Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

156 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
„Es wäre für mich das Optimum,
wenn der paralympische Stützpunkt
und der olympische Stützpunkt eine
gemeinsame Struktur haben. [Wenn
beides] in einem Bundesstützpunkt
organisiert ist mit einer Stützpunktleitung,
wo dann die Trainer natürlich
ganz klar ihre Aufgaben im
paralympischen und olympischen
Bereich zugeordnet bekommen, aber
man ganz gezielt gemeinsame Trainingsgruppen
entwickelt, da wo es
wie gesagt Sinn macht. Das ist nicht
überall gleich und einfach umzusetzen,
aber das ist dann eben zu gestalten.
[…] Dass man auf diese Art
und Weise Synergien nutzt und zum
Beispiel auch Diagnostikkonzepte,
soweit das dann möglich ist, überträgt.
[…] Das heißt, wenn ein Arm
oder ein Bein fehlt, habe ich natürlich
ein ganz anderes Leitbild zum
Beispiel für die Schwimmtechnik.
Aber ich kann die Optimierungsbasis
für alle gleichermaßen nutzen.
Die Kamerasysteme, die für die
olympischen Schwimmer sind, kann
ich natürlich genauso gut für die
paralympischen Schwimmer einsetzen.
Und die Kraftdiagnostiksysteme
können wir auch für beide einsetzen.
Natürlich dann mit ganz anderen,
unterschiedlich angepassten
Einstellungen. Also ich sehe schon
ein sehr großes Potenzial in einem
gemeinsamen Stützpunkt eine gemeinsame
Systematik auch in vielen
Bereichen umzusetzen, mit der honen
Sinn, was macht für den anderen
Sinn?! Aber die Möglichkeiten haben
alle die sind gleich unabhängig davon,
ob es ein Tischtennisspieler, ein
Paraleichtathlet, ein Judoka oder
ein Sitzvolleyballer ist, das ist alles
möglich. […] Wenn man sich die verschiedenen
paralympischen Disziplinen
anschaut, die wir betreuen, ist
sicherlich das Thema Leichtathletik
mit Abstand am weitesten entwickelt,
wo auch unsere begleitenden Servicemaßnahmen
am meisten genutzt
werden.“ (OSP7)
Auf diese positiven Erfahrungen wollen
die meisten Befragten aufbauen und die Zusammenarbeit
vertiefen:
„Von unserer Seite ist es eine Gleichbehandlung.
[…] Und für uns ist es
so, dass wir sagen, aufgrund unserer
Standortbedingungen haben wir
durchaus das Bestreben, uns auch
weiter zu etablieren als Partner im
Paralympischen Sport“ (OSP12).
Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass
die uneinheitlichen Strukturen und Prozesse im
paralympischen und olympischen Sport für die
konkrete Zusammenarbeit am Stützpunkt hinderlich
waren. Als eine Herausforderung wird
wahrgenommen, dass der Behindertensport
auf der einen Seite und der Nichtbehindertensport
auf der anderen Seite unterschiedlichen
Dachsportorganisationen zugeordnet sind, was
u. a. zu unklaren Zuständigkeiten und erschwerten
Kommunikationswegen führt:
Die Prozesse laufen da einfach noch
nicht so rund und das hängt für mich
damit zusammen, dass der DOSB
ja nicht für den DBS zuständig ist,
aber irgendwie der DBS doch wieder
in Abstimmung mit dem DOSB
an manchen Stellen agieren soll, an
manchen aber nicht. In BMI selbst
[sind olympischer und paralympischer
Sport] an zwei verschiedenen
Referaten angesiedelt, das macht
die Kommunikation auch nicht einfacher.
[…] [Was fehlt, ist eine klare]
Zuständigkeitsklärung. […] Und dass
muss man allen im System Beteiligten
klar machen. Ich denke, da haben
wir noch Optimierungspotenzial.“
(OSP12)
Als wünschenswert wird eine gemeinsame
Stützpunktleitung genannt, die die Nutzung
von Synergieeffekten erleichtern würde:
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland