Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

90 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
mit einer Mitstudentin, die ich mir
selbst organisiert habe. Also auch da
gab es keine Unterstützung. Genauso
wie Schwimmen, das läuft alles über
die Unterstützung der Mitstudenten.
Und Hochsprung habe ich mir auch
selber organisiert, aber das ist eher
mehr so ein Nebending sage ich jetzt
mal, was ich dann so mal mache.
Donnerstags fahre ich immer nach
[Name einer weiteren Stadt] zum
Training. Das sind dann dreieinhalb
Stunden hin, dreieinhalb Stunden
zurück. Das ist leider so und am Wochenende
sind meistens Wettkämpfe
und wenn keine Wettkämpfe sind,
dann bin ich wieder an der Sporthochschule
genauso wie mittwochs
dann wieder in dem Leichtathletikzentrum
der Sporthochschule und
trainiere dort.“ (ATOS10_Blindenfußball)
7.5.3 Positive Beurteilung des
aktuellen Trainingssettings
Innerhalb der Stichprobe offenbaren sich im Hinblick
auf die Bewertung der eigenen Trainingssituation
eindeutige Unterschiede zwischen den
Aktiven mit und ohne PTS-Anbindung. Darüber
hinaus ist in diesem Zusammenhang zwischen
Individual- und Mannschaftssportlerinnen und
-sportlern zu differenzieren.
Positive Beurteilung seitens der Kaderathletinnen
und -athleten mit PTS-Anbindung
Fast alle Sportlerinnen und Sportler, deren
Sportart einem PTS zugeordnet ist und die in
der Nähe des jeweiligen Stützpunktes wohnen,
berichten Positives und geben sich als sehr überzeugt
von den am PTS für sie gebotenen Gegebenheiten.
Auffällig ist, dass vor allem diejenigen
Befragten, deren Stützpunkt alteingesessen
ist, das heißt, bereits seit Beginn des Stützpunktsystems
im Jahr 2009 besteht, in den höchsten
Tönen von ihrer Trainingssituation sprechen.
Neben den kurzen Wegen wird insbesondere
die Vielfalt an hervorragend ausgestatten Trainingsstätten
und an Personal hervorgehoben:
„Da sind viele Vorteile, also abgesehen
von den kurzen Wegen, die wir
eben hatten, ist es einfach so, dass alles,
was ich für mein Training brauche,
einfach da ist. Also ich komme ja
aus einem Dorfverein vom Fußball
her, da liegen Welten dazwischen.
Also auch dieser Luxus zu sagen:
‚Ach ja, guck mal, die Sonne scheint, es
ist ganz schön, ich trainiere draußen.‘
oder ‚Oh es fängt an zu regnen, dann
gehe ich halt in die Halle und werde
nicht nass.‘ Das ist der absolute Luxus
in meinen Augen. […] Dann die allgemeine
Ausstattung, also es halt einfach
alles da. Es ist nicht einfach nur
eine Bahn da, und es liegt auch nicht
einfach nur ein Läufer da, damit man
nicht immer auf dem Tartan laufen
muss. Es sind die Medizinbälle da, der
Kraftraum ist vollständig ausgestattet,
es gibt ein Theraband, wenn man
eins braucht. Dann hat man ja auch
nicht nur die eigenen Trainer, die auf
der Anlage rumlaufen, da sind sehr
viele Stützpunkttrainer ja logischerweise
vor Ort und wenn man dann in
die Situation kommt, dass der eigene
Trainer nicht da ist und man hat ein
Problem mit dem Trainingsplan oder
ich hatte das gestern, als es so geschüttet
hat, dass ich die Übung draußen
einfach nicht machen konnte, weil ich
mich hemmungslos auf die Nase gelegt
hätte, da kann man einfach hingehen
und fragen ‚Hey du, kannst du
mir das spontan adäquat ersetzen?‘
[…] Wenn irgendwas ist greife ich ja
auch nur zum Telefon und rufe halt
jemanden an, der mir weiterhelfen
kann und dann kriege ich diese Hilfe
auch und wenn es halt nicht unbedingt
schnell gehen muss, dann kann
man auch eine E-Mail schreiben oder
so, also eigentlich, wenn man irgendeine
Frage hat wird einem [weitergeholfen],
also ich hatte [es] jetzt noch
nie, dass mir nicht geholfen werden
konnte, wenn ich irgendein Anliegen
hatte.“ (AT17_Leichtathletik)
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland