Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

124 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
athleten etwas verteilt sind, dann
können wir auch in Deutschland ein
starkes Ligensystem haben, wo wir
auch bei der Deutschen Meisterschaft
oder ähnlichem untereinander so im
Wettkampf sein können. [Wir brauchen]
Mannschaften an vielen Standorten
[…] Grundsätzlich [müssen] die
Strukturen auch an mehreren Standorten
so bestärkt werden, dass einfach
die Talententwicklung und auch
Talententdeckung meines Erachtens
stärker ist, als wenn eben diese Athleten
einzeln nur gebündelt an einem
Standort sind.“ (AT5_Rollstuhlbasketball)
Zusammenfassend bleibt festzuhalten,
dass die Para-Athletinnen und Athleten größtmögliche
Vernetzung von olympischem und
paralympischem Sport an allen OSPs wünschen,
so dass es den Kaderathletinnen und -athleten
offensteht, OSP-Serviceleistungen möglichst
wohnortnah gleichberechtigt in Anspruch
zu nehmen. Gleichzeitig ist offensichtlich geworden,
dass ein qualifiziertes Training in den
Para-Sportarten eine Para Sport-bezogene Expertise
seitens der betreuenden Trainerinnen
und Trainer verlangt, die bislang nicht an allen
OSP-Standorten vorliegt. In den Interviews
kommt klar zum Ausdruck, dass auf der einen
Seite die Mitnutzung der OSPs durch den Para
Sport vorangetrieben werden muss, dass auf der
anderen Seite die bestehenden Standorte, die
eine Tradition im Bereich des Para Sports mit
entsprechender Expertise aufweisen, keinesfalls
zukünftig vernachlässigt werden dürften:
„Ich glaube die Wahrheit liegt zwischen
eins und zwei [gemeint sind die
Thesen 1 und 2]. Ich glaube, […] das,
was wir gerade machen, [ist ein] wirkungsvolles
Konzept: An den OSPs
meiner Meinung nach läuft ja alles
gleich [gemeint sind die OSP-Serviceleistungen,
die den Kadersportlerinnen
und -sportlern aus dem Para
Sport offenstehen], aber dann ist es
im paralympischen Bereich immer
so, dass dadurch, dass es ja so etliche
verschiedene Klassen gibt, sich meines
Erachtens so Expertenstandorten
entwickelt haben oder entwickeln.“
(AT17_Leichtathletik)
Der Verweis auf die Para Sport-bezogene
Expertise führt im Folgenden zur Diskussion
von These zwei.
7.8.2 Die Sichtweise von Athletinnen
und Athleten zu These 2:
Aufbau einer zentralistischen
Stützpunktsystemstruktur mit
Konzentration der Para Sport-
Expertise an einem Standort
Nur wenige Stichprobenangehörige zeigen sich
im Interview angetan von der Idee eines zentralen
Para-Stützpunktes, der für Para-Athletinnen
und Athleten über sämtliche Sportarten hinweg
(alleiniger) Anlaufpunkt ist. Zwei Befragte können
sich für das Modell jedoch durchaus begeistern
und begründen ihre Zustimmung damit,
dass sie davon ausgehen, von einem (ihnen aktuell
fehlenden) Austausch mit Para-Athletinnen
und Athleten aus anderen Sportarten zu profitieren.
Darüber hinaus könnte eine Bündelung
aller Para-Sportarten an einem Ort den Para
Sport gegebenenfalls sichtbarer oder dadurch
für etwaige Sponsoren attraktiver machen, wie
es ein Sitzvolleyballer im Folgenden beschreibt:
„Ein zentrales Training fände ich
persönlich total geil. Also mit anderen
Sportarten aus dem Parabereich
kann es halt, glaube ich, ähnliche
Synergieeffekte geben wie in Verbindung
mit der [olympischen Sportart]
aus dem eigenen Bereich. Weil keine
Ahnung, wenn ich jetzt räumlich
enger zusammen trainieren würde
mit den Leichtathleten, ich glaube
die könnten mir locker erzählen,
was ich machen kann, um Schnellkraft
zu trainieren oder was weiß ich,
oder dass man den Horizont auch
mal erweitert für die anderen Sportarten.
Das würde halt auch daraus
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland