Das Stützpunktsystem im paralympischen Leistungssport

108 Darstellung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
Vereinsebene sozusagen, also, da [gemeint
ist der PTS] ist dann praktisch
der Leistungsanspruch der Mitspielenden
noch höher und noch besser.
[…] Jetzt, [seitdem der PTS geschlossen
ist], muss ich persönlich bei der
Stadt anrufen, fragen, können wir
hier neue Linien bekommen? In der
anderen Halle, ohne Quatsch, hat das
drei Jahre gedauert, um zwei Linien
einzuzeichnen. Das ist suboptimal.“
(AT23_Sitzvolleyball)
Auch kommt im Gespräch – unabhängig
von der eigenen Person – die Sorge um die
langfristige Entwicklung der Sportart zum Ausdruck:
„Ich habe echt Sorge, dass unsere
Sportart in den nächsten Jahren extrem
leiden wird und dass da viel
kaputtgehen könnte. Ja das Problem
ist einfach, Menschen zu haben, zu
finden, die entweder bereit sind, ehrenamtlich
zu investieren oder gar
Mittel zu haben, die gute Leute dafür
entsprechend entlohnen. Das ist so
das Hauptproblem so im Moment.“
(AT22_Sitzvolleyball)
Es wird mitunter moniert, dass einige
Standorte „nach zwei Jahren wieder eingestampft“
werden, so dass es insgesamt (zu) wenige
Stützpunkte nicht zuletzt zur Förderung
des Nachwuchses gebe:
„Ich würde wirklich viele Strukturen,
die wir hier erschaffen haben in den
letzten Jahren, die muss es häufiger
geben. Vor allem sowas wie Sportinternat,
inklusive Sportinternate. Das
wir nicht in fünf Jahren oder in zehn
Jahren noch der einzige Stützpunkt
sind, der sowas anbietet, der dann
auch nicht nach zwei Jahren wieder
eingestampft wird. Die Jugendarbeit
und die Strukturen in den unteren
Juniorenteams die sind unglaublich
wichtig. […] man sieht es ja an den
Briten, wie viele junge Spieler da den
Sprung in die A-Nationalmannschaft
schaffen, einfach, weil sie auch häufig
schon früh mit diesen Strukturen zu
tun haben und früh in diese Strukturen
reingedrückt werden. Und [in
Deutschland] haben wir das gefühlt
aktuell nur in Hannover und das sehe
ich leider Gottes nirgendwo anders.“
(AT20 _Rollstuhlbasketball)
7.6 Analoge Stützpunktlogik
von olympischem und
paralympischem Sport
versus besondere Bedarfe
des Behindertensports
Die befragten Kadermitglieder sind der einhelligen
Meinung, dass es parallel zur bestehenden
OSP-Infrastruktur keinesfalls ein eigenständiges
Stützpunktsystem für den Para Sport geben sollte.
Die Para-Sportlerinnen und Sportler betonen
nachdrücklich, dass durch gemeinsam genutzte
Stützpunkte seitens des organisierten Sports
eine wichtige Botschaft in Sachen Inklusion und
gleichberechtigter Teilhabe ausgesendet wird. Vor
allem ist es für die Befragten wichtig, dass ihnen
durch den Zugang zur Infrastruktur des olympischen
Sports signalisiert wird, dass sie gleichberechtigt
als (Hoch-)Leistungssportlerinnen und
-sportler anerkannt und wertgeschätzt sind:
„Also ich bin nicht dafür, dass man
den paralympischen Sport ausgrenzt
oder absondert.“ (AT7_Leichtathletik)
„Im Training ist es aber im Endeffekt
das Gleiche, da stehen hier wie dort
die Athleten, die sich den Arsch aufreißen,
die hart trainieren, die ja auch
die gleichen Sachen machen.“ (AT17_
Leichtathletik)
„Eine räumliche, bauliche Auslagerung
ist völliger Nonsens in meinen
Augen, also das ist nicht das Ding von
Sport, Leute weiter zu entzerren und
entfremden und zu distanzieren, das
Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympi schen Spitzen- und Nachwuchs leistungssports in Deutschland