Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

148 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
7.13 Kooperationen
im Kontext der
paralympischen
Stützpunkte
In den Interviews wird deutlich, dass ein zentraler
Erfolgsfaktor eines PTS die Zusammenarbeit
mit verschiedenen Partnern ist. Auffällig ist, dass
von mehreren Standorten berichtet wird, dass
es bereits (lange) vor Etablierung des jeweiligen
Stützpunkts vor Ort eine Tradition der Kooperation
des Para Sports mit entscheidenden Partnern
zum Beispiel aus dem Bereich des Nichtbehindertensports
gab. Dies fußt vor allem auf das
Engagement von Einzelpersonen, die eine langjährige
Expertise im Para Sport aufweisen, sich
der Wichtigkeit von Kooperationen seit langem
bewusst sind und somit über ein umfassendes
Netzwerk verfügen. Diejenigen Standorte, an denen
derartige Persönlichkeiten des Para Sports
heute tätig sind, profitieren zweifellos von diesen
über eine lange Zeit aufgebauten Netzwerken
(im Besonderen betrifft dies im vorliegenden
Sample die Standorte 1, 5 und 6).
Im aktuellen Tagesgeschäft erfolgt die
Kommunikation mit verschiedenen Institutionen
und Partnern in erster Linie seitens
derjenigen Person, die am PTS offiziell oder
inoffiziell die Leitungsfunktion ausübt und
die die Interessen des Stützpunktes nach außen
vertritt. Bei Nicht-Vorhandensein einer
offiziellen Stützpunktleitung handelt es sich
dabei je nach Standort um die Vertreterin/den
Vertreter des stützpunkttragenden Vereins, um
eine Vertreterin/einen Vertreter des Landesbehindertensportverbandes,
um eine Vertreterin/einen
Vertreter des OSPs oder auch um
die Stützpunkttrainerin/den Stützpunkttrainer.
Der Stützpunktleiter des Standorts 2 beschreibt
exemplarisch die Wichtigkeit eines gut funktionierenden
Netzwerkes mit zentralen Kooperationspartnern:
„Unser [PTS] funktioniert, weil es uns
gelingt, die drei Player im Behindertensport,
also den Verein, den Landesverband
und den Bundesverband,
zusammenzukriegen. Und ich ver-
suche halt, oder wir versuchen, dass
möglichst viele von unseren Top-Athleten
auch irgendwie auf DBS Ebene
[kommen], über die Lehrgänge zum
Beispiel – da läuft sehr viel. Dass eben
auf der Landesebene unsere Landeskader
unterstützt werden und dass
wir natürlich unsere Sportler als
Verein auch nochmal unterstützen.
Und dass wir da ebenso eine interne
Förderstruktur haben, wo wir auch
soziale Gesichtspunkte [berücksichtigen]
mit dem Internat und so. Da
fördern wir den einen oder anderen
schon mal, […] und wie gesagt, das
Zusammenspiel der drei Sachen [Verein,
Landesverband, Bundesverband]
ist erstmal die Grundvoraussetzung“
(SL2).
In Tabelle 27 sind die nach Meinung der
Befragten wichtigsten Partner der paralympischen
Stützpunkte aufgeführt. Diese Übersicht
basiert auf den subjektiven Angaben aus den
Interviews, was jedoch keiner eindeutigen Gewichtung
gleichkommt. Vielmehr soll die Tabelle
die Vielzahl an Partnerinstitutionen und
damit die Komplexität von Kooperationen, aber
auch Abhängigkeiten im Arbeitsprozess eines
Stützpunktes verdeutlichen.
Tab. 27. Partnerinstitutionen der paralympischen Stützpunkte,
in den Interviews als wichtig bezeichnet
– Landesbehindertensportverband (SL1, SL2, SL3,
SL4, SL7)
– Landessportbund (SL1, SL2, SL3, SL4, SL7)
– OSP (VV1, VV3, SL2, SL1, SL3, SL4, SL7)
– Partner für duale Karriere (z. B. Eliteschulen des
Sports, Internat, WG, Universität, Arbeitgeber)
(VV1, VV3, SL1, SL2, SL4, SL3, SL7)
– Deutscher Behindertensportverband DBS (SL2,
SL3, SL4, SL7)
– Stützpunkttragender Verein (SL1, SL2, SL4, VV3)
– Sponsoren des stützpunkttragenden Vereins (VV3,
SL1, SL2)
– Landesleistungszentrum oder Landesstützpunkt
des olympischen Sports (SL3, SL7, VV3)
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland