Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

96 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
überhaupt nicht! Also auch zum Beispiel
bei meiner Laufbahnberaterin
wurde ich sehr gelobt, weil sie gesagt
hat, dass ich immer sehr zielstrebig
bin und trotzdem, dass ich Leistungssportlerin
bin, sehr, sehr schnell studiere.
Sie hat da andere Kandidaten
aus den olympischen Sportarten, die
da wesentlich langsamer sind als ich.“
(ATOS8_Rollstuhltennis)
Mannschaftssport am PTS: Nutzen (nur)
im Falle der Anwesenheit einer Vielzahl an
Spielerinnen und Spielern
Aus Sicht der Mannschaftssportlerinnen und
-sportler sind vor allem diejenigen Stützpunkte
interessant für Aktive des Para Sports, an denen
viele Para-Sportlerinnen und Sportler trainieren.
Gleichzeitig sind sich die Befragten einig,
dass es eine gewisse Zeit braucht, einen derartigen
Stützpunkt dahingehend zu entwickeln, bis
er tatsächlich zugkräftig wirkt:
„Es sind dann über die Jahre hinweg
auch immer mehr Sportler dazugekommen.
Ob nun aus der U-22 oder
aus dem Herrenbereich oder auch
aus der U-19 sogar. Also wir haben
uns jetzt zu einem sehr sehr guten
Stützpunkt entwickelt. […] Die Leute
kommen eigentlich in erster Linie
hierher, weil sie am OSP trainieren
wollen. […] Weil wir so gut verzahnt
sind mit dem OSP, weil unser Verein
[gemeint ist der stützpunkttragende
Verein] die Strukturen richtig nutzt,
nicht ausnutzt. Also das ist wirklich
die Sache. Also das sind wirklich
Athleten, die in anderen Vereinen
groß geworden sind und dort Erfolg
hatten und dann gemerkt haben:
Ach, die in [Stützpunktstandort], die
können noch mehr trainieren, weil
die noch den OSP dabei. haben, die
haben noch bessere Unterstützung
mit all den anderen Punkten, die wir
halt haben, sei es Physio, Laufbahnberatung,
Sportpsychologie etc., alles
sowas an einem Ort komprimiert.“
(AT20_Rollstuhlbasketball]
„Ja, die letzten anderthalb Jahren
waren es eigentlich nur mein Trainer
und ich hauptsächlich, und jetzt
fängt es so langsam an, dass zwei,
drei Leute auch öfter mal dazu kommen.
[…] Ich war der erste, der sich
getraut hat, hier nach [Stützpunktstandort]
zu kommen, und jetzt so
nach zwei, drei oder vier Jahren merken
so die ersten, dass es wahrscheinlich
nichts Besseres gibt, als an einem
Bundesstützpunkt zu sein, wenn man
bei den Paralympics was reißen will.“
(AT8_Badminton)
Vorteile des Trainings im PTS-Setting
gegenüber dem Vereinssetting
Alle an einem Stützpunkt regelmäßig trainierenden
Befragten betonen, es wertzuschätzen,
auf diese Weise einer Trainingsgruppe zugeordnet
zu sein (Bsp. AT12_Ski Nordisch: „[…] dass
ich eine Trainingsgruppe hier habe“). Viele Kadersportlerinnen
und -sportler, die ausschließlich
im Vereinssetting trainieren, bewegen sich
in Trainingsgruppen, deren Mitglieder größtenteils
nicht dem Niveau von Kadersportlerinnen
und -sportlern entsprechen, so dass es keine
für sie förderliche Leistungsdichte gibt, die sie
wachsen lässt. An einem PTS sind durch die
Konzentration von möglichst vielen Athletinnen
und Athleten die Gegebenheiten im Gegensatz
anders:
„Wir haben hier die Möglichkeiten,
auf höchstem Niveau zu trainieren –
weil die Vereine alleine eben oft nicht
reichen.“ (AT5_Rollstuhlbasketball)
Diese vielfältigen Gegebenheiten sind an
Vereinsstandorten kaum realisierbar, wie das
folgende Zitat zum Ausdruck bringt:
„Ich sehe da relativ viele Vorteile, [am
Stützpunkt trainieren zu können]. Ich
meine, ich habe ja den Vergleich mit
[Wohnort & Vereinsstandort]. [Der
Vereinsstandort] ist natürlich nicht
so krass ausgestattet.“ (AT13_Leichtathletik)
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland