18.01.2023 Aufrufe

Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

Im Jahr 2009 wurde in Deutschland an damals drei Standorten ein Stützpunktsystem zur Förderung des Para Sports etabliert. Im Jahr 2019 ist das System auf 17 Stützpunkte an 14 Standorten angewachsen. Ziel der an der Universität Paderborn im Arbeitsbereich Inklusion im Sport durchgeführten Interviewstudie war es, das Stützpunktsystem unter Berücksichtigung der Sichtweisen und Erfahrungen sowohl von Kaderathletinnen und -athleten aus dem Para Sport als auch von Angehörigen des Stützpunktpersonals zu untersuchen. In die abschließenden Handlungsempfehlungen fließt die Perspektive von verantwortlichen Personen sowohl aus dem paralympischen als auch aus dem olympischen Sport ein. Damit werden wichtige Ansatzpunkte zur verbesserten Kooperation zwischen paralympischem und olympischem Sport herausgearbeitet.

Im Jahr 2009 wurde in Deutschland an damals drei Standorten ein Stützpunktsystem zur Förderung des Para Sports etabliert. Im Jahr 2019 ist das System auf 17 Stützpunkte an 14 Standorten angewachsen. Ziel der an der Universität Paderborn im Arbeitsbereich Inklusion im Sport durchgeführten Interviewstudie war es, das Stützpunktsystem unter Berücksichtigung der Sichtweisen und Erfahrungen sowohl von Kaderathletinnen und -athleten aus dem Para Sport als auch von Angehörigen des Stützpunktpersonals zu untersuchen. In die abschließenden Handlungsempfehlungen fließt die Perspektive von verantwortlichen Personen sowohl aus dem paralympischen als auch aus dem olympischen Sport ein. Damit werden wichtige Ansatzpunkte zur verbesserten Kooperation zwischen paralympischem und olympischem Sport herausgearbeitet.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse<br />

143<br />

Tab. 25. Trainingsangebot an den PTS-Standorten<br />

PTS-Standort<br />

Standort 1:<br />

Eine Individualsportart<br />

Standort 2:<br />

Zwei Individualsportarten<br />

& eine Mannschaftssportart<br />

Standort 3:<br />

Eine Individualsportart &<br />

eine Mannschaftssportart<br />

Standort 4:<br />

Eine Mannschaftssportart<br />

Standort 5:<br />

Eine Individualsportart<br />

Standort 6:<br />

Drei Individualsportarten<br />

Standort 7:<br />

Eine Individualsportart<br />

Angebotene Trainingsstunden<br />

Alter 8–10 Jahre: 2–3x pro Woche Stützpunkttraining<br />

Alter 11–13 Jahre: 5–8x pro Woche Stützpunkttraining<br />

Bundeskader: 20–30 Stunden Stützpunkttraining<br />

Je nach Leistungsniveau der jeweiligen Trainingsgruppe:<br />

1–2x pro Tag Stützpunkttraining plus Athletiktraining<br />

Mannschaftssportart:<br />

Ca. 8–9 Stunden pro Woche Stützpunkttraining plus Athletiktraining<br />

Individualsportart:<br />

6–10x pro Woche Stützpunkttraining<br />

3x pro Woche Stützpunkttraining<br />

4 zentrale Lehrgangsmaßnahmen pro Jahr<br />

In Anhängigkeit von Kaderzugehörigkeit:<br />

3x pro Woche Stützpunkttraining mit der gesamten Trainingsgruppe<br />

mind. 2x pro Woche betreute Einzeltrainingseinheiten<br />

Bundeskader: 9–10x pro Woche Stützpunkttraining (6 betreute Einheiten, 4 selbstständig<br />

umzusetzende Einheiten)<br />

Umfang abhängig von Kaderzugehörigkeit:<br />

1–2x pro Tag Stützpunkttraining<br />

1x pro Tag Stützpunkttraining (2–3 Stunden)<br />

zuzüglich Lehrgangsmaßnahme (mit 2–3 Einheiten pro Tag)<br />

Mangel an barrierefreiem Wohnraum<br />

Alle Befragten st<strong>im</strong>men darüber ein, dass das<br />

Angebot von finanzierbarem, barrierefreiem<br />

Wohnraum Mindestvoraussetzung sei, um einen<br />

Standort für Para-Athletinnen und Athleten<br />

attraktiv erscheinen zu lassen. Wiederholt<br />

kommt in den Interviews zur Sprache, dass <strong>im</strong>mer<br />

wieder geplante Ideen zur Verbesserung<br />

der Situation am Stützpunkt aufgrund äußerer<br />

Umstände nicht umgesetzt werden können; dies<br />

betrifft beispielsweise die Umsetzung der Forderung<br />

nach barrierefreiem Wohnraum für Para-<br />

Athletinnen und Athleten in Stützpunktnähe:<br />

„Bei uns redet man, ich weiß nicht<br />

seit wie vielen Jahren, davon, dass das<br />

Internat erweitert werden soll und<br />

die Erweiterung soll barrierefrei sein.<br />

Selbst wenn da Plätze wären, sind das<br />

keine, die meine Athleten einnehmen<br />

könnten. Da war vor zwei Jahren der<br />

Gedanke – wir machen parallel zum<br />

Internat barrierefreie Wohnungen<br />

als WGs. <strong>Das</strong> hat sich auch schnell<br />

verschlagen, weil die Preise für Mietwohnungen,<br />

gerade für Mietwohnungen,<br />

die ein paar Straßen wieder<br />

mehr haben, in [Stützpunktstandort]<br />

einfach exorbitant sind. <strong>Das</strong> ist<br />

zwar allgemein so in Großstädten,<br />

aber in [Stützpunktstandort] ist es<br />

so schl<strong>im</strong>m, dass man den letzten<br />

Ramsch nehmen muss, um überhaupt<br />

etwas zu kriegen. Also da haben<br />

wir ein echtes Problem mit.“ (TR6)<br />

Mangel an Trainerstellen<br />

Als ein weiteres zentrales Manko ist die langfristig<br />

nicht ausreichende Anzahl von Trainerinnen<br />

und Trainern an den Stützpunkten zu<br />

identifizieren. Idealerweise wäre nach Meinung<br />

der Befragten jeder Standort mit zwei Stützpunkttrainerstellen<br />

ausgestattet, um nicht zuletzt<br />

zwischen der Arbeit mit den Bundeskaderathletinnen<br />

und -athleten und dem Nachwuchs<br />

differenzieren zu können. Auch <strong>im</strong> Krankheitsfall<br />

oder in anderen Abwesenheitssituationen<br />

zum Beispiel wegen Wettkampfreisen sei ein<br />

Analyse des <strong>Stützpunktsystem</strong>s zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!