ein Großer des Eiskunstlaufens nahm offiziell Abschied:<br />

Javier Fernandez bestätigte, mit der EM<br />

in Minsk seine Wettbewerbskarriere zu beenden.<br />

Denn gegen die Nicht-Europäer Hanyu, Uno oder<br />

Chen in guter Form und mit vier bis sechs Vierfachsprüngen<br />

hätte er kaum eine Chance bei der<br />

WM. Der siebte EM-Titel war aber knapp, denn er<br />

hatte sich nur drei Wochen lang auf den ersten<br />

vollständigen Wettbewerb dieser Saison vorbereitet.<br />

Wieder hervorgekramt hatte er das Malaguena-KP<br />

von 2015/16 und die Kür von 2017/18 zu<br />

„Der Mann von La Mancha“. Nach dem KP sah er<br />

noch nicht wie ein Sieger aus, denn er stieg beim<br />

3A um, sprang in der Kombination „nur“ einen<br />

tief gelandeten 4T mit 2T. Der 4S wurde als unterdreht<br />

gewertet, was er als Fehlwertung befand,<br />

die Zeitlupe auf Youtube aber beweist, und<br />

er hatte streckenweise relativ wenig Tempo. Mit<br />

den 91 Punkten war er nicht zufrieden und kritisierte<br />

die Jury in ungewohnter Deutlichkeit. In<br />

den letzten Jahren war er stets mit Punkten verwöhnt<br />

worden, diesmal wurden die Fehler mehr<br />

geahndet, was er ungewohnt polemisch kritisierte.<br />

Nach der Kür und dem knappen Titelgewinn<br />

verstummte die Kritik, auch wenn auch hier zwei<br />

Sprünge nicht einwandfrei waren. Aber immerhin<br />

punktete er mit 4T, 4S, zwei 3A und zwei weiteren<br />

guten Dreifachen. Die Interpretation war<br />

wieder erstklassig und daher gingen die Komponenten<br />

auch bis 9,75 (Interview Seite 4).<br />

Den Sieg streitig machten ihm erwartunggemäß<br />

russische Läufer. Alexander Samarin lag im<br />

KP sogar 0,13 Punkte vor Fernandez, weil ihm<br />

eine sehr gute 4L-3T-Kombination gelang, die<br />

alleine 19,64 Punkte brachte (6,4 mehr als<br />

Fernandez’ Kombination), dazu ein erstklassiger<br />

3A. Nur beim 3F, der ursprünglich vierfach geplant<br />

war, stieg er um. Komponenten von 8,8<br />

waren aber zu hoch, denn sein Laufstil ist zwar<br />

besser als früher, aber nicht erstklassig. Auch in<br />

der Kür war nicht alles sauber, aber immerhin<br />

erhielten fast alle Elemente zu Recht Pluspunkte.<br />

Später sagte er:<br />

»<br />

Alexander Samarin:<br />

«<br />

„Ich habe Fehler gemacht, viele Sprünge unsauber<br />

gelandet. Ich habe Javier Fernandez<br />

immer bewundert und ihn schon als Kind im<br />

Fernsehen gesehen und ich freue mich, dass<br />

er so schön laufen konnte. Aber ich freue<br />

mich auch, dass ich ihn etwas nervös machen<br />

konnte.“<br />

Mikhail Kolyada lief ein fehlerfreies<br />

KP mit guter 4T-3T-<br />

Kombination, erstklassigem<br />

3L, knapp durchgezogenem<br />

3A sowie herausragenden<br />

Pirouetten<br />

und Schritten. Er hatte<br />

erstmals international in<br />

dieser Saison knapp über 100<br />

Punkte und neun Zähler Vorsprung.<br />

In diesem KP hatte er<br />

seine Nervenschwäche im Griff.<br />

Der neue Europameister? Aber<br />

schon bei der Pressekonferenz war<br />

er sehr vorsichtig und wortkarg. Die<br />

Kür wurde dann zum Desaster: Nach<br />

einem Sturz beim 4S klappte der 4T gut,<br />

aber beim 3A ging er wieder zu Boden und<br />

verletzte sich am linken Handgelenk. Später<br />

stürzte er beim 3R nochmals auf die Hand,<br />

kämpfte sich mit 3T, 1A und 3L (alles nicht<br />

ganz einwandfrei) sowie guten Pirouetten und<br />

Schritten bis zum Ende durch. Statt mit Goldmedaille<br />

wurde er am nächsten Tag mit Gipsarm<br />

gesichtet. Die Hand war zwar nicht gebrochen,<br />

aber schwer verstaucht. Der russische<br />

Meister Maxim Kovtun stürzte im KP zwar beim<br />

unterdrehten 4S, aber die 4T-3T-Kombination,<br />

der 3A und alles andere gelangen gut, so dass<br />

er noch in Medaillennähe lag. Aber in seiner<br />

Kür ging mehr daneben als bei allen anderen im<br />

Feld, so dass er tief abstürzte.<br />

Zwei erstklassige Italiener<br />

Irgendjemand musste aber Bronze gewinnen,<br />

und dieser Glückliche war Matteo Rizzo, der<br />

nach einem guten KP mit kleinem Umsteigen<br />

beim 3L nur auf Rang zehn lag. Nach Minsk war<br />

er mit einer neuen Kür gekommen: Statt zum<br />

kritisierten Rolling Stone Medley lief er nun zu<br />

einem Queen Medley, was tatsächlich besser<br />

zum ihm passt. Erstmals gelang ihm ein sehr<br />

guter 4T, der bisher sein Problemsprung war,<br />

dazu sechs saubere und ein knapper Dreifacher,<br />

nur beim zweiten 3A wäre er beinahe gestürzt.<br />

Sein Laufstil wird immer ansprechender und<br />

diesmal gingen die Komponenten schon bis 8,5.<br />

11 Läufer kamen nach ihm, bevor er über Bronze<br />

jubeln konnte. Ganz nahe an einer Medaille<br />

war auch Kevin Aymoz, schon lange stilistisch<br />

ein Riesentalent. Seit dem Wechsel in die USA<br />

hat er seine Nerven besser im Griff. Er zeigte<br />

extravagante Schritte und Posen, im KP sogar<br />

Michal Brezina und Sofia Samodoruva


einen Seitwärtssalto am Rande des Erlaubten.<br />

Aber einige Elemente sind noch immer etwas<br />

schlampig und er stürzte beim 4T in der Kür.<br />

Der neue italienissche Meister Daniel Grassl<br />

(16) musste zum ersten Mal im Leben vor großer<br />

Kulisse einen Wettbewerb laufen, kam damit<br />

aber nach einem Test bei einem Weihnachtsschaulaufen<br />

in Bozen gut zurecht. In<br />

beiden Programmen zeigte er als erster Europäer<br />

einen vierfachen Rittberger, zwar etwas<br />

gewickelt, aber rückwärts<br />

gelandet und<br />

mit überwiegend +2<br />

bewertet. Der immerhin<br />

trotz Rückenbeschwerden<br />

wieder<br />

versuchte 4L in der<br />

Kür ging daneben,<br />

aber fast alles andere<br />

war gut. Dank der<br />

Plätze drei und sechs<br />

darf Italien im nächsten<br />

Jahr sogar einen<br />

dritten Läufer zur EM<br />

schicken. Zwei Junioren<br />

aus der Südtiroler<br />

Schule von Lorenzo<br />

Magri stehen schon<br />

bereit.<br />

Michal Brezina war nicht<br />

in derselben Form wie beim<br />

Grand Prix Finale. Im KP klappte noch<br />

eine 4S-2T-Kombination, aber nicht mehr 4S-<br />

3T, und beim 3A touchierte er. In der Kür war<br />

der 4S umgestiegen, daraufhin improvisierte er<br />

einen zweiten, der touchiert war. Den ersten<br />

Axel riss er auf, beim zweiten musste er zu Boden.<br />

Drei andere Dreifache war gut, aber der<br />

Gesamteindruck nicht. Alexander Majorov lief<br />

wieder relativ unsauber und hatte Probleme bei<br />

allen drei versuchten 3A. Deniss Vasiljevs hatte<br />

bei mehreren Spüngen technische Probleme und<br />

war diesmal nicht so vielversprechend wie in<br />

der letzten Saison.<br />

Daniel Grassl, Luc Maierhofer beim Bankett, Fotos: Flade<br />

Schrittfolgen sauber, die Choreo-Schrittfolge<br />

mit einer Hydroblading-Pose extravagant, nur<br />

ein 3S mit der Hand touchiert. <strong>No</strong>ch immer<br />

läuft er etwas vorsichtig und nicht so extrovertiert<br />

wie viele andere Teenager, aber man erkennt<br />

das zukünftige künstlerische Potenzial.<br />

Am 3A oder dem 4T, die fast wettkampfreif sind,<br />

sollte er gleich nach der Junioren-WM arbeiten<br />

- und sich über gelungene Elemente sichtbarer<br />

freuen. Erstmals im Finale war der Monegasse<br />

britischer Herkunft, Davide Lewton Brain nach<br />

fehlerfreiem KP mit 2A, 3L-3T und 3F. Er trainiert<br />

wie früher die Fürstentochter bei Didier<br />

Lucine im französischen Annecy. Um etwa fünf<br />

Punkte die Kür verpasste dagegen der im Herbst<br />

überzeugend gelaufene Schweizer Lukas<br />

Britschgi, weil er beim 3A und beim 3F umstieg<br />

und den (unterdrehten) 3L der Kombination so<br />

tief landete, dass er nur einen wackligen 2T anhängen<br />

konnte.<br />

krk<br />

23<br />

Europameisterschaften<br />

Alexander Samarin<br />

Paul Fentz war optimistisch angereist und hoffte<br />

auf einen guten Wettbewerb. Aber im Training<br />

zog er sich eine leichte Oberschenkelzerrung<br />

zu und verzichtete daher im KP mit neuem<br />

Kostüm auf einen 4T-Versuch. Der 3A war<br />

knapp durchgezogen, die 3T-3T-Kombination<br />

gut, zwei Pirouetten ebenfalls, aber bei der<br />

Schrittfolge stürzte er auf den Hinterkopf und<br />

war kurz etwas benommen, was die Komponenten<br />

minderte. „Ich würde lieber glänzen als<br />

auf den Kopf fallen“, sagte er. Er hatte zunächst<br />

Kopfschmerzen, aber wohl keine Gehirnerschütterung<br />

und konnte deshalb am<br />

übernächsten Tag zur Kür antreten. Der 3A war<br />

souverän, aber beim immerhin versuchten 4T<br />

landete er vorwärts. Der Rest ging in Ordnung,<br />

aber er wirkte etwas brav. Sondre Oddvoll Böe<br />

aus <strong>No</strong>rwegen lief besser als in den Jahren, in<br />

denen er in Oberstdorf trainierte. Matyas Belohradsky<br />

(17) aus Prag erreichte das Finale dank<br />

eines fehlerfreien KP mit 3L-3T, 3F und 2A. Er<br />

ist zwei Jahre jünger als sein Bruder Jiri, der<br />

von 2016 – 2018 bei der EM dabei war, aber<br />

nach Aussage von Trainer Tomas Verner nicht<br />

mehr motiviert ist.<br />

Der in Südtirol trainierende Luc Maierhofer gab<br />

als jüngster der 37 Läufer (seit Mai 16 Jahre<br />

alt) ein recht überzeugendes EM-Debüt. Sein KP<br />

blieb mit 3L-3T, 2A und 3F ganz fehlerfrei, so<br />

dass er auch ohne 3A problemlos das Finale erreichte,<br />

was viele nicht vermutet hatten. In der<br />

Kür waren sechs Dreifache, Pirouetten und<br />

Herren | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Javier Fernandez – Spanien 3 1 271.59<br />

2 Alexander Samarin – Russland 2 2 269.84<br />

3 Matteo Rizzo – Italien 10 3 247.08<br />

4 Kevin Aymoz – Frankreich 4 4 246.34<br />

5 Mikhail Kolyada – Russland 1 11 240.87<br />

6 Daniel Grassl – Italien 9 5 236.70<br />

7 Michal Brezina – Tschechien 8 6 234.25<br />

8 Alexander Majorov – Schweden 11 8 225.38<br />

9 Alexei Bychenko – Israel 7 13 220.50<br />

10 Morisi Kvitelashvili – Georgien 15 7 219.79<br />

11 Deniss Vasiljevs – Lettland 12 10 219.50<br />

12 Adam Siao Him Fa – Frankreich 13 9 218.06<br />

13 Daniel Samohin – Israel 6 14 217.17<br />

14 Maxim Kovtun – Russland 5 16 216.18<br />

15 Paul Fentz – Deutschland 17 12 209.96<br />

16 Vladimir Litvintsev – Aserbaidschan 14 15 204.28<br />

17 Aleksandr Selevko – Estland 16 20 195.13<br />

18 Sondre Oddvoll Böe – <strong>No</strong>rwegen 20 18 192.01<br />

19 Matyas Belohradsky – Tschechien 18 21 191.22<br />

20 Luc Maierhofer – Österreich 21 19 189.00<br />

21 Graham Newberry – Großbritannien 22 17 188.62<br />

22 Ivan Shmuratko – Ukraine 19 24 178.29<br />

23 Irakli Maysuradze – Georgien 24 22 174.43<br />

24 Davide Lewton Brain – Monaco 23 23 173.61<br />

Ausgeschieden:<br />

– Igor Reznichenko – Polen 25 – 59.99<br />

– Slavik Hayrapetyan – Armenien 26 – 59.87<br />

– Nikolaj Majorov – Schweden 27 – 59.68<br />

– Burak Demirboga – Türkei 28 – 56.95<br />

– Nicky Obreykov – Bulgarien 29 – 56.54<br />

– Yakau Zenko – Weißrussland 30 – 56.38<br />

– Lukas Britschgi – Schweiz 31 – 55.86<br />

– Roman Galay – Finnland 32 – 55.40<br />

– Conor Stakelum – Irland 33 – 55.03<br />

– Hector Alonso Serrano – Spanien 34 – 53.94<br />

– Michael Neuman – Slowakei 35 – 53.38<br />

– Thomas Kennes – Niederlande 36 – 48.57<br />

– Alexander Borovoj – Ungarn 37 – 46.56


24<br />

US-Meisterschaften<br />

Dreizehnjährige<br />

Alysa Liu wurde<br />

US-Meisterin<br />

Die insgesamt zehn Tage dauernden US-Meisterschaften von der Meisterklasse<br />

bis zu den Neulingen fanden gleichzeitig mit der EM in Detroit statt. Junioren<br />

und Meister liefen in der großen „Little Ceasars Arena“ in der Innenstadt, der Nachwuchs<br />

und die noch Kleineren in den Eishallen des Detroit Skating Club im nördlichen<br />

Vorort Bloomfield Hills, die die Pirouette jeden Sommer besucht hat. Ab dem<br />

nächsten Jahr, wenn die Meisterschaften zum dritten Mal in zehn Jahren in Greensboro<br />

in South Carolina stattfinden (vom 22. bis 26. Januar), werden dort nur noch<br />

Junioren und Meisterklasse starten, während man für die Kleinen eine eigene<br />

Meisterschaft abhalten wird. Die vergebenen Punkte waren viel höher als international<br />

üblich und können nicht ganz ernst genommen werden.<br />

Die Erfolge der russischen Teenager haben auch<br />

eine ganze junge und schon sehr selbstbewusste<br />

Amerikanerin mit asiatischem Namen motiviert.<br />

Denn Alysa Liu aus Oakland bei San Francisco in<br />

Kalifornien, seit dem sechsten Lebensjahr Schülerin<br />

der bisher international nicht in Erscheinung<br />

getretenen Laura Lipetski, wurde nach<br />

dem Sieg bei der Juniorenmeisterschaft im Vorjahr<br />

jetzt mit 13 Jahren und 217 Punkten die<br />

jüngste Meisterklassen-Meisterin in der US-Eislaufgeschichte.<br />

Ihr jetzt 54 Jahre alter Vater Arthur<br />

ist mit 25 Jahren aus der chinesischen Provinz<br />

Sichuan eingewandert, war großer Michelle<br />

Kwan-Fan und ist jetzt Anwalt. Aber die Läuferin<br />

ist die Tochter eines anonymen Samenspenders<br />

und einer Leihmutter, wie sie seit einigen<br />

Jahren weiß. National war sie startberechtigt,<br />

aber international ist das am 8. August 2015<br />

geborene Mädchen sogar noch ein paar Wochen<br />

zu jung, um im März an der Junioren-WM in<br />

Zagreb teilnehmen zu dürfen. Während bisher<br />

viele Amerikaner die ISU-Altersgrenze für die<br />

Meisterklasse als zu niedrig kritisierten, um besser<br />

gegen die russische Konkurrenz bestehen zu<br />

können, ist diese Kritik nun plötzlich verstummt.<br />

Denn genau in der olympischen Saison<br />

2<strong>02</strong>1/2<strong>02</strong>2 wäre Liu alt genug, um an den Spielen<br />

teilzunehmen, wenn sie dann noch so gut<br />

ist wie jetzt.<br />

Hauptgrund für ihren Sieg waren drei saubere<br />

dreifache Axel, die sie insgesamt zeigte, aber<br />

auch alles andere gelang fast fehlerfrei und in<br />

guter Qualität. Außerdem hat sie eine für ihr<br />

Alter gute Ausstrahlung. Bei den Ausscheidungswettbewerben<br />

für die Meisterschaft hatte<br />

sie auch den 4L versucht, aber nicht gestanden.<br />

Sie läuft das KP zu Barbara Streisands „Don’t<br />

Rain on my Parade“ und die Kür zu den schon<br />

öfter im Eislaufen benutzten „Hexen von Eastwick“.<br />

Im Dezember hatte der Verband ihr mit<br />

einer Begleitperson die Reise zum Grand Prix Finale<br />

nach Vancouver bezahlt, damit sie als Zuschauerin<br />

schon einmal den großen Eiskunstlauf<br />

live erleben kann und keine Angst mehr vor den<br />

Russinnen und Japanerinnen hat - eine glänzende<br />

und vom US-Verband schon öfter verwirklichte<br />

Idee. Liu war gar nicht eingeschüchtert,<br />

sondern sagte zu Samuel Auxier, dem für<br />

die Reise verantwortlichen Verbandsoffiziellen,<br />

wenn sie dürfte, wolle sie der Konkurrenz mal<br />

zeigen, wie ein dreifacher Axel funktioniert,<br />

denn den hatte keine Juniorenläuferin gezeigt.<br />

Nach der US-Meisterschaft wurde sie in einige<br />

prominente Talkshows eingeladen und gefiel<br />

dort mit witzigen, aber durchaus politisch korrekten<br />

und klugen Sprüchen, was den Amerikanern<br />

immer gut gefällt.<br />

Zweite mit 211 Punkten wurde die Titelverteidigerin<br />

und Olympia-Neunte Bradie Tennell aus<br />

dem Raum Chicago, die nach einem fehlerfreien<br />

KP auch ohne 3A noch geführt hatte. In der Kür<br />

erhielt sie zwar trotz noch immer etwas blasser<br />

Ausstrahlung acht Komponentenpunkte mehr<br />

als Liu, aber 14 technische Punkte weniger.<br />

Denn sie stürzte bei einem 3L und eine Kombination<br />

war unsauber, so dass sie hinter Liu zurückfiel.<br />

Auf Rang drei mit 212 Punkten kam<br />

Mariah Bell aus Arutunians Schule und einer<br />

Kür, mit der Adam Rippon sein Debüt als Choreograph<br />

gab. Tennell und Bell wurden für die<br />

WM nominiert. Vierte wurde die 15-jährige<br />

Hanna Harrell in ihrem Meisterklassendebüt<br />

(203) und Fünfte Ting Cui aus Baltimore mit<br />

194 Zählern. Enttäuschend dagegen die hoch<br />

gehandelte Starr Andrews, die nach mehreren<br />

Patzern hinter Amber Glenn nur Rang acht mit<br />

175 Punkten belegte.<br />

Ein Thema waren auch die Läuferinnen, die wegen<br />

verschiedener Probleme nicht am Start waren.<br />

Gracie Gold hatte sich nach dem Desaster<br />

beim Cup of Russia in Uschi Keszlers Eishalle in<br />

Aston/Pennsylvania verkrochen. Keiner im US-<br />

Verband und auch nicht ihr französischstämmiger<br />

Trainer Vincent Restencourt hatte es gewagt,<br />

ihr vorher klarzumachen, dass sie nicht in<br />

Form sei und nicht zum Grand Prix nach Russland<br />

reisen sollte. Restencourt veröffentlicht<br />

Alysa Liu<br />

Foto: Ritoss


Shley Cain und Timothy LeDuc<br />

Foto: Carmichael<br />

25<br />

stattdesen immer wieder Videos, in<br />

denen sie Dreifachsprünge im Training<br />

zeigt und schrieb auf Facebook,<br />

wie stolz er auf seine Schülerin sei.<br />

Aber nach Coughlins Tod (siehe Seite<br />

28) schrieb die New York Times, auch<br />

Gold sei nahe am Selbstmord<br />

gewesen.<br />

Ebenfalls nicht dabei war Ashley Wagner,<br />

2018 nur Vierte und nicht bei Olympia. Auch<br />

sie fiel nach der Meisterschaft 2018 in Depressionen.<br />

Eine Woche später wurde auch noch<br />

ihre Katze überfahren, was sie erst recht vorübergehend<br />

alles Interesse an ihrer Umwelt verlieren<br />

ließ. Aber ihr Agent vermittelte ihr einen<br />

Medien-Job bei den Olympischen Spielen für<br />

den Sponsor Toyota. Das Hineinschnuppern gefiel<br />

ihr so gut, dass sie zunächst dabei bleiben<br />

wollte. Sie sagte daher auch die WM ab und<br />

ließ sich von einem Psychotherapeuten behandeln,<br />

weil sie mental erschöpft war. Sie lief aber<br />

bei einer Show in China und der alljährlichen<br />

Show von Jeremy Abbotts “Gay Ski Week” in<br />

Aspen mit und zog im Herbst nach Boston, um<br />

dort als Trainer-Beraterin anzufangen. Mirai<br />

Nagasu hatte eine Hüft-OP und pausiert. Angela<br />

Wang und Karen Chen, die Olympia-Elfte von<br />

2018, fehlten unter anderem auch wegen Verletzungen.<br />

Ganz zu schweigen von der seit<br />

mehreren Jahren mit Problemen kämpfenden<br />

Sotchi-Teilnehmerin Polina Edmunds.<br />

Nathan Chen weltmeisterlich<br />

Weniger mit Problemen behaftet sind die Männer.<br />

Meister Nathan Chen konnte in den Weihnachtsferien<br />

seiner Universität endlich wieder<br />

zwei Wochen am Stück mit Rafael Arutunian in<br />

Kalifornien arbeiten, der dafür auf den Weihnachtsurlaub<br />

verzichten musste. Er lief zwei<br />

ganz erstklassige Programme, aber 342 Punkte<br />

würde er international nicht erhalten. Im KP mit<br />

4F und 4T-3T wurden ihm die +5 bei vier der<br />

sieben Elementen nur so nachgeworfen, bei der<br />

rasanten Schrittfolge vergaben sie acht der<br />

neun Preisrichter. Nicht viel anders war dies bei<br />

den vielen 10,0 in den Komponenten. In der Kür<br />

waren sämtliche Elemente wirklich erstklassig,<br />

auch 4L 4F, 4T-3T und nochmals 4T, und hier<br />

gab es 26 von 45 mögliche Komponenten von<br />

10,0. Zweiter mit 284 Zählern wurde Vincent<br />

Zhou, der im KP einen unterdrehten 4L zeigte,<br />

aber einen 3T anhängen konnte, sowie einen<br />

guten 4S. In der Kür war der 4L sauber, der 4F<br />

und der 4S unterdreht und beim abgewerteten<br />

4T ging er zu Boden. Nach seinem letzten<br />

Herbstwettbewerb in Tallinn hatte er seine Programme<br />

mit Lori Nichol und Jeffrey Buttle in<br />

Toronto überarbeitet.<br />

Bronze holte Jason Brown mit 273 Punkten, der<br />

ohne Vierfachversuch im fehlerfreien KP über<br />

100 Punkte holte. Die beiden im Training gestandenen<br />

und geplanten 4S in der Kür riss er<br />

auf, ansonsten lief er so stilvoll wie gewohnt.<br />

Der erste 3A war exzellent, der zweite knapp. Er<br />

hatte ebenfalls Olympia verpasst, aber hat dies<br />

überwunden und sagte, seitdem er in Kanada<br />

trainiert, sei wieder eine neue Sonne aufgegangen.<br />

Im Facebook schrieb er, erst beim Packen<br />

seiner Sachen für die Meisterschaft sei ihm aufgefallen,<br />

dass er sein Kostüm bei der Golden<br />

Spin in Zagreb fünf Wochen vorher vergessen<br />

hatte. Er setzte alle Hebel in Bewegung. Ein Bekannter,<br />

der kroatisch spricht, half mit und Fedex<br />

machte eine teure Blitzpostsendung First<br />

Class möglich, so dass das Paket mit den Kostümen<br />

eine Stunde vor dem KP in der Eishalle von<br />

Detroit eintraf. Diese ersten Drei wurden für die<br />

WM nominiert. Chen ließ wegen seines Studiums<br />

die Vier-Kontinente-Meisterschaft aus, dort<br />

sollte der Viertplatzierte Tomoko Hiwatashi<br />

(253) starten. Fünfter wurde Alex Krasnozhon<br />

(234) und Sechster Timothy Dolensky (228).<br />

Siebter war Andrew Torgashev (225), der sich<br />

von der Verletzung vor dem Junioren Grand Prix<br />

gut erholt hatte, seit dem Sommer in Colorado<br />

Springs trainiert, aber vor der Meisterschaft<br />

noch einmal erzählte, dass der Amoklauf in einer<br />

Schule in Florida im letzten Jahr nur zwei<br />

Minuten von seinem Elternhaus entfernt passierte.<br />

Mehrere Kumpels seien in diese Schule<br />

gegangen und wären jetzt noch traumatisiert.<br />

Er habe bei der von den Jugendlichen begonnenen<br />

Kampagne für ein Verbot von Waffen für<br />

jedermann mitdemonstriert.<br />

Die Eistanzkonkurrenz gewannen erwartungsgemäß<br />

die Grand Prix Finale-Sieger Madison<br />

Hubbell und Zachary Donohue mit 215 Punkten,<br />

aber mit nur vier Punkten Vorsprung. Der<br />

Rhythmustanz gelang fehlerfrei, auch in der<br />

Kür war die Bewertung nahezu optimal. Die<br />

zehn 10,0 sind aber übertrieben. Madison<br />

Chock und Evan Bates holten zwei Wochen<br />

nach ihrem ersten Saisonwettbewerb in Polen<br />

Silber mit 211 Punkten. Für sie gab es in der<br />

Kür sechsmal 10,0. Kaitlin Hawayek und Jean-<br />

Luc Baker gewannen Bronze mit 196 Zählern.<br />

Alle drei Paare wurden für die WM nominiert.<br />

Auf Platz vier folgen Lorraine McNamara und<br />

Quinn Carpenter (191), knapp dahinter liegen<br />

Christina Carreira und Anthony Ponomarenko<br />

(190) und Rang sechs ging an Rachel and Michael<br />

Parsons (170).<br />

Den Paarlaufttitel mit 212 Punkten und das<br />

einzige WM-Ticket ergatterten Ashley Cain und<br />

Timothy LeDuc, die sich von dem schweren<br />

Sturz bei der Golden Spin gut erholt hatten. Im<br />

KP war ein 3R unterdreht, alles andere gut. Die<br />

Kür waren ebenfalls so gut wie fehlerfrei, hier<br />

klappte auch der 3R. Silber ging an John Zimmermans<br />

(und früher mal Ingo Steuers) Paar<br />

Heaven Denney und Brandon Frazier, die vom<br />

Assistenztrainer Jeremy Barrett betreut wurden,<br />

weil Zimmerman und Fontana gleichzeitig in<br />

Minsk waren. Das KP gelang gut, nur die Pirouette<br />

war nicht ganz regelgerecht. In der Kür<br />

hatten sie Probleme mit den Einzelsprüngen,<br />

der Rest war einwandfrei. Bronze ging an<br />

Deanna Stellato und Nathan Batholomay (199).<br />

Auf Platz vier landeten Tara Kayne und Danny<br />

O’Shea, die nach dem KP geführt hatten, aber<br />

in der Kür den 3S und die letzte Hebung verpatzten.<br />

Nur auf Platz sieben mit 171 Zählern<br />

kamen Alexa Scimeca Knierim und Chris Knierim,<br />

die von Juni bis September bei Aljona Savchenko<br />

trainiert hatten. Sämtliche Einzelsprünge<br />

gingen daneben, außerdem der Twist im KP<br />

und zwei Hebungen in der Kür. Nur 13. mit ma-<br />

geren 137 Punkten wurde der einstige WM-<br />

Dritte Mervin Tran mit seiner neuen Partnerin<br />

Olivia Serafini.<br />

Die Juniorenwettbewerbe gewannen Gabriella<br />

Izzo, Sechste und Neunte bei ihren Junioren<br />

Grand Prix (JGP) dieser Saison sowie Ryan Dunk,<br />

Sechster und Dritter bei den JGP. Juniorentanzsieger<br />

wurden Caroline und Gordon Green<br />

(zweimal Dritte bei den JGP) vor Avonley<br />

Nguyen und Vadym Kolesnik (Fünfte im Juniorenfinale).<br />

Im Junioren Paarlaufen hatten Laiken<br />

Lockley und Keenan Prochnow die Nase vorne.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

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US-Meisterschaften


26<br />

Ein einfühlsames Sportlerdrama über das<br />

Schicksal einer jungen Eiskunstläuferin,<br />

mit großen Gefühlen und einem herzerwärmenden<br />

Soundtrack.<br />

News<br />

Neuer Eislauffilm<br />

Die Firma capelight pictures präsentiert ab dem 8. März die Eiskunstlauf-<br />

Romanze „Immer, wenn Du bei mir bist.“ Das einfühlsame Sportlerdrama<br />

erzählt die bewegende Geschichte einer jungen Eiskunstläuferin, die sich<br />

nach einem tragischen Unfall zurück ins Leben kämpfen muss. Der herzerwärmende<br />

Mix aus Lovestory, Sportlerdrama und Musicalfilm, untermalt<br />

mit einer gefühlvollen Musik „mit Ohrwurmgarantie“, wie die Produzenten<br />

schreiben, ist ein romantisches Märchen. Hauptdarstellerin Aglaia Tarasova<br />

wurde bei den russischen Golden Eagle Awards in der Kategorie „Beste<br />

Hauptdarstellerin“ mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet, die in Russland<br />

angeblich einen vergleichbaren Stellenwert genießt wie der US-amerikanische<br />

Oscar. Einen weiteren goldenen Steinadler gab es in der Kategorie<br />

Beste Filmmusik. Ab 8. März ist der ab 12 Jahren freigegebene Film auf<br />

Blu-ray, DVD auch in Technikmärkten sowie Digital für 12,99 Euro plus<br />

evtl. Versand erhältlich.<br />

Dancing on Ice<br />

Beim Redaktionschluss dieses Heftes am 31. Januar stand das Halbfinale<br />

der Sat 1-Show „Dancing on Ice“ noch bevor. Die jüngeren Prominenten<br />

mit den Eisläufern Annette Dytrt, Amani Fancy, Matti Landgraf und Joti<br />

Polizoakis waren noch im Rennen. Dytrt hatte auch ein paar andere<br />

Schlagzeilen gemacht, weil sie sich in der deutschen Ausgabe des Januarheftes<br />

der Zeitschrift Playboy auf dem Titel und auf etwa zehn Seiten im<br />

Innenteil hüllenlos ablichten ließ. Wie schwer das Eiskunstlaufen für Laien<br />

ist, erfuhren die Zuschauer, weil sich mehrere Prominente verletzten. Polizoakis<br />

musste sogar eine Show auslassen, weil sich seine Partnerin Sarah<br />

Lombardi im Training einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Im britischen<br />

Sender ITV läuft übrigens zurzeit eine sehr ähnliche Showreihe. Hier macht<br />

die Berlinerin Vanessa Bauer mit, die seit einiger Zeit in Großbritannien<br />

lebt. Außer auf dem Eis tritt sie in Fitnessshows auf und gelangte sogar<br />

auf das Titelbild der nordamerikanischen Zeitschrift „Figure Skater Fitness“.<br />

AB 8. MÄRZ ALS DVD,<br />

BLU-RAY UND DIGITAL<br />

Comic<br />

über Eiskunstlauf<br />

Die 22 Jahre alte Amerikanerin Tillie<br />

Walden aus Texas hat vermutlich<br />

den ersten Comic-Roman über<br />

Eiskunstlaufen geschrieben, angeblich<br />

autobiographisch, aber daran<br />

bestehen Zweifel, weil wenig Fachspezifisches<br />

beschrieben wird. Der<br />

Titel der deutschen Fassung heißt<br />

„Pirouetten“. Im Buch erzählt sie<br />

ihre jugendliche Karriere als Eisläuferin<br />

nach. Mit fünf Jahren beginnt<br />

sie zwölf Jahre lang zu trainieren<br />

und muss vieles erdulden und erleiden.<br />

Für sie ist der Eiskunstlauf sowohl ein sportlicher als auch ein<br />

Schönheitswettbewerb. Sie führt ein Leben, das sie eigentlich gar nicht<br />

will, ist aber doch immer wieder fasziniert. Sie bricht aus den Strukturen<br />

und Zwängen aus, outet sich als lesbisch und beginnt dann Comics zu<br />

zeichnen. Das 400 Seiten starke Buch, das<br />

in den augenblicklichen Trend zu weiblichen<br />

Emanzipationsgeschichten passt, ist<br />

im Reprodukt<br />

Verlag in Berlin<br />

unter der ISBN<br />

978-3-95640-<br />

161-9 erschienen<br />

und kostet 29<br />

Euro. Die amerikanische<br />

Fassung<br />

ist unter dem Titel<br />

„Spinning“ als<br />

Taschenbuch für<br />

15,89 Euro zu<br />

haben. krk


Buchbesprechung<br />

Autobiografie<br />

von Duhamel/Radford<br />

Die kanadischen Paarläufer Meagan Duhamel und Eric Radford haben 2014 und<br />

2018 Gold, Silber und Bronze bei den Olympischen Spielen gewonnen, wenn<br />

man Silber 2014 und Gold 2018 bei den<br />

beiden Teamwettbewerben mitzählt, was<br />

in Kanada natürlich stets gemacht wird.<br />

Anschließend haben sie ihre Wettbewerbskarriere<br />

beendet. Zusammen mit der<br />

Journalistin Laura Young aus ihrer Heimatregion<br />

in <strong>No</strong>rd-Ontario haben sie<br />

jetzt ein Buch über ihre Karriere mit dem<br />

Titel „Soulmates on Ice“ und dem Untertitel<br />

„From Hometown Glory to the Top of<br />

the Podium“ herausgegeben.<br />

Es wurde im Taschenbuchformat vom Verlag Latitude<br />

46 Publishing veröffentlicht, kostet in kanadischen<br />

Buchhandlungen 20 kanadische Dollar<br />

(ca 13 Euro) und kann sicherlich auch bei Amazon<br />

und anderswo unter der ISBN-Nummer 978-<br />

1-988989-01-3 bestellt werden. In der Mitte<br />

findet der Leser acht Farbseiten mit einigen Fotos<br />

von ihrer Kindheit und Karriere, allerdings<br />

eher zufällig ausgewählt. Ansonsten ist es eher<br />

schlicht und preisgünstig aufgemacht als künstlerisch<br />

anspruchsvoll. Eine deutsche Ausgabe ist<br />

sicherlich nicht geplant, aber wer flüssig Englisch<br />

liest, kann sich über ihre gesamte Karriere<br />

von der Kindheit an informieren. Etwa 70 bis<br />

80% des Textes sind Zitate von den beiden und<br />

anderen aus ihrem Umfeld wie Duhamels Mutter<br />

Heidi. Die Autorin schreibt, dass und wann sie<br />

sich mit den Läufern seit dem Sommer 2017<br />

mehrfach ausführlich unterhalten hat.<br />

Der Aufbau der 13 Kapitel ist allerdings nicht<br />

ganz chronologisch, weil die Autorin mehrfach<br />

zwischen der Gegenwart und verschiedenen<br />

Epochen in der Vergangenheit hin und herspringt<br />

und auch zwischen Duhamel und Radford<br />

zu einer Zeit, als sie noch gar nicht zusammenliefen.<br />

Im Vergleich dazu ist das Buch über<br />

die Karriere von Aljona Savchenko und Robin<br />

Szolkowy zeitlich klar strukturiert und daher<br />

besser zur Information geeignet, eben typisch<br />

deutsch, außerdem enthält es sehr viele Fotos<br />

zu jedem Kapitel. Das erste Hauptkapitel in dem<br />

kanadischen Buch beginnt zum Beispiel mit<br />

dem Herbst 2017 und der Vorbereitung auf<br />

Olympia und springt dann zur WM 2016, dann<br />

folgt ein Kapitel über Radford im Jahr 2009 mit<br />

seiner früheren Partnerin in Deutschland, erst<br />

später folgt eines über die Kindheit.<br />

Aber für Fans des Paares ist es trotzdem interessant,<br />

weil man vieles erfährt, auch viele Diskussionen<br />

untereinander, zum Beispiel, ob die<br />

Musikwahl richtig war. Aus deutscher Sicht ist<br />

zum Beispiel interessant, dass Radford im Jahr<br />

2009, als er in Chemnitz mit der schwächer<br />

werdenden Rachel Kirkland trainierte, auf Vorschlag<br />

von Trainer Ingo Steuer mit seinen Eltern<br />

die Möglichkeit diskutiert, für Deutschland zu<br />

starten. Steuer sei zuversichtlich gewesen, eine<br />

gute deutsche Partnerin für ihn zu finden oder<br />

auch Tatjana Volozozhar, die damals ebenfalls in<br />

Chemnitz trainierte und deren Partner Stanislav<br />

Morozov nach 2010 aufhören wollte. Aber dazu<br />

kam es nicht. 2010 lief Radford mit einer anderen<br />

Kanadierin, aber diese war ebenfalls nicht<br />

sehr vielversprechend.<br />

Duhamel und Radford sind beide in <strong>No</strong>rth Ontario<br />

aufgewachsen und kannten sich von Einzellauf-Nachwuchswettbewerben<br />

schon flüchtig<br />

als Kinder. Duhamel war hier recht erfolgreich,<br />

weil sie fünf verschiedene Dreifachsprünge beherrschte.<br />

Aber später wechselte sie doch zum<br />

Paarlaufen, zuerst mit Ryan Arnold und bis 2010<br />

mit Craig Buntin. Sowohl 2006 als auch 2010<br />

war sie nur erster Ersatz für die Olympischen<br />

Spiele, weil ihre Partner bei den kanadischen<br />

Meisterschaften patzten.<br />

Radford hatte schon mit mehreren Trainern vor<br />

seiner Karriere mit Kirkland gearbeitet und erzählt,<br />

vor allem der früh gestorbene Paul Wirtz<br />

habe ihn sehr stark geprägt. Ab 2005 war er<br />

Paarläufer. Im Frühjahr 2010 stellte Trainer Richard<br />

Gauthier dann Duhamel und Radford zusammen,<br />

obwohl beide Läufer schreiben, dass sie<br />

wegen des Größenunterschieds und ihres Körperbaus<br />

eigentlich nicht gut zusammenpassten.<br />

Die athletische, extrovertierte Duhamel und der<br />

ruhig-elegante, eher introvertierte Radford sind<br />

zudem zwei ganz unterschiedliche Typen, was<br />

auch die Komponenten vor allem in den ersten<br />

Jahren miteinander negativ beeinflusste. Aber<br />

Gauthier war optimistisch, weil sie<br />

dieselben ehrgeizigen Ziele hatten<br />

und sich nie stritten.<br />

Dieses Manko wollten sie mit<br />

Technik wettmachen, denn beide<br />

waren gute Springer und so wurde<br />

ihr erstes Markenzeichen der<br />

dreifache Lutz, den sie von Anfang<br />

an zeigten. Das nächste Kapitel<br />

beschreibt chronologisch<br />

den ersten Olympischen Zyklus<br />

von 2010 bis 2014, ihren Kampf,<br />

zunächst in Kanada an die Spitze<br />

zu kommen und die eine oder andere<br />

Verletzung. 2013 waren sie<br />

schon WM-Dritte, aber in der<br />

olympischen Saison 2013/2014<br />

lief es nicht so gut. Die damaligen<br />

Konkurrenten von anderen Trainern<br />

werden fast nie namentlich<br />

erwähnt, das folgt erst in den Kapiteln<br />

über die späteren Jahre.<br />

Dann geht es weiter mit Radfords<br />

musikalischen Interessen und seiner<br />

selbst komponierten Musik<br />

für das olympische KP im Jahr<br />

2014. Kurz erwähnt werden Duhamels<br />

Aktivitäten für eine vegane<br />

Lebensweise und Radfords Coming<br />

out als offen schwuler Athlet.<br />

Im nächsten Kapitel geht es<br />

um die Spiele 2014. Hier bestätigt Duhamel<br />

noch einmal ihren auch in den Sommerinterviews<br />

mit der Pirouette mehrfach geäußerten<br />

Vorwurf, die russischen Läufer, vor allem Plushenko,<br />

seien beim Teamwettbewerb in Sotchi<br />

viel zu hoch bewertet worden.<br />

Dann folgt ein Kapitel über die Jahre 2015 und<br />

2016, in denen sie zweimal Weltmeister wurden,<br />

und der Rückschlag 2017. Stets sprechen<br />

die Läufer ausführlich über ihre Musiküberlegungen<br />

und die verschiedenen Verletzungen. In<br />

der Pirouette schrieb der Autor 2017, dass sie<br />

wohl ihren Zenit überschritten hätten. Aber<br />

Radford enthüllt, welche gravierenden Verletzungen,<br />

über die er damals kaum sprach, ihn<br />

am Training gehindert hatten und dass das die<br />

Ursache für ihren Rückschlag gewesen seien.<br />

Das letzte Hauptkapitel befasst sich mit der<br />

Olympischen Saison 2017/18 mit neuem Aufschwung,<br />

der olympischen Goldmedaille im<br />

Team- und der Bronzemedaille im Individualwettbewerb.<br />

Dass Savchenko/Massot stilistisch<br />

überlegen waren, erkennen sie neidlos an. Aber<br />

die Deutschen hätten dafür keinen dreifachen<br />

Lutz und keinen vierfachen Wurf im Programm,<br />

das sei ihr Privileg. Klaus-Reinhold Kany<br />

27<br />

Buch-Rezension – Soulmates On Ice


28<br />

John Coughlin<br />

Nachruf<br />

Selbstmord †<br />

von John Coughlin<br />

Zum dritten Mal in einem halben Jahr wurde im Januar die Eislaufwelt von einem<br />

plötzlichen Todesfall eines Menschen erschüttert, der noch mitten im Leben oder<br />

erst am Anfang einer möglichen Karriere stand. Am Freitag, den 18. Januar, als die<br />

Nachwuchswettbewerbe der US-Meisterschaften begannen, wurde bekannt, dass der<br />

amerikanische Paarläufer John Coughlin sich mit 33 Jahren im Haus seines Vaters in<br />

Kansas City das Leben genommen hat. Wie konnte es dazu kommen?<br />

John Coughlin mit Eisschnellläuferin Luiza Zlotkowska<br />

beim ISU-Kongress 2018, Foto: Kany<br />

In verschiedenen Sportarten wie Turnen und<br />

Schwimmen wurden in den letzten Jahren in<br />

den USA mehrere Fälle aufgedeckt, in denen<br />

minderjährige Sportlerinnen und Sportler systemalisch<br />

und über Jahre hinweg von ihren Trainern,<br />

Ärzten und Masseuren oder anderen Betreuern<br />

sexuell belästigt oder missbraucht wurden.<br />

Im Eiskunstlaufen gab es auch einzelne<br />

Fälle. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2017<br />

eine sportartenübergreifende Organisation namens<br />

„Safe Sport“ gegründet, die selbstständig<br />

ermitteln darf und verhindern will, dass weitere<br />

Fälle begangen werden.<br />

Anfang Januar schrieben die für Enthüllungen<br />

bekannte Journalistin Christine Brennan in USA<br />

Today und der Eiskunstlauf-Videoblogger David<br />

Lease in dem Blog „The Skating Lesson“, dass<br />

„Safe Sport“ gegen den ehemaligen Paarläufer<br />

John Coughlin ermittelt. Was genau ihm vorgeworfen<br />

wird und wer ihn angezeigt hat, ist<br />

nicht bekannt. Die Rede war zunächst von einem<br />

Fall. Nach der Bekanntgabe sollen sich<br />

zwei weitere Frauen gemeldet haben, die zum<br />

angeblichen Tatzeitpunkt noch nicht volljährig<br />

waren. Coughlin lief mit mehreren Partnerinnen,<br />

darunter mit Caitlin Yankowskas von 2008 bis<br />

2011 und war mit ihr US-Meister und Sechster<br />

der WM im Jahr 2011. Mit seiner nächsten Partnerin<br />

Caydee Denney, mit der er auch privat befreundet<br />

gewesen sein soll, war er US-Meister<br />

und WM-Achter im Jahr 2012. Im Jahr 2013<br />

war seine Partnerin länger verletzt und als er<br />

sich 2014 als Dritter der US-Meisterschaften<br />

nicht mit ihr für Olympia qualifizieren konnte,<br />

beendete er seine Läuferkarriere. Ob eine seiner<br />

Partnerinnen sich an „Safe Sport“ gewendet hat,<br />

war bis zum 31. Januar nicht bekannt.<br />

Seit 2014 wurde er vom US-Verband systemalisch<br />

als Funktionär aufgebaut und hat auch<br />

häufig für das Fernsehen kommentiert. Er nahm<br />

an den ISU-Kongressen 2014, 2016 und 2018<br />

teil und wurde bei der WM 2017 von den aktiven<br />

Läufern der WM als Läufersprecher für Einzel-<br />

und Paarlauf gewählt. Der US-Verband unterstützte<br />

ihn dabei, verschaffte ihm eine Akkreditierung<br />

und finanzierte einen Werbeflyer.<br />

2018 wurde er als Vertreter der Läufer Mitglied<br />

im ISU-Kunstlaufkomitee. Da er überall beliebt<br />

war, stets gute Laune hatte und die Fähigkeit<br />

besass, Konflikte ausgleichend und ohne Polemik<br />

zu lösen, schien er für eine zukünftige große<br />

Karriere im US-Verband oder der ISU prädestiniert.<br />

Er war nebenbei Trainer in Colorado<br />

Springs und arbeitete auch für eine Schlittschuhfirma.<br />

Umso schockierter war die Eislaufwelt,<br />

als sie von den Vorwürfen erfuhr.<br />

Zunächst stand er bei „Safe Sport“ nur unter<br />

Beobachtung und durfte aufgrund der Bestimmungen<br />

keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen.<br />

Dies erscheint sehr unfair, weil „Safe<br />

Sport“ seinen Namen bekanntgeben durfte, um<br />

andere Sportler vor ihm zu warnen. In einer<br />

veröffentlichten Mail an USA Today schrieb er:<br />

„Ich wünschte mir, ich könnte frei über die Anschuldigungen<br />

sprechen, die gegen mich erhoben<br />

wurden, aber die Regeln von Safe Sport<br />

hindern mich daran. Es ist ein laufendes Verfahren.“<br />

Seitdem schwieg er. Ein Freund schrieb<br />

schon Tage vor seinem Tod: „Worte können genauso<br />

mächtig sein wie eine Kugel. Für John<br />

Coughlin waren sie genau das – Kugeln direkt<br />

in sein Herz.“<br />

Die Vorwürfe schienen sich zu bestätigen, denn<br />

am 17. Januar wurde er vom US-Verband für die<br />

gerade beginnenden Meisterschaften suspendiert<br />

und durfte auch nicht mehr für das Fernsehen<br />

kommentieren. Daraufhin schien für ihn<br />

sein ganzes Leben wie ein Kartenhaus zusammenzustürzen<br />

und er beging am folgenden Tag<br />

in einer Kurzschlusshandlung Selbstmord. Seitdem<br />

wird diskutiert, ob das ein Schuldeingeständnis<br />

war, ob er das Opfer von Vorverurteilungen<br />

wurde oder womöglich Personen ihn<br />

grundlos beschuldigten, die ihm schaden wollten.<br />

Laut westlichem Rechtverständnis muss er<br />

als unschuldig gelten, bis ein Gericht bewiesen<br />

hat, dass er schuldig ist. Aber in den Medien,<br />

besonders in den sozialen Netzwerken, wurde er<br />

sofort in übler Weise vorverurteilt.<br />

Bis zum Redaktionschluss dieses Heftes war jedoch<br />

nicht bekannt, was man ihm genau vorwirft.<br />

Seine Angehörigen und Freunde wie zum<br />

Beispiel Trainerin Dalilah Sappenfield sagen, die<br />

Vorwürfe seien erfunden und er habe sich das<br />

Leben genommen, weil er unter dem Druck dieser<br />

Öffentlichkeit zusammengebrochen sei. Sie<br />

schrieb: „Jeder weiß, dass John einer der Guten<br />

war. Es war schwer für ihn, mit den Behauptungen<br />

zu leben. Die Gerüchte haben ihn umgebracht.<br />

Er hat dadurch alles verloren, den guten<br />

Ruf, den tadellosen Namen, die Arbeit, die Würde<br />

und das was er am meisten liebte, das Eiskunstlaufen.<br />

Er war eine fürsorgliche Person und<br />

selbstlose Person. Was man mit ihm machte,<br />

war verantwortungslos.“<br />

Kritiker sagen, wenn die Veröffentlichung des<br />

Namens eines Menschen, gegen den „Safe<br />

Sport“ ermittelt, zum Tod dieses Menschen<br />

führt, sei der Name „Safe Sport“ fehl am Platze,<br />

denn dies sei natürlich alles andere als „safe“.<br />

Der Vorstand von „Safe Sport“ soll zurückgetreten<br />

sein und sein Konzept überdacht haben. Zuvor<br />

hatten sie gesagt, der Fall werde geschlossen.<br />

Der Vorstand wehrte sich mit den Worten,<br />

seine Aufgabe sei keine Strafverfolgung, sondern<br />

nur der Opferschutz. Man habe den Namen<br />

veröffentlicht, um andere Sportler zu warnen.<br />

Sprecher Dan Hill sagte zu USA Today: „Erst<br />

hiess es, wir täten nicht genug, um den Opfern<br />

zu helfen. Und nun heisst es, wir hätten zu viel<br />

getan.“ Der US-Verband und die ISU schrieben,<br />

wie schockiert sie von seinem Tod waren. Am<br />

Dienstag, den 29. Januar wurde Coughlin in Anwesenheit<br />

von vielen Mitgliedern der Eislauffamilie<br />

beerdigt. Als Vertreter der ISU nahm Alper<br />

Ucar, Kollege, Läuferspecher für Eistanzen und<br />

Läufermitglied des ISU-Tanzkomitees an der<br />

Trauerfeier in einer katholischen Kirche und der<br />

Beerdigung teil.<br />

Berichte über Selbstmorde sind heikel, aber die<br />

Öffentlichkeit muss korrekt informiert werden.<br />

Sollten Sie als Leser der Pirouette selbst das Gefühl<br />

haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren<br />

Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge<br />

(www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen<br />

Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-111<strong>02</strong>22<br />

erhalten Sie anonym Hilfe von Beratern, die Ihnen<br />

Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen<br />

können.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />


29<br />

Das erste „Preis-Kunsteislaufen“ für Damen in Europa<br />

Damen erobern den Eislaufplatz<br />

Der 24. <strong>Februar</strong> 1875 war ein historischer und ereignisreicher Tag in den Annalen<br />

des Wiener Eislauf-Vereins (WEV), der Geschichte des Eiskunstlaufens und des<br />

Frauensports. Nachdem in <strong>No</strong>rdamerika Frauen bereits ab 1862 in gemeinsamen Konkurrenzen<br />

mit den Herren oder in einer eigenen Damen-Kategorie starteten, sollte an<br />

diesem Tag der erste Eiskunstlaufwettbewerb für Damen in Europa stattfinden.<br />

Nach zahlreichen Versuchen gelang es mit Fritzi<br />

Latzel, Emma Hocke, Anna Tischler und den<br />

ohne Vornamen nur als „Fräulein“ bezeichneten<br />

Damen Polensky, Mayerle, Colini und Zimmermann<br />

eine ausreichende Anzahl emanzipierter<br />

Frauen für einen Wettbewerb zu gewinnen, die<br />

die Scheu vor einem Auftritt in der Öffentlichkeit<br />

und möglicher herablassender Beurteilung<br />

überwanden. Es wurde bedauert, dass sich von<br />

ursprünglich „fast einem Dutzend“ angemeldeter<br />

Starterinnen mehrere „hors concurs“ setzten<br />

und somit außer Konkurrenz teilnahmen. Galten<br />

sportliche Leibesübungen von Frauen allgemein<br />

als Verstoß gegen Anstand und Sitte, eroberten<br />

Damen im Zuge des allgemeinen „Tanzbooms“<br />

in Wien zunehmend das Eis. Frauen nahmen an<br />

Korsoabenden, Tanzkränzen und Kostümfesten<br />

teil und wurden auch Vereinsmitglieder im 1867<br />

gegründeten WEV. Dieser hatte die Aufgabe, für<br />

Bequemlichkeiten auf dem Eisplatz, geheizte<br />

Garderoben, gepflegtes Eis, regelmäßige Musikproduktionen<br />

und Eisfestivitäten zu sorgen. Die<br />

Organisation und Ausrichtung von sportlichen<br />

Wettbewerben rückte erstmalig 1872 mit dem<br />

„Internationalen Eissporttag“ in den Fokus.<br />

Seriöser Wettbewerb mit<br />

würdigen Rahmen<br />

Die Veranstalter verliehen dem Event einen seriösen<br />

und würdigen Rahmen. Auf der Vereins-<br />

15:00 Uhr zahlreiche Zuschauer ein. Das von<br />

Demeter Diamantidi - dem Gründungsmitglied<br />

des WEV und Protagonisten der „Wiener Schule“<br />

- ausgeschriebene Wettkampfprogramm umfasste<br />

nur Einzelelemente und Figuren. Gefordert<br />

waren: Bogen vor- und rückwärts, Doppel-<br />

(Bogenachter) und Triplebogenkombination (Bogen-Paragraph),<br />

der „Fliegende Merkur“, Walzer,<br />

Schlinge und Spirale. Die Ergebnisbildung erfolgte<br />

noch nicht mittels <strong>No</strong>ten, sondern nach<br />

„amerikanischer Sitte“ durch Abstimmung im<br />

Preisrichterkomitee. Mit einem Trompetensignal<br />

wurde jede Übung angekündigt und durch Franz<br />

Belazzi vorgeführt. Belazzi war 1872 Sieger des<br />

„Internationalen Eissporttages“ und trat im Anschluss<br />

am 21. Januar 1872 mit seinem Lehrmeister<br />

Jackson Haines im als „Amerikanischen<br />

Eislauf-Salon“ gestalteten Parterre des „Neustädter<br />

Theaters“ am Wenzelsplatz in Prag bei<br />

einem Schaulaufen gemeinsam auf.<br />

Die in „geschmackvollen Sportstoiletten“ gekleideten<br />

Damen führten die geforderten „Touren“<br />

mit großer Ernsthaftigkeit, Anmut und mit mehr<br />

oder weniger sportlichem Können aus. Zahlreiche<br />

glänzende Übungen seien „durch Beifall<br />

ausgezeichnet“ und „enthusiastisch begrüßt“<br />

worden. Das größte Problem für die Teilnehmerinnen<br />

stellte die Schlinge vorwärts auswärts<br />

dar. Das „Wiener Salonblatt“ stellte begeistert<br />

fest, dass die Teilnehmerinnen „mit den bewährten<br />

Amerikanerinnen<br />

ohne Gefahr in<br />

Konkurrenz treten“<br />

könnten. Den Vergleichsmaßstab<br />

konnte eigentlich<br />

nur Carrie Augusta<br />

Moore (USA) liefern,<br />

die 1873 mit<br />

einer Schaulauftournee<br />

in Europa<br />

gastierte.<br />

Zuschauerausschreitungen mit<br />

weitreichenden Folgen<br />

Nach Beratung und Abstimmung vergab das<br />

Preisrichterkomitee den ersten Preis an die als<br />

„Temposchleiferin“ bekannte Fritzi Latzel, den<br />

zweiten Preis an Frl. Polensky, den dritten Preis<br />

an Emma Hocke und den vierten Preis an Frl.<br />

Mayerle. Bis zur Preisverleihung verlief der<br />

Wettbewerb fair und reibungslos. Dies änderte<br />

sich bei der Verkündung des Ergebnisses. Die<br />

„Wiener Morgen-Post“ schrieb, dass sich anfangs<br />

ein leises Murren vernehmen ließ. Nachdem<br />

Emma Hocke, die als einzige Läuferin die<br />

Schlinge beherrscht haben soll, nur der dritte<br />

Preis zugesprochen wurde, hätte sich „heftiger<br />

Unwille“ einiger Zuschauer „in stürmischer Weise<br />

Luft“ gemacht. Ihr hätte nach des „Eisvolksstimme“<br />

der erste Platz zugestanden. Emma Hocke<br />

schlug daraufhin den ihr angebotenen Preis<br />

aus, worauf die gekränkte Fritzi Latzel auch ihren<br />

Preis zurückgab. „Alle wie sie da waren,<br />

Mütter, Ritter und Komitee-Menschen kamen<br />

nun übereinander“. Die versuchten Beschwichtigungen<br />

des WEV-Präsidenten, Baron Dr. Heinrich<br />

Bach, halfen nichts. Die Juroren mussten<br />

sich vor der aufgebrachten Menge in Sicherheit<br />

bringen und in der Vereinskanzlei einschließen.<br />

Die den Skandal verursachenden Zuschauer waren<br />

sich über die Tragweite ihres Handelns wohl<br />

nicht bewusst, denn sie schwebten ungeachtet<br />

ihres vorherigen Konflikts im anschließenden<br />

öffentlichen Eislaufen paarweise in Eintracht,<br />

Harmonie und mit großem Vergnügen bis in die<br />

späte Nacht über das Eis. Aufgrund der respektlosen<br />

und beleidigenden Betitelungen der Mitglieder<br />

des Preisrichterkomitees gab der Verwaltungsausschuss<br />

des WEV seinen Rücktritt bekannt.<br />

<strong>No</strong>ch schwerwiegender war jedoch, dass<br />

das Damenkunstlaufen öffentlich diskreditiert<br />

und Vorurteile der Kritiker in der Weise bedient<br />

wurden, dass eine reguläre sportliche Durchführung<br />

und Bewertbarkeit von Damenkunstlaufen<br />

nicht möglich wären. Das positive Ansinnen einer<br />

Förderung des Damenkunstlaufens verkehrte<br />

sich scheinbar ins Gegenteil. Dennoch war ein<br />

Anfang gemacht. Damit stellt dieser erste Wettbewerb<br />

einen Meilenstein in der Entwicklung<br />

des Frauensports dar. Dr. Matthias Hampe<br />

Erster Damenwettbewerb<br />

Eislaufgeschichte<br />

Eisbahn an der Landstraße Wien<br />

Eisbahn an der Landstraße wurde ein mit Bändern<br />

und Fahnen festlich geschmücktes Areal<br />

abgegrenzt. Die vom Preisrichterkomitee gestifteten<br />

Preise - eine goldene Damenuhr, Schlittschuh-Ohrringe,<br />

vergoldete Kufen, ein Gürtel –<br />

waren auf einem Tisch vor dem Preisrichterkomitee<br />

gut sichtbar drapiert. Eine Militärkapelle<br />

begleitete die sportlichen Darbietungen. Trotz<br />

großer Kälte von -12°C und heftigen Winds<br />

stellten sich zu Beginn der Konkurrenz um<br />

Rundtanzen am Eis - Eistanzen in Wien<br />

Quelle: www.eistanz-wien.at/de


30<br />

Jackson Haines<br />

Eislaufgeschichte<br />

Jackson Haines<br />

Die Auftritte des amerikanischen<br />

„Schlittschuhkünstlers“ in Deutschland<br />

Jackson Haines (1840-1875) gilt mit seinen theatralischen Eistanz produktionen<br />

und der Umsetzung von Musik in eisläuferische Bewegungen<br />

als Begründer des Eiskunstlaufens. Im Spätsommer 1864 reiste der US-Amerikaner<br />

nach Großbritannien. Ein erster Hinweis entstammt einer Werbung im<br />

„Morning Advertiser“ vom 27. September 1864 über seine Darbietung auf „Drawing<br />

Room Skates“ mit Quadrille, Varsovienne und Comedy in der „Oxford Music Hall“ in<br />

London. Es folgten Tourneen als Eis- und Rollschuhläufer durch ganz Europa, wobei<br />

seine Auftritte in Deutschland in der Fachliteratur zumeist unerwähnt bleiben.<br />

1865 „Tiergarten-Eisbahn“ und<br />

„Victoria-Theater“ Berlin<br />

Am 24. Januar 1865 um 14:30 Uhr gab Haines<br />

die erste von drei enthusiastisch aufgenommenen<br />

Vorstellungen mit jeweils verändertem Programm<br />

auf der Berliner „Tiergarten-Eisbahn“. Er<br />

trug eine schwarze, von einem breiten bunten<br />

Gürtel gehaltene Hose, eine schwarze Zuavenjacke<br />

mit vier angehefteten Medaillen am Revers,<br />

ein schwarzes Barett als Kopfbedeckung,<br />

schwarze Handschuhe und kurze Stiefel, an deren<br />

Sohle die Kufen direkt verschraubt waren.<br />

Um seine neuartigen Figuren, Schritte, Elemente<br />

und Innovationen zu beschreiben, fehlte damals<br />

noch das entsprechende Vokabular und eine<br />

entsprechende Systematisierung. So berichtete<br />

»<br />

die Berliner „Illustrirte Zeitung“ am 11. <strong>Februar</strong><br />

1865 (in der Rechtschreibung und den Worten<br />

des 19. Jahrhunderts):<br />

„Und in der That, Kunst, eine hohe, fast vollendete<br />

Kunstfertigkeit produzierte unser<br />

Schlittschuhläufer seinen Zuschauern. Er lief<br />

und tanzte, sprang und hüpfte, vorwärts,<br />

rückwärts, auf einem Beine, auf den Fußspitzen,<br />

in den unglaublichsten Kreisen und Windungen,<br />

hielt mitten im flüchtigsten Lauf<br />

plötzlich inne oder schwenkte ruckweise seitwärts<br />

ab, kurz und gut, er machte Evolutionen,<br />

die nur der glauben mag, der sie gesehen<br />

und die zu begreifen selbst die ausgezeichnetsten<br />

unserer Schlittschuhläufer vergeblich<br />

sich bemühten. Dabei denke man sich eine<br />

fast feenhaft zu benennende Leichtigkeit,<br />

Grazie und Anmuth, dazu die schmetternden<br />

Klänge der Musik des Kaiser-Franz-Grenadierregiments,<br />

und man wird es erklärlich finden,<br />

daß der Künstler sein Publikum, vom Könige<br />

herab durch alle Schichten der Gesellschaft<br />

nicht blos mit Entzücken, sondern mit unbegrenztem<br />

Enthusiasmus erfüllte.“<br />

«<br />

Jackson Haines, der<br />

amerikanische<br />

Schlittschuhkünstler,<br />

Holzstich von Hermann<br />

Scherenberg. Erschiennen<br />

in der „Illustrirte Zeitung“<br />

11.<strong>02</strong>.1865, Nr. 1865<br />

(Privatarchiv)<br />

Die Eisfläche war zwar gefegt, aber stark abgelaufen<br />

und furchig, was zu mehreren Stürzen<br />

führte. 10.000 zahlende Zuschauer sollen die<br />

Darbietungen auf dem Eis verfolgt haben, was<br />

ihm ein Honorar einbrachte, an welchem sich<br />

die „ersten Vertreter edlerer Künste wohl nur<br />

schwerlich messen könnten.“ Der Bericht enthält<br />

einen Holzstich von Hermann Scherenberg<br />

(1826-1897) „Jackson Haines – der amerikani-<br />

Die Jackson Haines-Inliner, Renlund-Museum Kokkola, Foto: privat


sche Schlittschuhkünstler“, der ihn bei einer<br />

„Eispartie“ in der Nähe der Rousseau-Insel zeigt.<br />

Der Turnpädagoge Hermann Otto Kluge (1818-<br />

»<br />

1882) versuchte in seiner Reportage in den<br />

„Neuen Jahrbüchern für die Turnkunst“ dessen<br />

Kunstproduktionen wie folgt zu beschreiben:<br />

„Rückwärtslauf, weiter und nachstellend auf<br />

gerader Linie und im Bogen; schnellen Wechsel<br />

aus rück- in vorwärts, sowohl Wechsel- als<br />

einbeinig; Gallopplaufen vor- und rückwärts,<br />

im Wechsel rechts und links vorstellend; Kibitzlaufen<br />

vor- und rückwärts, ohne und mit<br />

Umdrehen; Bogenschleifen nach aussen und<br />

innen, im Wechsel der Beine und Richtungen,<br />

wie auch auf einem Bein und mit Umdrehen<br />

in derselben Richtung weiter schleifend; Bogenschleifen<br />

zur Schnecke, wobei er am Ende<br />

des Schwunges die Fussspitze oder Ferse des<br />

schleiffreien Beines so aufstellte, dass sie in<br />

das Eis eingriff, er sich nun Beine schliessend<br />

zu immer kleineren Kreisen drehte, und endlich<br />

im Zehenstande auf dem aufgestellten<br />

Beine die Uebung abschloss; Kurzlaufen auf<br />

Fussspitzen vor- und rückwärts in schnellster<br />

Bewegung der Beine; Kreiseln auf einem Bein<br />

mit Spreizhalte des anderen. Bogenschleifen<br />

nach innen oder aussen, bei jedem Schliff<br />

Kniebeugen bis zum Hockstande, und Kniestrecken<br />

des Schleifbeins, mit Weghalten des<br />

anderen Beines; Sprung mit beiden Beinen im<br />

Laufen. Aus dem Knien, Sprung in Stand und<br />

Weiterlaufen; Schrittzwirbeln auf Fussspitzen<br />

im Wechsel mit Vor- oder Rückwärtslaufen,<br />

auch mit Bogenschleifen. Kurzes Gegendrehen<br />

«<br />

auf beiden und auf einem Beine; Kreiseln auf<br />

einem Beine mit Vor- und Rückschwenken des<br />

andern Beines (Schlankern). Nicht dargestellte<br />

Uebungen waren: das Gleiten in ganz geraden<br />

Linien, das Einschneiden von Buchstaben, das<br />

Springen mit Umdrehen, Springen auf einem<br />

Beine… Sehr gut machten sich seine Bewegungen<br />

im Takte der Musik.“<br />

Eine genaue Benennung seiner Tänze fehlte.<br />

Einzig die „Scene, einen ungeschickten Schlittschuhläufer<br />

darstellend“ fand Erwähnung, womit<br />

die clowneske Nummer „Le <strong>No</strong>vice“ mit<br />

Stolper- und Sturzeinlagen gemeint war. Haines<br />

gab zudem vier Vorstellungen auf seinen eigenproduzierten<br />

Inlinern im „Victoria-Theater“ in<br />

der Münzstrasse 20. Seine Inliner verfügten<br />

Haines und Adacker aus „Illustreret Tidende“, 07.<strong>02</strong>.1869, Nr. 489<br />

über vier unterschiedlich hoch in einem Rahmen<br />

gehängte Rollen. Der Rahmen war mittels fünf<br />

Stegen direkt an die Stiefelsohle verschraubt.<br />

Damit vermochte er außer dem Bremsen das<br />

Eislaufen auf der Bühne zu imitieren. Seine Inliner-Produktionen<br />

mit der Nachahmung des<br />

Schlittschuhlaufens sorgten für einen enormen<br />

Popularitätsschub dieser Leibesübung als Tanz<br />

auf dem Eis.<br />

1867 Lübeck, Hamburg, Berlin<br />

Auftritte auf Inlinern sind am 29. März im<br />

„Stadttheater“ Lübeck, am 4. und 6. April im<br />

„Stadttheater“ Hamburg sowie am 30. Juni und<br />

1. Juli 1867 im „Woltersdorff-Theater“ in der<br />

Chausseestraße 30 zu Berlin belegt. Zur Nachbildung<br />

des Eises und einer Winterlandschaft<br />

nutzte er eine präparierte Leinwand. Zu seinem<br />

Repertoire gehörten „Danse du Prophète“,<br />

„Grosses Potpourri“ und „Le <strong>No</strong>vice“. In Berlin<br />

zeigte er je zwei Produktionen, die als Vor- bzw.<br />

Zwischenspiel sowie als Finale in zwei Einaktern<br />

im Stil des Boulevardtheaters als Lustspiel, Posse<br />

oder Schwank in die Vorstellung eingebettet<br />

waren. Zudem gab er mit unbekanntem Datum<br />

ein Gastspiel im Berliner Hoftheater. Dort trat er<br />

in der Ballettszene „Les Patineurs“ der Oper „Der<br />

Prophet“ von Giacomo Meyerbeer auf.<br />

1868/69 „Woltersdorff-Theater“<br />

Berlin und Tournee nach Ostpreußen<br />

Mehrere Theaterzeitschriften berichteten über<br />

einen vom 10. bis zum 30. Oktober 1868 dauernden<br />

Gastspielzyklus von Jackson Haines mit<br />

seiner neuen Partnerin Leopoldine Adacker im<br />

„Woltersdorff-Theater“ zu Berlin. Haines bildete<br />

die Wiener Ballerina und Choristin im Roll- und<br />

Schlittschuhlaufen selbst aus. Sie brachte größere<br />

Abwechslung in sein Programm und sorgte<br />

für ein neues Hoch im fallenden Zuschauerinteresse.<br />

Nach einem ersten Einakter zeigte Adacker<br />

im Husaren-Kostüm einen „Pas Hongrois“<br />

oder alternativ einen „Cancan“. Danach folgte<br />

Haines mit seinem „Danse du Prophète“ oder einem<br />

„Pas de Deux du <strong>No</strong>rd“. Nach einem zweiten<br />

Einakter boten Adacker und Haines den in<br />

eine Paar-Nummer überarbeiteten Tanz „Le <strong>No</strong>vice<br />

et son Maitre“ oder ein „Neues Potpourri“<br />

dar, in der Adacker im beinfreien Ballett-Kleid<br />

für enormes Aufsehen sorgte. Im Januar 1869<br />

folgten Auftritte in Frankfurt (Oder), Bromberg<br />

(Bydgoszcz), Danzig<br />

(Gdansk), Elbing (Elblag)<br />

und Königsberg (Kaliningrad).<br />

Erwähnt sei, dass<br />

sich Haines und seine Elevin<br />

Adacker nach nicht<br />

einmal einem Jahr bereits<br />

wieder trennten. Adacker<br />

bildete ab <strong>No</strong>vember 1869<br />

mit dem <strong>No</strong>rweger Horatio<br />

Syr ein Revue-Duo, das die<br />

Tanz-Akrobatik auf Rollund<br />

Schlittschuhen als ein<br />

neues Genre entwickelte.<br />

Von 1874 bis 1877 tourte<br />

sie als Eis- und Rollkunstlauf-Ballerina<br />

sowie Velocipede-Solistin<br />

durch Europa.<br />

1870 Breslau<br />

Die letzten dokumentierten Auftritte von Jackson<br />

Haines in Deutschland fanden am 10. und<br />

11. Oktober 1870 im „Lobe-Theater“ Breslau<br />

(Wrocław) statt. Nach dem Einakter „Die vollkommene<br />

Frau“ zeigte Haines sein „Grosses<br />

Potpourri“. Danach folgte das Lustspiel „Der<br />

Präsident“ und als Finale „Le <strong>No</strong>vice“. Es ist von<br />

noch wesentlich mehr Aufenthalten in<br />

Deutschland auszugehen. Es fehlen aber entsprechende<br />

Nachweise.<br />

Die Auswirkungen auf das<br />

Eiskunstlaufen<br />

Die seltenen Auftritte von Jackson Haines in<br />

Deutschland waren zwar vielbeachtet, sie blieben<br />

jedoch relativ folgenlos für den nationalen<br />

Kunstlauf. Hermann Otto Kluge sah in ihm kein<br />

sportliches Vorbild und bemerkte, dass es in<br />

Berlin mehrere „gediegene Schlittschuhläufer“<br />

gäbe, die es mit Haines aufnehmen könnten. Er<br />

attestierte ihm gar Haltungsdefizite. Hingegen<br />

hatte Haines in Österreich, Russland und Skandinavien<br />

eine enorme Vorbildwirkung. Es bestanden<br />

Nachahmungseffekte, die die Entwicklung<br />

von Vereinen und regionalen Schulen forcierten.<br />

Die Ausarbeitung der „Wiener Schule“<br />

gehört dabei zu den bedeutsamsten Folgeerscheinungen,<br />

denn sie lieferte in dem 1881 erschienenen<br />

Lehrbuch „Spuren auf dem Eise“ die<br />

systematische Erfassung und theoretische Fundierung<br />

des Theater- und Figurenlaufens. Im<br />

„Wiener Regulativ bzw. Programm“ zur Durchführung<br />

von sportlichen Wettbewerben bildete<br />

Haines „Theaterlaufen“ das Muster für das sogenannte<br />

„Produktionslaufen“, das später als<br />

Kürlaufen Eingang in die Internationale Wettlauf-Ordnung<br />

fand. Dr. Matthias Hampe<br />

Leopoldine Adacker - Pas Hongrois“<br />

Quelle: Theatermuseum Wien<br />

www.theatermuseum.at<br />

31<br />

Jackson Haines<br />

Eislaufgeschichte


32<br />

News<br />

Wahl der Läufersprecher<br />

Bei der WM im März in Saitama und der Synchron-WM<br />

im April in Helsinki dürfen wie vor<br />

zwei Jahren alle Teilnehmer wieder ihre Sprecher<br />

für das ISU-Läuferkomitee wählen. Für den<br />

Einzel- und Paarlauf haben diesmal sich nur der<br />

Kanadier Eric Radford und der Usbeke Misha Ge<br />

beworben. Im Eistanzen meldete sich nur der<br />

Weißrusse Yuri Hulitski, der damit schon gewählt<br />

ist. Im Synchronlaufen kandidieren die<br />

Finnin Ida Hellström und die Schwedin Nathalie<br />

Lindqvist.<br />

Andrew Lavrik unter<br />

Verdacht<br />

Der Jungtrainer Andrew Lavrik (32) aus Hackensack/USA,<br />

der vor einigen Jahren für kurze Zeit<br />

mit Kavita Lorenz unter Igor Shpilband trainiert<br />

hatte, steht under dem Verdacht, im <strong>No</strong>vember<br />

2018 eine minderjährige Schülerin sexuell belästigt<br />

zu haben. Deshalb verbrachte er kurze<br />

Zeit in Untersuchungshaft, bevor er mangels<br />

Beweisen wieder auf freien Fuß kam und sogar<br />

wieder als Trainer arbeiten darf.<br />

Pierre Loup Bouquet Vater<br />

Der französische Eistänzer Pierre Loup Bouquet,<br />

der seit einigen Jahren als Profitänzer auf Schiffen<br />

und anderswo durch die Welt tourt, und<br />

seine Ehefrau Brooke wurden im Januar Eltern<br />

eines Sohnes namens Oliver.<br />

Gaby Seyfert auf einer Autogrammkarte von 1968<br />

Korrektur zu<br />

Jutta Müller-Artikel<br />

Einige Leser haben die Pirouette darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass der Artikel über Jutta<br />

Müllers 90. Geburtstag im Januarheft auf Seite<br />

43 einen Fehler enthielt. Vielen Dank für das<br />

aufmerksame Lesen! Gaby Seyfert wurde in den<br />

Jahren 1969 und 1970 nicht nur Vizeweltmeisterin,<br />

sondern sogar Weltmeisterin und vor allem<br />

Anzeige<br />

deshalb zum ersten<br />

großen Eislaufstar der<br />

DDR. Denn Ihre amerikanische<br />

Konkurrentin<br />

Peggy Fleming war<br />

schon 1968 und nicht<br />

erst 1970 zu den Profis<br />

übergetreten. Wir<br />

entschuldigen uns für<br />

den Fauxpas. krk<br />

Miroslav Kutina mit Winkler/Kutina, die Dritte<br />

im Paarlaufen geworden sind bei den Deutschen<br />

Meisterschaften 1978, Foto: privat<br />

Miroslav Kutina gestorben<br />

Der frühere Eiskunstlauftrainer Miroslav Kutina<br />

starb am 18. Januar im Alter von 89 Jahren in<br />

der Nähe von Rottweil. 1955 vertrat der gebürtige<br />

Tscheche sein Land bei der Eislauf-EM in Budapest.<br />

1970, nach dem Prager Frühling, emigrierte<br />

er mit seiner Familie nach Deutschland. Als<br />

Trainer arbeitete Kutina in Mannheim, Freiburg,<br />

Luxemburg, Hannover, Schwenningen und Balingen.<br />

Seinen größten Erfolg feierte er mit Brunhilde<br />

Baßler (der späteren Bruni Skotnicky) und<br />

Eberhard Rausch, die 1971 unter seiner Regie<br />

deutsche Vizemeister im Paarlauf wurden und<br />

zur Europa- wie zur Weltmeisterschaft fuhren.<br />

Bei der DM 1978 erreichte er mit Gabi Winkler<br />

und seinem Sohn Michal Kutina Platz drei. Tochter<br />

Monika ist als Trainerin und Technische Spezialistin<br />

ebenfalls im Eissport aktiv. Miroslav Kutina<br />

unterstützte bis ins hohe Alter erwachsene<br />

Läufer auf internationaler Ebene.<br />

aw<br />

Russische Teams dominieren Leon Lurje Trophy<br />

Viele Teams hatten den Weg ins zauberhafte Göteburg gefunden, um hier am letzten<br />

Januar-Wochenende an der traditionsreichen Leon Lurje Trophy teilzunehmen.<br />

Der Wettbewerb war bis vor einigen Jahren als die inoffizielle Weltmeisterschaft der<br />

Nachwuchsteams bekannt. Damals nahmen nur wenige Junioren- und Seniorenmannschaften<br />

teil; dies hat sich inzwischen sehr verändert. Die Teams kommen aus vielen<br />

Ländern, selbst der Weg aus Australien war nicht zu weit.<br />

Team Paradise, der zweimalige Weltmeister aus<br />

Russland, übernahm bereits im starken KP zu<br />

klassischer Musik souverän die Führung. Die<br />

Walzer-Kür dann war ein Gesamtkunstwerk. Es<br />

gab nicht eine einzige negative Elementebewertung,<br />

sondern die Ausführungswerte lagen zwischen<br />

+3 und +5 und die Komponenten über<br />

9,0. Die großartige Schlittschuhtechnik der Läuferinnen,<br />

beispielsweise im Twizzle-Element und<br />

auch ihre Flexibilität ist derzeit unerreicht. Die<br />

variantenreiche Musikauswahl und die verschie-<br />

denen Kreativ-Elemente im Feld machten jede<br />

Kür interessant und anders. Die Rockettes aus<br />

Finnland, ebenfalls mehrfache Weltmeisterinnen,<br />

zeigten eine sehr innovative und interessante<br />

Kür zum Thema „Radio“. Die technischen<br />

Werte waren bei den Top-Teams fast identisch,<br />

so auch bei den drittplatzierten Haydenettes<br />

(USA), die ihre sehr kurzweilige Kür zum in dieser<br />

Saison so beliebten „Greatest Showman“ mit<br />

tollen Ideen in den Kreativ-Elementen darboten.<br />

Das deutsche Team Skating Graces, das in einem<br />

starken Feld von neun Mannschaften den<br />

vorletzten Platz belegte, hatte in der gut aufgebauten<br />

Kür zu „Lost Airbenderer“ eine paar Probleme<br />

bei der Ausführung. Am besten gelang<br />

dem Team das sehr interessante Moves Element.<br />

Den Juniorenwettbewerb mit 15 Teams gewannen<br />

die Russinnen von „Sunrise 1“, die bei den<br />

nationalen Meisterschaften nur Dritter geworden<br />

waren. In Göteborg setzten sie sich aber<br />

mühelos und mit deutlichem Abstand zum sieggewohnten<br />

Team Fintastic durch. Das Team<br />

Starlights aus den USA vervollständigte das Podium.<br />

Die mit 12 Teams stark besetzte Nachwuchskategorie<br />

gewann Sunrise 2, ebenfalls aus<br />

Russland, mit unglaublichen 72,95 Punkten und<br />

einer ebenso phänomenalen Leistung. Mit großem<br />

Abstand folgten die finnischen Teams Crystal<br />

Blades und Ice Effect.<br />

mb


Mozartcup <strong>2019</strong><br />

Der bisher Beste?<br />

Nachwuchs A | Mozartcup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Mini Starlets – Deutschland 1 32.58<br />

2 Saxony Ice Pearls <strong>No</strong>vice<br />

Deutschland 2 23.86<br />

3 Munich Destiny – Deutschland 3 18.84<br />

4 Crazy Lemons – Österreich 4 15.98<br />

33<br />

Mozartcup<br />

Nach dem Teilnehmerrekord beim Mozartcup<br />

2018 setzte man in diesem<br />

Jahr mehr auf Qualität statt auf Quantität.<br />

Als im Sommer beim ISU-Kongress ein<br />

Antrag vorlag, der eine strikte Trennung<br />

zwischen ISU-Wettbewerben und Interclub-Wettbewerben<br />

vorsah, beschloss das<br />

Organisationskomitee, die Wettbewerbe in<br />

Salzburg auch namentlich zu trennen. Der<br />

ISU-Wettkampf heißt weiterhin Mozartcup,<br />

der Interclub-Wettbewerb ab diesem<br />

Jahr „Amadécup“. Mozart war auch schon<br />

in jungen Jahren ein Genie und genau so<br />

sollte das gemeint sein. Ob dies nun dazu<br />

beitrug, dass in den Interclub-Kategorien<br />

weniger Teilnehmer waren, sei dahingestellt.<br />

Es könnte auch daran liegen, dass es<br />

in dieser Saison wieder neue Synchroneislauf-Wettbewerbe<br />

geben wird, zum Beispiel<br />

den „Cup of Dresden“ im <strong>Februar</strong>.<br />

Meisterklasse | Mozartcup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 <strong>No</strong>va (CAN) – Kanada 3 2 215.86<br />

2 Marigold Ice Unity – Finnland 4 1 215.04<br />

3 Crystal Ice – Russland 2 4 213.50<br />

4 Team Unique – Finnland 1 5 211.40<br />

5 Haydenettes – Ver. Staaten 5 3 208.63<br />

6 Skyliners Senior – Ver. Staaten 6 6 194.23<br />

7 Team Berlin 1 – Deutschland 7 7 158.53<br />

8 Olympia – Tschechien 8 8 126.88<br />

9 Team Passion – Ungarn 9 9 123.98<br />

10 Team Illumination – Niederlande 10 12 103.98<br />

11 <strong>No</strong>va (AUS) – Australien 11 10 100.63<br />

12 Starlight Team – Schweiz 12 11 99.28<br />

13 Zagreb Snowflakes Senior – Kroatien 13 14 90.47<br />

14 Sweet Mozart – Österreich 14 13 88.73<br />

Junioren | Mozartcup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Crystal Ice Junior – Russland 1 1 194.46<br />

2 Skyliners Junior – Ver. Staaten 2 2 181.41<br />

3 Team Mystique – Finnland 3 4 170.62<br />

4 Nexxice Junior – Kanada 4 3 162.01<br />

5 <strong>No</strong>va Junior – Kanada 5 5 142.40<br />

6 Hockettes – Ver. Staaten 6 6 137.40<br />

7 Jeanne d‘Arc – Frankreich 7 7 131.17<br />

8 Fire Blades – Finnland 8 8 126.63<br />

9 Team Darlings – Tschechien 9 9 120.42<br />

10 Team Estreija – Finnland 10 10 116.10<br />

11 Team Convivium – Schweden 11 11 110.83<br />

12 Team Illuminettes – Niederlande 12 12 80.49<br />

13 Zagreb Snowflakes Junior – Kroatien 13 13 67.95<br />

Jugend | Mozartcup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Valley Bay Synchronics – Finnland 1 63.98<br />

2 Team Soleil – Finnland 2 55.15<br />

3 Cool Dreams <strong>No</strong>vice – Schweiz 3 46.22<br />

4 Team Harmony – Schweden 4 46.03<br />

5 Ice Energy – Finnland 5 43.87<br />

6 Kometa Advanced <strong>No</strong>vice<br />

Tschechien 6 43.77<br />

7 Zagreb Snowflakes Advanced <strong>No</strong>vice<br />

Kroatien 7 43.14<br />

8 Gemini – Tschechien 8 40.33<br />

Weltmeister von 2013, Team Unique aus Finnland,<br />

die mehrfachen Medaillengewinner Haydenettes<br />

und deren nationale Verfolger Skyliners<br />

aus den USA, das neue russische Seniorenteam<br />

Crystal Ice und ein international noch relativ<br />

unbekanntes Team aus Kanada: <strong>No</strong>va. Auch bei<br />

den Junioren waren die Vizeweltmeister Skyliners<br />

aus den USA und die Dritten der Junioren-<br />

WM, Crystal Ice Junior mit dabei. Team Mystique<br />

aus Finnland und Nexxice Junior aus Kanada<br />

sind ebenfalls keine Unbekannten.<br />

Nachwuchs B | Mozartcup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Valley Bay Synchronics – Finnland 1 63.98<br />

2 Team Soleil – Finnland 2 55.15<br />

3 Cool Dreams <strong>No</strong>vice – Schweiz 3 46.22<br />

4 Team Harmony – Schweden 4 46.03<br />

5 Ice Energy – Finnland 5 43.87<br />

6 Kometa Advanced <strong>No</strong>vice<br />

Tschechien 6 43.77<br />

7 Zagreb Snowflakes Advanced <strong>No</strong>vice<br />

Kroatien 7 43.14<br />

8 Gemini – Tschechien 8 40.33<br />

Die Küren der Basic <strong>No</strong>vice Teams sollten der<br />

erste Wettbewerb sein und dieser endete sehr<br />

erfolgreich für Deutschland, denn gleich drei<br />

deutsche Teams landeten auf dem Podest. Die<br />

Mini Starlets aus Bad Aibling konnten ihre nationalen<br />

Konkurrentinnen aus Dresden, die Saxony<br />

Ice Pearls, und aus München, das neue Team<br />

Munich Destiny, auf die Plätze zwei und drei<br />

verweisen. Vierte wurden die Österreicherinnen<br />

Crazy Lemons aus Traun.<br />

Der Kurzprogrammtag sollte die ersten großen<br />

Überraschungen bringen. In der Juniorenkategorie<br />

lief noch alles wie erwartet, Crystal Ice lief<br />

mit dem KP des letzten Jahres zur Musik „Believer“<br />

von den Imagine Dragons zum ersten Platz.<br />

Eigentlich hatte das Team „The Greatest Showman“<br />

als Musik angegeben, entschied<br />

jedoch vor dem Mozartcup,<br />

doch das alte KP zu laufen. Die<br />

Trainerin verriet, dass vor der Junioren-WM<br />

noch einmal die Musik geändert<br />

wird, wir können gespannt sein!<br />

Das Juniorenteam der Skyliners und<br />

Synchron<br />

So wie in jedem Jahr fanden an den ersten beiden<br />

Tagen die ISU-Wettbewerbe in den höchsten<br />

Kategorien Senioren, Junioren, Advanced<br />

<strong>No</strong>vice und Basic <strong>No</strong>vice statt. In allen Kategorien<br />

waren sehr gute Teams am<br />

Start, alle voran die Weltmeister von<br />

2018, Marigold Ice Unity und die<br />

Sweet Mozart<br />

Foto: Rudolf Angler


34<br />

Synchron<br />

Mozartcup<br />

<strong>No</strong>va aus Kanada<br />

Fotos: www.Synchrophoto.eu<br />

Marigold Ice Unity<br />

besten Teams der Welt. An diesem Tag konnte<br />

Team Unique mit einer nahezu perfekten Performance<br />

begeistern. Die Halle und die Preisrichter<br />

waren begeistert von dem modernen KP und das<br />

Team erhielt 84,30 Punkte, was fast an den<br />

Weltrekord von Team Surprise von 2004 in<br />

Neuchâtel herangekommen wäre. Die regierenden<br />

Weltmeisterinnen von Marigold Ice Unity<br />

konnten mit einem Sturz im Durchkreuzen und<br />

einem insgesamt eher unsicher wirkenden Programm<br />

nur den vierten Platz erreichen. Den<br />

zweiten Platz im KP sicherte sich Crystal Ice aus<br />

Russland vor <strong>No</strong>va aus Kanada. Die amerikanischen<br />

Teams Haydenettes und Skyliners haben<br />

bei jeweils zwei Elementen nicht den geplanten<br />

technischen Wert bekommen und landeten somit<br />

auf Platz fünf und sechs. Team Berlin 1 zeigte ein<br />

solides Kurzprogramm, hatte aber einen Sturz im<br />

Durchkreuzen und einige geplante Levels nicht<br />

bekommen. Das Ergebnis aus dem Kurzprogramm<br />

versprach also eine spannende Kür.<br />

Am Kürtag waren als erstes die Advanced <strong>No</strong>vice<br />

Teams dran: fast alle Teams hatten Stürze in ihren<br />

Programmen und waren daher überrascht<br />

über die hohen Punkte – leider war das nur ein<br />

mathematischer Fehler, denn im Kalkulationssystem<br />

war ein „general segment factor“ mit 1,2<br />

statt 1,0 eingegeben. Das Ergebnis musste also<br />

revidiert werden. Der erste Platz ging an Valley<br />

Team Mystique zeigten solide Programme und<br />

sicherten sich den zweiten und dritten Rang<br />

nach dem KP.<br />

Der KP-Bewerb der Meisterklasse versprach spannend<br />

zu werden. War es doch der erste große internationale<br />

Wettkampf <strong>2019</strong> mit neuen GOEs<br />

und direktem Vergleich zwischen einigen der<br />

Team Berlin 1 im Kurzprogramm


35<br />

Synchron<br />

Mozartcup<br />

Chrystal Ice Junior<br />

Bay Synchronics aus Finnland, Zweite wurden<br />

Team Soleil – ebenfalls aus Finnland - und Dritte<br />

die Schweizer Cool Dreams <strong>No</strong>vice – diese hatten<br />

zwar auch mehrere Stürze, aber insgesamt<br />

ein sehr schönes Programm und sich den dritten<br />

Platz redlich verdient.<br />

Bei den Junioren blieb das Ergebnis wie im KP.<br />

Crystal Ice Junior, Skyliners Junior und Team<br />

Mystique zeigten tolle Programme. In Finnland<br />

und den USA stehen noch die Qualifikationsbewerbe<br />

an, Crystal Ice kann das Feedback nun<br />

schon nutzen, um sich auf die Junioren-WM<br />

vorzubereiten.<br />

Der Meisterklassen-Bewerb begann mit dem<br />

Heimteam Sweet Mozart, das eine solide Leistung<br />

zeigte und damit in der Kür die langjährigen<br />

Konkurrentinnen von den Zagreb Snowflakes<br />

schlagen konnte, jedoch in einigen Bereichen<br />

noch Aufholbedarf hat. Captain Katharina<br />

Devitofranceschi sagte: „Wir sind sehr zufrieden<br />

mit unserer Kür. Natürlich gibt es noch überall<br />

Verbesserungsmöglichkeiten und wir werden<br />

weiter hart trainieren und uns auf die WM in<br />

Helsinki vorbereiten.“ Auch die Starlights aus<br />

der Schweiz arbeiten an einer WM-Teilnahme.<br />

Sie sind nun nach einer Pause die erste Saison<br />

wieder im ISU Seniorenbereich am Start und<br />

müssen eine Mindestpunktezahl erreichen, die<br />

vom Schweizer Verband vorgegeben wurde. Diese<br />

schafften sie beim Mozartcup noch nicht.<br />

Team Berlin 1 hatte einen gefährlich aussehenden<br />

Sturz in der Hebung – es ist zum Glück<br />

nichts Schlimmes passiert. Die stürzende Läuferin<br />

hat – passend zum Programm, in dem es um<br />

Ninjas geht - eine Judorolle im Abgang gemacht.<br />

Das Programm ist aber sehr interessant<br />

und kann, wenn fehlerfrei gelaufen, sicher noch<br />

viel mehr Punkte bringen.<br />

Eines der Highlights war die Kür der Haydenettes.<br />

Sie liefen ein schwungvolles und aufregendes<br />

Programm zur Musik von „The Greatest<br />

Showman“ und gingen in Führung. Auch für die<br />

interne amerikanische Konkurrenz mit den Skyliners<br />

setzten sie ein starkes Zeichen.<br />

In der letzten Einlaufgruppe der Meister sollte<br />

es zu einem echten Showdown kommen. Team<br />

Unique, die Führenden nach dem KP, wollte<br />

sich mit ihrem Programm „Insomnia“ den Sieg<br />

holen und musste sich am Ende mit dem undankbaren<br />

vierten Platz begnügen. Mehrere<br />

Stürze und Unsicherheiten waren im starken<br />

Starterfeld nicht zu kompensieren. Crystal Ice<br />

zeigte eine tolle Kür zum Thema Bollywood, die<br />

nicht nur die Preisrichter, sondern auch das Publikum<br />

begeisterte. Die Überraschung des<br />

Abends war allerdings das kanadische Team<br />

<strong>No</strong>va: Die Kür klappte perfekt und hatte einige<br />

spektakuläre Passagen – viele kreative Übergänge<br />

und Elemente waren auch deshalb möglich,<br />

weil zwei Männer im Team sind, die Eistanz-Elemente<br />

mit ihren Partnerinnen zeigen<br />

konnten. Mit der vorletzten Startnummer ging<br />

<strong>No</strong>va in Führung, was schon eine kleine Revolution<br />

war, und die gesamte Halle wusste, dass<br />

Marigold Ice Unity nun ein perfektes Programm<br />

zeigen musste, um noch von Platz 4 auf das<br />

oberste Treppchen zu springen. Marigold zeigte<br />

sich kampfbereit mit der Kür zur Musik von<br />

„Transformers“ und lieferte ein sehr gutes Programm<br />

ab. Am Ende fehlten jedoch 0,82 Punkte<br />

zum Sieg und der Überraschungssieger des Mozartcups<br />

hieß <strong>No</strong>va.<br />

Wie in Finnland wird es nun also auch in Kanada<br />

eine sehr schwierige Qualifikation für die<br />

Weltmeisterschaften <strong>2019</strong> geben. In beiden<br />

Ländern gibt es jeweils drei Teams, die das Potenzial<br />

haben, Weltmeister zu werden. Beide<br />

Länder haben aber nur zwei Startplätze.<br />

Sehr gute Leistungen gab es auch in den <strong>No</strong>n-<br />

ISU-Kategorien. Der Amadécup ist zwar im Vergleich<br />

zu den letzten Jahren etwas kleiner ausgefallen,<br />

aber dennoch nahmen 21 Teams aus<br />

ganz Europa teil. Während in der Adult und<br />

Mixed Age Kategorie finnische Teams gewannen,<br />

konnten in der Juvenile Kategorie die Ungarinnen<br />

vom Team FrostWork den Sieg holen.<br />

Erfreulich war der Amadécup auch für die deutschen<br />

und österreichischen Teams. Bei den<br />

Adults wurde Red Sunshine Zweiter und Lemon<br />

Ice aus Traun konnte sich zum 10-jährigen Jubiläum<br />

zum ersten Mal einen Podiumsplatz bei<br />

einem internationalen Bewerb holen. Bei Mixed<br />

Age wurden die Butterfl’ice aus Neuss Zweite<br />

und Munich Synergy Dritte.<br />

Insgesamt war der Mozartcup eine sehr erfolgreiche<br />

Veranstaltung, gut besucht und durch<br />

den Livestream in die ganze Welt hinausgetragen.<br />

Es schmerzt ein bisschen, dass es im<br />

nächsten Jahr wegen der im Januar stattfindenden<br />

Europameisterschaften in Graz keinen Mozartcup<br />

geben wird, aber spätestens 2<strong>02</strong>1 wird<br />

er wieder zurück sein. Carmen Kiefer, die Vorsitzende<br />

des Organisationskomitees, hat außerdem<br />

angekündigt, dass der Österreichische Eiskunstlaufverband<br />

sich mit Salzburg für die WM im<br />

Synchroneislaufen 2<strong>02</strong>2 bewerben wird – es<br />

wäre die erste Synchron-WM in Österreich.<br />

Theresa Katzlinger<br />

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